Beiträge von Helmut im Thema „Unwissenheit“


    Drei Glaubensstandpunkte (*1) gibt es, ihr Mönche. Werden sie von Verständigen geprüft, untersucht und gründlich vorgenommen, dann ergibt sich, daß sie, selbst wenn man ihnen bloß der Tradition wegen (*2) folgt, in Untätigkeit (*3)enden. Welches sind diese drei Glaubensstandpunkte?

    1. Es gibt einige Asketen und Priester, die da behaupten und der Ansicht sind, daß, was auch immer der Mensch empfindet, sei es Wohl oder Wehe oder weder Wohl noch Wehe, daß dies alles bedingt sei durch frühere [vorgeburtliche] Tat.
    2. Es gibt einige Asketen und Priester, die da behaupten und der Ansicht sind, daß, was auch immer der Mensch empfindet, sei es Wohl oder Wehe oder weder Wohl noch Wehe, daß dies alles bedingt sei durch Gottes (*4)Schöpfung.
    3. Und es gibt einige Asketen und Priester, die behaupten und der Ansicht sind, daß, was auch immer der Mensch empfindet, sei es Wohl oder Wehe oder weder Wohl noch Wehe, daß dies alles ohne Ursache und Grund geschieht.

    Wenn wir uns dieses Zitat aus Anguttara Nikaya anschauen, werden wir feststellen müssen, dass der Buddha hier keinerlei Aussagen über die Person macht, ob es sie gibt oder nicht gibt, wie sie existiert oder nicht existiert. Die Person ist überhaupt nicht das Thema. Das Thema sind drei Ansichten darüber wie Empfindungen entstehen, denen der Buddha widerspricht. Deshalb sind diese Aussagen kein Beweis dafür, dass meine Aussagen über die Person nicht der Lehre des Buddha entsprechen.


    Gruß Helmut

    Hallo miteinander,


    meine Formulierung "... wahre Natur der Person ..." in Beitrag 24 ist natürlich eine ziemlich verunglückte Formulierung. Ich habe die Formulierung auch nicht in dem Sinne gemeint, dass es einen substanziellen Wesenskern der Person gibt. Vielmehr habe ich damit gemeint, dass die Person ein abhängiges, benanntes Phänomen ist, das nicht aus sich selbst heraus existiert, sondern nur in Abhängigkeit von Phänomenen, die die Person nicht selbst sind.


    In dem Zitat von pops in Beitrag 27 geht es um einen Persönlichkeitsglauben, aber nicht um die Person selbst. Dieser Persönlichkeitsglaube ist aber eine Ansicht, eine Ansicht über die Bestehensweise der Persön, die nicht der Realität entspricht. ditthi wird im Wörterbuch des Palikanons ja als Ansicht bestimmt und wird nach dem Wörterbuch meist im Sinne von verkehrter Ansicht verwendet.


    Wenn ich eine falsche Ansicht über die Bestehensweise der Person widerlege, widerlege ich nur diese Ansicht, aber nicht die Existenz des Phänomens in Bezug auf das eine falsche Ansicht bestanden hat.


    Dass es Personen gibt, ist doch ganz offensichtlich, denn hier auf dem Forum debattieren doch Personen und keine Maschinen. Die Frage ist doch, wie existieren diese Personen; existieren sie so wie sie uns erscheinen? Da die Peraon keinen substantiellen Wesenskern besitzt, existiert sie nicht so wie sie uns erscheint. Da es aber eine Person gibt, also existiert, kann sie nur abhängig existieren.


    Gruß Helmut

    Unwissenheit bezieht sich im Zusammenhang der 12 Glieder auf das nicht erkennen der wahren Natur der Dinge. Wir haben üblicherweise die irrige Ansicht wir hätten eine Persönlichkeit. Doch die haben wir nicht ,haben sie nie gehabt und werden diese nie haben. Es gibt weder das Selbst der Person noch das drr Phänomene

    So allgemein und pauschal ist dies m.E. nicht richtig. Unwissenheit ist natürlich das erste Glied des zwölfgliedrigen Prozesses, der uns an Samsara fesselt. Die Unwissenheit besteht aber doch nicht darin zu glauen, wir wären eine Person oder hätten eine Personlichkeit.


    Die Unwissenheit besteht in einer falschen Auffassung über die Bestehensweise der Person. Wenn im Buddhadharma von der Selbstlosigkeit der Person gesprochen wird, wird damit ja nicht die Person negiert, sondern nur falsche Auffassung über die Bestehensweise der Person.


    In den Lehrmeinungssystemen der Vaibhasikas, Sautrantikas, Cittamatrins und Svatrantika-Madhyamikas werden zwei Formen der Selbstlosigkeit der Person erklärt:

    1. Die Person ist leer oder frei davon, beständig, teilelos und unabhängig zu existieren.
    2. Die Person ist leer oder frei davon, substantiell-eigenständig zu existieren.

    Es gibt eine Person, aber sie existiert nicht auf auf diese beiden Weisen.


    Die wahre Natur der Person besteht doch darin, dass wir von der Person als einem abhängigen Phänomen sprechen können, denn In Abhängigkeit von den fünf Skandhas gibt es ein Selbst, ein Ich oder eine Person. Aber eben nur als ein abhängiges, unbeständiges, vergängliches Phänomen.


    Gruß Helmut

    Hallo Sherab Yönten und ihr anderen,


    im wesentlichen habe ich es bisher auch so gesehen. Aber wie ist das mit SN 12.2 Vers 15 in Übereinstimmung zu bringen, denn dort heißt es:


    "Was aber, ihr Bhikkhus, ist Nichtwissen? Die Unkenntnis, ihr Bhikkhus, vom Leiden, die Unkenntnis von der Entstehung des Leidens, die Unkenntnis von der Aufhebung des Leidens, die Unkenntnis von dem Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt: das, ihr Bhikkhus, heißt Nichtwissen."


    Gruß Helmut

    Hallo miteinander,


    die Unwissenheit ist das erste der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens und somit die Wurzel des Samsara. Was ist genau mit diesem Glied der Unwissenheit im Kontext der zwölf Glieder gemeint? Ist sie ein Nicht-Wissen in dem Sinne, dass man etwas nicht weiß oder ist sie ein getäuschtes Wissen?


    Gruß Helmut