Beiträge von Alephant im Thema „Theravada, Mahayana, Vajrayana - Methoden“

    Das ist es ja gerade eben. Dass alle Buddhisten wohl etwas mit diesen Beschreibungen (Satipatthana VIII a) anfangen können.


    Es ist sogar so, dass viele NichtBuddhisten etwas damit anfangen können. Man könnte ja auch ein "HeilsBestreben" und ähnliche Denkansätze nicht nur im Buddhismus erkennen.


    Zurecht wird auf den Unterschied zwischen Buddhismus und anderen Religionen oder Philosophien hingewiesen. Zurecht wird auch auf Ähnlichkeiten hingewiesen.


    Innerhalb des Buddhismus wird meiner Ansicht nach zuRecht auf Unterschiede hingewiesen, aber ebenso zurecht auf zentrale Gemeinsamkeiten.



    :sunny:

    Zur "Herangehensweise im TheraVada".


    Zitat

    In der Übung des Reinen Beobachtens kann jedoch dieser Blick auf die flüchtigen, fragmentarischen Gedanken und Gefühle frei gehalten werden von dem für das Selbstgefühl peinlichen Ich-bezug. Denn im Reinen Beobachten gibt es keinerlei Ich-Identifizierung mit irgendwelchen Bewußtseinsinhalten, den höheren oder niederen. Sie ziehen am beobachtenden Auge vorbei wie die Passanten einer belebten Straße. Der innere Abstand wird gewahrt, und so wird auch negativen Eindrücken der Stachel entzogen. Eine Gelegenheit für solche Selbstbeobachtung bietet sich z.B. bei Unterbrechung der Hauptübung durch äußere Störungen, schweifende Gedanken usw.; und so können auch diese nutzbar gemacht werden.


    Welcher Anblick bietet sich uns nun bei einer solchen Innenschau? Wir bemerken zunächst eine große Anzahl von Sinnenwahrnehmungen wie Seheindrücke, Töne, Gerüche usw., die fast ununterbrochen, gleichsam im Hintergrund, durch unseren Geist ziehen. Die allermeisten sind undeutlich und fragmentarisch und bleiben unbeachtet. Doch manche von ihnen beruhen auf Wahrnehmungstäuschungen oder Fehlurteilen, und die etwas deutlicheren mögen mit vagen Stimmungen und Gefühlen verquickt sein. Uns selber unbewußt, beeinflussen und verfälschen solch ungeprüfte Eindrücke häufig unsere Entscheidungen und Urteile. Gewiß, alle diese Hintergrunds-Eindrücke sollen nicht etwa ständig oder auch nur regelmäßig zu Gegenständen gerichteter Achtsamkeit gemacht werden. Doch wir sollten hin und wieder einen Blick auf sie werfen; denn wenn wir sie ignorieren und sich selber überlassen, können sie die Zuverlässigkeit unserer voll-bewußten Wahrnehmungen und die Klarheit unseres Geistes erheblich beeinträchtigen.


    In noch höherem Grade als von den flüchtigen Hintergrunds-Sinneneindrücken gilt dies aber von jenen mehr artikulierten, jedoch noch unausgereiften Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen, Absichten usw., die mit unserem zweckgerichteten Denken enger verknüpft sind und es daher stärker beeinflussen. Auch hier begegnen wir einer Fülle von undeutlichen, lückenhaften und fehlerhaften Sinnenwahrnehmungen, von Fehlassoziationen und ungeprüften Vorurteilen des Denkens und Fühlens. Weiterhin werden wir feststellen, wie viele unserer Gedankengänge fragmentarisch bleiben und ein vorzeitiges Ende finden, sei es wegen ihrer Schwäche, wegen mangelnder Konzentration oder wegen Mangels an Bekenntnismut zu ihren Konsequenzen. Ebenso steht es auch mit unserem Gefühls- und Willensleben. Wie viele edlen Gefühle und Absichten kommen nur zu einem kurzen, schwachen Aufflackern, ohne sich in Wille, Tat oder klares Denken umzusetzen!


