Beiträge von Alephant im Thema „Mitgefühl vs Mitleid“


    Zur Sicherheit: ich meinte mit dem "zweiten SynonymVorschlag" der GoogleÜbersetzung den Begriff hier:


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    Und da ist neben der Vorsilbe "co" ("so",ohne das Summen im "s" ausgesprochen, in meinen Augen auch nicht einfach mit "mit" zu übersetzen) "das Gefühl" (für mich schon iwie immer selbstgerichteter als im Deutschen, wo mir der GefühlsBegriff iwie & warum auch immer "sachlicher"/"objektiver" angelegt scheint) integriert.




    :sunny:

    Mitleid hat sinngemäss gesprochen etwas mit Emphatie zu tun. Es ist aber immernoch die Frage, wie man damit umgeht. Wenn da MitEmpfinden, Mitfreude und auch Mitleid ist, ist da ja keine Ohnmacht angesichts einer GefühlsFülle.


    Es entfaltet sich ja sozusagen aus einer inneren Sicherheit heraus. Hat also eher nichts damit zu tun, dass man sich so öffnet, dass man verletzt werden kann.


    Wenn man die seelischen oder körperlichen Schmerzen anderer nicht distanziert zu eigenen ähnlich scheinenden Erlebnissen, wahrzunehmen in der Lage ist, ist da in meinen Augen grösseres Potential, dass das Erleben der (auch negativen) Gefühle der anderen bedrohlich wirkt, so dass man in die Lage kommt "sich schützen" & "zur Sicherheit verschließen" zu "müssen".




    :rainbow:

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    Man kann im Englischen nicht sagen, dass man "pity für jemanden hat. Man sagt da wieder "i feel pity for you".


    Der Begriff "compassion" ist eine knappe Analyse :lies: wert. So wie "a pity" auch die Eigenschaft einer Sache sein kann, kann es die "compassion" nicht. Es kann nur jemand "compassionate" (in Bezug auf) sein (I am compassionate towards/about ...). Die "compassion" kann nur so wie sie ist (nicht als Eigenschaft/Zusatz einer anderen Sache) sein. Man kann sie haben: "I have compassion for someone", oder man kann sie fühlen: "he feels compassion".


    Aber das Wort "compassion" hat keinen Stamm "Leid" oder "Schmerz" oder "Verlust" oder so etwas in der Art. Es ist ja hier mindestens ein Begriff aus dem Latein. Ich sehe da auch das Wort "compadre" (Spanisch), dann Deutsch: die Kameradschaft, dann die "communitas" u.s.w. Es steckt in dem Wort "compassion" also wirklich etwas Gemeinsames/Gemeinschaftliches, oder mindestens deutlicher die andere Person (als im Begriff "Mitleid") drin.


    Und dann ist da ja noch die "passion". Also die "Leidenschaft". Hier ist dann vielleicht eine christliche (höhere? wahrere?) Leidenschaft (in Hinblick auf ein gemeinschaftliches Wohl?) angedeutet?


    Ich sehe gerade, dass der Begriff "passion" ja anscheinend sogar mindestens griechische Wurzeln hat.


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    Sehr gross wird es auch mit dem Begriff "symphaty". Und da ist in dem Wort auch keine Andeutung von Leid oder Schmerz drin.


    Ich geh jetzt schlafen :nosee:




    :earth:

    "Ich habe nur noch Mitleid für dich übrig" (verachtend)


    Das, oder: "Dich kann man echt nur noch bemitleiden", also in dem Sinne, in dem da ein Ding (ein Opfer) was so ist, konstruiert/behauptet wird, für das man eben nur das fühlen kann: "versachlichende Verachtung", die man mit "Mitleid" bezeichnet, kenne ich aus dem Englischen nicht.


    -


    "Ich habe da richtig mitgelitten"/"Ich leide mit dir" - so eine wörtliche Übersetzung ins Englische läuft schief.


    Man spricht dort eher von einem Ding ("pain" zB - der Schmerz, oder "loss" - der Verlust) des anderen (des anderen Schmerz, dessen Verlust ...) den man fühlen kann. Nicht: dass man selbst mitleidet (i am suffering with you - grammatikalisch richtig, aber von der Bedeutung her schief - offensichtlich: denglisch).


    Im Englischen gibt es Wendungen im Hinblick auf Mitfühlen & auch Mitleiden, in denen das Gefühl des anderen (was man selbst fühlen kann) objektiviert wird*, während die deutsche Wendung "Ich habe Mitleid für dich" ein Ich objektiviert, das von sich aus ein "Mit-irgendwas" ("objektives" Leid?) für jemanden (und nicht durch oder wegen ihm) spürt.





    :star:



    * "I feel/I can sense (ich fühle/ich kann spüren) your pain/loss/sorrow


    Ich fühle/spüre deinen Verlust/Schmerz - so etwas hört sich im Deutschen fast anmassend an, oder?

    Es ist wirklich interessant, fällt mir gerade auf. Ich habe den starken Eindruck, dass im Deutschen der Begriff anders ist. Es ist sicher das zweite Synonym im Russischen auch nicht so wie das Wort "Mitgefühl". Ich nehme da in eine stärkere Versachlichung/allgemeine "Verregelung" an die man glauben könnte, wahr. Es ist dann in meinen Augen so gesehen sogar eher egal, welchen Begriff man im Deutschen neu einbringt und verwendet, denn wenn man ihn in die Allgemeinheit entlässt, wird er eine entsprechende (kulturspezifische) Umdeutung erfahren.


