Beiträge von Alephant im Thema „Gehirn und Bewusstsein“

    Moosgarten:
    pops:

    Keine Sorge, da wird nicht nur behauptet. Ich behaupte auch nicht einfach aus dem Bauch heraus.


    Dann mach die Stullen.


    Das habe ich, werter Moosgarten. Ich habe dir die Position des Existentialismus hierzu beschrieben (keine Wahrheiten in Bezug auf Zustandekommen von "Bewusstsein" durch die Naturwissenschaften) und auch dass dieser Weg (empirische Methode: von außen) auf etwas, was von außen nicht zugänglich ist (Bewusstsein) aus buddhistischer Sicht sinnlos ist. Und ich habe mir wirklich Mühe gegeben, es zu erklären!


    Moosgarten:
    pops:

    Die Existenz geht der Essenz voraus, so formuliert das Sartre. Das heißt, dass ZUERST - Vor aller Theoretisiererei die Erfahrung/die Sinneseindrücke/die Bewusstseinsmomente sind.


    Nicht ganz richtig, moderne Naturwissenschaft funktioniert so, dass zuerst eine Frage ("an die Natur") formuliert wird, das setzt notwendigerweise vorherige theoretische Überlegungen voraus, nämlich grundlegend die, ob die Frage überhaupt und unter welchen Bedingungen beantwortet werden kann, und auch immer zwingend solche, welchen Einfluß die Beobachtung selbst auf das Beobachtete hat. Ohne diese Vorüberlegungen ist kein sinnvolles Experiment möglich.
    Ich hoffe doch sehr, dass du keine Naturwissenschaft unterrichtest.


    Aber VOR deiner theoretischen Überlegung, die schließlich eine Frage "produziert" kommt die ERFAHRUNG. Und das ist sehr wohl GANZ richtig. Und diesen grundsätzlichen Umstand stellten wie gesagt auch die Existentialisten fest. Du brauchst nicht polemisch/persönlich zu werden, wenn du es selber nicht verstehst. Aber es ist zu verstehen, weil es eine strenge, logische Folgerung ist. Die sich leider nicht jedem erschließt.


    Manche müssen da vielleicht ein wenig tiefer und konzentrierter schauen, sich aucheinmal von geliebten Konzepten/Anschauungen zumindest kurzzeitig verabschieden.


    Moosgarten:
    pops:

    ]Das ist die Erfahrung/die Realität, die wir alle grundsätzlich machen. Dann machen wir die Erfahrung einer Theorie über die Gegenstände unserer Erfahrungen: wir lesen sie irgendwo.


    Tja, nur der Unterschied zur "Erfahrung Aller", steht der Wissenschaftler in der mühsamen Pflicht, dass dann auch in der Praxis testen zu müssen. Also letztlich muß ne reale Brücke gebaut werden, die nicht geich zusammenfällt, sondern den zuvor definierten Parametern standhält.
    Wenn das einer mal versäumt genügend zu beachten, machen es die anderen für ihn. Wissenschaft ist kein individuelles Unternehmen, sondern ein interindividuelles, Generationen übergreifendes Projekt.


    Ich möchte mich eher auf das Problem "Bewusstsein" konzentrieren, was von "Natur aus" ein "individuelles Unternehmen" ist. Und das wird man mit empirischer Methode eben nicht so klären können. Es gibt da keinen Zugriff von "außen".


    Es ist in etwa so als wolltest du durch Beobachtung der Schiffe auf dem Meer und all der Dinge darin klären, was das Meer ist. Und wie es überhaupt zustande gekommen ist/wie "es funktioniert". Das geht so nicht.


    Bitte belehre mich nicht, wie Theoriebildung die Gegenstände "der Welt" betreffend abläuft. Ich weiß das alles und profitiere in meinem Leben auch davon, dass sich andere die Mühe machen und machten, die Materie zueinander in Beziehung zu setzen/zu messen/auszuprobieren u.s.w.


    Ich kritisiere hier auch überhaupt nicht grundsätzlich "Wissenschaft" oder "empirische Methode". Ich wollte nur Grenzen aufzeigen. Und zeigen, dass Theorien, die den Beobachter nicht in sich integrieren, über "Bewusstsein", also das, was das all die Theoriebildung überhaupt erst ermöglicht, kaum etwas Sinnvolles werden sagen können.


    Moosgarten:
    pops:

    Beantworten mit dieser Theorie aber nicht unseren Anfangszustand, wie das alles begann, mit der "Realität", die sich "an uns abgespielt" hat.


    Diese so von dir formulierte Frage ist auch derartig unpräzise, dass sie kein Naturwissenschaftler auch nur mit dicken Gummihandschuhen anfassen würde.


    Die Frage ist sehr einfach: Wie kommt es zu den Bewusstseinsmomenten. Was ist der Grund für diese Ausgangssituation jeder Existenz/jeder "Realität"? Und Naturwissenschaftler (insbesondere wohl Neuropsychologie) versuchen schon auch diese Fragen zu beantworten. Leider ohne Gummihandschuhe, weswegen ihnen der Untersuchungsgegenstand ("Bewusstsein") immer wieder durch die Hände flutscht. :D


    Moosgarten:
    pops:

    Sartre verweist auf folgenden Fehler: die Beziehungen der Gegenstände unserer Wahrnehmung zueinander können keine Auskunft über das WIE dieser Situation: "den Sinneseindrücken mehr oder weniger ausgeliefert zu sein" Auskunft erteilen, DENN: Die Voraussetzung für das Herstellen solcher Überlegungen ist ja überhaupt ZUERST die Existenz des über die Gegenstände seiner Wahrnehmungen theorienbildenden Beobachters.


    Das spielt ja auch für die überwiegende Anzahl der wissenschaftlichen Untersuchungen keine, bzw. nur marginale Rolle. Was im Einzelfall aber immer nachzuweisen ist.


    Da bin ich klar dabei. Anders als über den unpersönlichen Standpunkt geht das ja auch nicht mit den Gegenständen der Wahrnehmungen, die wir alle teilen. Also, mit den "Dingen der Welt".


    Moosgarten:
    pops:

    Ich unterstelle "den Wissenschaften" nicht den Anspruch einer objektiven/endgültigen Theorie, was auch immer das sein soll. Aber Naturwissenschaft will unpersönliche (deswegen: objektiv) Theorien aufstellen. Also Theorien, in denen diese grundsätzliche Sache: dass das einer ersteinmal wahrnimmt (es also IM KERN: ein Gegenstand der Wahrnehmung ist!) nicht integriert wird. Das hat dann unter anderem zur Folge, dass in allen Erscheinungen KEIN fundamentaler Zusammenhang zu dem Beobachter vermutet/unterstellt wird.


    Das ist einfach blanker Unsinn, den nur jemand behaupten kann, der mit Naturwissenschaften nix am Hut hat.


