Beiträge von accinca im Thema „Samsara verbessern ohne Aussicht auf Erleuchtung = Buddhismus?“

    Sunu:

    Die wie gesagt, ja auch schon ein ergreifen ist. Man ist aber nicht gezwungen danach zu handeln, wenn das wirklich bewusst ist.


    Naja, denkt man vielleicht nicht wenn man die Menschheit so
    mit Abstand anschaut.
    Ich sag mal so, ob man sich gezwungen sieht oder nicht
    gezwungen sieht, wichtiger ist es vielleicht
    ob es auch heilsam oder unheilsam ist oder was man
    dafür hält.

    Sunu:
    accinca:

    Es ist das Wesen des Geistes sich was zu recht zu denken.In wieweit das dann richtig und auch noch heilsam oder
    unheilsam ist, ist dann eine andere Sache.


    Kommt drauf an, ob das gedachte ergriffen wird oder nicht. Wenn nicht, dann ist es eben nur ein Gedankenstrom...weder richtig noch falsch....weder heilsam noch unheilsam.


    Ein verbreitetes Märchen für einen gewöhnlichen Menschen.
    Der Gedankenstrom ist ja schon durch das Ergreifen. Oder warum
    sollte ein Gedankenstrom entstehen wenn nicht durch Ergreifen?

    kilaya:

    Wenn es aber nur unscharf formuliert war von Dir und es tatsächlich nur die Trübung gibt und der gesamte Geist vollkommen getrübt ist, wie kommt man dann da heraus?
    Denn wenn Du sagst, die ganze Psyche sei daran beteiligt, die Trübung aufrecht zu erhalten, wo kommt dann die Einsicht her, was verändern zu müssen, die Absicht, etwas verändern zu wollen, die Motivation über Lebenszeiten hinweg dran zu bleiben? Um am Ende was zu erreichen? Etwas, das man sich eigentlich nicht mal vorstellen soll, weil das nur Spekulation sein kann? Etwas, das nur das "Ende vom Leid" bedeutet und das ist alles, was man wüsste?


    Das ist der Punkt. Normalerweise kommt das nirgends her und
    der Geist kommt da nicht raus.
    Deswegen bleiben die Wesen ja auch darin gefangen. Da ändert
    sich nichts. Manche laufen zwar hier hin und mache laufen dort hin.
    Aber grundgesetzlich ändert sich nichts es sei denn man hört
    dir Lehre von einem Buddha und versteht in ausreichender Weise
    und übt danach. Aber den eigenen Geist zu besiegen ist eben schwer.
    Deswegen heißt es im Wahrheitspfad (Dhammapada) auch:

    Zitat

    Nicht wer zehnhunderttausend Mann
    Am Schlachtfeld überwältigt hat:
    Wer einzig nur sich selbst besiegt,
    Der, wahrlich, ist der stärkste Held.


    Übrigens der Geist ist natürlich nicht geteilt aber
    er wird (ein)geteilt, nämlich vom Geist selber und
    das macht er wie es ihm passend erscheint. Mehr
    oder weniger sinnvoll.

    kilaya:

    Um das Bild mit dem Wasser wieder mal zu missbrauchen: Wenn Du Wasser in seine kleinsten Teile zerlegst, und die Verschmutzungen in ihre kleinsten Teile zerlegst, dann hast Du "Bausteine" die mit rein/unrein nichts mehr am Hut haben. Daraus kann man alles bauen.


    Genau darum ging es im Gegensatz zum Wasser gibt es das
    beim "normalen", nicht heiligen Geist eben so nicht.
    Da ist der Geist immer getrübt. Dies Trübung durchzieht
    den Geist von Grund auf und zwar in einem ungeahnten Maße.
    Das ist ein großes "Geheimnis" in der Welt wie weit das reicht.
    Die ganze Psyche des Menschen ist daran beteiligt und arbeitet
    in ihm Tag und Nacht. M 23

    kilaya:

    Siehst Du und das ist ein wesentlicher Unterschied in der Sichtweise. Einmal bildet die Verblendung das Wesen des Geistes, einmal ist das Wesen des Geistes frei von Verblendung aber der Geist als Ganzes verblendet.
    Die Illusionen die die Verblendung ausmachen, sind eben nur falsche Sichtweisen, der Geist als solcher besteht aber nicht nur aus Sichtweisen, Konzepten und Illusionen sondern aus vielen anderen Faktoren, die von der Verblendung gar nicht berührt werden. Das, was Du "Wesen des Geistes" nennst ist das Ganze inklusive Verblendung, das was der Mahayana "Wesen des Geistes" nennt, ist alles, was nicht verblendet ist.


