Ich finde jede Art der Kritik wichtig. Auch wenn sie einfach nur das Ausdruck des eigenen Zweifels sind oder aus der Lust am Kritisieren entstehen. Was das ist, ist Sache des Kritisierenden und Ausdruck seines Seins. Darüber habe ich nicht zu urteilen. Ich kann mich lediglich auf die Kritik einlassen und gemeinsam mit dem Anderen nachdenken.
Wie gehe ich heute damit um?
Wenn ich Lust habe, dann sehe ich mir das an und beteilige mich.
Wenn ich keine Lust habe, dann lass ich es einfach stehen. Es gibt Leute, auf die reagiere ich überhaupt nicht, auch wenn ich persönlich angesprochen werde. Es steht mir frei, so zu reagieren, wie ich es für richtig halte.
Ich fühle mich nicht angegriffen von kritischen Äußerungen zum Thema Buddhismus, es ist mir egal, ob jemand den Buddhismus, den Dharma oder den Buddha angreift.
Selbst aus der "hahnebüchendsten" Kritik konnte ich bisher etwas Wertvolles ziehen. Zumindest habe ich nachgedacht, auch über die Dinge, die ich so selbstverständlich hinnehme. Ein anderer Effekt ist eine gewisse Offenheit, die sich so einstellt. Wenn ich Kritik, welche auch immer, abwehre, dann blockiere ich mich selbst. Darauf folgt eine Kette von Gedankenkonstrukten und Emotionen, die nicht immer hilfreich sind. Hinzu kommt, dass ich mir ein Urteil über eine Person erlaube. Das halte ich für wenig förderlich und es erfasst den Menschen nicht, sondern ist erst mal nur Ausdruck meiner eigenen Haltung. Es trennt uns voneinander und führt nur dazu, dass man sich selbst überhöht. Natürlich ertappe ich mich dauernd dabei, mich nicht daran zu halten, aber das ist schon weniger geworden, und ich merke, wie mir das guttut.
Es sollte möglich sein, alles abzuklopfen, wieder und wieder.
Einer meiner Lehrer hat das auf diese Weise vorgelebt:
Wenn jemand eine Frage stellte, die den meisten von uns "echt überflüssig" vorkam, wenn nicht gar "daneben", dann hat er sich erst einmal für die Frage bedankt. Er hat sie aufgenommen, und wenn es ihm nicht klar war, auf was de Fragesteller hinaus wollte, hat er ihn gebeten seine Frage weiter zu erläutern. Er hat die Frage als interessant markiert, und dann versucht eine ehrliche, überzeugende und respektvolle Antwort zu geben. Ihm war offensichtlich klar, dass jedes Wesen seine eigene Sicht auf die Welt hat, hat dies respektiert und ist dem voller Achtung begegnet. Auch mit Humor natürlich und viel Lachen.
Ich denke viel zu selten an diese Augenblicke gelebter Praxis.