    Das ist kein blanker Unsinn. Und ich frage mich, warum du dich so angegriffen fühlst. Glaubt einer doch zu sehr an die Möglichkeiten der empirischen Wissenschaften? :D Es gibt aber einen kleinen Fehler von mir da drin. Es müsste richtig heißen: in den "äußeren Erscheinungen". Bei den "inneren Erscheinungen" ist der Zusammenhang zum Beobachter ja "klar".


    Das, werter Moosgarten, müsstest du sehen, um in deinem Verständnis die Lehre betreffend, voranzukommen. Dass wir (auch die Wissenschaftler) grundsätzlich nur über Gegenstände der Wahrnehmung reden. Nur das können wir SICHER wissen. Alles weitere ist Abstraktion,Vermutung - denn: wir können wie gesagt nicht wissen, ob "es" immer noch da ist, solange wir nicht direkt oder indirekt (über sonstige Messungen - auch: eine Erfahrung!) "hinschauen".


    Moosgarten:
    pops:

    Ja, weil er weiß, dass es so etwas, was du als "Leben" bezeichnest, nicht gibt. Es eine bloße Abstraktion ist, die sie sich mit dem unmittelbar wahrgenommenen: dass da einzelne Wesen existieren, nicht deckt. "Das Leben" impliziert ja schon wieder diesen unpersönlichen Standpunkt, denn der Einzelne sieht ja höchstens nur: Lebewesen. Aber wie gesagt, ich vermute wir kommen da zu keinem Punkt.


    Das kannst du laut sagen.
    Wovon er nicht redet, ist Entstehung von Leben als Phänomen - in seinem Fokus steht die Entstehung, die Bedingungen und die Überwindung von "Leiden" fühlender, ieS selbstbewußter Lebewesen. (Nichts anderes habe ich gelehrt ...)
    Dann redet er sehr wohl von "Wesen" nicht nur im Sinne einer Kategorie, sondern auch in Bezug auf den Einzelnen (sogar in Bezug auf den Erwachten) - und das kann er natürlich auch, weil das - besonders auch in Bezug auf seine Lehre - eine sinnvolle Rahmensetzung ist, denn das Leiden und die Befreiung zeigt sich ja im Einzelnen. Das ist aber nicht der alleinige Fokus, man kann ebenso begründet einen anderen Fokus einnehmen, man muss es sogar, nämlich das Einzelne in seiner Beziehung zur Umgebung, mithin zu seinen Mitwesen, daraus ergibt sich nämlich die Quelle und das Werden von Leiden.
    Das alles führt aber nicht zu irgendwelchen positiven Aussagen über "Existenz" im Sinne von Unbedingtheit. Existenz ist immer bedingt und deshalb ist auch die Aussage "dass einzelne Wesen nur als bloße Abstraktionen existieren" einigermaßen sinnfrei, der Bezugsrahmen für diese Aussage fehlt einfach.


    Ich wählte Bewusst den Begriff "LEBEN". Nicht "Wesen". <-- Das ist eine sichere Abstraktion, denn wir nehmen das ja wahr: dass da Wesen existieren. Aber Biologie spricht "vom Leben". Was es nicht gibt. Was soll das sein: "Das Leben"? Es ist eine Vorstellung, nichts weiter. Ich habe noch nie irgendwo "Das Leben" gesehen.


    Und diesen unzulässigen Abstraktionen oder generell: diesen falschen Vorstellungen verweigerte sich der Buddha. Und er erklärte auch genau, warum man das auch selbst "so tun sollte".


    Ich sagte schrieb nirgendwo, "dass einzelne Wesen nur als bloße Abstraktionen existieren." Das wäre ja blanker Unfug. Ich würde damit ja meiner ganzen Argumentation widersprechen! Ich bezog mich nur auf den Begriff "LEBEN". Auf nichts anderes. Und da schrieb ich dir, dass der Buddha sich nicht damit beschäftigte, weil für ihn soetwas wie "LEBEN" nicht existiert haben kann, wohl aber die Wesen und ihre Verstrickungen in den Vorstellungen und von mir aus auch generell in Samsara.


    Moosgarten:
    pops:

    Absurditäten? Sprichst du ernsthaft in einem buddhistischen Forum von Wiedergeburt als Absurdität? Oder dass Befreiung daraus etwa mit empirischer Wissenschaft und ihren Ergebnissen möglich wäre?


    Zu Letzerem habe ich ja schon gesagt, dass "Befreiung" nicht Gegenstand von Naturwissenschaft ist.
    Ich habe auch nichts zu "Wiedergeburt" gesagt, weil ja erstmal zu klären wäre, was darunter zu verstehen sei, eine Frage übrigens, deren Beantwortung buddhistische Wiedergeburtsgläubige scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
    Und besonders erheiternd ist dann, wenn sie darauf nicht anwenden können, was sie zuvor bei Satre glaubten gelesen zu haben.


    In deinem Originalbeitrag hattest du den Begriff "Absurditäten" in Bezug zu meinen "nachstehenden Ausführungen" gesetzt. Hier schrieb ich, dass der Neurologe uns aufgrund seiner Herangehensweise nicht dabei helfen kann, dem Kreislauf der Wiedergeburten zu entrinnen. Dass er uns unwissenderweise höchstens eine Empfehlung für den Selbstmord geben kann.


    Insofern ... (: Wollte ich dich darauf hinweisen, dass ich hier im Buddhalandforum eigentlich eher nicht hören will, dass das (Kreislauf der Wiedergeburten) "absurd" ist.


    Und es ist erstens nicht so, dass so wie du es schriebst "vielleicht einige Buddhisten das glauben", sondern das ist in den meisten Fällen so.


    Deinen Begriff "buddhistische Wiedergeburtsgläubige" finde ich SEHR unpassend. Ich denke mir zu wissen, warum du diesen Begriff schaffst. DU GLAUBST da nicht dran. Es ist dir nicht egal oder so etwas. DU wehrst dich dagegen. Das sind sichtbar Gefühle/stärkere Anhaftungen zu sehen. Und deswegen masst du es dir sogar an, einen gesonderten Begriff für die MEHRHEIT aller Buddhisten zu schaffen. Sieh bitte die Paradoxie dahinter.


    Wenn du darauf hinweisen möchtest, dass es "Budhhisten" gibt, die nicht an Wiedergeburt GLAUBEN, so wie du, dann mach das bitte (!) angemessener.


    Aber so wie ich deine "Ausführungen" und den Ton dahinter lese, vermute ich: es wird ein noch etwas längerer Weg sein, bis du von der buddhistischen Grundhaltung gegenüber der Welt und ihren Phänomenen "erfasst"/"erfüllt" bist. Bist du es tiefer verstanden hast. Insofern glaube ich auch nicht ernsthaft, dass du dich als Buddhisten bezeichnest.


