Beiträge von void im Thema „Das Ego-Dilemma“

    Zustände höherer Sammlung/Konzentration sind sehr verschieden ...


    Die Sammlung, die im Buddhismus angestrebt wird, führt zu einem allgemeinen Erkennen der Dinge als leer. So ein Blick kann im Künstler schon grössere Zweifel an seinen künstlerischen Vorhaben bewirken, nehme ich an.

    Das was Sammlung zu rechter Sammlung macht ist, dass ihr Ziel das Ziel des Buddhismus ist, also Gier und Hass zum Verschwinden zu bringen. Aber Sammlung an sich - die Einspitzigkeit des Geistes - kann ja auch angestrebt werden, weil es schön ist friedlich in sich zu ruhen. Oder weil man effektiver ist wenn man seine inneren Kräfte bündelt. Nur weilt man sich sammelt gibt es keinen Grund warum daraus automatisch rechte Sammlung werden müsste. Daraus ergibt sich sehr viel Potential zur Zweckentfremdung buddhistischer Elemente.

    Wenn Befreiung nicht mehr mit dem Verlöschen von Gier und Hass zu tun hat, sondern nur mehr mit einer Erkenntnis ( alles ist eins) dann ist das viel leichter mit allen möglichen weltlichen Einheitserfahrungen kompatibel zu machen.


    Zustände höchster Sammlung sind ja auch für den Spitzensportler, den Manager und den Künstler erstrebenswert, weil sie ihnen bei der Erreichung ihrer Ziele helfen.

    wie kommst denn.jetzt auf mitmachen mit bürgen ? void

    Also das bezog sich jetzt eher auf Japan. Auf traditionellere Klöster die schlechte Erfahrungen mit Ausländern gemacht haben und wo man nur rein kann, wenn man wen kennt der wen kennt. Vielleicht ist Bürge das falsche Wort.Aber das hat ja nix mit Buddhismus zu tun sondern ist in Japan in einigen Bereichen so.

    Ich kann mit Vorstllen, dass gerade für Führungskräfte Selbstliebe sehr wichtig ist.

    Ohne Frage, ja. Aber warum zum Teufel das ganze dann unter "Zen Buddhismus" laufen lassen?

    Ja, das Problem ist der Etikettenschwindel. In traditionellen buddhistischen Ländern gibt es ja auch Angebote, die sich vornehmlich an Mönche richten, und wo man als Laie nur mitmachen kann, wenn man Bürgen hat. Und daneben Angebote an die breitere Öffentlichkeit und Anfänger. Und so lange man nicht darin verwirrt wird, wo man so ungefähr steht, ist das ja kein Problem.


    Aber ich habe das Gefühl da gibt es einige die so den Zen Nimbus werbewirksam verwenden. Das hat was von einem Bergführer, der mit einer Gruppe auf einen kleinen Hügel spazieren, komplett mit Helmen und Steigeisen und ihnen vermitteln dass sei Bergsteigen und sie seien bald bereit für den Himalaya. Und alle 10 Meter hält man inne, beugt vorne über und berührt den Boden, weil man ja beim Bergsteigen bekanntlich die Hände braucht. Zudem hat jeder fünf Seile in verschiedenen Farben um sich geschlungen, sowie einen Karabinerhaken und ein Edelweiss. Und ein zahmer Steinbock taucht zu festgelegten Zeiten auf und röhrt. So galt die ganze authentische Bergerfahrung.


    Hinnerk Polenski knüpft an seinen Lehrer Reiko Mukai Osho an, der wohl Marketingmensch bei einem japnischen Konzern war. Das Ziel ist es, Zen in eine Form zu bringen, die für Führungskräfte interessant ist. Es geht nicht um Max und Hilde, sondern eher um Klaas Klever.


    Zen Meister Hinnerk Syobu Polenski ist Zen Meister (Roshi) und Abt des europäischen Daishin Zen Ordens sowie des Zen-Klosters in Buchenberg im Allgäu. Den Zen-Weg praktiziert er seit über 40 Jahren. Als Schüler und Dharma-Nachfolger des japanischen Zen Meisters Reiko Mukai Osho gründeten sie gemeinsam das Daishin Zen – eine Schule, die sich insbesondere auf die Entwicklung eines europäischen Zen-Weges für Führungskräfte ausrichtet und spezialisiert hat.

    Nach seinem Studium war Hinnerk Polenski über 10 Jahre erfolgreich als Unternehmensberater tätig und leitet nunmehr seit gut 25 Jahren Zen-Seminare für Führungskräfte. Die Zen Leadership Academy ist Ausdruck und Angebot eines europäischen Zen-Weges für Führungskräfte.

    Ich kann mit Vorstllen, dass gerade für Führungskräfte Selbstliebe sehr wichtig ist.

    Es ist wichtig, da die Strukturen zu betrachten. Und das ist es doch, so dass das Tibet in das die Chinesen einmarschierten, einer vormoderne Welt war, in der Religion und Politik, Magie und Macht durchdrungen waren. Wenn man diesen enormen Kontrast sieht, dann sieht man doch auch, was für eine Herkulesaufgabe es war, dies Kluft zu überwinden und den tibetischen Buddhismus in die moderne Welt zu hieven.


    In Tibet war der monastische Buddhismus sehr traditionalistisch und hierarchisch und stark mit Macht und Politik verbunden. Aber es war ja dann vielleicht eher dieses "spiessige" Element, dass dafür gesorgt hat, das alles seine Ordung hatte. Das es klar war, wer wann welchen Titel führen kann, und wer sich an welche Regeln zu halten hat und was die Tradition so vorschreibt.


    Indem man den Buddhismus in den Westen übertrug, hat man da natürlich viel an alten , verkrusteten, vormdernen Strukturen aufgegeben aber mit ihnen sicher auch viele traditionelle Kontrollstrukturen veloren. In den freieren Gesellschaften des Westens gibt ja wieder ganz andere Strukturen und Versuchungen. Und so gibt es dann natürlich auch viele Situationen, wo die Kulturen ungut aufeinandertraffen. Wo sich z.B ein hierarchisches, tibetischen Denken mit dem romantischen Strömungen der 68igern zu Personenkult und Missbrauchsstrukturen mischt. Man ist "Lost in Translation", hat sich aus den Vorgaben des alten tibets befreit, folgt aber noch nciht denen einer modernen, säluaren Welt.


    Aber es gibt doch eben auch so viele Beispiele, wo das Experiment geklappt hat und der tibetische Buddhsimus einen Platz in der modernen Welt gefunden hat. Mir fällt da natürlich der Dalai Lama ein, aber gibt es nicht viele Zentren wo ein ein "normaler tibetischer Buddhismus" ohne falsche Erwartungen und Kult gelehrt wird. Lernprozesse sind immer schmerzhaft und langwierig.

    Nun ist aber zumindest im Westen eher das Gegenteil gefordert, wenn man sich auf dem Markt der Religionen durchsetzen und es "zu etwas bringen" will: Selbstvermarktung, Selbstbehauptung und auch eine gewisse Ellbogenmentalität. Ist es da nicht naheliegend, dass es eher solche Leute zu Prominenz bringen und eine Karriere auf dem Buddhismus aufbauen, denen es in Wahrheit nicht um den Dharma, sondern um gänzlich andere Dinge geht, während möglicherweise Lehrer, die den Dharma zutiefst verinnerlicht haben, zum Teil völlig unbeachtet bleiben?

    Das hat nicht so sehr mit dem Westen zu tun, sondern mit der ökonomischen Basis buddhitischer Strukturen. Und da gab es ja in der Geschichte vielfältige Modelle: In Thailand gibt es das Wat, das von einer Gemeinde unterstützt wird. In Japan lebte man teilweise als Feudalherr von den eigenen Länderein. Dan gab es aber Tempel, die bestimmte Geschäfttsfelder dominierenten so lebte der Enrykuji teilweise davon, dass er Geldverleiher und Sakehandel monoploisierte, was auch sehr große Probleme gab. Und teilweise war es so, dass Tempel davon lebten immer reiche Gönner zu finden: Da musste man dann auf Fundraising-Tour gehen und sich verkaufen und gegen die Konkurrenz durchsetzten. Und dann gab es natürlich Zeiten, wo der Buddismus vom Staat finanziert und sehr staatsnah war. In Japan gehörte es da dann teilweise zu den Aufgaben, die Gläubigen zu bespitzeln und Berichte zu schreiben. Alle diese Modelle (Feudalherr, Staatnähe, Industriemonopol, Fundraising) haben Probleme und ich finde eigentlich so die Wat Idee am reizvollsten, wo das Kloster eng mit einer Gemeinde verbunden ist.