Beiträge von Doris im Thema „Missionieren im Buddhismus“

    Vielleicht kehren wir dann auch wieder zum Thema"Missionieren im Buddhismus" zurück.

    Es wird doch die ganze Zeit missioniert! Der ganze Thread ist eine einzige Missionierung.
    Indem die Religion der Anderen schlecht gemacht wird, erhöht man die eigene. Das ist Missionierung.


    "Kommt zu uns! Wir haben die Lösung! Wir kennen die Wahrheit! Hier geht’s zur Rettung!" So geht Marketing, vulgo Marktschreierei.

    Zitat

    Vom Buddhismus aus finde ich es nicht kontruktiv so zu verfahren, und im christlichen Gott ein böswilliges, samsarisches Wesen - einen Dämon zu sehen. So etwas finde ich nicht konstruktiv. Sowohl auf der einen Seite - also dass Christen in budhitischen Bodhisattvas dämonische Abgötter und "Idole" sieht. Als auch eben umgekehrt.


    Es ist weniger "nicht konstruktiv" als schlicht falsch.

    Da gehen die "Kritiker" und Atheisten von einer falschen Prämisse aus. Von dieser falschen Prämisse ausgehend, können sie nur zu falschen Schlussfolgerungen kommen. Anders gesagt: Sie gehen von einem vergänglichen Gottesbild aus und wollen dieses widerlegen. Das führt dann zu all den Ablehnungen, die dann auch noch sehr emotional gefärbt sind, weil das Allzumenschliche dem Göttlichen zugeordnet wird. Dieser eklatante Logikfehler ist der große Blinde Fleck.


    Aber das Göttliche ist zwar für den Einzelnen erfahrbar, nur geht das mit keiner Vorstellung zusammen. Es ist nicht in Worte kleidbar, nicht argumentativ beweisbar, keine Theodizee kann fruchten … Das wussten auch schon die ollen Juden, und das zweite bzw. erste Gebot lautet:
    „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“

    Nun machen sich die Kritiker aber ein Gottesbild. Das entspricht primitivstem Kinderglauben und ist daher argumentativ widerlegbar. Aber sie widerlegen nur ihren eigenen Glauben, ihre eigenen Vorstellungen und bleiben darin in Endlosschleife hängen.


    Es ist daher fruchtlos und sinnlos unter solchen Prämissen Diskussionen zu führen. Fraglich ist es für mich, ob überhaupt eine Diskussion über das Göttliche geführt werden kann. Denn diese findet in der Vorstellungswelt statt und ist somit ein Widerspruch.

    Es ist sicher schön und sehr inspirierend erst jemanden kennenzulernen, der so eine Wirkung auf einen ausübt.

    Aber wer hat schon dieses Glück? Der Rest, und dazu zähle ich mich auch, ist über Bücher zum Dharma gekommen und hat dann vielleicht noch persönliche Begegnungen mit Menschen, die einen ermutigen. Ich habe von diesen Menschen über klassische Werbung erfahren, z.B. Infoflyer.

    Meistens sind meine Vorbilder aber so fiktiv (und dennoch real) wie Winnetou.

    Das soll aber nicht bedeuten, dass ich nicht ständig Menschen begegne, die mich inspirieren und bei denen mir vor Staunen der Kinnladen herunterklappt.

    Du hast aber davon gehört. Oder von Deinem Lehrer. …
    Irgendwas hast Du vernommen. Es sei denn, Du bist im Urlaub zufällig über Deinen Lehrer gestolpert und Ihr habt einander kennengelernt und dann ist die Sprache drauf gekommen. (Aber das ist dann auch ein bisschen Werbung, aber halt eine persönliche Empfehlung mittels eines "Testimonials".)

    Ich vermute, da kursiert so ein Bild im Kopf von klinkenputzenden Zeugen Jehovas oder Koranverteilungstände oder katholischen Missionaren mit Zwangstaufen …

    Natürlich, so kann man auch missionieren.


    Aber was ist mit dem Drucken von Schriften und zum Verkauf anbieten? Ist das nicht auch Teil des Missionierens? Oder eine Sangha hinstellen und ein Schild raushängen?
    Missionieren ist Werbung. Also Bekanntmachen. Jeder von uns ist durch Werbung zum Dharma gekommen.
    Die Frage ist, wie elegant ist diese Werbung? Und natürlich, wer diese Werbung gemacht hat.

    Es erinnert mich so ein bisschen daran, dass Anmache begrüßt oder als belästigend empfunden wird, je nachdem wie attraktiv die Person ist, von der die Anmache ausgeht. :grinsen:

    Jessas! Das nenn ich mal Fantasien …


    Ich setze gar nichts voraus.

    Aber wenn jemand z.B. krank ist, dann nützt es ihm sicher, zu akzeptieren, dass dies der Weg des Lebens ist. Dazu muss man nicht Buddhist werden. Dennoch ist das unzweifelhaft eine zentrale Aussage, wenn nicht gar Erkenntnis des Buddhismus. Damit auch Schnittmenge mit anderen Religionen:

    Du sihst / wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.

    Was dieser heute baut / reist jener morgen ein:
    Wo itzund Städte stehn / wird eine Wiesen seyn /
    Auff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden.

    Was itzund prächtig blüht / sol bald zutretten werden.
    Was itzt so pocht vnd trotzt ist morgen Asch vnd Bein /
    Nichts ist / das ewig sey / kein Ertz / kein Marmorstein.
    Itzt lacht das Glück vns an / bald donnern die Beschwerden.

    Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
    Soll denn das Spiel der Zeit / der leichte Mensch bestehn?
    Ach! was ist alles diß / was wir vor köstlich achten /

    Als schlechte Nichtigkeit / als Schatten / Staub vnd Wind;
    Als eine Wiesen-Blum / die man nicht wider find’t.
    Noch wil was ewig ist kein einig Mensch betrachten!

    (Andreas Gryphius)



    Und wenn schon so ein Nebenkriegsschauplatz eröffnet worden ist: Ja, ich finde das Leben ist wertlos. Es ist nicht bezahlbar und auch sonst nicht bewertbar. Es entzieht sich diesen Kategorien. Man kann nur selbst entscheiden, ob man leben möchte und was man in der Zeit tun möchte. Wenn einer seinem Leben keinen Wert beimisst und anderen diese Entscheidung durch Töten abnehmen möchte, so hindere man ihn bitte daran, weil keiner das Recht hat einem anderen das vorzuschreiben. Aber auch das juckt das Universum keinen Deut. Wir sind wohl ziemlich frei …

    "Überzeugen" finde ich schon positiv konnotiert.

    Ich lasse mich ständig vom Dharma überzeugen. Das bedeutet für mich nicht, dass ich nicht auch andere Religionen überzeugend finde.
    Und dann sind da noch die vielen Buddhis, die allein durch ihr Leben sehr überzeugend wirken.
    Natürlich bedeutet das nicht, andere Leute auf der Straße festzuhalten und sie zu einem Überzeugungsgespräch zu zwingen.
    Ich habe schon allein deshalb mit "überzeugen" kein Problem, weil das Teil des demokratischen Diskurses ist und Platz bleibt für viele Überzeugungen. Und weil ich so viele Schnittmengen bei den Religionen sehe und ich einen ganz pragmatischen Ansatz zum Dharma habe, sehe ich dessen Nützlichkeit universell, also z.B. kann jeder davon profitieren, sich mit der Vergänglichkeit von allem (irdischen) vertraut zu machen.