    Ich denke nicht das alle Mahayanas das so sehen, aber
    der "normale" Geist ist ja vielfältig und Begehren und
    Nichtwissen sind immer vorhanden, mal mehr mal weniger.
    Aber insgesamt klingt deine Darstellung schon viel realistischer
    als die Aussage (nicht deine) der Geist sei zu jedem Zeitpunkt völlig rein.

    kilaya:

    Ich muss Dich erneut bitten, die Abwertung anderer Sichtweisen aus Deinen Beiträgen rauszulassen.


    Eigentlich wollte ich auch nur über dieses Beispiel und den
    Geist reden, unabhängig davon wer dieses Beispiel zuerst
    erfunden hat. Ich habe es jedenfalls nicht so aufgefasst
    das du es erfunden hast sondern nur das Beispiel als solches
    betrachtet ohne Identifikation mit irgend jemand bestimmten.
    Sollte also ganz allgemein zu verstehen sein.

    kilaya:

    Wasser an sich ist immer rein. Das sieht beim Abwasser nicht so aus, und es ist ja auch verschmutzt, aber es befindet sich das Potential reinen Wassers im Abwasser. Niemand würde bestreiten, dass reines Wasser herauskommt, wenn man die Verschmutzungen entfernt. Weil es schon da ist, es ist die Grundlage für das Abwasser.


    Allerdings ein verkehrtes Beispiel aber geeignet zur Verwirrung.
    Bei Wasser und Verunreinigung handelt es sich um zwei völlig
    verschiedene Dinge, nämlich um Wasser und sog. Schmutz
    ein völlig anderes Material.
    Anders sieht es aber beim Geist aus. Der Begriff "Verschmutzungen"
    ist hier nur eine Metapher. Es handelt sich nicht um verschiedene
    Dinge. Es handelt sich um Eigenschaften des Geistes oder auch
    geistige Eigenschaften.
    Das heißt ein Geist mit Befleckungen besteht mit seinen Eigenschaften
    und ist deswegen auch nicht rein. Die Eigenschaften bilden zu diesem
    Zeitpunkt das Wesen des Geistes und daher heißt er unrein oder befleckt.
    Diese Befleckungen sind Eigenschaften dieses Geistes und die Befleckungen
    nicht etwas anderes das irgendwo in einer Ecke von ihm getrennt herum
    liegen würde.
    Der Geist ist zu diesem Zeitpunkt ganz und gar nicht rein auch
    wenn er sich das Einbildet und sich mit Wasser und Schmutzvergleiche
    aus der Atmosphäre ziehen möchte.


    Richtig ist nur, das diese Befleckungen bzw. Anhaftungen
    nicht zu jedem Zeitpunkt dominant sein müssen und in das
    Unbewußte absinken können. Zu dieser Zeit kann der Geist
    auf die Idee verfallen er wäre rein und ist es nicht.

    mukti:

    Im Theravada stellt man sich meines Erachtens das Ziel gar nicht vor. Keine Buddhanatur, auch kein Nibbana oder einen Zustand. Man sieht einfach ein dass Kilesa da sind, quälende Geistestrübungen, also bemüht man sich sie zu beseitigen. Und je mehr das gelingt desto klarer wird alles und dukkha verringert sich. Das endgültige Ziel ist weder Sein noch nicht-Sein, was kann man sich darunter schon vorstellen, erst wenn es erreicht ist dann ist es auch endgültig klar.


