Beiträge von Mrs._Mahakala im Thema „Merkwürdiger Humor von Dzongsar Jamyang Khyentse“


    Dazu muss ich jetzt mal ganz blöd fragen: Wenn DZK sich mit seinem facebook-Posting an seine Adepten und nur an diese hätte wenden wollen, dann wäre es doch der einfachste Schritt von allen gewesen, die Öffentlichkeit vom Zugang auszuschließen. Da dies nicht der Fall war, kann eine solche Exklusivität nicht gewünscht sein, oder?


    Was Sogyal und die Vajrahölle angeht, scheinen DJKs Standpunkt und deiner nicht weit auseinander zu liegen. https://buddhismus-aktuell.de/…rinpoche-august-2017.html

    Athos:


    Ob sich dieser Lehrer als Privatperson in einer Weise äußert, die meinen persönlichen, profanen Wertevorstellungen nicht entspricht, sich gerne mal "einen zwitschert", Fallschirmspringt oder sonstwas macht, was ich nicht täte, spielt für mich einfach keine Rolle.


    Ich bin kein kleines Kind mehr, das ein Vorbild fürs Leben sucht, sondern einen Dharma-Lehrer.



    Eben dies finde ich bei einem Dharma-Lehrer schwierig. Ich sehe einen Unterschied zu, sagen wir, einem Fahrlehrer im theoretischen Unterricht. Der muss kein guter Autofahrer sein, um einem Schüler die Theorie für die Führerscheinprüfung beizubringen. Er muss sich auch nicht selbst an die Straßenverkehrsordnung halten, um Vekehrsregeln zu vermitteln. Er muss sie nur kennen und kommunizieren. Ein bisschen differenzierter wird es vielleicht schon, wenn es um die Fahrstunden an sich geht. Wenn der Lehrer selbst ständig fährt wie eine Sau und der Fahrschüler bekommt es mit, besteht schon eher die Gefahr, dass er sich an einem schlechten Vorbild orientiert, falsch und richtig nicht zu unterscheiden lernt und in der Fahrprüfung durchfällt.


    Bei einem Dharma-Lehrer spielt die Persönlichkeit sicherlich für viele Schüler eine ungleich größere Rolle. Auf mich trifft das in jedem Fall zu. Es geht nicht nur darum, dass der Lehrer den Inhalt der Schriften kennt und weitergibt. Es ist wichtig, dass er mit Leben füllt, was er erzählt. Dazu gehören persönliche Überzeugung und eine gewisse Faszination für den Lehrstoff. Wenn so ein Mensch das Gegenteil von dem lebt, was er lehrt, kann er mich nicht überzeugen, ich kaufe ihm einfach nicht ab, was er sagt. Wenn mich nicht überzeugt, was ich höre und lese, könnte ich statt dessen genauso gut die Bibel auf Lateinisch auswendig lernen.
    Mehr noch, wenn jemand vorgibt den Dharma nicht nur zu kennen, sondern zu achten und zu lieben und dann ständig Dinge tut, die dem krass widersprechen, erschüttert mich das. Wie kann jemand so nah mit dieser Lehre verbunden sein und das Gegenteil praktizieren? M.E. entwertet er durch so eine Lebensweise das, was er lehrt.


    Das kann man so sehen. Mir wäre es tatsächlich lieber, DZK aus der Perspektive sehen zu können, die du beschreibst. Wahrscheinlich würde ich es als Feministin auch dann immer noch doof finden. Ich bleibe solange Feministin, bis die Idee der Gleichberechtigung der Geschlechter sich wirklich durchgesetzt hat. Oder bis ich sterbe. Also bis ich sterbe. ;)
    Aber doof oder nicht ist hier in meinen Augen gar nicht der entscheidende Punkt, Der besteht darin, einem Guru, im konkreten Falle DZK, so zu vertrauen, dass ich davon ausgehe, dass nicht Motive wie Narzissmus, Misogynie, Kulturchauvinismus seine Triebfeder waren sondern dass es darum geht, den Schülern den Dharma zu vermitteln.
    Ich hoffe z.B., dass er seine Rinpoche-Energie nicht darauf verwendet hat, höchstselbst einen
    17-seitigen "sex contract" zu formulieren.


    Liebe(r) Raphy,


    müsste ich mich dann nicht einer anderen buddhistischen Richtung zuwenden?
    Im tibetischen Buddhismus ist der Guru, wenn ich es richtig verstanden habe, doch zentral.
    Komplett den Zweig zu wechseln kann ich mir schwer vorstellen. Es zieht mich z.B, nichts zum Zen oder zum Nichiren.