    Man kann an vielen Ideen anhaften. Auch an einer Idee "Wiedergeburt". Solange es nur eine Idee ist, die irgendwie "schön funkelt", hat man dann in Auseinandersetzungen mit kritischen und klugen Menschen "argumentative Schwierigkeiten". Ich denke, es gibt einige "fortgeschrittenere" Buddhisten, die dieser Frage eines Laien lächelnd ausweichen, weil sie wissen, dass zu einer Verständigung darüber vorher beim Gesprächspartner gewisse, tiefere Einsichten stattgefunden haben müssen. Die, wenn sie nicht gegeben sind, zu Missverständnissen, zirkulären Frage- und Begründungsmustern führen, die alle leider NICHT zur Folge haben, dass da verständlich etwas geklärt werden kann. Und so eher noch Ablehnung, Streit und "Unwohlsein" erzeugen.


    Es ist sehr schwierig zu verstehen, Moosgarten.



    MfG zurück ;)



    Nachtrag:


    Und dann gibt es auch noch die, die Antworten zu diesem Thema "Wiedergeburt" NICHT "scheuen wie der Teufel das Weihwasser", und ganz angetan und ohne tiefer reflektiert zu haben darüber sprechen. Und natürlich ein gefundenes Fressen für die sind, die ihre Positionen da schon stärker hinterfragt haben.


    Da gibt es dann auch welche, die eingeschüchtert reagieren. Was aber nicht heißt, dass irgendetwas an ihrem Glauben falscher ist, als das was der andere glaubt.

    Moosgarten:
    pops:


    Nein! Kann sie eben nicht. So behauptet das die Existenzphilosophie, und so sieht "das" aus buddhistischer Sicht auch aus.


    Behaupten kann man viel, ob sich ein schlüssiger Beweis antreten läßt, etwas völlig anderes.


    Keine Sorge, da wird nicht nur behauptet. Ich behaupte auch nicht einfach aus dem Bauch heraus.


    Moosgarten:
    pops:

    Ich habe oben schon die Reihenfolge erläutert: ERST die Erfahrung/die Sinneseindrücke, DANN alle Konstrukte/Theorien (die auf Dinge zurückgreifen, die als unabhängig vom Beobachter klassifiziert werden, also erst NACH DER ERFAHRUNG Naturwissenschaft überhaupt nicht möglich machen).


    Irgendwie ist schon der Satz unvollständig und damit unverständlich.
    Kannst du es bitte noch einmal versuchen?


    Die Existenz geht der Essenz voraus, so formuliert das Sartre. Das heißt, dass ZUERST - Vor aller Theoretisiererei die Erfahrung/die Sinneseindrücke/die Bewusstseinsmomente sind.


    Das ist die Erfahrung/die Realität, die wir alle grundsätzlich machen. Dann machen wir die Erfahrung einer Theorie über die Gegenstände unserer Erfahrungen: wir lesen sie irgendwo. Beantworten mit dieser Theorie aber nicht unseren Anfangszustand, wie das alles begann, mit der "Realität", die sich "an uns abgespielt" hat. Sartre verweist auf folgenden Fehler: die Beziehungen der Gegenstände unserer Wahrnehmung zueinander können keine Auskunft über das WIE dieser Situation: "den Sinneseindrücken mehr oder weniger ausgeliefert zu sein" Auskunft erteilen, DENN: Die Voraussetzung für das Herstellen solcher Überlegungen ist ja überhaupt ZUERST die Existenz des über die Gegenstände seiner Wahrnehmungen theorienbildenden Beobachters.


    Moosgarten:


    Ich hab jetzt nicht die letzte Diskussionsrunde verfolgt - aber nur noch mal zum Verständnis, weder behauptet Wissenschaft was "Absolutes" noch etwas "Objektives". Es wäre jetzt wirklich unredlich, weiter das Gegenteil zu unterstellen.


    Ich unterstelle "den Wissenschaften" nicht den Anspruch einer objektiven/endgültigen Theorie, was auch immer das sein soll. Aber Naturwissenschaft will unpersönliche (deswegen: objektiv) Theorien aufstellen. Also Theorien, in denen diese grundsätzliche Sache: dass das einer ersteinmal wahrnimmt (es also IM KERN: ein Gegenstand der Wahrnehmung ist!) nicht integriert wird. Das hat dann unter anderem zur Folge, dass in allen Erscheinungen KEIN fundamentaler Zusammenhang zu dem Beobachter vermutet/unterstellt wird.


    Moosgarten:
    pops:

    Jemand, der sich in einer virtuellen 3D-Umgebung aufhält wird nur, indem er die Gesetze, denen sich diese Welt unterordnet erkennt, grundsätzlich NICHT verstehen, WIESO er diese Welt überhaupt erst wahrnimmt. Wieso er sich GRUNDSÄTZLICH in dieser Situation (den Wahrnehmungen mehr oder weniger ausgeliefert) befindet.


    Doch, zu den Gesetzen müßte zwingend auch die Gesetze gehören, die die Wahrnehmung beschreiben, das wären ja Gesetze, die zu dieser Welt gehören.
    Warum er sich in dieser Welt befindet, ist allerdings eine andere Frage, nämlich die nach dem Sinn.
    Bitte präzise Fragewörter benutzen.


    "Gesetze die die Wahrnehmung beschreiben"? Damit hast du mich neugierig gemacht ... Ich sehe aber, dass die Metapher Schwächen hat und verweise lieber auf das Argument Sartres weiter oben von mir beschrieben.


    Moosgarten:
    pops:

    Das wird mein letzter Versuch sein, zu zeigen, wieso es (meiner Ansicht nach) sinnlos ist, "von außen" auf die Frage "Bewusstsein?" zuzugehen.


    Tja, leider mehr als mangelhaft, weil sehr unpräzise.
    Wissenschaft zeichnet sich eben dadurch aus, dass sie sehr genau Rahmenbedingungen definiert und nur innerhalb dieser Rahmenbedingungen gelten auch ihre Gesetze. Deshalb sind es auch keine "absoluten Gesetze" - aber immerhin mit dem Vorteil, dass sie unter Beachtung der Rahmenbedingungen auch intersubjektiv in der Praxis überprüfbar sind.


    Ich sprach nicht von "absoluten Gesetzen", und wenn dann nicht davon, dass ich einem aufgeklärten Physiker seine Aufgeklärtheit absprechen will. Ich sehe das schon, dass DU keinen Glauben an irgendetwas wirklich SICHERES verbreiten magst.



    Moosgarten:
    pops:

    Der Buddha erklärte unter anderem nicht nur, dass es "sinnlos" ist, einen letzten Grund zu suchen, er zeigte auch, dass bestimmte Fragen einem "Wahn" entspringen, und rational/logisch betrachtet nicht möglich sind, weil sie implizit bestimmte (falsche) Annahmen in sich tragen.


    Zu diesen Fragen gehören zum Beispiel:
    a) Ursprung/Herkunft "des LEBENS"
    b) "Ursprung des Bewusstseins"


    Definitiv falsch.


    Definitiv richtig. :D Ich möchte obiges Zitat um ein: "Meiner überzeugten Ansicht nach" ergänzen.


