Beiträge von mukti im Thema „Woher kommt die Welt?“

    kilaya:

    Aus Vajrayana-Sicht wird durch die Entdeckung des "Ungeborenen" - der Ausdruck wird da auch gerne verwendet - die Befreiung aus Samsara erlangt. Diese Erfahrung ermöglicht sozusagen diese Erfahrungsebene, die die gleiche Welt von Samsara zu Nirvana werden lässt.


    Es gibt dann noch den Ausdruck des "Parinirvana" bei dem die individuellen Merkmale sich komplett in diesem "Ungeborenen" auflösen. Allerdings ist diese Ungeborene immer schon die andere Seite der Medaille, also untrennbar von der Welt. Das wird in der Trikaya-Lehre verdeutlicht. Oder im Herz-Sutra: Form ist Leere, Leere wird zur Form.


    So kann man es auch sehen, aber der Satz dass Samsara und Nirvana eins wären ist im Theravada weniger gebräuchlich. Denn das Ungeborene kann nicht das Geborene sein, und Samsara ist nun mal der Kreislauf von Geburt und Tod. Aber das sind nur verschiedene Zugänge zu derselben Sache.

    kilaya:

    Das mit dem Verlassen des Samsara ist so wie Du es formulierst ein Missverständnis. Man geht nicht von einer "niederen Ebene" in eine "höhere Ebene". Samsara und Nirvana sind eins: das identische Universum wird von nicht erleuchteten Wesen als Samsara erlebt und aufrecht erhalten. Erleuchtete Wesen erleben die gleiche Welt anders. (Das ist jedenfalls die Sichtweise im Vajrayana)


    Dazu sei es mir gestattet die Theravada-Sichtweise gemäß der Überlieferung anzuführen:


    Zitat

    Es gibt ein Ungeborenes, Ungewordenes, Unerschaffenes, Ungestaltetes. Gäbe es dieses Ungeborene, Ungewordene, Unerschaffene, Ungestaltete nicht, so wäre hier keine Entrinnung aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten zu erkennen. Weil es nun aber ein Ungeborenes, Ungewordenes, Unerschaffenes, Ungestaltetes gibt, deshalb ist hier ein Entrinnung aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten zu erkennen. (Ud VIII.3)


    Ich sehe den Unterschied aber nur als eine Nuance - das Prinzip des Kreislaufs und der Weg sind im Grunde dasselbe.

    antelatis:

    Aber irgendwie und irgendwann muss ja auch so ein ewiger Kreislauf entstanden sein.


    Und die Ursache dieses Kreislaufs, müsste die nicht auch irgendwie und irgendwann entstanden sein? Und das was diese Ursache entstehen ließ, müsste das nicht auch entstanden sein, usw.? Und schon sind wir wieder beim anfanglosen Kreislauf...


    antelatis:


    Und das höchste Ziel ist es doch auch, diesen Samsara-Kreislauf zu verlassen. Also muss es da ja noch etwas höheres und anderes geben. Glauben die Buddhisten jetzt, dass dieser niedere Kreislauf innerhalb oder neben dieser höheren Ebene einfach so durch Zufall entstanden ist oder hat irgendjemand oder irgendetwas dafür eine Idee gehabt?


    Dieses Höhere und Andere wird im Buddhismus als Nibbana bezeichnet, aber nicht genauer ausgeführt, weil es nicht logisch erfassbar ist. Es ist das Ende des Begehrens, (Das Ende von Gier, Hass und Verblendung) das in Samsara mit all seinen Leiden hält. "Nichts anderes lehre ich als das Ende des Leids (Pali:Dukkha)" sagte der Buddha. Ein erster Anfang im Sinne einer zugrundeliegenden Idee ist nicht erkennbar, man kann sich das vorstellen wenn man möchte oder an einen Gott glauben. Das lehrt der Buddha aber nicht.

    Hallo,


    im Christentum nimmt man einen Gott an der selber keine Ursache hat, aber die Ursache von allem Anderen ist. Also zu irgendeinem Zeitpunkt in der Ewigkeit (wobei sich die Frage stellt wie es in der Ewigkeit einen Zeitpunkt geben kann), hat er die Welt geschaffen, das ist das lineare Weltbild - Anfang mit der Schöpfung und Ende mit der Apokalypse.
    Im Buddhismus hat die Welt keinen Anfang, sondern ist ein anfang- und endloser Kreislauf von Usachen und Wirkungen, das ist das zyklische Weltbild bzw. das Samsara. Was die Wesen im Samsara hält, ist das Begehren.