Beiträge von Benkei im Thema „Reines Land Schulen / Amida/Amithaba / Phowa“

    Namaste!


    void:

    Also dieser Forumsbereich ist ja vor allem für Leute aus dem Amidabereich gedacht, die sich innerhalb ihrer Tradition austauschen wollen.


    Jetzt hatten wir innerhalb kürzester Zeit einen Vergleich mit dem christlichen Rosenkranzbeten, mit Billy Graham und auch erhebliche Kririk an der Authetizität der Übelieferungslinie. Auch schon die Assoziation mit der tibetischen Pohwa Praxis ist etwas, was sich in Shirans Schule nicht findet.


    Wenn jemand aus der Gruppe der Anhänger Amidas das Ausmaß an Aussenansicht und Fundamntalkritik zu viel wird, kann ich den Thread auch verschieben ansonsten verneige ich mich vor der Kritikfähigkeit und lasse den Thread erstmal so stehen.


    Ich fühle mich mal einfach angesprochen und sehe hier eigentlich gar keine Fundamentalkritik... ist doch alles sachlich geblieben und passt auch gut in diesen Foren-Abschnitt.


    kilaya:

    Wenn ich das richtig verstehe, gibt es ja verschiedene Schulen des Amida-Buddhismus mit unterschiedlicher "Erkenntnistiefe" und nicht lediglich die sehr vereinfachte Form, die hier v.a. in der Kritik steht bzw. die Vergleiche "aushalten" muss.


    Sehe ich das falsch, wenn man innerhalb des Amida-Buddhismus als Ganzem durchaus eine einzelne Lehrmeinung oder einen Volksglauben kritisieren kann, ohne dass deswegen gleich die Idee des Amida-Buddhismus grundsätzlich abgelehnt wird?


    Das siehst Du durchaus richtig!


    Allerdings bezieht sich diese "vereinfachte Form" nicht ausschließlich auf die Jôdo Shinshû nach Shinran Shonin, sondern sie ist für das "normale Volk" auch in den anderen Schulen des Amida-Buddhismus (und ja auch in anderen buddhistischen Schulen) gelebte Praxis. Ob man dann "Namu-Amida-Butsu" oder "Om-Mani-Padme-Hum" rezitiert, um nach Sukhavati/Dewachen zu kommen, oder "Namu-Myôhô-Renge-Kyô" um ins "Reine Land des Geiergifels" einzutreten - oder was auch immer um im Todesmoment wohin auch immer zu kommen - das findet sich so in vielen Traditionen des Volksglaubens. Sogar die nicht-sitzende Mehrheit der Anhänger der Sôtô Shû wendet sich an Kannon Bosatsu (Avalokiteshvara/Chenrezig/Quan Yin) oder Shakyamuni!


    Und selbst innerhalb der Jôdo Shinshû gibt es Stimmen, die diesem Volksglauben durchaus skeptisch gegenüberstehen. Wogegen andere gerade in der einfältigen Naivität und kindlichen Pietät den Weg zum Heil sehen. (Ich denke hier an die Myôkonin, die als Beispiel hierfür gelten.)
    Und auch Lehrmeinungen, wie nun diese "rettende Hinführung ins Reine Land" durch Amida Buddha zu verstehen ist, gibt es unterschiedliche - nicht nur zwischen den Schulen, sondern sogar innerhalb der jeweiligen Traditionen.


    Nur - und da hast Du natürlich Recht - in der Rettung durch Amida sind sie sich einig ;)


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    Namaste!


    Das mit dem "illustren Kreis" und der Abgehobenheit ist wohl ein Aspekt, der jeden westlichen Konvertiten - gleich welcher Glaubensvorstellung - ab und an heimsucht. Dem nicht gelegentlich anheimzufallen ist schwierig und deshalb muss man sich da, so meine ich, von Zeit zu Zeit auch mal den Spiegel vorhalten lassen - oder sich selbst vorhalten, denn ich gehöre natürlich auch zu diesem Schlag :grinsen:



    Was beispielsweise die Jôdo Shinshû als "Volksbuddhismus" angeht, so muss ich sagen, dass sie so in Japan durchaus wahrnehmbar ist. Aber das gilt dort auch für alle anderen Schulen, z. B. die Sôtô Shû oder auch die Rinzai Shû! Es ist halt immer die Frage, was "das Volk damit macht"...


    Wenn man sich dann aber die Ausprägung außerhalb Japans ansieht - z. B. hier in Deutschland oder in den USA, dann trifft man auf Shinshû-Priester die ebenso die buddhistischen Basics samt Pancasîla "an den Mann bringen", wie auch die Lehren der Schulgründer und Patriarchen [hier in erster Linie Shinran Shonin und Rennyo Shonin].
    Natürlich ist der Schwerpunkt ein anderer - Vertrauen in den Buddha Amida und die Lehren Shakyamunis im Allgemeinen und im Speziellen in seine Lehren zum Reinen Land.
    Und auch die Selbst-Wahrnehmung ist differenziert: Man ist eben nicht der Herausgehobene, der die reale Möglichkeit hat, in diesem Leben noch schnell die Erleuchtung / das Erwachen zu erlangen, sondern man ist sich seiner eigenen Möglichkeiten, Fehler und Unzulänglichkeiten - und ab und an auch seinem Scheitern - bewusst... und deshalb vertraut man sich Amida Buddha an.
    Das klingt einfach. Ist es aber (leider) nicht!