    Losang Lamo:


    Ich finde, Du bringst es mit Deiner Kritik zwar auf den Punkt. Auch finde ich diese öffentliche Debatte im Ganzen gut und wichtig.
    Was ich aber zweischneidig finde, ist die Wirkung dieser Debatte auf die Individuen. Wenn es zu einer Abkehr vom "Buddhissmus" oder auch nur vom tibetischen Buddhismus im Allgemeinen führt, läuft etwas grundfalsch. Man sollte über Aussagen wie "diese tibetischen Gurus" lieber reflektieren.
    Es ist nicht alles ganz so einseitig. Wenn ich mir z.B. Chögyams Lehren und Schüler anschaue, dann denke ich, dass er weitaus mehr war als ein Star, der sich totgesoffen hat. Viel mehr.


    Niemand ist nur ein Säufer. Insbesondere im Hinblick auf Chögyam Trungpa ist mir wohlbekannt, dass sich viele Argumente für ihn anführen lassen. Aus diesem Grunde hatte ich mich auf "The Guru Drinks Bourbon?" bezogen. DJK argumentiert dort für Chögyam.


    Losang Lamo:

    Wichtig ist ja zu sehen, dass man immer nur ein Teilbild hat. Der Mensch neigt dann zum Pauschalisieren, weil er halbe Wahrheiten nicht aushält - dadurch wird dann alles verfälscht und schwarz gemalt. Möglicherweise.


    Lieber ziehe ich mich auf einen Beobachtungsposten zurück und versuche, das Beurteilen möglichst zu unterlassen. Ich unterteile lieber in "dies ist nicht mein Ding" und "da kann ich was mit anfangen". Daher setze ich Leute wie DJKR jetzt auf Ignore - damit ist aber noch nicht der gesamte Buddhismus ad acta. Meine Lehrer z.B. können für das Verhalten dieser Leute, die so sehr im Rampenlicht stehen, überhaupt nichts dafür. Es gibt SO VIELE nicht berühmte Lamas, Lehrer und Gurus, die mit diesen ganzen Eskapaden und verächtlichen Statements überhaupt nichts zu tun haben und in ihrer Einstellung und ihrem Verhalten völlig entfernt davon sind. Oder auch berühmte: was können der Dalai Lama und Mingyur Rinpoche dafür, wenn DJKR auf Facebook "Schüler provozieren" spielt?


    Es geht um den Dharma, es geht um mich. Deshalb folge ich dem, was mir gut tut und meide, was mich verstört.


    Verstehe ich nicht. Natürlich haben wir immer nur ein Teilbild. Diese Erkenntnis setze ich voraus. DZK wegen zweier Äußerungen, die nicht ins eigene Bild passen, auf Igno zu setzen und eine Lebensführung, die über Jahrzehnte geht, mit dem Mittleren Weg und Mäßigung nichts mehr zu tun hat dagegen zu akzeptieren, ist für mich nicht schlüssig.


    Niemand sagt, dass der Dalai Lama oder sonstwer irgendwas dafür kann, wenn DJK Provokationen in die Welt setzt.
    Ich zitiere im Augenblick nur dich, um das Posting nicht unnötig unübersichtlich werden zu lassen, aber mir scheint, die Lösungen die hier vorgeschlagen werden, sind zu einfach. Sie klingen wie: "Liegt alles bloß daran, dass du dir lauter berühmte Lamas ausgesucht hast. Nimm doch einen Mönch. Oder Unbekannte."
    Mönche sind jetzt auch nicht wirklich eine sichere Bank, wie man z.B. an dem vorgeschlagenen Dzogchen Ponlop sieht. Nicht, dass ich ihm irgendwas vorwerfe. Er ist bloß kein Mönch mehr, ebenso wenig wie Yeshe Udo Regel, bei dem ich Seminare besucht habe.