    Moosgarten:


    Die Herkunft des Lebens ist überhaupt nicht sein Betrachtungsgegenstand, er macht dazu auch keine Aussagen,


    Ja, weil er weiß, dass es so etwas, was du als "Leben" bezeichnest, nicht gibt. Es eine bloße Abstraktion ist, die sie sich mit dem unmittelbar wahrgenommenen: dass da einzelne Wesen existieren, nicht deckt. "Das Leben" impliziert ja schon wieder diesen unpersönlichen Standpunkt, denn der Einzelne sieht ja höchstens nur: Lebewesen. Aber wie gesagt, ich vermute wir kommen da zu keinem Punkt.


    Moosgarten:
    pops:

    Ich möchte das verdeutlichen: Ein Buddhist weiß ja, dass "seine Kette der Wiedergeburten"/seine "Realität" lange vor der Existenz von Leben auf der Erde "begann".


    Das glauben einige Buddhisten vielleicht, nur ist dieser Glaube völlig lässlich, also nicht zwingende Voraussetzung um den Pfad zu gehen.


    Zitat

    Also was soll ihm da die Biologie dazu noch sagen?


    Sie beschäftigen sich einfach mit anderen Fragestellungen, und schon überhaupt nicht mit den Absurditäten, wie du sie nachfolgend anführst.


    Absurditäten? Sprichst du ernsthaft in einem buddhistischen Forum von Wiedergeburt als Absurdität? Oder dass Befreiung daraus etwa mit empirischer Wissenschaft und ihren Ergebnissen möglich wäre?


    :D:D:D:D:D:D:D:D:D



    Ein freundlicher Gruß

    fotost:


    A.II.23-26 Falsche Aussagen


    Ganz eindeutig wird hier erklärt, daß einige Elemente der Lehre einen „der Deutung bedürfenden Sinn“ haben. Da Deutung zwangsläufig durch Menschen geschieht, die in gesellschaftlichen Zusammenhängen leben werden sich die gesellschaftlichen Zusammenhänge immer in der Deutung spiegeln.
    Gleichzeitig wird durch Veränderung von Sprache die Deutungsbedürftigkeit von Textstellen verschoben. Achtung! Nicht die Deutungsbedürftigkeit des Sinns von Lehrreden!! Sprache ist aber ein Filter, der sich zwischen die Gedanken des Buddha und unsere Wahrnehmung dieser Gedanken schiebt.


    Das ausgerechnet 'Sprache' ewig und nicht bedingt unverändert sein soll kann eigentlich nur ein religiöser Fundamentalist behaupten ;)


    Nö, der muss nichteinmal ein religiöser Fundamentalist ;) sein, der hat halt kein Verständnis für das Verhältnis einer Kultur (Werte, Glauben, Mythologien - du brachtest den Ausdruck ja ins Spiel) und ihrer Sprache.


    Insofern musste sich da der Buddha in dieser Zeit nicht so viele Sorgen machen, was der Begriff "Wiedergeburt" für Skepsis oder auch Ablehnung bei "seinen Höhrern" erzeugt. Bei "uns" isses was anderes, und da ists klar, dass da immer diskutiert wird.


    Vorschlag: setz du doch mal deine kulturell geprägte Deutungsbrille ab und ließ das mal alles so, wie es da steht. Also geh DU doch mal davon aus, dass es sein könnte, dass es Götter gibt :) Dann musst du auch nichts deuten.


    :D:D:D



    Ich bin auch nicht erleuchtet oder erwacht ;)


    Aber ... für einen etwas längeren Moment habe ich mich sehr gefreut, es so fokussiert und auf den Punkt gebracht wie in dem von mir zitierten Vorwort zu lesen. Ich hatte mir das nämlich auch so gedacht :P


    Mein Verweis auf die Existentialisten (Sartre und so) kommt auch aus dem Vorwort. War echt ein Wahnsinnsmoment für mich, das plötzlich zu sehen: dass ich Sartre den alten Freak verstehe.


    EEEEEEGOOOO


    Konkret so formuliert weiß ich auch keine Stelle im PK. Aber es geht aus der ganzen Lehre ja hervor!


    Es geht NICHT darum, was davor davor davor davor davor davor davor war. All solche Überlegungen verstärken da eher noch einen Zustand, dem man ja nach der Lehre des Buddha entrinnen sollte.


    Also: "Ursprung des Lebens", "Ursprung des Bewusstseins", sowie dein Hinweis, dass der Buddha es EBENSO dringend empfahl, sich KEINEN Spekulationen um vergangene oder zukünftige Wiedergeburten hinzugeben, da ja AUCH diese Spekulationen auf FALSCHE Vorstellungen zurückgreifen: Hier die Vorstellung einer Existenz eines irgendwie unveränderlichen/absoluten Teils eines ICHs, oder eines festen ICHs überhaupt.


    Solche Spekulationen und auch solche über "DAS LEBEN" und "DIE WELT", "DAS ICH", und deren "Ursprung"/Beginn sind ja nur durch eine das Wahrgenommene schon "in Begriffen/Vorstellungen" einordnende, KOGNITIVE Sicht möglich.


    Diese trügerische Sicht auf die Realität/das unmittelbare JETZT/den aktuellen Bewusstseinseindruck, den man für wahr hält, weswegen man sich auch daran klammert, soll ja abgelegt werden.


    Und "Ursprünge" wird man dieser Sicht sicher nicht ausfindig machen können, weil es eben nur diese (durch die Kognitionen eingeschränkte) Sicht ist, diese Frage aufkommen lässt. Muß irgendwo implizit rauskommen in den Lehrreden.


    Ich selbst denke ja nach wie vor, hier:


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m001z.html



    ;)

    Moosgarten:
    pops:

    Die grundsätzliche Frage aber (die ja auch die Existenzphilosophie stellt), wie es überhaupt dazu kommt, dass wir den Sinneseindrücken (es sind ja nur die, die ersteinmal "da sind") quasi ersteinmal "ausgeliefert" sind, und wir NUR DESWEGEN unter anderem physikalische Forschung betreiben "können", weil wir überhaupt erst DESWEGEN (die existentielle Grundsituation: "Da ist etwas") in die Lage versetzt werden, da eine "Welt" oder ein "Ich" zu vermuten, wird nicht gestellt, kann nicht gestellt werden, da "die Naturwissenschaften" damit eingestehen müssten, dass sie existenzielle Fragen (z.B. "Bewusstsein") eigentlich nicht beantworten können.


    Wieso? Klar kann sie das.
    Was sie nicht beantworten kann, das kann nämlich nur jeder selbst: woran leide ich, und wie finde ich da einen Weg da heraus. Und sie kann keine Sinn-Fragen beantworten, falls die jemand stellen sollte.



    Nein! Kann sie eben nicht.
    So behauptet das die Existenzphilosophie, und so sieht "das" aus buddhistischer Sicht auch aus.


    Ich habe oben schon die Reihenfolge erläutert: ERST die Erfahrung/die Sinneseindrücke, DANN alle Konstrukte/Theorien (die auf Dinge zurückgreifen, die als unabhänggig vom Beobachter klassifiziert werden, also erst NACH DER ERFAHRUNG Naturwissenschaft überhaupt erst möglich machen).


    Ich glaube ja, dass "Verstehen" & auch "Erläutern" immer etwas mit einer inneren Haltung/mit einer Art Verständnis, die schon in einer grundsätzlichen inneren Haltung irgendwie angelegt ist, zu tun haben muss, damit intellektueller Austausch möglich ist.


    Insofern finde ich es sehr schade, zu sehen, dass hier kein Verständnis zwischen uns und auch fotost und mir möglich ist, der ja dann von einem "biologischen Automaten sprach", der sich auf "natürlicher" (was auch immer das sein soll?) Grundlage entwickelt und dann (das schrieb er nicht, meinte er aber glaube ich) also Sinneseindrücke ermöglicht. Was ja wieder nur eine Erklärung für "Bewusstsein" ausgehend davon, dass die Trugbilder etwas Objektives/Absolutes darstellen ist.


    Ich möchte trotzdem einen weiteren Klärungsversuch starten. Mit einer angreifbaren Metapher, aber ich finde die auf die Schnelle nicht schlecht:


    Jemand, der sich in einer virtuellen 3D-Umgebung aufhält wird nur, indem er die Gesetze, denen sich diese Welt unterordnet erkennt, grundsätzlich NICHT verstehen, WIESO er diese Welt überhaupt erst wahrnimmt. Wieso er sich GRUNDSÄTZLICH in dieser Situation (den Wahrnehmungen mehr oder weniger ausgeliefert) befindet.


    Er wird natürlich versuchen, diesen Umstand zu erklären. So lange er bei diesen Erklärungsversuchen aber die Grundsituation/"Logik" die sich ihm in dieser 3D-Umgebung darbietet, als absolut gegeben hinnimmt (ICH & unabhängig von MEINEN Handlungen/Denkweisen die dargebotene Welt), wird er nicht nicht verstehen, nicht als Möglichkeit erkennen können, dass er sich unter einer ziemlich dicken Haube befindet, die für all diese Eindrücke EIGENTLICH verantwortlich ist.


    Also: er wird den eigentlichen Grund für diese Eindrücke, denen er unterliegt, nicht erkennen. Er wird das grundsätzliche Ding: was "Realität" / "Bewusstsein" IST/Wie sie "funktioniert" so nicht (absolut) klären/verstehen können.


    Das wird mein letzter Versuch sein, zu zeigen, wieso es (meiner Ansicht nach) sinnlos ist, "von außen" auf die Frage "Bewusstsein?" zuzugehen.


    Der Buddha erklärte unter anderem nicht nur, dass es "sinnlos" ist, einen letzten Grund zu suchen, er zeigte auch, dass bestimmte Fragen einem "Wahn" entspringen, und rational/logisch betrachtet nicht möglich sind, weil sie implizit bestimmte (falsche) Annahmen in sich tragen.


    Zu diesen Fragen gehören zum Beispiel:


    a) Ursprung/Herkunft "des LEBENS"
    b) "Ursprung des Bewusstseins"


    Ich möchte das verdeutlichen: Ein Buddhist weiß ja, dass "seine Kette der Wiedergeburten"/seine "Realität" lange vor der Existenz von Leben auf der Erde "begann". Also was soll ihm da die Biologie dazu noch sagen? Oder die Neurologie? Wie kann ein Neurologe durch Forschungen von außen feststellen, was da die Grundbedingungen für "Realität"/Bewusstseinsmomente sind? Er kann von außen nie die auf die zeitlose Lehre kommen, die uns absolute Kontrolle über diesen in den Sinneseindrücken gefangenen Zustands verspricht. Ein Neurologe kann uns höchstens empfehlen, den Freitod zu suchen, damit "ES" endlich aufhöre, aber ... se Problem ist ja, dass es nur deswegen nicht aufhört mit der ewigen Aneinanderkettung von Sinneseindrücken.



    Ein freundlicher Gruß :)


    Ganz genau! :D


    Und das wird von vielen nicht verstanden! Es fehlt da an Distanz zu den Vorstellungen/Konzepten die man aus "buddhistischer Sicht" auch als Fantasien bezeichnen könnte.


    Dabei sind es einige kluge Leute, auch ausserhalb des Buddhismus stehend, die darauf hingewiesen haben, dass alle wissenschaftlichen Theorien/Beschreibungen eine unpersönliche/objektive Welt unterstellen.


    Und das gilt es u.a. zu durchschauen: dass Vorstellungen von einer Welt/einem Selbst, über die Funktionsweise einer Welt/einem Selbst, Vorstellungen über die Ursachen einer Welt/eines Selbsts undsoweiter angehaftet wird, weil man einfach nicht genau und dauerhaft genug hingeschaut hat.


    Und schaut man nicht lang und genau genug hin, erklärt man sich die Welt, wie sie sich in dem "gefangenen/unerwachten Zustand" präsentiert (die WELT & ICH) mithhilfe von Messungen, Deduktionen und Induktionen.


    Die grundsätzliche Frage aber (die ja auch die Existenzphilosophie stellt), wie es überhaupt dazu kommt, dass wir den Sinneseindrücken (es sind ja nur die, die ersteinmal "da sind") quasi ersteinmal "ausgeliefert" sind, und wir NUR DESWEGEN unter anderem physikalische Forschung betreiben "können", weil wir überhaupt erst DESWEGEN (die existentielle Grundsituation: "Da ist etwas") in die Lage versetzt werden, da eine "Welt" oder ein "Ich" zu vermuten, wird nicht gestellt, kann nicht gestellt werden, da "die Naturwissenschaften" damit eingestehen müssten, dass sie existenzielle Fragen (z.B. "Bewusstsein") eigentlich nicht beantworten können.


    Genau diese Frage aber stellt der Buddhismus.


    :sunny:

    fotost:
    Anandasa:

    ...
    Das Milindapanha liest sich ganz anders als der Pali-Kanon. In dem wimmelt es nur von Tathagatas, Äonen, Devas und allem möglichen Kram, der dann zur Hauptsache gemacht wird. Ich übertreibe jetzt ein bisschen, aber zu einem gewissen Teil sehe ich das schon so.


    Da merkt man den zeitlichen Abstand von der Lebenszeit Buddhas und eine logische Entwicklung.
    Buddha hat sich der Sprache, der Begriffe und der (Sprach)Bilder seiner Zeit bedient um die Lehre zu verbreiten.


    Ich möchte an dieser Stelle aus dem Vorwort zu den "Notizen zum Dhamma" zitieren.



    fotost:

    Die Probleme, die sich daraus ergeben sehen wir bis heute in die Diskussionen etwa hier im Forum.


    Meiner Ansicht nach liegen einige "Probleme" der Diskussionen in der Inkompatibilität dieser beiden grundsätzlichen Blickwinkel auf das "Phänomen" "Realität".


    Während die Buddhisten hierin "etwas sehen", was sich direkt unter ihrem (potentiellen) Zugriff "abspielt", haben "die Wissenschaften" einen wie im Zitat beschrieben (pseudo-)unpersönlichen Standpunkt der Betrachtung inne.



    fotost:


    Da es in der Geschichte nicht möglich ist wie im Labor ein Experiment unter gleichen Bedingungen zu wiederholen werden wir nie wissen, was geschehen wäre, wenn Buddha etwa für Ideen wie Wiedergeburt und Karma vollkommen neue Wörter verwendet hätte und etwa den Bezug zu einer vor-buddhistischen Kosmologie oder Mythologie konsequent vermieden hätte :grinsen:


    Mit welchen Begriffen würdest du denn den "Vorgang" der ewigen, linearen Aneinanderkettung von Bewusstseinsmomenten und die Befreiung hieraus beschreiben, werter fotost?



    Ein freundlicher Gruß

    accinca:
    pops:


    Ohne es durchschaut zu haben kennt er es ja auch nicht und ohne
    das er es richtig kennt hat er es auch nicht durchschaut.


    Ich möchte gerne ergänzen:


    Ich finde den Begriff "durchschauen" wesentlich treffender als "kennen":


    1) Wenn die Dinge und die Vorstellungen leer sind, dann handelt es sich hier um eine treffende Metapher. Man "schaut da durch". - Weil man es durchschaut hat. :) hahaha, das gefällt mir.


    2) Der Begriff "kennen" auch oberflächlicher benutzt wird. Man kann ja auch einen Film "kennen", ohne ihn vollständig gesehen zu haben. Einen Film zu "durchschauen" hieße aber (obwohl der Feuilleton da ja nicht so spricht...), die Absichten der Filmemacher zu erkennen.


    Leider steht es in der Neumann-Übersetzung nicht wie von dir um das Attribut "richtig" ergänzt.


    Und in dieser Lehrrede geht es ja unter anderem darum, tief/deutlich & folgenreich zu erkennen, dass die Vorstellungen bloße Vorstellungen sind. Und NICHTS :) mit dem "Eigentlichen" zu tun haben, ich möchte mich da gerade so vorsichtig ausdrücken.


    Ich meinte da wirklich, sehr viel näher am "Eigentlichen" zu sein, als ich über Weihnachten den Text (nicht komplett, "es" hatte mich schon sehr am Anfang so berührt/ergriffen) in dieser Fassung (Zumwinkel) las.


    Ein freundlicher Gruß

    Sunu:


    Danke auch für deinen Link pops, sollte man nal drüber nachdenken :P ...


    Ließ lieber in der kompletten Zumwinkel-Übersetzung nochmal, wenn du magst:


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m001z.html


    Den Link hat Ellviral vorhin gepostet. Ich finde diese Version wesentlich eindringlicher, und meiner Ansicht nach auch präziser. In der Version meines ursprüngliches Links heißt es am Ende immer wieder "...weil er es nicht kennt...", in der Zumwinkel-Übersetzung:"...weil er es nicht durchschaut hat" - was ja etwas ganz anderes ist, als bloßes "Nicht Kennen".


    Ein schöner Gruß

    Sunu


    mukti:

    Auch nicht schlecht Sunu, hab ein bisschen reingeschmökert. Bei Varela ist immerhin eine Lösung in buddhistischem Sinn nachhaltiger Leidbefreiung oder -verminderung mit im Spiel. Was hätte das Forschen und Analysieren sonst auch für einen Sinn.


    Ich finde auch: hilfreicher Post, Sunu. Es ist ja klar, dass der biologische Begriff vom "Leben" aus "buddhistischer Sicht" eingeschränkt wirkt. Da gibt es ja eine Menge Wesen, die so nicht unter den biologischen Begriff fallen. Desweiteren auch der ominöse Begriff vom LEBEN (überhaupt). Das sind für mich sehr interessante Überlegungen, die du hier vorstellst. Danke dafür!


    Grundsätzlich möchte ich an folgende Lehrrede erinnern, auch weil sie in mir über Weihnachten ein so wohliges und heiteres Gefühl erzeugt hat:


    http://palikanon.de/majjhima/m001n.htm


    (Nachtrag: Ist hier eigenartigerweise viel! kürzer als in meiner Ausgabe von Kay Zumwinkel - 2017. :doubt: )


    Moosgarten:

    Ich hab mal ne Frage: geht hier ijemand ner geregelten bezahlten Tätigkeit nach?


    :):):)


    Also ich auf jeden Fall. Ich bin Lehrer, halt dich fest :P . Aber keine Sorge um die Kinder, und: ich verstehe deine Frage schon sehr gut, glaube ich.


    Ich bin da auf jeden Fall sehr drin verhaftet und habe weltliche Lebensziele.


    Ein freundlicher Gruß :earth:

    void:
    Moosgarten:

    Die Buddhalehre handelt nur vom Leiden, und darauf kann und will die Physik keine Antwort geben. Das ist schon alles.


    Probleme entstehen dadurch, wenn man Konzepte, die sich in einem Bereich als "zielführend" erwiesen haben, so toll findet, dass man sie unötig verallgemeinert. Also, dass man so begeistert von buddhistischen Lehren ist, dass man darin Welterklärung sucht. Oder, dass man denkt, man müsse alle wissenschaftlichen Modelle in den Buddhismus einbauen, um sie behalten zu dürfen.


    Diese Probleme lassen sich umgehen, wenn man anerkennt, dass Buddha ALLE Sinneseindrücke/Erfahrungen (auf die ja auch die Naturwissenschaften zurückgreifen) in ihrem Zustandekommen (ich rede hier von den Bedingungen, die für einen Sinneseindruck gegeben sein müssen) erklärt,


    wohingegen


    "Die Naturwissenschaften" nur einzelne "Gruppen" von Sinneseindrücken/Erfahrungen (Beispielsweise "Die Tierwelt") betrachtet, und hinter ihnen etwas Objektives, NICHT an den Beobachter Gebundenes sieht. Was aus strenger buddhistischer Sicht eine falsche Annahme ist.


    Deswegen sieht der Physiker im dem Sinneseindruck/der Beobachtung: dass sich der Mond um die Erde bewegt, einen äußere Ursache oder ein objektives "weltgestaltendes Gesetz" (Gravitation), während der Buddhist die eigentlichen Bedingungen dieses Sinneseindrucks erkennt/oder zu erkennen sucht.


    So verstanden kann man alle "wissenschaftlichen Theorien" aus buddhistischer Sicht betrachten und natürlich auch behalten. Was da oft nicht geäußert wird: es wird und wurde, neben allen "weltlichen Nützlichkeiten", die gerade die Physik und die Medizin hervorgebracht haben, eben auch mit Neigung (Kant) geforscht. Da ist ein Begehren nach diesen Theorien, nach dieser intellektuellen Auseinandersetzung.