    Interessant fand ich hier dann eine Belehrung von Gendün Rinpoche in seinem Buch "Herzunterweisungen eines Mahamudra-Meisters":
    Der Meister schreibt 253 Seiten lang über den Weg zur Erleuchtung - wie man sich also selbst befreien kann - aber die letzten 20 Seiten, im Kapitel "Vorbereitung auf den Tod" wird dann vieles relativiert, und er empfiehlt einfache Übungen, die darauf hinzielen, ins Reine Land geboren zu werden - den Übungen der japanischen Traditionen nicht so unähnlich!
    Zitat: "Im Tod brauchen wir eine Methode, die wir gut beherrschen - Selbstüberschätzung wird uns dann nicht weiterhelfen."


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    Namaste!


    mukti:
    Benkei:


    In Japan ist dann der Schwerpunkt - je nach Tradition - mehr und mehr auf das Vertrauen in Amida gesetzt, die Ethikregeln werden nicht mehr als Mittel zum Zweck [Erlangen der Geburt im Reinen Land] angesehen, und die Praxis wird vereinfacht oder gar nur noch aus Dankbarkeit für die Gelübdekraft Amidas vollzogen.


    Das ist wohl eine Alltagsreligion was für die gläubigen Massen...


    Klar - genau!


    Und das ist keineswegs negativ, im Gegenteil!


    Für Menschen, die gern zu einem illustren Kreis gehören, und sich von der allzu normalen Masse abheben/abgrenzen wollen ist das natürlich wenig anziehend...


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    Namaste!


    mukti:

    Wo kommen denn diese Sutten her, wann und wo sind sie entstanden? Etwa im 3.Jh. in China?


    Zunächst sei angemerkt, dass auch der sogenannte Pali-Kanon ja erst 96 v. Chr. schriftlich niedergelegt wurde, und das dann auch von einem bestimmten Orden und zu einem bestimmten Zweck. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass damals eine Auswahl getroffen wurde.


    In dem Buch "Geburt aus dem Lotus - Jingtu - der Weg des Lauteren Landes" schreibt der deutsche Laien-Dharmalehrer des Fo-Guang-Shan-Ordens Roland Berthold:
    "Der japanische Buddhologe Kotatsu Fujita hat im chinesischen Tripitaka insgesamt 290 Texte gezählt, die Amitâbha und sein Lauteres Land Sukhâvatî erwähnen, davon 31 indischen Ursprungs. Für die Entstehung der Jingtu-Vorstellung [Anmerkung: Den Vorstellungen des Reinen-Land-Buddhismus] legt er einen Prozess im Zeitraum von 100 vor bis 100 nach Chr. fest. Drei Sutras, die zu unterschiedlichen Zeiten schriftlich fixiert wurden, bilden den literarischen Kanon der Lehren von Lauteren Land."


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    Namaste!


    Einiges zum Thema - das ja keineswegs neu hier im Forum ist - steht ja schon im Schul-Unterforum "Amitabha-Buddhismus".


    kilaya:

    Ich weiss jetzt nicht, wie das in den Amida-Schulen gelehrt wird: gibt es Lebensregeln und Ethik die für dieses Leben damit verbunden sind? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit "Vertrauen in Amida" das ganze Leben bewusst Mist bauen könnte und würde immer noch "automatisch in seinem sicheren Hafen landen"… Im tibetischen Buddhismus steht das ja nicht für sich alleine, man praktiziert und hält sich an die ethischen Grundregeln.


    Natürlich gibt es auch im sogenannten Amida-Buddhismus "Lebensregeln" und Ethik - die buddhistischen Grundlagen sind ja da nicht aufgehoben!
    Sogar die japanische Jôdo Shinshû, wo die Priester keine Ethik-Regeln bei der Ordination annehmen (also weder Sîla noch Jukai oder Vinaya), halten weiterhin an der Pancasîla fest; allerdings nicht als Gelübde, sondern eben als Lebens- oder Ethikregeln, und wohl wissend, dass man als Mensch eben fehlbar ist.


    In den anderen Schulen des Amida-Buddhismus nehmen die Geistlichen und bei Bedarf auch die Laien wie in dem jeweiligen Land üblich auch Gelübde an. Soweit ich weiß sind das bei der Jôdo Shû [und wahrscheinlich auch bei der Ji Shû] für Mönche/Priester die Jukai aus dem Brahmanetz-Sutra.
    Im chinesischen und vietnamesischen Reine-Land-Buddhismus sind die Bhikkhus und Bhikkhunis vollordiniert.


    Außerhalb Japans verhält es sich mit dem Amida-Buddhismus ähnlich wie Du oben bzgl. dem tibetischen Buddhismus geschrieben hast - die Zielrichtung auf das Reine Land Amidas, Sukhavati/Dewachen ist eben dies, und sie geht Hand in Hand mit dem "üblichen" buddhistischen Weg.


    In Japan ist dann der Schwerpunkt - je nach Tradition - mehr und mehr auf das Vertrauen in Amida gesetzt, die Ethikregeln werden nicht mehr als Mittel zum Zweck [Erlangen der Geburt im Reinen Land] angesehen, und die Praxis wird vereinfacht oder gar nur noch aus Dankbarkeit für die Gelübdekraft Amidas vollzogen.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu