Beiträge von Aravind im Thema „Bewusst sein - irgendwie lahm ...“

    Aravind

    mMn ändert sich natürlich vieles im Laufe der Praxis-Zeit..so kann man selbstverständlich gelassener gegenüber spezifischen Umständen werden, ruhiger, auch ein Verständnis von bestimmten Dingen erlangen etc.

    Doch m.E. hat das nichts mit der Praxis der Meditation zu tun, sondern mag ein Nebenprodukt sein. So hat Zazen/Shikantaza, jedenfalls in dem Kontext in dem ich praktiziere keine Absicht. Es geht nicht um einen Prozess einer Vertiefung, einer Reifung etc. Darum spielen die Jhanas z.B. keine besondere Rolle im (Soto)-Zen. Vielmehr wird das Sitzen als Manifestation der Buddhanatur aufgefasst.. das bedeutet nicht, dass es eine Imitation einer Vorstellung ist. Wenn Zazen korrekt praktiziert wird, in der richtigen Haltung (Körper und Geist) ist dies bereits das Zazen Buddhas und der Patriachen. Es ist das Sitzen in der Reinheit, in der alles auftaucht, Gedanken, Gefühle, Geräusche etc.. ohne das Greifen danach. Das ist der Urgrund, Grund des Nichtdenkens der Nichtunterscheidung (hishiryo), keine Welt! Reines Sitzen ohne Ziel, Zweck, Absicht. Das ist die Essenz der Buddhalehre und das was Meister Dogen verdeutlicht

    Das kann ich so komplett nachvollziehen, "nicht zielgerichtet" bedeutet eben nicht, dass es keinen Effekt hat. Je nach Richtung ist das dann tasächlich ein Effekt (so sehe ich das, ich bin ja kein Zennie), oder ein Nebeneffekt, so wie Du beschrieben hast,ist ja auch nicht schlimm.


    Und auch in meiner Richtung gilt: Wenn man das Ziel zum Inhalt macht, dann wird das nichts! :) Die Balance zwischen Absicht und Loslassen muss schon stimmen. Aber etwas Hoffnung kann man schon geben, finde ich. 8)

    Liebe Grüße,


    Aravind.

    Zurück zur Originalfrage:

    Aber mal ganz ehrlich: War's das jetzt? Bewusst sein ist das höchste der Gefühle? Keine freudigen Ziele, keine witzigen und angenehmen Erinnerungen (ja, nicht alle Erinnerungen sind schließlich traumatisch, deprimierend, traurig und was weiß ich noch)?

    Nicht so ungeduldig, junge Skywalkerin! ;)


    Der "Trick" ist ja, dass Du Dich durch die Praxis veränderts, so richtig in Deinem Innersten. Ich habe gestern im Zug mal eine kleine Grafik gemacht, um das zu veranschaulichen:


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Nach oben ist sowas wie "Glück und Zufriedenheit" aufgetragen, nach rechts die Zeit. Die schwarze untere Linie sind "Normalos": Viele Schwankungen, tolle Glücksgefühle, aber auch tiefe, tiefe Täler.

    Durch die Praxis bewegst Du Dich nach oben; die Schwankungen werden zwar kleiner (nach oben *und* unten), aber Du bewegst Dich insgesamt auf einem viel höheren Niveau. Im Mittel später dann höher, als in den vergänglichen Höhenflügen jetzt.


    Das ist das, was Accinca so schön beschrieben hat:

    Vergleicht man daher das Leben als Mensch

    mit höchsten Wohl und Glück,

    dann erleben wir von daher betrachtet

    jeden Tag elendes Leiden und Öde.


    Das ist die Idee; es gibt viel Luft nach oben, um mehr Glück und Frieden zu entdecken, und den Weg kann ich aus eigener Praxis bestätigen. Also: Keine Angst vor gedämpften Gefühlsschwankungen!


    Liebe Grüße,

    Aravind.