Beiträge von Niemand im Thema „Wo fängt Mitgefühl an?“

    Schön!

    :idea::like:


    Klassisch möchten aber Menschen persönlich gemeint sein von Mitgefühl und sind persönlich gekränkt, wenn sie sich nicht- mitfühlend behandelt meinen.

    mitfühlend behandelt werden bedeutet meiner Meinung nach, die Reaktion (oder eben Nicht-Reaktion) zu bekommen, die man gerade benötigt für den eigenen, nächsten Schritt in Richtung Wahrhaftigkeit. Das ist nicht zu selten eine Reaktion die einem nicht gefällt und die kann auch nur spontan gegeben werden, bevor sich der Reaktionär seinerseits persönlich involviert.

    Ich denke, wenn eine Reaktion wahrhaftig ist fühlt man sich nicht gekränkt, auch wenn sie weh tut. Spätestens wenn die Situation ein wenig gegärt hat merkt man zumindest unterbewusst, dass da was dran ist.


    Paradebeispiel ist da für mich die Lehrer/Schüler-Beziehung im Zen. Da wird ein guter Lehrer den Schüler immer wieder auf sich selbst zurück werfen und ihm keinen Ausweg lassen. Das alles nicht, um ihn zu piesacken, sondern um ihn voran zu schubsen und vom Leid zu lösen. Im Alltag sind wir dann in einerseits abgespeckter, aber andererseits auch lebensnäherer Form alle ein Stück weit Lehrer und Schüler in Einem.

    Eine spontane, wahrhaftige (also meiner Meinung nach mitfühlende) Reaktion hat auch meistens nicht Belehrendes, sondern präsentiert ein Stück Unverarbeitetes und lässt dem Gegenüber die Freiheit damit zu tun was er will.


    Wenn da der Wunsch ist zu belehren, dann geht es auch gleich wieder dran vorbei, genauso, wenn ein Gefühl der Überlegenheit bei demjenigen vorhanden ist, der momentan die Lehrerrolle einnimmt. Im Idealfall tritt das Leben mit sich selbst in Dialog und bedient sich dafür eben der Akteure, die momentan in Kontakt treten. Gleiches tauscht sich mit Gleichem über sich selbst aus. Das ist eine viel mitfühlendere Ebene, als es eine Persönliche je sein könnte, weil dort immer in Ich und Du aufgespaltet wird.

    keks deswegen hat es auch keinen Anfang und kein Ende, weil es außerhalb des Zeitbegriffs ist. Wie das Nirvana ist es ständig präsent und wird nur ggf. überlagert. Man kann es ebenso nicht herstellen, sondern nur so transparent werden, dass es durch schimmert. Das einzige Mitgefühl, das wir herstellen können ist eine persönliche Idee von Mitgefühl, die man nicht überschätzen, aber auch nicht als Schwachsinn abtun sollte.

    Heute habe ich mir aber gesagt; "Ich habe das Recht, mich so zu fühlen, denn ich bin verletzt worden."

    Ich habe diese Gefühle in mir aufkommen lassen und mir dann gesagt, dass es mir einfach nicht gut tut, mit viel Rücksicht und Güte zu mir selbst. Ich habe diese Gefühle nicht wie sonst harsch beiseite geschoben, mit dem Wissen, dass es ungut ist, sich so zu fühlen, und siehe da: sie verzogen sich ohne viel Aufwand.

    eben, man kann sich nicht per Entschluss zu etwas verbiegen, was man gerne sein möchte, sondern muss zunächst in der Situation dazu stehen was man ist und dann sieht man weiter. Selbst wenn das, was man da zu sehen bekommt weniger buddhistisch anmutet als das, was man ansonsten gespielt hat ist man einen Schritt weiter und kann die Sache ehrlich angehen. Die Ziele waren und sind nicht falsch, aber sie wollen auf einer tieferen Ebene realisiert werden, was vielleicht länger dauert und einem Hin und Her unterliegt, weil die Situation jedes Mal neu ist, aber dafür ist es substanzieller.

    Theresa von Avila sagte mal: "Es fängt immer wieder mit Selbsterkenntnis an". Den Satz hab ich mir gemerkt, weil er sich bestätigt.

    Nichts was uns begegnet darf nicht sein und wenn man erkannt hat was ist kann man sich frei drauf einlassen was werden könnte.


    Was Du da geschrieben hast liest sich sehr aufrichtig und echt, als wärst Du gerade in einem sehr tiefgreifenden Umbruch. Da muss man dran bleiben!

    Meine persönliche Meinung:

    Mitgefühl hat weder Anfang noch Ende und ist auch keine persönliche Eigenschaft, die mir quasi "gehört". Deshalb kann Mitgefühl auch nicht wirklich aufgespalten werden in "für mich" und "für Andere". Es geht nur Beides oder keins von Beiden.

    Es ist eigentlich immer da und wird nur zeitweise vom Ego überlagert.

    In dem Maße, in dem man lernt, sein Ego aus erlebten oder vermittelten Situationen heraus zu lassen, desto mehr ist vom Mitgefühl sichtbar.


    Trotzdem finde ich sowas wie Metta-Meditation eine gute Sache, weil man sich dadurch eher dafür öffnet. Man stellt Mitgefühl aber nicht her, sondern lernt es zuzulassen und findet mit der Zeit weniger Anlass es zuzudecken, bzw. reagiert nicht zwingend auf die angeblichen Gründe es zu verdecken.


    Wenn ich in einer Situation ohne Basis-Mitgefühl reagiere, dann ist das eigentlich ein guter Hinweis, wo das Ego noch seinen Teil sichern will.