Beiträge von Tai im Thema „Wer bin „ich“ ? Was bin „ich“ ?“

    Ich würde auch am liebsten gerade nicht mehr denken und sprechen, weil da doch auch immer das "ich" spricht oder denkt und damit doch nur noch mehr Gedankenkonstrukte entwickle ? Jeder Gedanke kommt doch aus meinem "Ich" ?

    Genau wie Ziele und Träume, die mir jeden morgen geholfen haben besser aus dem Bett zu kommen, sind doch nur Konstrukte, die ich am besten fallen lassen sollte ?

    Denken und Sprechen sind ebenfalls Ausdruck deiner wahren Natur und als solche völlig okay. Unser Problem besteht lediglich darin, dass wir Menchen dazu neigen, vor lauter Denken den Denkenden zu vergessen bzw. nicht mehr in seiner Ganzheit zu erfahren, anzunehmen und auszuhalten. Sofern du das, was du bist, in seiner Soheit annimmst, ist es völlig egal, ob du dabei gerade redest, denkst oder im Samadhi auf dem Sitzkissen weilst. Das Sitzen in Stille bietet lediglich besonders gute Vorraussetzungen dafür, bei "sich" zu bleiben.


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    Hallo zusammen,


    für mich bricht gerade irgendwie eine Welt zusammen. Wie könnt ihr denn damit leben mit dieser Erkenntnis, dass es kein "ich" gibt ? Mir nimmt das gerade irgendwie so sämtlichen Ansporn mein Leben zu leben. Ohne ein "Ich" sind wir doch alle nur Roboter ohne Emotionen und Gefühl, ohne einen Sinn für Vergangenheit und Zukunft. Mir erscheint das Leben plötzlich total sinnlos und wie ein Traum. All meine Ziele und Pläne wie sich irgendwann vielleicht mal selbstständig zu machen, einen Marathon zu laufen oder eine Familie zu gründen wirken jetzt sinnlos. Wie kommt ihr denn mit dieser Erkenntnis klar ? :(

    Hallo Marc,


    ich glaube, da hast du etwas missverstanden.


    Derjenige, der alles erlebt, was du erlebst, ist deine immer unmittelbar gegebene einzigartige Wahrheit. Lediglich das gedankliche Konzept von einem "Ich" mit allen daran hängenden Vorstellungen, Vorlieben, Abneigungen usw. kann dem, was du bist, nicht wirklich gerecht werden. Das gedankliche Konzept davon, dass es kein "Ich" gäbe, wird dir natürlich genauso wenig gerecht.


    Geh mal in einen Wald und vergleiche das Phänomen um dich herum dann mit dem Wort "Wald" oder der gedanklichen Vorstellung von "Wald". So ist es zu verstehen, wenn im Buddhismus davon die Rede ist, dass es kein "Ich" gäbe.


    Ich praktiziere seit über zwanzig Jahren mit der Wer-bin-ich/Was-ist-dies-Frage. Die Antwort auf die Frage sollte idealer Weise keine gedankliche Vorstellung, sondern immer eine unmittelbare Erfahrung sein. Diese Erfahrung bist du. Tauchen trotzdem Gedanken auf, hilft dir die Frage, wieder zu der unmittelbaren Erfahrung zurückzukehren; etwa in dem Sinne: Wer hat jetzt gerade diesen Gedanken usw.?


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    Tai