Wenn ich allen Ernstes sage "Dein Wille geschehe", dann heißt das ja, dass es eben nicht MEIN Wille ist, den ich durchsetzen will.
Das mag vordergründig so scheinen, so einfach ist es aber nicht.
Wenn Du sagst "Dein Wille geschehe" ist das erst einmal eine Ausrichtung auf Gott, die Transzendenz (oder ein wie auch immer Anderes).
Aber es ist keine Aussage über die Motivation und den Ursprung des Impulses, wieso sich jemand auf Gott ausrichtet.
Es ist gar nicht selten, dass religiöse Ausrichtung von Eigenmotivation geprägt oder gar gesteuert wird:
Gutes Tun, damit man ins Himmelreich gelangt.
Sich selbst zurücknehmen, damit man aus Samsara befreit wird.
Zu Gott beten, weil es einem schlecht geht und man um Hilfe bittet.
Man kann sich also völlig eigenmotiviert Gott zuwenden. Viele Religionen basieren letztlich auch darauf, dass sie den Gläubigen etwas versprechen in der Hoffnung, dass sich diese an die religiösen Regeln halten.
(Irgendwie ist das hier mehr interreligiös und hat mit tibetischen Buddhismus gar nix mehr zu tun, vielleicht mag ein Mod es verschieben, wenn es Verwirrung stiftet).
In unserer Tradition wird deshalb Wert darauf legt, dass man nicht nur etwas für Gott tut, sondern auch den nächsten Schritt geht und etwas für Gott tut, damit es ihn erfreut. Damit sind sowohl Ausrichtung als auch Motivation abgedeckt.
Sicher wird das aber oft so praktiziert, dass man heimlich ein "wenn's mir dann besser geht" dahinter setzt.
Eben. Da man selbst nicht davor gefeit ist, halte ich es für sinnvoll, noch einmal einen klaren Akzent auf die Motivation zu setzen.
Gott gefallen wollen bedingt aber wieder eine Vorstellung von Gott und dann wäre es wieder "Etwas".
Natürlich. Aber bereits der obige Einstieg setzt ja die Annahme eine Personalität Gottes voraus. "Dein Wille geschehe" ist ja ein dialogischer Ansatz, der ohne ein Gegenüber keinen Sinn macht.
Etwas, was nicht ist, kann keinen Willen haben.
Tja, sobald man "Nichts" oder von mir aus auch "Das ganz Andere" sagt hat man's auch schon wieder verbockt. Deshalb vergisst man wohl auch am besten immer schnell wieder was man gesagt oder geschrieben hat und rechnet es sich nicht an.
Kommt darauf an. Wenn man häufiger diskutiert, sollte man beim Modell bleiben, da sonst die Diskussionen wenig konsistent erscheinen. Außerdem kann die Einsicht, dass Gott Persönlichkeit hat (ich weiß, das würdest Du natürlich verneinen), einen vor ner Menge spekulativer Philosophie bewahren. Die Unklarheit in dieser Frage scheint hingegen eine Menge Spekulation und fruchtlose Geistesbeschäftigung nach sich zu ziehen, wie sich am Forum eigentlich gut erkennen lässt.
Soviel ich weiß nannte Meister Eckhart Gott auch ein "Nichts". Ganz ohne Worte geht es eben nicht und das finde ich auch nicht schlimm.
Ja, die negative Theologie vertritt ja einen ähnlichen Ansatz. Dass man nichts über Gott sagen kann und deshalb besser nichts sagt oder aber, wenn man das schon will, verneinend sprechen sollte.
Es ist ja nur das Anhaften an den Worten und das kann einem in jeder Tradition passieren (sogar im Zen), wobei die Gefahr je nach Tradition vielleicht unterschiedlich groß ist.
Wir Menschen haften generell an Axiomem an. Wissenschaftler und wissenschaftlich denkende Menschen akzeptieren Axiome. Religiöse Menschen akzeptieren Dogmen. Man mag kritisieren, dass das Scheinwahrheiten oder Illusionen sind, aber sie sind durchaus hilfreich, wenn es um die Frage der eigenen Entwicklung geht. Wenn man immer nur über die Axiome diskutiert, bleibt man an dieser Diskussion hängen. Ist halt die Frage, was besser ist, aber jemand, der zumindest akzeptiert, dass es eine Treppe gibt, kann diese besteigen, aber jemand, der permanent darüber nachdenkt, ob es überhaupt diese Treppe gibt, steht wahrscheinlich in 5 Jahren noch auf der Stelle.
Beim Zen wird einem ja immer wieder gesagt man müsse alle Konzepte los lassen und sogar das kann wieder zum Konzept werden. Es gehört ja auch irgendwie dazu, dass wir uns erstmal an geeigneten Konzepten die Zähne ausbeißen und gute Konzepte weisen eben auch immer über sich hinaus.
Da ist wohl unser Grundproblem, dass alles Konzepte sind. Zen ist auch ein Konzept. Es hat hier sogar einen eigenen Forenbereich und darin denken Leute über das nach, was Zen ist oder was ihm zugeschrieben wird. Die Konzepte sind relativ. Das sollte man wissen, solange es sich um vom Menschen erdachte Konzepte handelt.