    Es ist eben auch eine Form der Unterhaltung, provokant formuliert.


    "Die Wirklichkeit" (die ja die Naturwissenschaften beschreiben wollen) spielt sich allerdings direkt in der Erfahrung des Einzelnen ab), kann nicht widerspruchsfrei beschrieben werden, ist lediglich erfahrbar, aber wie der Buddha es uns lehrte: kontrollierbar.


    Weil es Trugbilder sind. :eek:


    Ein freundlicher Gruß (:

    Moosgarten:
    pops:

    Also, werter Moosgarten ... ich möchte da doch noch einmal deine Aussagen etwas korrigieren. Also, man hat Quanteneffekte in "unserer natürlichen Erfahrungswelt" bisher empirisch noch nicht bestätigen können. Die Wahrscheinlichkeiten für solche Ereignisse (z.B. ein geworfener Ball fliegt durch die Wand) wurden aber ausgerechnet. Insofern ... sind es eben nicht Effekte nur auf "subatomarer Ebene", sondern sie wurden eben bisher nur dort festgestellt.


    Berechnen kann man viel, die Frage ist aber immer, ob die Vorrausetzungen, die man den Berechnung zugrunde gelegt hat, auch sinnvoll sind.
    Legt man Dekohärenz zugrunde, zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Ball durchquert eine Wand, praktisch Null ist, was physikalisch eh vollkommen klar ist, denn die dabei wirkenden elektromagnetische Kräfte in den Objekten ¨Ball¨ und ¨Wand¨ dominieren alle anderen.


    "Praktisch Null" heißt aber nicht: "ES" kommt nur im subatomaren Bereich vor.


    Es gibt da im Palikanon beschrieben ein paar Jünger Buddhas, die "magische Fähigkeiten" haben. Diese beschriebenen Fähigkeiten sind in meinen Augen logische Folge auf dem Weg zum Erwachen. Mein Weltbild schließt auch nicht aus, dass Jesus über das Wasser gegangen sein soll.


    Gerade den Naturwissenschaftlern, so mein Eindruck, sind die Grenzen der Aussagekraft, die sich aus der empirischen Methode ergeben, oft nicht klar. Aus deinen weiter unten stehenden Erläuterungen geht für mich hervor, DIR SCHON. Das freut mich.


    Ich gebe gerne zu, dass ich in unserer Zeit, in denen die Diskurse über


    a) "Sinn des Lebens",
    b) "Ursprung des Lebens",
    c) "Ursachen für unsere momentane Existenzform - "Mensch"),
    d) "Bewusstsein",


    fälschlicherweise durch eine "naturwissenschaftliche Sicht" geprägt werden, Hinweise suche, die aus dieser Sicht die beschriebene Magie denkbar machen.


    Moosgarten:
    Zitat

    Ich dachte hier geht es irgendwie auch wieder um dieses Problem: Trennung zwischen Beobachter und Beobachtungsobjekt, was ja empirische Wissenschaft postuliert -objektive Welt/beste "objektive Theorie"-


    Irgendwie ein Bild der Naturwissenschaft von vor 100 Jahren.
    Wisssenschaft macht letztendlich nur Praktisches: die entsprechenden Untersuchungen ergeben Berechnungsmogelle, die Voraussagen darüber machen, wie ein betrachtetes System unter bestimmten Rahmenbedingungen wahrscheinlich, sicher oder nie reagiert. Und das ist dann intersubjektiv zu prüfen.


    Ja. NATURWissenschaft macht das. Und es gibt viele, die da mehr wollen, und nicht wissen, dass mit dieser Methode MEHR eben nicht geht. Wobei ich anmerken möchte: man weiß NIE, ob "es" (das beobachtbare) SICHER wieder so reagieren wird. Aus logischer Sicht ist die Annahme, die sich daraus ergibt, dass "es" sich in den letzten beobachteten 1000 Fällen "gleich" verhalten hat, und sich darum beim 1001 Mal genauso verhalten wird, kein SICHERES Wissen (vergleiche etwa David Hume, und soweiter). Es bleibt eine (auch wenn sie mathematisch formuliert ist) eine "ziemlich sichere, aber dennoch nur ANNAHME.


    Moosgarten:
    Zitat

    und auch wieder um die Frage, ob es tote Materie sei, die irgendwie letztverantwortlich für das Entstehen von Bewusstsein gemacht wird.


    Die Sprache ist schon entlarvend, ein Verwirrspiel, das heute gern von Kreationisten vorgebracht wird.
    Leben kann selbstverständlich nur lebende Materie zur Grundlage haben, nicht etwa tote Materie, denn die lebt ja nicht. Ebenso ist es auch mit ¨Bewußtsein¨, es benötigt eine ganz bestimmte materielle, speziell strukturierte Basis, und beides entsteht und kommt nur gemeinsam vor.
    Das trifft sich mit Lehre Buddhas, die keine ¨letztverantwortliche¨ Ursache kennt: ¨kein Dhamma entsteht allein aus sich heraus (z.B. Bewußtsein aus Bewußtsein), nicht allein aus einem völlig anderem (z.B. Bewußsein aus toter Materie), nicht allein aus diesen beiden und nicht ohne Grund.¨


    Wie gesagt, "populäre Naturwissenschaft" geht da gerne ein paar Schritte weiter und behauptet das schon immer wieder so:


    1. Urknall
    2. Zufall
    3. Evolution
    4. Mensch


    Übrigens erklärte der Buddha die Bedingungen für das Zustandekommen eines Sinneseindrucks (der natürlich bewusst ist, wenn er stattfindet) ein wenig anders als du, aber ich sehe deine Erklärung auf der empirischen Ebene und finde das schön, dass du davon sprichst, dass da etwas gleichzeitig vorkommt, und auch dem Begriff "speziell strukturierte Basis" kann ich etwas abgewinnen.


    Schön auch, dass du den Buddha und seine Haltung/Einsicht in den vermeintlich letzten Grund erwähnst. Ich möchte ergänzen, dass die Suche nach einem letzten Grund ein grundsätzliches Verständnisproblem, die Wirklichkeit betreffend, andeutet.


    Ein schöner Gruß ;)


    Also, werter Moosgarten ... ich möchte da doch noch einmal deine Aussagen etwas korrigieren. Also, man hat Quanteneffekte in "unserer natürlichen Erfahrungswelt" bisher empirisch noch nicht bestätigen können. Die Wahrscheinlichkeiten für solche Ereignisse (z.B. ein geworfener Ball fliegt durch die Wand) wurden aber ausgerechnet. Insofern ... sind es eben nicht Effekte nur auf "subatomarer Ebene", sondern sie wurden eben bisher nur dort festgestellt.


