Beiträge von Doris im Thema „Fundamentalkritik“

    Sunu:


    Für mich ist es eher eine christliche Einstellung wenn man sich als "outständing" homo sapiens wahrnimmt, anstatt als " dazu-." bzw. "zusammengehörig".


    Ich denke, ich verstehe auf was Du hinauswillst.
    Aber trotzdem hinkt das. Auch ohne die Tierart homo sapiens wird es weiterhin Leben auf der Erde geben. Die Erde wird etwas anders aussehen und teilweise wird es zu Katastrophen ungeahnten Ausmaßes kommen, weil die Brennstäbe die Umgebung verseuchen werden, und zwar an sehr vielen Orten der Erde, Dämme werden brechen und viele andere unserer Hinterlassenschaften werden der Nachwelt Probleme berieten, aber das Ökosystem wird sich einpendeln. Wie immer. Nach jeder globalen Katastrophe. Und, so leid es mir tut, ich empfinde unsere Art momentan als eine solche. So wie Algen in einem See, die ungehemmt wachsen und dann zur Eutrophierung führen. Der See ist dann biologisch tot. Zumindest für eine längere Zeit.


    https://www.youtube.com/watch?v=w3vEMUC4Eb0

    Sunu:


    Der Mensch wäre nicht da, wenn die Natur den Menschen nicht " brauchen" würde.


    Das halte ich für eine verwegene These. Sehr christlich. Die Theodizee des homo sapiens.

    Karnataka:

    Die Sympathie für Gewalt stellt eine Fundamentalkritik an der buddhistischen Ethik dar, würde ich meinen. Ich vermute zwar, dass ein pragmatisches Verständnis für seltene Ausnahmesituationen bestehen darf, doch bedingt ein solches eben eine grundsätzliche Überzeugung.


    Darin steckt schon der Kern der Diffamierungskampagne. Du unterstellst eine "Sympathie für Gewalt" und unterstellst damit, dass es den Leuten nur um Krawall und Gewalt ginge.


    Ich sag Dir ganz ehrlich: Wenn die Indianer im Regenwald von Amazonien den Regenwald vor der Abholzung verteidigen, indem sie mit Giftpfeilen gegen die anrückenden Arbeiter und ihre Maschinen vorgehen, so werde ich einen Teufel tun, und ihnen mit buddhistischer Ethik kommen. Sie werden sowieso verlieren, ihr Leben, zumindest aber ihre Heimat und ihre Kultur. Sollen sie wenigstens mit dem Gefühl zugrunde gehen dürfen, sich gewehrt zu haben.


    Es müsste eher so sein: Aufgrund der buddhistischen Ethik sollte sich jeder Buddhist aktiv für den Erhalt der Umwelt widmen und wirklich was unternehmen, nicht nur mit dem Stoffsackerl einkaufen gehen. Denn es geht um das Leben der Menschen und aller Mitwesen auf dieser Erde. Es ist zu spät um ein bisschen auf öko zu machen.
    Über den Rechtsstaat kann man diesbezüglich ein Ei hauen. Der unterstützt immer die Interessen der Industrie. Ich vertraue auf ihn in dieser Beziehung nicht. Ich lebe in Bayern, und da kennt man den Ausgang, wenn Umweltschützer gegen Projekte vor Gericht ziehen. Zuletzt wieder ganz deutlich zu sehen am Ausbau der Isental-Autobahn.


    Egal, was wir tun, es ist immer ein Eingriff in das Ökosystem.
    Der primäre Weg sollte daher sein, mit so wenig Eingriffen wie möglich zurecht zu kommen.
    Das können wir durch Geburtenkontrolle, Recycling, Sharing, neue Techniken … und vor allem Sparsamkeit, Konsumverzicht erreichen.
    Was die Windkraft anbelangt, so werden schon andere Konzepte entwickelt, bei denen keine Arme mehr verwendet werden. Ich habe vor einiger Zeit von einem schwingenden pylonähnlichen Objekt gelesen, das gerade in Erprobung ist. Damit wäre das Problem für die Vögel weg. Die Auswirkung auf die Atmosphäre dürfte dann in etwa die eines großen Baumes sein, nur ohne Äste und Blätter.


    Ich sehe das nicht mit dem Technologiehass. Was ich sehe und lese, sind viele viele Initiativen und Entwicklungen für neue Techniken. Das sind oft ganz kleine Firmen, oft Einzelpersonen, die Unglaubliches leisten. Leider werden sie nicht genügend gefördert, weil die Großunternehmen das nicht möchten. Wo Verbesserungen geschehen, sind es die Kleinen, die das oft gegen enorme Widerstände schaffen.

    Sunu:

    Ich meine diese " Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur " Einstellung. Wozu hat das geführt ?.... Was verlorengegangen ist, ist das Bewusstsein, dass wir die Natur sind. Und hilfreich wäre meiner Meinung nach genau dieses Bewusstsein wieder zu erwecken... Das schafft man aber nicht, indem man den Menschen von der Natur aussperrt....


