Beiträge von accinca im Thema „A.IX. 41 Der Abgrund der Entsagung“

    Die Entsagung ist ein zentraler Punkt der Praxis und kein leichter.

    So sagt der Buddha in M125:

    Zitat

    „Woher denn, Aggivessano, sollt’ es möglich sein, dass was durch Entsagung erkennbar, durch Entsagung ersehbar, durch Entsagung erreichbar, durch Entsagung erwirkbar ist, etwa auch von Jayaseno dem Königsohne, der mitten in Begehren lebt, Begehren genießt, von begehrlichen Gedanken verzehrt wird, von begehrlichem Fieber entzündet ist, eifrig dem Begehren nachgeht, erkannt oder ersehn oder erreicht oder verwirklicht werden könnte? Das ist unmöglich.

    Und er gibt noch Beispiele dazu u.a.:

    Ich denke, es gibt unterschiedliche Stufen des Begehrens. Die Intensität kann stufenlos variieren von fast nicht mehr auszuhalten bis zu einem normalen Bedürfnis. Unterscheidet da der Buddha?

    Ja, da unterscheidet er. Zuerst soll man sich von Dingen entsüchtigen

    die am meisten zu Leiden führen wie untugendhaftes Verhalten Totschlag,

    Raub, Lug und Trug, ob sexuell oder materiell.

    Alls zweites kommen dann sinnliche Vergnügungen und Abhängigkeiten.

    Damit hat man das Meiste schön geschafft. Danach kommen dann auch

    alle geistigen Zustände. Erst die gröberen, dann die feineren.

    Mir scheint ganz wesentlich dabei, dass der "Segen der Entsagung" empfunden wird und genau das soll dann auch gefestigt werden.

    Genau, aber das ist ja das Problem das auch der Buddha zunächst hatte,

    eben das den "Segen der Entsagung" (also des Glück der Entsagung) nicht

    empfunden hatte.

    Das Lehrreiche an dieser Schlüssellehrrede ist ja das er dort zeigt, warum

    das so ist, wie es dazu kommt und wie man zu diesem Glück kommt.

    Die ganze Lehre ist letztendlich eine Entsüchtigungslehre. Die Entsüchtigung

    vom Vergänglichen und Leidhaften, obwohl bekannter Weise der Süchtige

    in der Regel vom leidhaften der Dinge seiner Sucht nichts hören will oder

    unwillig was hören will. Dem Nachfolger der Lehre interessiert aber wie

    er zu diesem Glück der Befreiung von der Sucht kommen kann. Daher macht

    er es für sich zum Thema.

    Während Buddha an nichts haftet - er sprciht quasi vom Boden des Abgrunds aus, wo es keine Angst gibt, und man nirgendwohin fallen kann.

    Für den ohne sinnliches Verlangen gibt es kein Abgrund.

    Für den im sinnlichen lebenden und webenden erscheint die

    Entsagung als ein bodenloser Abgrund, weil das was er "sein Leben"

    nennt und mit dem er sich fälschlich identifiziert, verloren geht.

    Es wird manchmal geglaubt, dass der Begriff "Herz" in dieser Sutte lediglich eine metaphorische Beschreibung ist.

    Selbstverständlich ist es das. Gemeint ist ja nicht das Organ sondern

    das Herz als Sitz des Gefühls im Geist. Das "Herz" ist ja "das Bewegende",

    das was den Menschen im Gefühl bewegt. Manchmal auch als "Seele" bezeichnet.

    Man hat "soul" auch als Musikrichtung der "Soulman" bekannt.:)

    Es ist merkwürdig, dass viele hochintelligente Menschen, sowie auch viele Menschen die furchtbare Leiden erlebt haben, gar nicht auf den Gedanken kommen: 'Etwas Gutes ist die Entsagung! Etwas Gutes ist die Abgeschiedenheit!'

    Begehren ist ja eine starke Bindung. Der Grund hat der Hausner Tapussa ja auch

    gleich benannt:

    »Wir als Hausleute, o ehrwürdiger Ananda, genießen die Sinnendinge, finden an den Sinnendingen Freude, Gefallen und Entzücken. Uns Hausleuten aber, o Ehrwürdiger, die wir die Sinnendinge genießen, an den Sinnendingen Freude, Gefallen und Entzücken finden, uns dünkt die Entsagung gleichsam ein Abgrund.

    Das ist sehr interessant. Laut Buddha führt das Verstehen und völlige Durchdringen der Kette der bedingten Entstehung (paticca- samuppada) zur Befreiung.


    Das hier nur 9 Glieder erwähnt werden bestätigt mein seit langem gehegten Verdacht, dass die drei letzten Glieder (10 bis 12: Werden, Geburt , Alter und Tod ) der heutigen Version nicht von Buddha stammen sondern nachträglich von anderen Mönchen hinzugefügt wurden.

