Namaste zusammen,
in Bezug auf die Themaüberschrift ("...Konventionelle und 'Absolute' Sicht") läßt sich sagen, dass wir das Konzept einer konventionellen/relativen und einer höchsten/absoluten Wahrheit, Natur, Sicht et cetera in den frühen Quellen nicht finden. Es wurde erst später erfunden und seitdem von den Theravādins und späteren Schulen verwendet. Buddha lehrte eher das Gegenteil:
ZitatAlles anzeigenSUTTA-NIPĀTA IV.12. Die kurze Entgegnung - Cūla-Viyūha-Sutta (Übers.: Nyanaponika)
884 (DER ERHABENE)
Eins ist die Wahrheit, nicht gibt's eine zweite, -
Sie kennend, wird hierbei der Mensch nicht streiten!
Sie aber künden selbst Verschiedenes als Wahrheit,
Daher nicht lehren Eines die Asketen.
Ein (selbstgemachtes) Problem mit diesem Konzept besteht darin, dass häufig danach gefragt wird, was höchste/absolute Wahrheit, Natur, Sicht et cetera ist und was von ihr vorhanden ist bzw. sein muss. Dazu können wir folgende interessante Äußerung Buddhas registrieren:
ZitatAlles anzeigenSN.12.49 Der edle Jünger (1) - 9. Ariyasāvaka Sutta (Übers.: Wilhelm Geiger, Nyanaponika)
1. Ort der Begebenheit: Sāvatthī.
2. "Nicht kommt, ihr Bhikkhus, einem wohl unterrichteten edlen Jünger folgender Gedanke:
'steht es wohl so (daß man fragen muß):
was muß vorhanden sein, damit was entsteht?
aus wessen Entstehung folgt die Entstehung von was?
was muß vorhanden sein, damit Name und Form entsteht [141]?
was muß vorhanden sein, damit die sechs Sinnesbereiche entstehen?
was muß vorhanden sein, damit Berührung entsteht?
was muß vorhanden sein, damit Empfindung entsteht?
was muß vorhanden sein, damit Durst entsteht?
was muß vorhanden sein, damit Erfassen entsteht?
was muß vorhanden sein, damit Werden entsteht?
was muß vorhanden sein, damit Geburt entsteht?
was muß vorhanden sein, damit Alter und Tod entstehen?'
3. Sondern es besitzt, ihr Bhikkhus, ein wohl unterrichteter edler Jünger infolge seines ausschließlichen Vertrauens (aparapaccayā) schon das Wissen hiervon:
'wenn jenes ist, tritt dieses ein; aus der Entstehung von jenem geht die Entstehung von diesem hervor:
wenn Bewußtsein vorhanden ist, entsteht Name und Form;
wenn Name und Form vorhanden ist, entstehen die sechs Sinnesbereiche;
wenn die sechs Sinnesbereiche vorhanden sind, entsteht Berührung;
wenn Berührung vorhanden ist, entsteht Empfindung;
wenn Empfindung vorhanden ist, entsteht Durst;
wenn Durst vorhanden ist, entsteht Erfassen;
wenn Erfassen vorhanden ist, entsteht Werden;
wenn Werden vorhanden ist, entsteht Geburt;
wenn Geburt vorhanden ist, entstehen Alter und Tod.'
Also erkennt er: auf solche Art kommt der Ursprung der Welt zustande.
(4.-5. -> entsprechend für Aufhebung dieser Welt) ...
Würde man die Frage "was muß vorhanden sein..." als eine wissenschaftliche Perspektive auffassen, so wäre sie aus der buddhistischen Perspektive eines wohl unterrichteten edlen Jüngers zu verwerfen und durch die Betrachtung von paṭiccasamuppāda zu ersetzen.
Mit mettā