Beiträge von Schroedinger im Thema „'Verzeihen' im Buddhadharma“

    Wie schon durch void gesagt wurde, ist der Begriff Verzeihen mit dem Wort Anklagen verbunden. Der Fakt, dass wir nicht fehlerfrei handeln können und daher in unserer Verblendung verstrickt sind, macht uns zu "im Netz der Ansichten" Gefangene.

    Aus diesem Netz kommt einer nicht selbst heraus, sondern es bedarf des Buddha, also eines Unverblendeten. Da die Verblendung nichts mit Schuld oder Selbst(schuld) zu tun hat, findet sich logischerweise im Buddhismus hier auch keine Form der Vergebung. Das Konzept ist jedoch im jüdisch-christlichen Kulturkreis entstanden, da hier ein Gesetz - Thora - überhaupt erst die sozialen Beziehungen regelt und fest legt, was Recht und Unrecht ist im Sinne des Judentums bzw. Christentums ist.


    Der Dharma gibt nun den Funktionszusammenhang von Handlungen wieder und zeigt die wechselseitige Bedingtheit und Abhängigkeit im Samsara auf - aus dem Kreislauf kommt man auch nicht durch Handlunge heraus, sondern durch Einsicht in die Taten und die Tatfolgen und dementsprechend ist einer durch Einsicht dann auch fähig(er) Handlungen zu unterlassen.

    Daher ist Reue das entsprechende Verhalten, was durch Empfindung hervorgebracht werden kann.

    Die Ordensregeln im Buddhismus sind so eine Linie, die bei Übertretung zu Gefühlen von Schuld oder Scham führen soll und wo es gewünscht ist, dass die Übertretungen vor der Gemeinschaft bekannt werden.

    Ich denke, dass Verzeihen im Gemeinschaftsleben wesentlich ist, doch im Buddhismus ist das mit Geduld und Gelassenheit gemeint. Allerdings findet sich bei Paulus auch der klare Hinweis, dass es Christentum nicht um Schuld geht, sondern um Liebe, wie er das in seinem Hymnus über die Liebe geschrieben hatte. Die Gottesbeziehung und damit die Menschenbeziehung ist nicht durch Schuld bestimmt, sondern durch Liebe. Und aus Liebe vergibt man dem anderen, so oft wie es nötig ist.

    Im Hebräischen ist Liebe mit dem Begriff der Erkenntnis und Einsicht verbunden - so dass hier durchaus eine Klammer zum Buddhismus ist - die Fehler werden großmütig und auch gemeinschaftlich repariert.