Beiträge von mukti im Thema „Befreiung und der natürliche Zustand des Seins“


    Nun mag man das alles wissen und analytisch nachvollziehen können aber trotzdem z.B. einer schönen Empfindung anhängen. Da ist ein Unterschied zwischen Wissen und Verwirklichung bzw. Weisheit.

    Man kann etwas verstehen, glauben oder verwirklicht haben. Z.B. Raphys Bemerkung im Eingangsbeitrag:


    Zitat

    Also so wie ich die Buddhalehre verstehe ist dieser "ganz natürliche" Zustand des Seins für alle Nichtarahants Gier, Hass und Verblendung. Auch wenn diese drei unheilsamen Wurzeln oder Geistesgifte noch so subtil da sind, sie sind da. Deswegen ist es wichtig diese bis auf die Wurzel zu beseitigen, wenn einem die nachhaltige und endgültige Befreiung von Dukkha, wie es Buddha der Überlieferungen nach lehrte, wichtig ist.


    Ich kann verstehen dass Gier, Hass und Verblendung Dukkha verursachen, wobei auch Glaube eine gewisse Rolle spielt. Z.B. beruht nach der Lehre die Vorstellung einer unveränderlichen Seele auf Verblendung - ich weiß nicht ob es sowas gibt oder nicht, glaube aber nicht daran. Dinge die jemseits der Möglichkeit von Verstehen liegen kann man glauben oder für wahrscheinlich halten oder nicht.


    Wenn man nun versteht, dass Gier, Hass und die damit verbundene Verblendung Dukkha verursachen, muss das nicht zwangsläufig zu ihrer Beseitigung führen. Es braucht eine ungewöhnlich tiefe Einsicht um alle Hindernisse zu überwinden bis zu ihrer endgültigen Beseitigung. Das wäre dann die Verwirklichung des Verstandenen.

    Sunu:


    Mhh...ist das Ego nicht natürlich? Es hat ja seine Berechtigung im Bezug auf das Überleben... Und wenn da ein Ego ist...dann ist es halt so...So- heit. Überhaupt...gibt es etwas unnatürliches ? Vlt. hat es ja auch einfach etwas mit Akzeptanz zu tun. Wenn ich einen Moment so akzeptiere wie er ist, dann wünsch ich mir ja nichts weg und nicht dazu...selbst dann nicht, wenn da ein Ego ist, welches gerade nach irgendwas giert oder etwas ablehnt...auch das kann ich akzeptieren, es anerkennen...und gewinne dadurch die Freiheit, nicht danach handeln zu müssen. Das Ganze wird dann auf das Körperliche reduziert, es wird anerkannt als durch das Leben bedingt....und gut...


    "Ego" bedeutet wohl Selbstbezogenheit, ohne Erkenntnis von annicca, dukkha und anatta. Bewertung der Dinge nach dem was sie einen bringen, also annehmen und ablehnen. Wenn die Akzeptanz von Gier und Ablehnung dazu führt, nicht danach handeln zu müssen, dann ist da ja nicht die Vorstellung 'Ich bin gierig oder ablehnend'. Also kein Ego, sonst würde man ja danach handeln und höchstens dabei denken ´Mensch bin ich wieder gierig´


    Wie in D.22 beschrieben:


    Zitat

    Da weiß der Mönch vom lustbehafteten Geist: <Lustbehaftet ist der Geist>; er weiß vom lustfreien Geist: <Lustfrei ist der Geist>; er weiß vom haßbehafteten Geist: <Haßbehaftet ist der Geist>; er weiß vom haßfreien Geist: <Haßfrei ist der Geist>.....die Dinge in ihrem Entstehen und Vergehen betrachtend, weilt er beim Geiste. <Geist ist da!> so ist seine Achtsamkeit gegenwärtig, eben nur soweit es der Erkenntnis dient, soweit es der Achtsamkeit dient. Unabhängig lebt er, und an nichts in der Welt ist er angehangen.

    Morpho:

    Und jetzt sag mir, merkt das einer oder merkt man das nicht: Freiheit vom Ego ?
    Das ist Stromeintritt ! Die Persönlichkeitsansicht fällt weg. 'Das' ist mein, das bin ich, das gehört mir. Das klingt sehr abstrakt, ich weiß. Aber das meint 'So-heit'- der "natürliche Zustand des Seins" oder Erlebens.


    Ich denke dass man es selber weiß, wenn man in den Strom eingetreten ist. Soweit ich das mitgekriegt habe bedeutet es Freiheit von Persönlichkeitsvorstellung, aber noch nicht Freiheit von der Vorstellung etwas jenseits des Persönlichen zu sein.

    Morpho:

    Ich glaube das ist gar nicht der Dünkel, es sind meist die recht Unverdünkelten,
    die mit den Hemmungen, während die Verdünkelten durchaus hemmungslos, gedankenlos voll Unkorrektes veräußern, das merkt man nur nicht, weil es sich Intelligent anhört. Das ist sowieso komisch:
    Nur weil einer intelligent daher kommt muss er ja nicht klug sein. Ich kenne viele intelligente Leute, die nicht klug sind. :P Vielleicht kommt ja daher die Hemmung, denn der Intelligente gilt ja als der Womenizer, irgendwie hat er immer recht zu haben selbst wenn er voll daneben liegt.


    Statt "klug" würde ich "weise" nehmen - Intelligenz und Wissen macht noch keine Weisheit aus. Besondere Intelligenz verleiht ein Gefühl der Überlegenheit und Sicherheit, auch weil man sich immer noch geschickt herauswinden kann wenn sich eine Äußerung als falsch erweist. Befreiung, um noch irgendwie beim Thema zu bleiben, ist aber nicht Freiheit seine Meinung durchzusetzen sondern Freiheit vom Ego.

    Morpho:

    Die Frage ist, woher kommt die Hemmung, was "falsches" zu sagen ? Ist das eine Gewissensfrage ? Dann kenn ich das.


    Ohne Dünkel der Korrektur fürchtet und mit der Einsicht in das eigene Unwissen gibt es eine solche Hemmung ja nicht, ob man Theravadin oder sonstwas ist.

    Morpho:

    Die armen Theravadin, sie rechnen beim geringsten Veräußern auch mit harscher Kritik oder unreflektierter Annahme. Woher kommt das ? Ich denke, das kommt aus einer Szene, die die Lehre wissen-schaftlich erforscht. Wo der Bikkhu das "letzte Wort" hat, der studierte Bikkhu. Oder?


    Wer das Studierte verwirlicht hat, der hat das das letzte Wort.

    accinca:

    Allerdings wenn jemand schreibt:
    "die Wand ist weiß" dann gehe ich davon aus, das er genau
    das meint und nicht voller "Bescheidenheit" meint sie könne
    vielleicht doch rot sein.


    Da kommt es aber auch darauf an ob etwas aufgrund von Wahrnehmung beschrieben wird oder aufgrund einer Vorstellung. Z.B. kann man schreiben es ist möglich dass es Götter gibt weil das im PK steht und weil man es selber für möglich hält. Aus ehrlicher Einsicht räumt man ein dass man es nicht sicher weiß und dass es auch anders sein könnte. Die Behauptung, dass es so sein müsse ohne es wirklich zu wissen wäre aber unbescheiden, ein ungerechtfertigter Anspruch die Wahrheit zu kennen.