Beiträge von void im Thema „Chögyam Trungpa - na super :(((“

    raterz:

    wieso sollte erwachen handlungseinschränkend sein? wo soll buddha das gelehrt haben?


    viel eher hat buddha den achtpfachen pfad wie ein boot geschildert, dass man nach dem überqueren des flusses hinter sich lässt

    Einen "Erwachten" kann man sich als jemand vorstellen,der aus dem Spiel ausgebrochen ist - wie der Protagonist in dem Film "die Matrix". Und weil er alle Fesseln abgelegt hat, ist quasi "Jenseits von gut und böse" und alle seine Handlungen sind Ausdruck dieser Freiheit. Ein Befreiter hat in diesem Bild fast was von Nietzsches Übermensch.


    Aber ist im Buddhismus diese "Freheit von allem" gemeint? Eigentlich ist doch der Anspruch ein anderer. Nämlich Freheit vom Leid dadruch zu erzielen, dass man frei von dessen Ursachen nämlich Gier und Hass - Zunigung und Abeinigung - ist. Und insofern das was angstrevt wrd - nicht totale Freheit und individuelle Freheit ist, nicht Freheit des Egos sondern Freheit vom Ego ist, hat diese Freheit auch einschränkende Wirkung. Diese einschränkende Wirkung geht so weit, dass Gier und Hass nicht nur einfach beschnitten sondern sogar zum Erlöschen gebracht werden.

    eure tendenz ist es aus dem erwachen etwas "heiliges", ganz spezielles zu machen. einen zustand, wo die person leuchtet und sich wie ein gott verhält. wo die menschen sich automatisch vor ehrfurcht verbeugen.

    chögyam trungpa hat gezeigt, dass es nicht so ist. und er hat warscheinlich damit einer westlichen tendenz gegengewirkt, die er als 'spiritueller materialismus' bezeichnete, die bspw. auch in dem osho-kult mündete.

    Bei Osho war es so, dass er sein matrielles Streben nach Reichtum und auch sein sexuelles Streben mit Spiritualität vermischte. Für ihn passende sexuelle Befreiung sehr gut mit spiritueller Befreiung zusammen, und beides war etwas wo man seine Hemmungen, Tabus und Prägungen ablegt. Auch er hatte ähnlich wie Gurdjeff eine Form der "verrückten Weisheit", wo alles was der Lehrer tat dadruch gerechtfertigt werden könnt, dass es die Erwartungen und Anhaftungen der Schüler veletzte und so als ein Weg propagiert werden konnte, um ihnen zu helfen davon freizukommen. Bei Gurjeff musstten die Leute sinnlose Gräben graben und wieder zuschütten, wenn es der Meister befahl. Bei Osho wurden ihnen hunderte Rolls Royce als Zeichen höherer Perspektive vorgeführt, und bei Trungpa sllte man wohl akzeptieren, dass eine Abhängigkeit von Whikey nicht als Schäche sondern als Stärke zu interpretieren ist. Mir kommt das sehr ähnlich vor. Und nicht als das Gegenteil.

    Ich schätze mal In Tibet wäre Trungpa wohl noch viel länger ausgebildet worden, bevor er als Lehrer gelehrt hätte. Aber die Situation mit der chinesischen Besatzung war ja sehr dramatisch und traumatisierenden , als Trungpa mit 20 eine spektakuläre Flucht hinlegte.


    Und es war die neue ganz ungewohnte Situation des Exils, die in der tibetischen Gemeinschaft den Gedanken auslöste, junge Lamas sollten die westliche Kultur und Sprache kennenlernen und eine westliche Bildung bekommen. Von daher wurden junge Lamas wie Trungpa ermutigt Englisch zu lernen, die westliche Kultur kennenzulernen und man sammelte Geld ( was sicher ein großes Opfer war) um ihm das Studium der vergleichenden Religionswissenschaft in Cambridge zu ermöglichen. Auf ihm lastete also ganz grosse Hoffnungen einen Zugang zur westlichen Kultur zu finden und den Dharma trotz der Zerschlagung traditioneller Institutionen zu erhalten.


    Und ich denke, dass er sich vom traditionellen, monastischen entfernte , hat eben auch mit dieser gewaltigen, beispiellosen Aufgabe und dem damit verbundenen Druck zu tun. Für mich ist das etwas, aus dem sich sowohl die gewaltige Innovationskraft und das Infragestellen traditioneller Formen erklärt ( Teiweise hatte er ja sogar das Konzept sich an der Zen Praxis zu orientieren ) aber auch Alkoholismus ist ja oft die Antwort auf einer Überlastung. Sehr oft ist es nicht ein Zeichen dafür, dass jemand etwas zu Locker und lax sieht, sondern im Gegenteil dafür, dass er sich überfordert.

    Ich will nicht in Abrede stellen, dass Methoden der verrückten Weisheit, wo man die Erwartungen der Schüler radikal in Zweifel zieht, funktioniert. Bei Pema Chodrön hat es ja funktioniert und wurde von ihr als positiv erlebt.


    Was ich dagegen als Problem empfinde ist, wenn jemand die Gelübte eines Mönchs auf sich nimmt und sie nicht lebt. Das hat dann für mich so eine Doppelbödigkeit.


    Wobei ja Chögyam Trungpa sich vielleicht gar nicht so bewusst für ein Leben als Mönch entschieden hat - er wurde ja schon mit 9 Novize und als Tulku wurde es quasi als natürlich angesehen, dass er Mönch wurde. Das ist vielleicht dann etwas anderes als bei einem Erwachsenen, der bewusst der Welt entsagt. Von daher finde ich es dann gut, dass er die Robe niederlegte und so die Verhältnisse wieder klar machte.


    Ich finde es gut wie Pema Chodrön damit umgeht. Also dass sie Chögyam Trungpa einerseits als Lehrer ehrt und ihm nacheifert

    und in andererseits dann eben in ihrer Lebensführung an die Regeln für Ordinierte hält.

    Chögyam Trungpa hatte viele brillante aber auch sehr fragwürdige Seiten. Er ist sogar der Ideengeber des Keltische Buddhismus , in der unser druidisches Erbe für den Buddhismus mobilisiert werden soll - tja was sagt man dazu.


    Man darf nicht vergessen, dass er als junger Mönch mitten in die 68ziger Revolution mit all ihren Wirren geriet - Sexuelle Befreiung und Aufbruch zur östlichen Weisheit. Horden von Groupies fördern nicht unbedingt die besten Seiten in einem zu Tage, auch wenn man da als Mönch natürlich drüberstehen sollte. Wenn nicht, ist es ein guter Schritt die Robe abzulegen.


    Das mit dem Alkoholismus hatte viel mit seinem schweren Autounfall zu tun. Aber das eigentlich gravierende war nicht die Sucht selber sondern, dass er das seinen Anhängern als "Verrückte Weisheit" verkauft hat und sie somit gezielt verwirrt hat.


    Während sexuelles Fehlverhalten und Alkoholismus einfach nur menschliche Schwäche sind, ist es ein großes Problem wenn das durch Buddhismus gerechtfertigt wird und für die Leute alles verschwimmt.