    Im Prinzip stimme ich dir zu, obwohl "im Theravada" noch
    etwas genauer definiert werden müßte. Nibbana ist natürlich
    das Ende jeglichen Zustands und deswegen mit einen Zustand
    nicht zu vergleichen.

    kilaya:

    Ähnlich ist zwar in der Vajrayana-Philosophie die Welt die Gleiche, aber man sieht sie nie mit anderen Augen, wenn man nichts bei sich selbst verändert und einfach stehe bleibt. Und diese Veränderung IST die Entfernung der Verblendungen. Nur die Methode das zu erreichen ist eine andere.


    Es mag schon sein, das diese das glauben aber ich nicht.
    Wenn nämlich die Veränderung in der Entfernung der Verblendung
    liegen würde, dann würden sie ja nicht denken müssen ihr Geist
    wäre schon rein bevor sie auch nur zu laufen anfangen.
    Und so genannte "geschickte Mittel" halte ich für "dumme Trikserei".

    mukti:
    void:

    Die Frau des Igels verkleidet sich wie ihr Mann, stellt sich am Ziel auf und ruft dem ankommenden Hasen entgegen: "Ich hin schon da!" Der Hase ist zwar ausgetrickst, aber der Igel steht immer noch beim Start.


    Und das Beispiel mit dem Marathonläufer ist in Wahrheit so,
    das er immer im Kreis läuft. Sein Ziel ist aber nur sein Startpunkt.

    void:

    Der grosse Punkt ist, dass es im Theravada schlicht nicht interessiert vom befreiten Geist auszugehen...


    Manchmal habe ich den Eindruck das hier manche Leute unter
    bestimmten Begriffen was anderes verstehen müßten als der
    gewöhnliche Sprachgebrauch es eigentlich zuläßt.
    Ich verstehe sie deswegen auch gar nicht. Zum Beispiel wird
    hier gesagt, das es im Theravada schlicht nicht interessiere
    vom befreiten Geist auszugehen.
    Was bedeutet so ein Satz bzw. was sollte er bedeuten?
    Es ist von einem "befreiten Geist" die Rede vom dem nicht
    ausgegangen würde. Was soll das bedeuten? Bedeutet denn
    nicht: "befreiten Geist" einen vom Anhaften und Verblendung
    befreiter Geist?
    Und wieso sollte jemand mit einem von Anhaften und Verblendung
    nicht befreiten Geist davon ausgehen das sein Geist von Anhaften
    befreit wäre?
    Was wäre doch gar nicht realistisch und soll doch erst auf dem
    rechten achtfachen Übungsweg erreicht werden. Was reden sich solche
    Leute ein fragt man sich doch da?
    Es gibt eine ganze Lehrrede darüber (ich glaube M 5) in der ausführlich
    darauf eingegangen wird, daß derjenige der davon ausgeht sein Geist
    sei rein, nicht zu erwarten hat, daß sein Geist jemals rein würde.

    raterz:

    aber man sollte da nie vergessen, dass es ohne mara keinen buddha gibt. ohne ihn hätte der buddha niemals die motivation gefunden das nibbana zu erreichen. ohne samsara (und seinen dämonen) gibt es also keinen weg zu nibbana, und so ist man dann doch recht schnell im mahayana.


    Ja, wenn man so denken würde dann schon.
    So ein Denken wäre allerdings ganz schön schräg.
    Natürlich gäbe es kein Buddha wenn es kein Leiden
    geben würde. Aber sollte ich mich deswegen über
    das Leiden freuen? Und richtig ohne Leiden gibt es
    keinen Weg aus dem Leiden. Wer hätte das gedacht?. :)
    Das wußte auch der Buddha und sagt es auch:

    Zitat

    Wären, ihr Mönche, nicht drei Dinge in der Welt anzutreffen, so würde der Vollendete, Heilige, vollkommen Erleuchtete nicht in der Welt erscheinen und die vom Vollendeten verkündete Lehre und Zucht würde nicht in der Welt leuchten. Welches sind diese drei Dinge? Geburt, Alter und Tod. Doch weil eben, ihr Mönche, diese drei Dinge in der Welt anzutreffen sind, deshalb erscheint der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erleuchtete, und deshalb leuchtet in der Welt die vom Vollendeten verkündete Lehre und Zucht.