    Ich dachte hier geht es irgendwie auch wieder um dieses Problem: Trennung zwischen Beobachter und Beobachtungsobjekt, was ja empirische Wissenschaft postuliert -objektive Welt/beste "objektive Theorie"- und auch wieder um die Frage, ob es tote Materie sei, die irgendwie letztverantwortlich für das Entstehen von Bewusstsein gemacht wird.


    Moosgarten:

    Es gibt leider nur wenige gute Naturwissenschaftler die zugleich nicht nur philosphischen Müll reden. Und umgedreht ist das ganz genau so. Wir sagen bei uns immer (sehr wohlwollend): "Wenn keine Ahnung, dann lieber Klappe halten"
    Lesch unter alpha-centauri ist einfach ne gute Adresse, wenn man sich als Nichtphysiker über Physik informieren möchte. An philosophischem Geschwurbel darüber bin ich eh nicht interessiert, das geht meistens schief. Es ist auch überwiegend überflüs


    Da bin ich ganz bei dir.

    Moosgarten:
    pops:

    Es war Albert Einstein, der diese Frage bewusst provokant formulierte, damit sie das Problem aufzeige, dass Ergebnisse der damals gerade entstehenden entstehenden Quantenphysik aufzeigten. Ich glaube ... Schrödinger wäre hierzu wichtig, damit man den Albert in seiner Fassungslosigkeit versten


    Nun ja, provokant also. Einstein ist ja dafür bekannt, dass er, obwohl er zu den Mitbegründern der Quantenphysik zählt, ihr rein emotional nicht übern Weg trauen wollte.
    Was selbst kein Argument ist.


    Klar ist es kein Argument. Zweitens wird klar, dass es einfach sehr sehr schwer zu verstehen ist, wie man rein logisch betrachtet (UND es im Bereich der kleinsten Teilchen z.T genauso beobachtet) nicht wissen kann/weiß, was da IST, solange man nicht "hinschaut"/misst". Einstein wollte sein OBJEKTIVES UNIVERSUM gerne behalten!


    Ich habe hier ja nur widersprochen, weil du das Zitat (Wie geht es denn eigentlich in ganzer Länge, so: Ist der Mond auch da, wenn niemand hinschaut"?), jemanden "Eher nicht in der Wissenschaft" zugeordnet hast.


    Moosgarten:
    pops:


    Leider ist es eben nicht so trivial zu verstehen, denn schon dem "normalsten Normalbürger" sollte klar sein, dass auch der beobachtete Mond aus solchen kleinsten Teilchen besteht, die sich immer wieder einmal so "magisch" und bisher anscheinend nicht zufriedenstellend erklärbar verhalten.


    Grundsätzlich falsch. Sie würden sich ¨magisch¨ verhalten, wenn sie isoliert wären (oder alle genau das Gleiche tun würden), wenn sie kohärent wären. Sind und tun sie aber nicht. Sie sind dekohärent, sie wechselwirken miteinander und mit ihrer Umwelt (dazu braucht es nicht mal ¨Beobachtung¨, das wäre nur eine der möglichen Wechselwirkungen), was dann zum Auslöschen eben jener ¨magischen¨ Zustände führt und sie sich ganz ¨klassidsch¨ verhalten.
    Einfach mal n paar Videos von Harald Lesch zu diesem Thema reinziehen.


    Ich benutzte den Begriff "magisch" um deutlich zu machen, dass es genügend Experimente aus der Quantenphysik gibt, die vor einer einheitlichen Theorie nicht zufriedenstellen geklärt werden können. Und das ist sehr wohl richtig :):P


    Was ist es denn nun? Teilchen oder Weile? Oder doch beides gleichzeitig? Hmm ... oder doch ein rosarorates Einhorn?



    Danke für den Tipp mit Harald Lesch, aber weißt du was:


    ich sehe im Harald Lesch einen netten gorillaähnlichen Opa, der das alles noch längst nicht begfriffen hat. Aber man kann in seinen philosophischen Gesprächen (mit ?? Vossekuhl - auch auf Youtube) erkennen, dass er auf dem Wege ist, seine Ignoranz gegenüber dem idealistischen Zugang "ZUM WISSEN", abzulegen. Ich kann ihn im Gegensatz zu so vielen anderen im Fernsehen, die uns sehr genau und selbstüberzeugt erklären, was da alles so Objektives ist, ertragen ...


    Vielleicht möchtest du dir was zum Thema vom Prof. Dr. Anton Zeilinger ansehen? Oder Heisenbergs (philosophische Bekenntnisse? - heißt das so?) lesen?


    Ein freundlicher Gruß :)

    Moosgarten:
    accinca:

    Daher wurde in der Wissenschaft wurde die Frage gestellt, ob der Mond existiere wenn keiner hinsehen würde.


    Eher nicht "in der Wissenschaft".


    Es war Albert Einstein, der diese Frage bewusst provokant formulierte, damit sie das Problem aufzeige, dass Ergebnisse der damals gerade entstehenden entstehenden Quantenphysik aufzeigten. Ich glaube ... Schrödinger wäre hierzu wichtig, damit man den Albert in seiner Fassungslosigkeit versteht.


    Meiner Ansicht nach wird hier:


    http://www.palikanon.com/pali/majjhima/maj001.htm


    das "Problem" hilfreich angesprochen. Ich möchte hierzu gerne nocheinmal sagen: die Vorstellung einer "objektiven Welt ohne Beobachter" ist aus buddhistischer Sicht eine fehlgeleitete Sicht.


    Moosgarten:
    Zitat

    Die Frage ergab sich aus den Beobachten kleinster Teilchen die sich je nach Beobachtung oder nicht Beobachten sich unterschiedlich verhielten.


    Das würde von ziemlichen Unverständnis zeugen, weil ja schon jedem Normalbürger klar sein dürfte, dass der Mond kein solches "kleinstes Teilchen" ist.

    Zitat

    Ein Phänomen das auch heute noch nicht verstanden wird und auf dieser Ebene wohl auch nie verstanden werden wird.


    Das ist im Gegenteil sogar ziemlich trivial zu verstehen.



    Leider ist es eben nicht so trivial zu verstehen, denn schon dem "normalsten Normalbürger" sollte klar sein, dass auch der beobachtete Mond aus solchen kleinsten Teilchen besteht, die sich immer wieder einmal so "magisch" und bisher anscheinend nicht zufriedenstellend erklärbar verhalten. Wie auch schon Prof. Dr. Anton Zeilinger und auch Werner von Heisenberg feststellten: es ist eben alles nicht so trivial zu verstehen. Das ist sehr wichtig zu wissen, inwieweit und ob es diese angenommene, starre Trennung zwischen Beobachter und Objekt gibt, die ja von jedem Gelehrten unterstellt wird.


    Mir haben solche Auseinandersetzungen auch geholfen, zu verstehen, warum ich meinem Bauchgefühl, dass der Buddha Recht hat, folgen will.



    Ein freundlicher Gruß an Euch und allen ein heilsames Jahr 2018