    Ich habe mir Sogyal und DJK nicht "ausgesucht", weil sie berühmt waren, sondern weil mich ihre Veröffentlichungen sehr angesprochen haben. Als ich mich mit DJK näher befasste, war ich schon gewarnt, habe erstmal über seinen Lebenswandel recherchiert und nichts Negatives gefunden.
    Meiner Meinung nach kann man ihn mit Sogyal nicht über einen Kamm scheren. Systematischer Missbrauch ist definitiv etwas anderes als in der Öffentlichkeit Aussagen zu tätigen, mit denen man Anstoß erregt.
    Als ich begann, Texte von DZK zu lesen und mir Vorträge auf Video anzusehen konnte ich nicht wissen, dass er 1, 2 Jahre später Seltsames in den sozialen Medien verbreiten würde. Das weiß ich auch beim nächsten Guru nicht, Mönch und Promifaktor hin oder her, Man könnte ebenso gut argumentieren: "Je unbekannter desto größer das Risiko."


    Die Ursachen meiner Zweifel sind verschiedenartig beschaffen, es gibt nicht den einen Grund. Sogyal habe ich subjektiv als narzisstische Persönlichkeit wahrgenommen. Im Hinblick auf ihn erschüttert mich am meisten, dass er eine Lehre wie den Buddhismus vertritt und ganz wunderbar vermitteln kann, was daran so anziehend ist, aber das Gegenteil lebt. Im Endeffekt kommt es für mich darauf an, was jemand tut.
    Bei DJK wiederum scheint es mir eher um eine kulturell bedingte Problematik zu gehen. Was mich enttäuscht ist, dass er westliche Schüler unterrichtet, über ein westliches Medium Aspekte der westlichen Kultur kritisiert und dabei nicht einmal die Frage stellt, was genau da in buddhistische Maßstäbe hineinpassen könnte und was nicht.


    Also einfach auf zum nächsten Guru?

    Ich bin mittlerweile ganz schön verstört über diese tibetischen Gurus. Ende 2015 hatte ich hier im Forum einen Thread über meine Schwierigkeiten mit Sogyal eröffnet und wenig später Rigpa verlassen. Eine neue Sangha, in der ich bleiben mochte, habe ich nicht gefunden. Hier gibt es mehrere. Aber die beziehen sich mehrheitlich auch auf zweifelhafte Gestalten. Ole Nydahl z.B., den ich fürchterlich finde. Oder Chögyam Trungpa. Ich mag kleinlich sein, aber ich komme nicht damit klar, dass jemand den Mittleren Weg proklamiert, einen Rockstar-Lifestyle pflegt und sich totsäuft.


    Und jetzt diese seltsamen Postings von DJK, an dem ich mich gerne orientiert habe, nachdem meine Rigpa-Welt zusammmenbrach. Man kann da sicher viel zu sagen. Er bringt ja wirklich eine Diskussion in Gang. Ich habe auch Teile von "The Guru Drinks Bourbon?" gelesen und kann oder könnte einiges von dem, was er ansonsten, also auf fb, so von sich gegeben hat, auf die Gedanken beziehen, die er dort äußert.
    Dennoch: Gerade diesen "Beitrag" zur Metoo-Debatte finde ich, auch wenn er ganz, ganz viele konstruktive Gedankengänge auslösen kann, wenn man ihn lässt, unangemessen. Der Gedanke hinter "#Metoo" steckt nämlich, gesellschaftlich gesehen, noch in den Kinderschuhen. Die Opfer von sexueller Beslästigung beginnen nach Jahrhunderten und Jahrtausenden gerade, eine Stimme zu finden. Viele erfassen zum ersten Mal, was ihnen passiert ist. Wieso hat DJK keine Wertschätzung dafür? Es ist nicht die Zeit, da mit dem Holzhammer reinzuhauen.


    Der Verweis auf OTs fb-Posting in diesem Thread, in dem er sinngemäß äußerte, dass die kritischen Schüler (Mit-)Schuld an Sogyals Krebserkrankung trügen, war für mich heute das Sahnehäubchen auf all diesem tibetischen Irrsinn. Wobei ich nicht einmal bestreiten würde, dass es einen Zusammenhang geben kann. Für Sogyal mag der Brief der 8 Schüler der Schock seines Lebens gewesen sein und ich zweifle nicht daran, dass die Psyche oftmals entscheidenden Anteil an der Entstehung von Krebserkrankungen hat. Aber warum lernt man als Schüler im Busshismus ständig, dass man für seinen Geisteszustand selbst die Verantwortung trägt, während es den Lehrer anscheinend stante pede aus seinem irdischen Dasein fegt, wenn die Schüler "böse" sind? Das erscheint mir infantil, manipulativ und im Höchstmaß inkonsequent.


    Seit 2 Jahren hadere ich sehr mit dem Buddhismus, obwohl ich mich von den Grundgedanken nicht lossagen möchte,