Zu denken "Ich leide" hat auch was Indirektes an sich, als ob man zu jemandem über etwas spräche.
Wenn du wegen Zahnschmerzen beim Zahnarzt bist, dann weil du Zahnschmerzen hast und nicht irgend Jemand anderes. Und wenn dein Kind stirbt, dann bist du es, die traurig ist. Vielleicht so sehr, dass für eine gewisse Zeit nur noch traurig sein bleibt.
Das ich ist überhaupt nichts, das es zu verteufeln gilt. Wir sollten nur wissen, worum es sich handelt.
Wenn du traurig bist, Schmerzen hast, leidest, dann ist da jemand, der das alles empfindet. Dieses Ich ist allerdings in den meisten Fällen deutlich anders, als wir uns das vorstellen. Das ist die Bedeutung von Anatta.
"Nicht-Ich" heißt nicht "kein Ich". Es heißt kein Konzept mehr von Ich. Kein Nihilismus, kein Eternalismus.
Die Erfahrung bleibt und wenn du sie in Worte fassen willst, musst du in die Welt der Konzepte.
So lange man weiß wo man ist, ist das kein Problem.
Und wenn es heißt, da ist Leid, dann ist das völlig richtig. Wenn da kein Leid wäre, würdest du ja nicht Leiden.
Es gibt kein beständiges, aus sich selbst heraus existierendes Ich, aber sehr wohl ein Doris genannter sich ständig verändernder Identifikationsprozess.
Es geht hier nicht darum ob etwas ist, sondern wie es ist.