Schön!
Klassisch möchten aber Menschen persönlich gemeint sein von Mitgefühl und sind persönlich gekränkt, wenn sie sich nicht- mitfühlend behandelt meinen.
mitfühlend behandelt werden bedeutet meiner Meinung nach, die Reaktion (oder eben Nicht-Reaktion) zu bekommen, die man gerade benötigt für den eigenen, nächsten Schritt in Richtung Wahrhaftigkeit. Das ist nicht zu selten eine Reaktion die einem nicht gefällt und die kann auch nur spontan gegeben werden, bevor sich der Reaktionär seinerseits persönlich involviert.
Ich denke, wenn eine Reaktion wahrhaftig ist fühlt man sich nicht gekränkt, auch wenn sie weh tut. Spätestens wenn die Situation ein wenig gegärt hat merkt man zumindest unterbewusst, dass da was dran ist.
Paradebeispiel ist da für mich die Lehrer/Schüler-Beziehung im Zen. Da wird ein guter Lehrer den Schüler immer wieder auf sich selbst zurück werfen und ihm keinen Ausweg lassen. Das alles nicht, um ihn zu piesacken, sondern um ihn voran zu schubsen und vom Leid zu lösen. Im Alltag sind wir dann in einerseits abgespeckter, aber andererseits auch lebensnäherer Form alle ein Stück weit Lehrer und Schüler in Einem.
Eine spontane, wahrhaftige (also meiner Meinung nach mitfühlende) Reaktion hat auch meistens nicht Belehrendes, sondern präsentiert ein Stück Unverarbeitetes und lässt dem Gegenüber die Freiheit damit zu tun was er will.
Wenn da der Wunsch ist zu belehren, dann geht es auch gleich wieder dran vorbei, genauso, wenn ein Gefühl der Überlegenheit bei demjenigen vorhanden ist, der momentan die Lehrerrolle einnimmt. Im Idealfall tritt das Leben mit sich selbst in Dialog und bedient sich dafür eben der Akteure, die momentan in Kontakt treten. Gleiches tauscht sich mit Gleichem über sich selbst aus. Das ist eine viel mitfühlendere Ebene, als es eine Persönliche je sein könnte, weil dort immer in Ich und Du aufgespaltet wird.