    Es ist vielleicht in diesem Zusammenhang (Warum und welche spezifischere Haltung/Bedeutung des Begriffs "Mitleid" in Deutschland) der Immanuel Kant nicht zu vergessen. Dessen Ausspruch, dass eine moralische Handlung eben keine (!) aus der Neigung (also einem Gefühl heraus - Kant mischte da alle Empfindungen und Gespüre zusammen, glaube ich) entsprungene Handlung sein kann hieß/heisst ja noch viel mehr:


    Moral ist bei ihm nur eine Folge der Abstraktion. Und damit der Vereinfachung, der "Entsubjektivierung" der subjektiv gedeuteten Sachlage: Mensch der evtl Hilfe braucht. Erst wenn das Motiv einer Handlung als ein Gesetz (was den Einzelfall ignoriert) formuliert werden könnte, dann ist ein Handlungsmotiv moralisch.


    moralisch handeln <> mitfühlend und auch mitleidend handeln?


    Der Immanuel ist schon noch ein Gott für viele. Er war es sicher gerade in Deutschland.


    hast du vllt Zeit und Muse so eine Gegenüberstellung mal zu machen?


    Allein mach ich das nicht ;). Aber es sind da auf jeden Fall deutlich mehr Dinge noch, als zB so eine Wendung wie "she feels sorry for someone" (wörtlich übersetzt: "sie fühlt sofühlend (sorry) für jemanden.") Da denke ich mal genauer nach. Wichtig in dem Zusammenhang wäre, das deutsche Wort "Leid" in allen anderen Begriffen mit demselben WortStamm abzubilden. Dann könnte man mit Hilfe der englischen Begriffe und Wendungen, Unterschiede aufzeigen.




    :earth:

    Denkst du, dass es in anderen Kulturräumen diesen Begriff gibt und wenn ja, wie ist die Bedeutung dort?


    Im Russischen gibt es folgendes Wort:


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    Das zweite synonym verwendete Wort ist in unserem Zusammenhang vielleicht interessant. Es geht hier um ein Gefühl und die Vorsilbe "co". Diese Vorsilbe wird aber in der Sprache anders verwendet als die Vorsilbe "mit" im Deutschen.


    Im Deutschen ist das "mit" in meinen Augen sachlicher, unpersönlicher. In dem russischen Begriff kommt mehr ein jeweiliges "hinfühlen" zum Ausdruck.


    Ich habe auch einmal über englische Wendungen nachgedacht. Es sind da schon Unterschiede zum Deutschen. Mir kommt es zB so vor, als wäre der deutsche Begriff "mittrauern" eher so entwickelt, dass man dahinter eine gemeinsame stille und "echtere"/mitfühlendere Sache sehen kann.


    In meinen Augen könnte man da umfangreiche GegenÜberstellungen der Wendungen in diesem BedeutungsZusammenhang zusammenstellen. Englisch und Deutsch ist recht interessant, so kommts mir gerade vor. So könnte man evtl "Kultur" auch ausschnitthaft erkennen.




    :earth:

    .

    Das Leid anderer wird halt öfter auch als Belastung aufgefasst.


    Ich habe selber etwas integrative Behindertenarbeit gemacht. Das war echt immer wieder auffällig, wie verstohlen uns die Leute auf den Freizeiten angeschaut haben.


    Viele haben ein grosses Leid in den Teilnehmern dieser Reisen vermutet. Weniger vielleicht in den Downies. Mehr in denen, die öfter einmal für unsere Begriffe ausdruckslos in die Gegend schauen. Oder in einer jungen Frau, die im Rollstuhl sitzt.


    Für uns junge ehrenamtliche und Hauptamliche Zivis oder FSJs war es damals zwar anstrengend, aber eine grosse Bereicherung und wir haben sehr viel und auch befreit gelacht, wo andere sich das vielleicht nicht getraut hätten. Aus irgendeiner "festen Regel" heraus oder so.


    Das Tolle an diesen Reisen war, dass sie wirklich integrativ/gemeinschaftlich waren. Heute gibts da ein anderes ModeWort: inklusiv.


    Jetzt einmal "buddhistisch sprechen" nur im Sinne der deutschen Begriffe/Sprache, wie ich sie kenne: Mitleid ist möglich, wenn man in den anderen hineinfühlt (?) Die Art dieses Hineinfühlens und des Umgangs damit ist bedingt (?).




    :star:



    Man sieht einen Menschen. Sieht, was er nicht hat, was man alles selber hat und geniessen kann. Und dann denkt man: der Arme kann das alles nicht/hat das alles nicht. Und dann findet man das schade für jemanden (man glaubt dabei, dass es wirklich um den anderen geht, bei so einer Einschätzung) und denkt dann, das wäre Mitleid. Das ist aber nicht mit dem Begriff "MitLeid" gemeint, von dem im Buddhismus die Rede ist. Könnte eigentlich klar sein.

    "I dont need your pity" und Ähnliches gibts allerdings auch im Englischen. Und mir kommt es gerade so vor, als wäre das was damit gemeint ist, etwas wofür es in vielen Sprachen Wendungen gibt.


    Was ist damit gemeint? "Ich brauche dein belangloses und gestelltes ängstliches Gerede nicht, weil es mir mit meinen Sorgen nicht hilft?"



    :star:


    Es gibt spezifische Wendungen, die es womöglich in anderen Sprachen so nicht gibt.


    "Spar dir dein Mitleid." (es hilft nichts)

    "Ich habe nur noch Mitleid für dich übrig" (verachtend)


    Das Wort "Erbarmen" wird heute aus meiner Sicht kaum noch im ursprünglichen Sinne benutzt. Wenn ich es gehört habe, dann aber in der Verneinung, um eine Konsequenz anzuzeigen: "Er hatte mit dieser Sache kein Erbarmen". Also eher etwas, was verneint, nicht mit Ohnmacht zu tun hat.




    :moon: