Frieden-und-Freude:
fotost:
Niemand wird gezwungen Buddhist zu sein. Wer sich als Buddhist versteht sollte mE akzeptieren, daß Wiedergeburt ein wichtiges Konzept der Lehre ist. Die Idee spielt in viele Zusammenhänge und Erklärungen hinein, sie gehört dazu.
Möchtest Du damit (als Vertreter des säkularen Buddhismus) sagen, dass man auch als säkularer Buddhist irgendeine Interpretation von "Wiedergeburt" akzeptieren muss, weil das einfach zum Buddhismus "dazu gehört"?
Nun, ich betrachte mich als Anhänger einer säkularen Interpretation der Lehre (die viel säkularer ist als nach einer Beobachtung dieses Forums manchmal angenommen werden könnte ), aber ich bin kein Vertreter des sB.
Und - für mich - ja, Wiedergeburt, was man wegen aller aufgezeigten Probleme auch gern in Anführungszeichen schreiben kann, gehört für mich zur Lehre dazu. Noch einmal, niemand wird gezwungen Buddhist zu sein. Es gibt genug interessante Lehren ohne dieses Konzept.
Frieden-und-Freude:
Wenn ja, was sollte das für eine Interpretation sein?
Und warum möchtest Du andere Möglichkeiten ausschließen, beispielsweise die Möglichkeit, sich in dieser Frage agnostisch zu verhalten.
Verstehe ich nicht, ich verhalte mich doch streng agnostisch in Bezug auf dieses Thema. Agnostizismus bedeutet nicht, daß man über Themen nicht nachdenken darf oder die Existenz dieser Themen als Themen leugnet.
Was ich für mich ausschließe sind Interpretationen, die sich nur sehr undeutlich mit den Quelltexten in Deckung bringen lassen und die sehr weit von Lösungen nach dem Prinzip Occam's Razor wegführen.
Frieden-und-Freude:
fotost:
Ich erwarte aber, daß die Lehre, die mich seit Jahrzehnten begleitet, nicht in einem Sinn ausgelegt wird, der Tatsachen entgegensteht.
Metaphysische Theorien sind ja gerade dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht empirisch falsifizierbar sind.
Da gibt es keine Tatsachen, die der "Wiedergeburt" widersprechen.
Beispiel: Nehmen wir die (m.E. unzutreffende) "Wiedergeburts"-Konzeption, dass ein persönlicher Wesenskern von Existenz zu Existenz wandert. Es gibt keine Tatsache, die dem widerspricht, eine Falsifikation ist da gar nicht möglich. Und selbst wenn es gelegentlich den Anschein hat, es gäbe eine solche Tatsache, wird eine metaphysische Theorie von ihren Anhängern gegen Widerlegung immunisiert.
Das relevante Argument gegen metaphysische Theorien besteht darin, dass sie schlichtweg überflüssig sind, um bestimmte Sachverhalte zu erklären. Man würde dann argumentieren, dass naturwissenschaftliche Theorien ausreichen, um die beobachtbaren Tatsachen zu erklären und man nicht zusätzlich eine metaphysische Theorie braucht.
(Ein Argument der ontologischen Sparsamkeit.)
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Kein Problem damit, Dir ist aber klar, daß die Vorstellung eines säkularen Buddhismus gerade jeden metaphysischen Ansatz ablehnt. Deshalb meine Bemerkung, es kommt mir nicht auf das ob an, sondern auf das wie.