    Tausende von vagen Gedanken und Stimmungen, von momentanen Wünschen und Leidenschaften kreuzen unseren Geist und unterbrechen einander wie unbeherrschte Disputanten, die einander ins Wort fallen. All dies übt in seiner Summierung einen ungünstigen Einfluß aus auf das Gesamt-Bewußtseinsniveau. Wenn solche unklaren und fragmentarischen Geistesfunktionen ungeprüft und mit Fehlurteilen oder Leidenschaften verquickt ins Unterbewußtsein sinken, aus den sie jederzeit hervorbrechen können, so stärken sie verhängnisvoll die Unberechenbarkeit und Unzuverlässigkeit künftiger Entscheidungen und Urteile und damit des Gesamtcharakters. Sie können auch zu unkontrollierten Gewohnheitsbildungen führen, die schwer zu entwurzeln sind.

    Die wirkliche Kraft und der Helligkeitsgrad des Gesamtbewußtseins lassen sich nicht beurteilen bloß nach dem begrenzten, vom gerichteten Willen grell beleuchteten Bewußtseinsausschnitt und dessen Spitzenleistungen, sondern ebenso wichtig ist der wachsende oder sich verringernde Umfang jener im Halbdunkel liegenden Bewußtseinsgebiete, von denen wir hier sprachen.


    Es ist die tägliche kleine Lässigkeit in Gedanken, Worten und Taten, die Selbstvernachlässigung des Geistes, welche durch viele Lebensjahre und, dem Buddha zufolge, durch viele Lebensläufe hindurch einen Zustand innerer Unordnung und Verworrenheit geschaffen und geduldet hat. Die alten buddhistischen Meister sagten: «Aus Lässigkeit entsteht eine Menge Schmutz, ja ein ganzer Kehrichthaufen. Es ist, wie wenn sich in einem Hause täglich nur ein wenig Schmutz ansammelt; doch wenn er durch Jahre hindurch anwächst, wird es eben ein großer Kehrichthaufen» (Kommentar zum Sutta-Nipāta).


    Es sind die unaufgeräumten Ecken unseres Inneren, wo unsere gefährlichsten Feinde hausen und von wo aus sie uns unversehens überfallen und uns nur allzu oft überwältigen. Diese Welt des Halbdunkels bildet einen fruchtbaren Nährboden für Gier und Haß in allen ihren Graden, sowie auch für die dritte und stärkste der drei «Wurzeln allen Übels» (akusala-mūla), die Verblendung, die gleichfalls starke Förderung erhält aus diesen dunklen und verdunkelnden Bereichen.


    Alle Versuche, diese drei Hauptbefleckungen des Geistes - Gier, Haß und Verblendung - auszumerzen oder entscheidend zu schwächen, müssen scheitern, solange sie ungestörte Zuflucht und Unterstützung finden in jenen unkontrollierten Bewußtseinsbereichen. Doch wie können wir dem abhelfen? Gewöhnlich versucht man, diese unter- oder halbbewußten Vorgänge zu ignorieren und sich auf die Gegenkräfte des gerichteten Vollbewußtseins zu verlassen. Doch dies reicht nicht tief genug. Um diesen unkontrollierten Strömungen wirksam zu begegnen, muß man sie zunächst durch das Reine Beobachten kennen lernen. Und dieser Akt des Reinen Beobachtens ist auch gleichzeitig ein wirksames Gegenmittel. Denn wo das volle Licht der Achtsamkeit und Besonnenheit hinfällt, können die Zwielichtzustände des Bewußtseins nicht existieren. Das Wirkungsprinzip ist hier die einfache Tatsache, daß zwei Gedanken nicht gleichzeitig bestehen können. Wo achtsames Beobachten einsetzt, da ist kein Raum für einen verworrenen oder unheilsamen Gedanken.


    Im ruhigen Beobachten eines komplexen Gebildes heben sich allmählich die einzelnen Komponenten deutlich ab und können in ihrer Eigenart und in ihrem Verhältnis zum Ganzen identifiziert werden; und so gewinnt die Struktur des Gebildes an Klarheit. Ebenso vollzieht auch das Reine Beobachten eine ordnende und klärende Funktion bei jenem wirren Knäuel halbartikulierter Gedanken und Impulse, die sich im Bewußtseinshalbdunkel überschneiden. Die einzelnen Stränge werden dann deutlicher in ihrem Ursprung und ihrem Verlauf und damit zugänglicher dem ordnenden, regulierenden und formenden Bemühen der Geistesschulung.