    Was denkst du dir wieder zurecht?

    Hier wurden doch die Glieder des Bedingten Entstehens gar nicht genannt.

    A.IX. 41 Der Abgrund der Entsagung

    .... Der Erhabene aber begab sich in das Innere des Großen Waldes und setzte sich am Fuße eines Baumes nieder, um dort den Tag zu verbringen.

    Und der Hausvater Tapussa kam zum ehrwürdigen Ananda, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend sprach nun der Hausvater Tapussa zum ehrwürdigen Ananda also:

    »Wir als Hausleute, o ehrwürdiger Ananda, genießen die Sinnendinge, finden an den Sinnendingen Freude, Gefallen und Entzücken. Uns Hausleuten aber, o Ehrwürdiger, die wir die Sinnendinge genießen, an den Sinnendingen Freude, Gefallen und Entzücken finden, uns dünkt die Entsagung gleichsam ein Abgrund.


    Doch gehört habe ich, o Ehrwürdiger, daß in dieser Lehre und Ordnung schon bei ganz jungen Mönchen das Herz einen Drang fühlt zur Entsagung, dazu neigt, sich darin festigt und darin Befreiung findet, in der Erkenntnis: 'Dies ist der Friede!' Die Entsagung eben ist es, worin in dieser Lehre und Ordnung die Mönche sich von der großen Menge unterscheiden.«


    -»Das, wahrlich, Hausvater, ist ein Gesprächsthema, um dieserhalb den Erhabenen aufzusuchen. Laßt uns zum Erhabenen gehen und ihm dies mitteilen!

    Wie der Erhabene es erklären wird, so wollen wir es bewahren.« - »Gut!« erwiderte der Hausvater Tapussa dem ehrwürdigen Ananda. Und sie begaben sich zum Erhabenen und teilten ihm die Sache mit.

    (Der Erhabene:) »So ist es, Ananda! So ist es, Ananda!

    Auch ich, Ananda, hatte vor meiner vollen Erleuchtung, als ich noch nicht völlig erleuchtet, noch ein Anwärter auf die Erleuchtung war, den Gedanken:

    'Etwas Gutes ist die Entsagung! Etwas Gutes ist die Abgeschiedenheit!'

    Doch mein Herz, Ananda, fühlte keinen Drang zur Entsagung, neigte nicht dazu, festigte sich nicht darin und fand darin keine Befreiung.


    Da, Ananda, fragte ich mich: 'Was ist wohl die Ursache dafür, was der Grund?'

    Und der Gedanke kam mir: 'Nicht habe ich das Übel der Sinnendinge erkannt und oft erwogen, habe den Segen der Entsagung noch nicht empfunden und erwirkt. Darum eben fühlt mein Herz keinen Drang zur Entsagung, neigt nicht dazu, festigt sich nicht darin und findet darin keine Befreiung.'

    Ich sagte mir daher: 'Wenn ich nun das Übel der Sinnendinge erkenne und oft erwäge, und den Segen der Entsagung empfinde und erwirke, so mag es wohl sein, daß dann mein Herz einen Drang fühlt zur Entsagung, dazu neigt, sich darin festigt und darin Befreiung findet.'


    Und in der Folgezeit, Ananda, erkannte und erwog ich oft das Übel der Sinnendinge, und ich empfand und erwirkte den Segen der Entsagung, so daß mein Herz einen Drang fühlte zur Entsagung, dazu neigte, sich darin festigte und darin Befreiung fand, in der Erkenntnis: 'Das ist der Friede!'


    In der Folgezeit nun, Ananda, gewann ich, abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, die erste Vertiefung und weilte darin.

    Während ich aber, Ananda, in diesem Zustand weilte, da stiegen mir mit Sinnlichkeit verbundene Wahrnehmungen und Erwägungen auf.


    Das aber galt mir als Gebrechen. Gleichwie nämlich, Ananda, einen Glücklichen ein Unglück oder gar ein Gebrechen befällt, genauso stiegen mir die mit Sinnlichkeit verbundenen Wahrnehmungen und Erwägungen auf. Das aber galt mir als Gebrechen.


    Da kam mir nun der Gedanke: 'So will ich denn, nach der Stillung von Gedanken fassen und Überlegen, in die zweite Vertiefung eintreten!' Doch mein Herz, Ananda, fühlte keinen Drang zu einem Zustand ohne Gedankenfassen, neigte nicht dazu, festigte sich nicht darin und fand darin keine Befreiung.


    Da fragte ich mich: 'Was ist wohl die Ursache dafür, was der Grund?' Und der Gedanke kam mir: 'Nicht habe ich das Übel der Gedankenbildungen erkannt und oft erwogen, habe den Segen eines Zustandes ohne Gedankenfassen nicht empfunden und erwirkt. Daher fühlt mein Herz keinen Drang danach, neigt nicht dazu, festigt sich nicht darin und findet darin keine Befreiung.'


    Ich sagte mir daher: 'Wenn ich nun das Übel der Gedankenbildungen erkenne und es häufig erwäge, und wenn ich den Segen eines Zustandes ohne Gedankenfassen empfinde und erwirke, so mag es wohl sein, daß mein Herz einen Drang danach fühlt, sich dazu neigt, sich darin festigt und darin Befreiung findet.'


    Und in der Folgezeit, Ananda, erkannte und erwog ich oft das Übel der Gedankenbildungen und empfand und erwirkte den Segen eines Zustandes ohne Gedankenfassen, so daß mein Herz einen Drang danach fühlte, dazu neigte, sich darin festigte und darin Befreiung fand, in der Erkenntnis: 'Dies ist der Friede!'

    In der Folgezeit nun, Ananda, gewann ich, nach Stillung von Gedankenfassen und Überlegen, die zweite Vertiefung und weilte darin. Während ich aber in diesem Zustande weilte, da stiegen mir mit Gedankenbildungen verbundene Wahrnehmungen und Erwägungen auf.


    Das aber galt mir als Gebrechen. Gleichwie nämlich, Ananda, einen Glücklichen ein Unglück oder gar ein Gebrechen befällt, genauso stiegen mir die mit Gedankenbildungen verbundene Wahrnehmungen und Erwägungen auf. Das aber galt mir als Gebrechen.

    Da kam mir nun der Gedanke: 'So will ich denn, nach Loslösung von der Verzückung in die dritte Vertiefung eintreten ... nach völliger Überwindung von Freuden und Leiden in die vierte Vertiefung eintreten ... nach völliger Überwindung der Körperlichkeitswahrnehmungen in das Gebiet der Raumunendlichkeit eintreten... nach völliger Überwindung des Raumunendlichkeitsgebietes in das Gebiet der Bewußtseinsunendlichkeit eintreten... nach völliger Überwindung des Bewußtseinsunendlichkeitsgebietes in das Nichtsheitgebiet eintreten ... nach völliger Überwindung des Nichtsheitgebietes in das Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch- Nichtwahrnehmung eintreten... nach völliger Überwindung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung in die Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl eintreten!'


    Doch mein Herz fühlte keinen Drang zur Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl, neigte nicht dazu, festigte sich nicht darin und fand darin keine Befreiung. Da fragte ich mich: 'Was ist wohl die Ursache dafür, was der Grund?' Und der Gedanke kam mir: 'Nicht habe ich das Übel des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung erkannt und oft erwogen, habe den Segen der Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl nicht empfunden und erwirkt. Daher fühlt mein Herz keinen Drang danach...'


    Ich sagte mir daher 'Wenn ich nun das Übel des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung erkenne und häufig erwäge, und wenn ich den Segen der Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl empfinde und erwirke, so mag es wohl sein, daß mein Herz einen Drang danach fühlt, sich dazu neigt, sich darin festigt und darin Befreiung findet.'


    Und in der Folgezeit, Ananda, erkannte und erwog ich oft das Übel des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung und empfand und erwirkte den Segen der Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl, so daß mein Herz einen Drang fühlte nach der Erlöschung von Wahrnehmung und Gefühl, sich dazu neigte, sich darin festigte und darin Befreiung fand, in der Erkenntnis: 'Dies ist der Friede!'


    So trat ich dann, Ananda, nach völliger Überwindung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung in die Aufhebung von Wahrnehmung und Gefühl ein; und weise erkennend, gelangten in mir die Triebe zur Versiegung.


    Solange, Ananda, als ich noch nicht in diese neun stufenweisen Erreichungszustände, in vorwärts und rückwärts schreitender Weise, eingetreten war und mich wieder aus ihnen erhoben hatte, solange war ich nicht gewiß, ob ich die in der Welt mit ihren Göttern, Māras und Brahmas, mit ihrer Schar von Asketen und Brahmanen, Himmelswesen und Menschen unübertroffene höchste Erleuchtung gewonnen hatte.


    Sobald ich aber, Ananda, in diese neun aufeinanderfolgenden Erreichungszustände, in vorwärts und rückwärts schreitender Weise, eintrat und mich wieder aus ihnen erhob, da war ich gewiß, daß ich die in der Welt mit ihren Göttern, Māras und Brahmas, ihrer Schar von Asketen und Brahmanen, Himmelswesen und Menschen unübertroffene höchste Erleuchtung gewonnen hatte. Und das Wissen und die Erkenntnis stieg in mir auf: 'Unerschütterlich ist die Befreiung meines Geistes. Dies ist meine letzte Geburt. Kein neues Dasein mehr steht mir bevor.'«


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