Beiträge von Monikadie4. im Thema „Wo fängt Mitgefühl an?“

    das Selbst-Mitgefühl ist aber etwas anderes als zu denken oder zu sagen- wie zu Beginn dieses Threads gemeint.:

    Oder ist es doch nichts anderes?

    Moin Sherab Yönten,

    ich kann gar nicht sagen, dass ich ein Selbst-Mitgefühl habe. Ich bin einfach still innerlich und schaue bzw. lausche.

    Ich weiß, dass alles in mir, so wie es ist, okay ist. Dieses Wissen ist in Fleisch und Blut übergegangen. Ich muss mich nicht erinnern, Mitgefühl zu haben. Ich sehe, dass da Leid ist.


    Es gibt so viel Leid. Das ganze Leben ist voller Leid. Wo heute noch gelacht und gescherzt wurde, wird morgen getrauert oder aus anderen Gründen gelitten - weil der Sommer zu heiß ist oder zu nass, weil kein Geld für Ferien zur Verfügung steht oder die pubertären Kinder Kummer bereiten usw.


    Das, was Du jedoch angesprochen hast, löst bei mir sofort Mit-Gefühl aus, genau so wie das Leiden der Menschen, die übers Mittelmeer nach Europa flüchten, viel Geld bezahlt haben und es eventuell sogar mit dem Leben bezahlen oder zurückgeschickt werden. Wohin? In eine noch traurigere Zukunft.

    Aber was sollen wir tun? Ich habe den Eindruck, viele haben da Mit-Leid mit sich selbst, weil vielleicht unser Wohlstand bedroht wird?

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    Liebe Tara,


    da hast Du natürlich Recht. Entschuldige, aber für mich ist das Erkennen und Annehmen meiner eigenen negativen Gedanken und Gefühle schon 30 Jahre her. Es ist für mich selbstverständlich, wenn auch nicht immer durchgängig gewesen. Und ich kenne das aus so vielen posts von anderen und auch von mir, dass ich es gar nicht für möglich hielt, dass es Dir nicht bekannt ist.


    Ich schiebe eventuell aufkommende negative Gefühle nicht barsch zur Seite. Ich sehe sie und lasse sie los.

    Natürlich habe ich manchmal auch sehr heftiges Leid, sehr unangenehme Emotionen, die ein wenig mehr Aufmerksamkeit benötigen. Dann tröste ich mich selbst, ob das jetzt viel Zorn ist, viel Schmerz oder etwas anderes. Ich mir dann erst mal Mutter. Nie, nie wird sich meine gute Mutter in mir über eine meiner Emotionen ärgern, mich deshalb verurteilen. Sie ist mir stets eine tröstenden, behütende, liebevolle Mutter.

    Ich weiß also, da ist in mir etwas, dem ich immer vertrauen kann. Man kann das auch in einem Gebet zu Gott finden oder wenn man dann Zuflucht zum Buddha nimmt oder zu seinem Lehrer oder auch seinem Hund. Das sind nur exkorporierte innere Mütter.


    Man kann das wirklich lernen, sich selbst beibringen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

    Ja, wie eine Mutter zu sich selbst sein. Ich habe das über das "innere Kind" gelernt.

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    Hallo Lilli,

    das Selbst-Mitgefühl ist aber etwas anderes als zu denken oder zu sagen- wie zu Beginn dieses Threads gemeint.:


    - gut, dass das nicht mir passiert ist und dann an die anderen, die tatsächlich betroffen sind?


    - Oder denkt ihr sofort an die anderen und in einem zweiten Schritt "gut, dass das nicht mir passiert ist"?


    Selbst-Mitgefühl ist genau so wichtig und vielleicht sogar das wichtigste überhaupt wie Mitgefühl mit anderen. Nur wenn ich mich selbst kenne und verstehe und dann mich annehme, warum ich so oder ähnlich dachte und handelte, kann ich andere verstehen.


    In diesem Thread geht es aber um das Mitgefühl, z.B. für die thailändischen Jungen in der Höhle, die unverschuldet durch sich selbst in diese Situation geraten sind und andere, z.B. die Helfer, mit gefährden müssen.

    Das hat Selbstmitgefühl oder gar Selbstmitleid m.E. keinen Platz.

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    Ich glaube, wichtig ist, sich des Mitgefühls - so wie jeden anderen Gefühls - bewusst zu werden/sein. Ich kann nur dann für meine Gedanken und Handlungen Verantwortung übernehmen, wenn ich weiß, was ich fühle und warum. Das Mitgefühl ist m.E. vor allem eine erlernte Qualität, denn z.B. Kinder können sehr grausam sein, wenn sie sich dessen nicht bewusst gemacht werden - Flügel ausreißen bei Insekten, mit dem Brennglas kleine Tiere verbrennen, Frösche aufspießen etc.

    Andererseits kann jemand glauben, er/sie habe Mitgefühl und schwimmt in sentimentalem Mit-Leiden.

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    Genau, das ist absolut notwendig, Mukti.


    Allerdings muss ich sagen, dass ich eigentlich bei Nachrichten wie der aus Thailand nicht mehr denke, gut, dass ich bzw. mein Kind nicht davon betroffen ist. Mein Mitgefühl ist schon bei den real Betroffenen. Ich finde es jedoch auch wichtig, sich in sie hineinzuversetzen - auch in die Eltern der Jungen in der Höhle - bzw. die Helfer. Und das kann ich nur, wenn ich einen Vergleich ziehe, wie fühlt es sich an, wenn es mich direkt beträfe? Das ist ja kein falsches Mitgefühl und kein Egoismus, sondern die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen.


    Die Aussprüche: "Warum mir?" oder "Gott sei Dank nicht ich" konnte ich noch nie nachvollziehen.


    Im Nachhinein bin ich jedoch bei vielen Informationen - z.B. Krebskranken oder andere schwere Krankheiten - dankbar, dass ich und meine nahe stehenden Verwandten und Freunde (noch) nicht davon betroffen waren oder sind.

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