    A. 10. 76

    kilaya:

    Im Grunde ja: es sind überflüssige Illusionen, weil sie an die Illusion eines aus sich selbst heraus existierenden "Ich" gekoppelt sind. Ohne das fallen sie weg.
    Das bezieht sich auf eben die Vajrayana-Sichtweise, dass Samsara und Nirvana sich nicht auf verschiedene Welten beziehen, sondern andere Erfahrungen der gleichen Welt sind. Die absolute Wahrheit ist, dass Samsara eine Illusion ist. Dass alle Wesen schon Buddhas sind. Dass alle Phänomene leer sind. Die relative Wahrheit ist, dass die Wesen trotzdem Samsara erfahren. Dass Leid existiert und beendet werden kann. Dass Phänomene entstehen, sich verändern und wieder auflösen und dabei eine Wirkung auf einander haben, die zu berücksichtigen ist.


    Genau, alles überflüssige Illusionen.
    Aber hartnäckig.

    Sudhana:

    "Samsara verbessern" ist die Essenz des achtfachen Weges. Durch das "verbessern" verliert Samsara das, was es definiert - duhkha. Dass man es dann nicht mehr Samsara nennt - geschenkt. Namen sind Schall und Rauch. Und das gilt nicht zuletzt auch für Namen wie "Samsara" und "Erleuchtung". Nicht zu vergessen: "Buddhismus".


    Natürlich nennt man die Dinge die verbessert sind immer
    noch Samsaro auch wenn man daran nicht mehr hängt. Aber
    was du sicher sagen wolltest war wohl: Verbessert, nicht
    in dem sinne das sie nur besser sind, sondern auch im sinne
    das Anhaften daran überwunden zu haben weil sie Leidhaft
    sind wenn man sich damit einläßt und ihnen anhängt.
    Aber ohne Samsaro zu verbessern läuft gar nichts.

    kilaya:

    Diese Philosophien sind nicht viel neuer als der PK. Was der Buddha gedacht oder geglaubt hat, wisse wir nicht. Wir wissen nicht mal sicher, was er gesagt hat. Wir wissen nur, was verschiedene Leute gehört haben und was sie wesentlich später dann aufgeschrieben haben.


    Wir wissen... ziemlich genau was der Buddha gesagt bzw. gelehrt hat
    nach den hervorragend überlieferten Reden von ihm, die selbst ohne sie
    auf zu schreiben bis heute sogar auswendig überliefert werden auch wenn
    sie irgendwann auch aufgeschrieben wurden. Aber ich weiß natürlich warum
    du hier solche Dinge behaupten und die Überlieferung schlecht machen mußt.
    Irgendwie muß man seine "Philosophien" ja unter kriegen.

    kilaya:

    Also meine Frage ist - siehe Titel in genauer Formulierung: ist nicht in den 4 Edlen Wahrheiten bereits klar ausgesagt, dass die Zielsetzung jedes buddhistischen Weges ist, aus Samsara auszusteigen?


    Ich kann dir auf Basis der überlieferten Lehre des Buddha sagen
    was der Buddha wohl dazu Antworten würde.
    Der würde sagen, solche die nicht Samsaro beenden wollen
    gehören dieser Lehre gar nicht wirklich an.

    kilaya:

    Damit ist das Problem, das Ziel und der Weg dahin klar definiert. Und das ist NICHT die Verbesserung der samsarischen Umstände.


    Die "samsarischen Umstände" werden bei den rechten Übungen in jedem Fall verbessert und das ist auch dringend erforderlich.
    Zumindest die inneren geistigen "samsarischen Umstände" sind noch weiter zu entwickeln wenn die völlige Beendigung gelingen soll. Wenn es aber nicht gelingen sollte, dann hat man wenigstens keine Verschlechterung, eher eine Verbesserung. Also eine win win Situation.