    So ist es aber. Das ökologische System kann ganz gut ohne den Menschen. Aber kann der Mensch ohne das ökologische System?
    Das sperrt den Menschen doch nicht aus der Natur aus. Ganz im Gegenteil. Es zeigt, dass wir nichts anderes sind. Die Probleme haben wir uns doch geschaffen, weil wir meinen, wir könnten uns darüber erheben. Das was Du den Ökoaktivisten vorwirfst, ist genau das, wogegen sie kämpfen.

    Sunu:

    Was die Raubbauer und die Ökoaktivisten gemein haben ist, dass sie sich als getrennt von der Natur wahrnehmen. Und so verstricken sie sich in Gier und Hass. Wirklich besser wird dadurch aber nichts....im Gegenteil.


    Du meinst also, diejenigen, die einfach nur sitzen, die machen es besser.
    Wenn in Alaska eine Pipeline gebaut wird, dann muss ich einfach nur sitzen, und dann wird sie nicht gebaut? Diejenigen, die da hingehen und protestieren, z.B. die Indianerstämme, die nehmen sich als getrennt von der Natur wahr und verstricken sich in Gier und Hass und verschlimmern das also?

    Ich kenn mich mit den angeführten Philosophen nicht aus.
    Daher kann und will ich nicht inhaltlich mit Dir debattieren.
    Dennoch habe ich eine Frage, die Du vielleicht beantworten möchtest:
    Was versprichst Du Dir davon, wenn alle Buddhisten Deine Gedanken verstehen und teilen würden? Was würde sich ändern, Deiner Meinung nach?

    Zitat

    Wir können also nicht ohne Weiteres sagen, dass wir heute verstehen, was die damals gesagt haben. Das ist das Thema. Und das zu sehen, wäre Teil des Erwachens.


    Aber das kannst Du "den Buddhisten" nicht vorwerfen oder an ihnen kritisieren, wenn sie noch nicht erwacht sind.
    All das, was Du beschreibst, mag stimmen, für den Einen mehr, für den Anderen weniger. Aber mit fortschreitender Erkenntnis legt sich das. Dann ist es egal, ob das "der Buddha gesagt" hat, ob der "das meinte", es zählt die eigene Erfahrung, und die besteht u.a. aus der Erkenntnis, dass "jeder Jeck anders ist". Und das kann dann auch so stehengelassen werden.


    Dass Herr Gautama keine Welterklärung lieferte, so die schriftliche Überlieferung, hat er ja deutlich gesagt. Das ist also eine Binse. Es ging und geht immer nur um die Erforschung des eigenen Geistes und die Beziehung zur Welt, wie sie im Kopf entsteht, was für Konsequenzen das im Handeln hat und wie der Mensch damit optimal umgehen kann.
    Sich darauf zu konzentrieren verlangt den Menschen wohl einiges ab, weil wir es gewohnt sind alles im Außen zu suchen und jedes Ungemach im Außen zu verorten. Darum sind wir ja auch so erpicht darauf andere zu kritisieren. Das dauert eben, bis Menschen dazu bereit sind, und womöglich gibt es welche, die das nie tun werden.


    Dass die Leute aus dem Dharma eine Religion machen ist nur natürlich, auch wenn das vielfach verschleiert wird. Aber welche Rolle spielt das für mich persönlich, was die Anderen tun? Keine.


    Warum wundert es mich nicht, wenn es zu Skandalen innerhalb der buddhistischen Community kommt?
    Weil jeder auf dem Weg ist und nichts weiter. Das wird keine Religion der Welt jemals ändern. Nur ein biologischer, evolutionärer Sprung könnte das. Darum gibt es keinen Anlass für mich den Buddhismus zu verteidigen oder in irgendeiner Weise für "ihn" einzutreten. Er ist in meinen Augen nicht besser oder schlechter als andere Herangehensweisen. Daher sind manche Deiner Bemühungen, die darauf abzielen irgendwo doch so was wie den "reinen Dharma" zu finden, für mich nicht nachvollziehbar.


    Für mich selbst muss das Ganze nicht schlüssig sein. Ich habe mich auf den Weg gemacht, was zu erkunden. Ob das dann schlüssig ist oder nicht, wird sich herausstellen – oder auch nicht. Wenn es sich als nicht schlüssig erweist, dann war es zumindest eine interessante Lebensbeschäftigung.

    Spock:
    Doris Rasevic-Benz:


    Du meinst, es würde vorausgesetzt werden, man müsse nun aber dieses oder jenes denken? Und alles, was dem nicht entspräche, wäre irgendwie "daneben" aka "verblendet" und eine Art Krankheit, also bedingt, während hingegen die "Rechte Ansicht" nicht bedingt wäre und automatisch erscheine? Verstehe ich Dich richtig?


    Ja. So liest sich das für mich teilweise. Das is der ¨ganz natürliche¨ Zustand des Seins, aber bei mir is das nich so. Ich hab das gelesen, gehört und verglichen, dass das so is.


