Ja, Milam hat es schon gut erklärt. Die Unterschiede sind nicht gravierend, vor allem weil das Ziel und die Essenz gleich sind. Es geht immer um Bodhicitta (den Wunsch nach Erleuchtung) in enger Verbindung mit Mitgefühl (der Wunsch, dass es den anderen gut geht und sie nicht mehr leiden müssen).
Zu diesem Zweck praktiziert man letztendlich. Positive Nebeneffekte wie mehr innere Ruhe etc. nimmt man gern mit.
Es ist daher gar nicht so wichtig, sich aus theoretischen Erwägungen heraus eine Linie auszusuchen. Wichtig ist vielmehr, dass der Lama einen persönlich überzeugt. Es gibt Lehrer, die werden von allen hoch verehrt, zu Recht, und doch hat man keinen innerlichen Draht zu ihnen. Dann nutzt es einem überhaupt nichts, wie andere Leute den Lehrer finden.
Persönlich finde ich es sehr wichtig, dass man eine Gruppe findet, die geistig offen ist. Wenn ich etwas höre wie: "Wir sind Kagyüs - deshalb wollen wir von Nyingma-Lehren keinesfalls irgendwas wissen" - dann suche ich das Weite.
Oder wenn es nur Bücher vom Hauptlehrer gibt und einem von anderen buddhistischen Lehrern und Schriften abgeraten wird, dann läuft was schief.
Die Gefahr ist dann besonders für Anfänger, dass der Geist enger statt weiter wird (Sektierertum).
Da lohnt es sich, auch ein paar Kilometer zu fahren und eine Gemeinschaft zu finden, wo man sich wohl fühlt und nicht gepresst wird. Man muss auf Dauer eh lernen, zu Hause allein zu praktizieren.