    Während Jahrzehnten des gegenwärtigen Lebens und durch die unausdenkbaren Zeitperioden vergangener Daseinswanderungen hindurch hat sich tief im menschlichen Geist ein eng verknotetes, ja gleichsam verfilztes Gewebe gebildet von instinktiven Reaktionen und geistigen Gewohnheiten, die nicht mehr in Frage gestellt werden. Es sind Einlullungen und Gewohnheiten darunter, die ein organisches inneres Wachstum über einen engen Bezirk hinaus notwendig unterbinden müssen. Hier ist es eben das Reine Beobachten in seiner ordnenden Funktion, das dieses dichte Gewebe auflockert. Es enthüllt dabei die oft nur vorgeschobenen Motive und nachträglichen Rechtfertigungen der Triebe und Vorurteile; es deckt ihre wahren Wurzeln auf, die oft nur in recht oberflächlichen oder abwegigen Gedanken- und Triebassoziationen bestehen. Kraft des Reinen Beobachtens zeigen sich so in diesem scheinbar so unzugänglichen und geschlossenen Gefüge deutliche Lücken, die das Schwert der Weisheit erweitern kann. Dieses Deutlichwerden der inneren Zusammenhänge und damit der Zugänglichkeit, dieses Aufzeigen der Bedingtheit und damit der Veränderlichkeit nimmt jenen Trieben, Vorurteilen und Gewohnheiten, ja sogar der materiellen Welt selber ihre Selbstverständlichkeit. Durch das «Schwergewicht harter Tatsachen» der inneren und äußeren Welt werden viele Menschen so stark beeindruckt, daß sie zögern, sich einer methodischen geistigen Schulung zu unterziehen, an deren Erfolgsmöglichkeit sie zweifeln. Die so einfache Übung des Reinen Beobachtens aber vermag schon nach kurzer Zeit dieses Zaudern und Zweifeln zu zerstreuen und dem Übenden begründete Zuversicht zu geben.


    Diese ordnende und regulierende Funktion des Reinen Beobachtens gehört zu jener «Läuterung der Wesen», die die Lehrrede an erster Stelle als Aufgabe und Ergebnis der Achtsamkeitsübung nennt. Hierzu sagt der alte Kommentar: «Es heißt in den Texten: <Geistesbefleckung verunreinigt die Wesen, Geistesklärung läutert sie> (Samyutta Nikāya 22, 100). Solche Geistesklärung kommt durch eben diesen Satipatthāna-Weg zustande.»


    Das Benennen. - Das Sondern und Identifizieren in der ordnenden Funktion des Reinen Beobachtens vollzieht sich, wie bei jeder geistigen Tätigkeit, mit einer sprachlichen Formulierung, d.h. als ein Benennen des identifizierten Vorgangs.


    Es liegt ein Wahrheitskern in der Wortmagie der so genannten Primitiven: die Dinge bei ihrem rechten Namen nennen, bedeutet, sie zu beherrschen (wenigstens manchmal). Auch in vielen Märchen kehrt das Motiv wieder, wo die Macht eines Dämons gebrochen wird, wenn man ihm mutig entgegentritt und seinen Namen ausspricht.

    Satipatthana VIII a



    :sunny:


    Glückwunsch zu dieser Entscheidung. In Verbindung mit dem Vertrauen in die Worte des Buddhas hast jetzt nach deinem Post aber wirklich noch etwas zu denken ;)


    Zitat

    8. "Während ich so umsichtig, eifrig und entschlossen weilte, erschien ein Gedanke der Entsagung in mir. Ich verstand folgendermaßen: 'Dieser Gedanke der Entsagung ist in mir entstanden. Dies führt nicht zu meinem eigenen Leid, oder zum Leid anderer oder zum Leid beider; es fördert Weisheit, verursacht keine Schwierigkeiten, und führt zu Nibbāna hin. Wenn ich über diesen Gedanken nachdenke und nachsinne, und sei es sogar eine Nacht lang, sogar einen Tag lang, sogar eine Nacht und einen Tag lang, sehe ich nichts, das davon zu befürchten wäre. Aber mit übermäßigem Nachdenken und Nachsinnen könnte ich meinen Körper ermüden, und wenn der Körper ermüdet ist, wird der Geist überanstrengt, und wenn der Geist überanstrengt ist, ist er von Konzentration weit entfernt.' Also festigte ich meinen Geist innerlich, beruhigte ihn, brachte ihn zur Einheit und konzentrierte ihn. Warum ist das so? Weil mein Geist nicht überanstrengt werden sollte."

    19. Zwei Arten von Gedanken



    :sunny: