Beiträge von Horin im Thema „Darf ich glücklich und traurig sein wenn ich kein Ich (Ego)mehr habe.“

    Aravind ...Naja Angst in dem Sinne den ich meine ist eine Reaktion, welche sich körperlich dahingehend manifestiert, Adrenalin auszuschütten, Gefässe zu verengen und einem Fluchtreflex auszuüben. So brauchen wir in Extremsituationen kein Ichkonzept um einer Gefahr zu entwischen. Ganz im Gegenteil-es wird einfach gerannt, wenn ein Löwe vor Dir steht..ohne abzuwägen wie wichtig es sei... Ich meinte weniger die Angst welche sich auf hypothetischer, psychologischer Ebene entwickelt weil ich über was wäre wenn nachdenke..

    Das halte ich nicht für möglich. Ich kenne kein Gefühl, was nicht in Relation und bedingt entsteht. Weltabkehr ist ein nicht unwichtiger Aspekt des Weges den der Buddha gelehrt hat.


    Ich habe nicht gesagt, dass Gefühle nicht bedingt seien, ich habe von einer Egostruktur gesprochen. Angst, Freude etc. können entstehen, ohne diese weiter in einem Ich-Zusammenhang aufzugreifen.

    So können z.B. in Meditation friedliche Stille bis hin zu ekstatischen Zuständen auftauchen, ohne dass da auch nur ein Funken von Ich ist.. ich möchte weiter nicht, wie erwähnt aus o.g. Gründen nicht auf die Tiere eingehen.

    pops:

    Genau. Es entwickelt sich die MöglichKeit, anatta zu erkennen. Und nach und nach kann man nicht nur erkennen, wie bestimmte Gefühle weniger mit einer Realität zu tun haben, sondern dass sie gar nichts damit zu tun haben. Weil auch jedes Gefühl leer von selbst ist. Und eben auch eine Trauer keine blosse Reaktion "eines Verlustes" ist. Eine Trauer ist ein stärkeres oder weniger starkes Gefühl des Verlustes. Und je nachdem, wie fortgeschritten man ist, im Erkennen der Gefühle, desto ist man ihnen ausgeliefert. Stärker oder schwächer.


    In beiden Fällen allerdings: Ich-glaubend.

    Ich möchte keine philosophische Debatte eröffnen, was Realität ist. Nach meinem Verständnis gehören Gedanken, Gefühle, Erscheinungen (Dualität) ebenso zur Realität als Ausdruck des Seins.



    Zitat

    Trauer ist nämlich nicht dem zwischenmenschlichem Zusammenleben geschuldet, sondern einem Begehren (dass etwas Bestimmtes nicht so sein möge).


    Es gibt schon Metaphern im PK, die lesen sich so, wie du es in meinen Augen mit der SteinMetapher andeutest. Dass man im Leben manche Gefühle annehmen soll, darin stimme ich dir, selber ein Leben lebend, zu. Es kann mitunter sehr wichtig sein, auch für einen Fortschritt in der Praxis: Sich in Form der Gefühle, die gerade in unserer Gesellschaft allzuhäufig unterdrückt werden und wurden, achtsam (!) selbst anzunehmen.


    Aber der Buddha sprach so nicht und auch ganz klar, dass sich diese Gefühle aufgrund von Unachtsamkeit also auch weniger Hellsicht entfalten. Deswegen (damit man diese Hellsicht entfalten möge) sprach er auch von dem Gang in die HeimLosigkeit und/oder dazu den Gang in die Sangha (eine Gemeinschaft, die fern der Welt und der Gesellschaft lebt).

    Ich habe keine Ahnung welche Einstellung Du zum Leben an sich hast und ich bin auch nicht besonders belesen, was den PK betrifft. In meiner Tradition ist eine Weltabkehr/Weltflucht jedoch kein Weg, welcher geübt wird. So wird das was ist, idealerweise angenommen wie es ist. Und in dieser Welt der DUALITÄT in der wir leben, ist eine gewisse Bindung einfach eine Form, welche ich für durchaus gesund halte und äußerst wichtig für die Praxis ist. Ein Beispiel ist die Beziehung zwischen Mutter/Eltern und Kind. Es ist m.E. möglich in einer Welt zu leben in der Gefühle angenommen werden können und trotzdem nicht in einer Ich-Struktur eingebettet werden. Und ebenso ist es möglich, dass Gefühle auftauchen OHNE dass ein Ich-Empfinden ist. (So ist m.E. die Metta-Meditation auch eine Kultivierung von liebender Güte, losgelöst von dem Ego). Ich möchte nicht über die absolute Ebene philosophieren, weil es meiner Meinung nach nicht richtig ist, sie von der Welt der Erscheinungen zu trennen. (z.B. Sandokai, Herz-Sutra sind klassische Texte, welche diese Thematik wundervoll aufgreifen)

    Zitat

    Ich dachte, dass sich das Konzept der BuddhaNatur (Mahayana Buddhismus) ausdrücklich auf alle Wesen erstreckt?

