Beiträge von xxx im Thema „Ist Buddhismus zu nihilistisch für kreative Schöpfung?“

    Hallo drostermann


    Zu erst möchte ich anmerken, dass man nicht von „dem Buddhismus“ sprechen kann.
    Es haben sich im Laufe der Jahre viele verschiedene Linien entwickelt mit fundamental anderen Weltanschaungen, Praktiken und Traditionen.


    Ich selber fühle mich keiner speziellen Schule verpflichtet sondern versuche der Lehre Buddhas (Buddhadhamma) mit dem Ziel zu folgen meine Ansichten, meinen Geist in eine bestimmte Richtung zu entwickeln.


    Ich erwähne dies damit du und alle anderen wissen, dass ich weder für eine bestimmte buddh. Schule noch für „den Buddhismus“ spreche. Auch hänge ich keinen bestimmten Dogmen und Glaubensinhalten an.


    Buddhadhsmma per se ist nicht dogmatisch. „Die Lehre“ verlangt kein spezielles Verhalten abgesehen von der Einhaltung der 5 Silas (Verhaltensregeln).
    Diese gelten für uns alle sowieso längst als selbstverständlich.


    Buddhadhamma legt keinen grossen Wert auf das was wir tun, es ist viel wichtiger zu erkennen weshalb wir etwas tun. Vor jeder Handlung steht eine Motivation, die eine bestimmte Handlung auslöst. Die Motivation ist quasi die Wurzel der Handlung, die es je nachdem zu vertilgen oder zu fördern gilt.


    Buddhadhamma versucht uns (oder sagen wir mal unserem Geist) die nötige Achtsamkeit beizubringen um Motivationen zu erkennen und somit die Fähigkeit zu entwickeln diese in eine bestimmte(sogenannt heilsame) Richtung zu lenken.


    Dabei liegt der Focus auf die Weiterentwicklung, Befreiung des eigenen Geistes (was damit genau gemeint ist und weshalb der Geist gefangen sein soll, wäre ein anderes Thema !) und nicht auf die Erlangung anderer z.B gesellschaftlicher oder materieller Errungenschaften.


    Buddhadhamma ist in diesem Sinne egoistisch weil „heilsame“ Motivation, Achtsamkeit in erster Linie auf sich selber, auf den eigenen Geist gerichtet werden soll. Ein Nutzen für andere entsteht dabei höchstens indirekt.


    Im Verlaufe der Zeit wurde das soziale Mitteinander für uns Menschen immer wichtiger. Es gab mehr Menschen, die komplizierte Gesellschaften formten. Die Religionen dienten nun immer mehr als sozialer Kitt, welcher soziales Handeln förderte indem solches als von Gottgewollt bezeichnet wurde. Eine uns übergeordnete metaphysischen Instanz wurde zum allmächtigen Richter erklärt, welche über sozialverträgliches Verhalten wachte und dieses entweder belohnte oder drakonische Strafen verhängte in Form von Höllen, schlechter Wiedergeburt etc.


    Diese Entwicklung wirkte sich auch auf den Buddhismus aus. Es entstanden verschiedene Schulen, in denen nun nicht mehr die Entwicklung des einzelnen im Zentrum standen, sondern die Entwicklung der Gruppe als Ganzes.
    Das zeigt sich besonders im vom Mahayana entwickelten Ideal des Boddhisattvas. Ein Boddhisattva verzichtet auf eine vollständige Entwicklung/Befreiung des eigenen Geistes zu Gunsten der Entwicklung/Befreiung seiner Mitmenschen.


    Die Motivation der Buddhalehre zu folgen war plötzlich nicht mehr „egoistisch“ auf sich selber bezogen sondern entwickelte sich altruistisch von „liebe dich selbst“ zu „liebe andere mehr als dich selbst“.
    Dieses Verhalten ist sehr sozialverträglich und wurde deshalb „politisch“ gefördert, so dass sich solche Religionen ausbreiteten. Auch andere Weltreligionen stellten dieses Miteinander ins Zentrum.
    Wer achtsam genug ist bemerkt jedoch bald, dass jeder altruistischen Handlung auch immer eine tiefere egoistische Motivation zu Grunde liegt.


    Buddhadhamma lehrte ursprünglich allein die Entwicklung/Befreiung des Geistes. Es verfügt nicht über bestimmte metaphysische Jenseitsvorstellungen o.ä.
    Buddhismus d.h seine verschiedenen Schulen lehren solche Vorstellungen von Götterwelten, Zwischenwelten, etc. jedoch schon und unterscheiden sich diesbezüglich deutlich.


    Im Kern ist „Buddhismus“ nicht nihilistisch. Es ist jedoch möglich, dass man aus Unachtsamkeit seinen Geist hin zu nihilistischen Pfade wendet.


    Kreative Schöpfung ist erwünscht, Auseinandersetzung mit der Umwelt nötig. Dabei sollte der Focus immer auf dem Erkennen der eigenen Motivation liegen : was will ich mit meinen Gedanken, Handlungen weshalb erreichen ? Wird der Geist dadurch freier oder abhängiger ? Beeinflusse ich damit andere ?