In einem Gespräch kamen heute sehr viele "negative" Gefühle in mir hoch. Bisher bin ich damit recht hart umgegangen.
Heute habe ich mir aber gesagt; "Ich habe das Recht, mich so zu fühlen, denn ich bin verletzt worden."
Ich habe diese Gefühle in mir aufkommen lassen und mir dann gesagt, dass es mir einfach nicht gut tut, mit viel Rücksicht und Güte zu mir selbst. Ich habe diese Gefühle nicht wie sonst harsch beiseite geschoben, mit dem Wissen, dass es ungut ist, sich so zu fühlen, und siehe da: sie verzogen sich ohne viel Aufwand.
Alles darf sein und hat seinen Platz, liebe Tara. Das ist Teil des Wunders des Lebens.
Ich erlebe das so:
Es gibt keine "negativen" Gefühle. Sie alle sind sinnvoll und haben ihren Platz. Wichtig ist, wie ich mit ihnen umgehe, welche Handlungen ich daraus folgen lasse, nicht ob sie irgendwie "erlaubt" sind. Dieses Stehenlassen ist das Nicht-werten, auch ein Aspekt vom "Abstehen-von".
Das Mitgefühl ergibt sich aus dem Wissen, dass da Leid ist. Ärger, Zorn, Wut, Neid, Angst usw. – alles Leiden. Ein zorniger Mensch ist nicht böse, er leidet. Und da das jedem so geht, ist es auch logisch, dass es uns auch so ergeht. Also kann ich auch Mitgefühl mit mir selbst haben. Mitgefühl ermöglicht es mir, loszulassen und einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen. Daraus ergibt sich letztendlich, dass ich von schlechten Gewohnheiten eher ablassen kann. Denn alles, was verurteilt wird, wird an eine Kette gelegt, die mich daran bindet, weil eine Emotion mit einer weiteren verknüpft wird, und dann noch einer und noch einer …
Mit geht es so, wenn ich nicht über eine Emotion urteile, sondern sie annehme, entsteht ein kleiner Raum, in dem ich wieder Platz finde. Ich kann diese Emotion dann betrachten und mich fragen, woher sie kommt, ob es einen Sinn macht ihr nachzugehen, ist etwas im Argen, das einer Änderung bedarf … oder kann ich sie einfach laufen lassen.
Natürlich habe ich manchmal auch sehr heftiges Leid, sehr unangenehme Emotionen, die ein wenig mehr Aufmerksamkeit benötigen. Dann tröste ich mich selbst, ob das jetzt viel Zorn ist, viel Schmerz oder etwas anderes. Ich mir dann erst mal Mutter. Nie, nie wird sich meine gute Mutter in mir über eine meiner Emotionen ärgern, mich deshalb verurteilen. Sie ist mir stets eine tröstenden, behütende, liebevolle Mutter.
Ich weiß also, da ist in mir etwas, dem ich immer vertrauen kann. Man kann das auch in einem Gebet zu Gott finden oder wenn man dann Zuflucht zum Buddha nimmt oder zu seinem Lehrer oder auch seinem Hund. Das sind nur exkorporierte innere Mütter.
Man kann das wirklich lernen, sich selbst beibringen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.