    Selbstverständlich.. Aber lässt Dich das theoretische Wissen um die Buddhanatur, diese auch erleben? Ich habe extra den Begriff Bonpu verwendet; die meisten Menschen sind in ihrer Welt der Illusionen gefangen, ohne ihre eigentliche Natur zu kennen. Es gibt letztlich nur Buddhanatur, und ebenso Tiere besitzen sie, sogar Joshus Hund!!! So ist die Praxis der Meditation fundamental, um die wahre Natur zu erkennen.


    Zu der ganzen Tierdiskussion möchte ich einfach kein weiteres Futter dazuwerfen; ich habe keine Ahnung wie ein Tier die Welt erlebt. Ich denke wir finden einen Konsens darin, dass Tiere eine andere Ausprägung des Bewusstseins haben als der Mensch im Allgemeinen. Ich bezweifel jedoch, dass Tiere Vorstellungen haben oder wirkliches Begehren empfinden, welches dem Begehren des Menschen ähnelt. Letztlich ist dies aber Egal, denn es spielt in dieser Diskussion keine Rolle!

    "Dann frage ich weiter: wie kommt es dazu, dass man solches erkennen kann: ein Gefühl steigt auf, was mit der Realität weniger zu tun hat, weswegen man es distanzierter untersucht?


    Ich frage das, weil du es so geschrieben hattest. Es klang so, als hätte jeder einfach so diese Option, sich mit den Gefühlen distanzierter auseinanderzusetzen."


    Natürlich hat es mit der Realität zu tun. Da taucht etwas auf was wahrgenommen wird. Es hat nur nicht mehr viel mit der Realität was allgemein daraus gemacht wird.

    Das zu erkennen, was wirklich ist, entwickelt sich aus der Praxis der Meditation.


    Trauer hat sicherlich was mit einem relativen Bezug (a zu b) zu tun, was unserem zwischenMENSCHLICHEN Leben verschuldet ist. Wir leben als Menschen und sind eben keine toten Objekte wie ein Stein. Ich denke Buddha hat nicht gelehrt ein Stein zu werden. Daher werden Gefühle angenommen wie sie sind.


    Tiere haben nicht die Möglichkeit sich zu reflektieren und eben nicht diese komplexe Form des Verstandes wie der Mensch. Sie sind sehr einfach, wenn man möchte kann man das mit befreit betiteln.. Für moch gehört zu Befreiung ein vorheriger Zustand welcher als unfrei zu bennen ist. So wie der Zustand des gewöhnlich-denkenden Menschen (Bonpu) welcher die Buddhanatur erkennt. Dazu gehört nunmal der gewöhnliche Geist den Tiere nicht haben

    Lieber accinca.

    Wenn ich aufgrund einer Begebenheit eine Gefühlsregung wie Wut/Ärger empfinde, dann bleibt mir die Option, diese Wut/Ärger zu kultivieren und zu rechtfertigen oder diese Wut als Erscheinung zu erkennen, wie auch die Gedanken, welche kommen und gehen. In diesem Fall baue ich sozusagen eine Distanz zu der Wut auf, identifiziere mich nicht mit ihr, so dass sie sich schneller auflösen kann. Das selbe gilt auch z.B. für Trauer...wenn ich sie kultiviere, indem ich sie in meine persönliche Geschichte einbaue..wegen meines persönliches Schicksals/Verlustes mein Ich-Konzept füttere, statt sie als das anzunehmen, was sie ist: Eine Reaktion auf z.B. einen Verlust.

    Es ist mMn nicht zwangsläufig notwendig ein "Ego" dafür zu haben, um derartige Dinge zu fühlen, so empfinden auch Tiere, wie z.B. Elefanten, nachweiabar Trauer beim Verlust von Verwandten..

    Alle Gefühle werden gochkommen können; Freude, Trauer, Wut,... sie sind Erscheinungen im Geist. Wenn sich damit aber nicht mwhr identifiziert wird, sie nicht festgehalten werden (Ich bin traurig...), sie nicht zu einem persönlichen Attribut erklärt werden, können sie sich auch wieder auflösen, wenn sie als vorbeiziehende Wolken erkannt werden. Es geht nicht darum keine Gefühlsregungen mehr zu haben..dann wäre man kein Mensch mehr sondern tot..es geht darum, nichts festhalten zu wollen (Anhaftung) bzw nicht abzulehnen (Ich darf nicht traurig/wütend sein, weil...). Alle Aspekte des menschlichen Daseins gehören zum natürlichen Dasein. Nur eben nicht, diese Formen als Ich/Mein zu erklären