    Also, wenn ich das richtig erfasst habe, dann gibt es einen Punkt des Seins, der keine Begriffe hat, in dem Begriffe nicht angewendet werden, in denen Begriffe aufgrund ihrer Abwesenheit nichts bedingen. Ein Zustand, der keinerlei Definition unterliegt. Deshalb unbedingt. Denn Begriffe definieren, ordnen und strukturieren die Welt. Selbst "die Welt" und "das Erleben" ist ja schon eine Unterwerfung in Begrifflichkeit von "hier und dort", "innen und außen".


    Aber natürlich ist das auch bedingt, denn ohne die Form der "Doris", also ohne diesen Körper, wäre das Unbedingte nicht erfahrbar, das Unbedingte könnte sich nicht erfahren.


    Um zum Thema zurückzukehren: Jegliches Fragen ist ein Kratzen an der Begrifflichkeit. Wir fragen und kratzen so lange, bis wir eine Lücke im Kratzen finden, ein kleiner Moment des Offenseins. Ich glaube auch, dass das Nicht-Kratzen, also das Verharren im Denken und Glauben, nichts anderes ist. Beides ist der Versuch sich durch Denken und Begrifflichkeit zu nähern. Beidem wohnt diese kleine Lücke inne. Ich vermute aber, dass das Kratzen insgesamt förderlicher ist, weil es weniger geschlossen ist. Verstehst Du was ich meine? Ich kann das nur schwer ausdrücken.

    Spock:

    Für mich ist es eine Umkonditionierung, dh. von einer Konditionierung zu einer anderen (= ¨Haltung¨). Und dann wird immer gesagt, wie lange die Leute brauchten und gleichzeitig wie natürlich das ¨eigentlich¨ sei und nun wird auch so getan, als sei das eben nicht ¨bedingt¨. Das is für mich wiedersprüchlich.


    Du meinst, es würde vorausgesetzt werden, man müsse nun aber dieses oder jenes denken? Und alles, was dem nicht entspräche, wäre irgendwie "daneben" aka "verblendet" und eine Art Krankheit, also bedingt, während hingegen die "Rechte Ansicht" nicht bedingt wäre und automatisch erscheine? Verstehe ich Dich richtig?

    Ich finde jede Art der Kritik wichtig. Auch wenn sie einfach nur das Ausdruck des eigenen Zweifels sind oder aus der Lust am Kritisieren entstehen. Was das ist, ist Sache des Kritisierenden und Ausdruck seines Seins. Darüber habe ich nicht zu urteilen. Ich kann mich lediglich auf die Kritik einlassen und gemeinsam mit dem Anderen nachdenken.


    Wie gehe ich heute damit um?
    Wenn ich Lust habe, dann sehe ich mir das an und beteilige mich.
    Wenn ich keine Lust habe, dann lass ich es einfach stehen. Es gibt Leute, auf die reagiere ich überhaupt nicht, auch wenn ich persönlich angesprochen werde. Es steht mir frei, so zu reagieren, wie ich es für richtig halte.
    Ich fühle mich nicht angegriffen von kritischen Äußerungen zum Thema Buddhismus, es ist mir egal, ob jemand den Buddhismus, den Dharma oder den Buddha angreift.


    Selbst aus der "hahnebüchendsten" Kritik konnte ich bisher etwas Wertvolles ziehen. Zumindest habe ich nachgedacht, auch über die Dinge, die ich so selbstverständlich hinnehme. Ein anderer Effekt ist eine gewisse Offenheit, die sich so einstellt. Wenn ich Kritik, welche auch immer, abwehre, dann blockiere ich mich selbst. Darauf folgt eine Kette von Gedankenkonstrukten und Emotionen, die nicht immer hilfreich sind. Hinzu kommt, dass ich mir ein Urteil über eine Person erlaube. Das halte ich für wenig förderlich und es erfasst den Menschen nicht, sondern ist erst mal nur Ausdruck meiner eigenen Haltung. Es trennt uns voneinander und führt nur dazu, dass man sich selbst überhöht. Natürlich ertappe ich mich dauernd dabei, mich nicht daran zu halten, aber das ist schon weniger geworden, und ich merke, wie mir das guttut.


    Es sollte möglich sein, alles abzuklopfen, wieder und wieder.
    Einer meiner Lehrer hat das auf diese Weise vorgelebt:
    Wenn jemand eine Frage stellte, die den meisten von uns "echt überflüssig" vorkam, wenn nicht gar "daneben", dann hat er sich erst einmal für die Frage bedankt. Er hat sie aufgenommen, und wenn es ihm nicht klar war, auf was de Fragesteller hinaus wollte, hat er ihn gebeten seine Frage weiter zu erläutern. Er hat die Frage als interessant markiert, und dann versucht eine ehrliche, überzeugende und respektvolle Antwort zu geben. Ihm war offensichtlich klar, dass jedes Wesen seine eigene Sicht auf die Welt hat, hat dies respektiert und ist dem voller Achtung begegnet. Auch mit Humor natürlich und viel Lachen.
    Ich denke viel zu selten an diese Augenblicke gelebter Praxis.