Beiträge von Alephant im Thema „Das Ego-Dilemma“

    void


    Ja. Denn solche schönen Zustände gibt es ja eben. Deswegen sprechen ja andere buddhistische Lehrer auch vom Glück. Man kann das ja selbst erspüren: sind das herzbefreitere Zustände? Drückt da noch zu sehr was richtiggehend auf dem Herzen, oder weniger. Und herzbefreiter als sonst ist weniger unheilsam oder "mehr" heilsamer als "sonst".


    So wie ich es verstanden habe, führt eine konsequentere Entwicklung von achtsamerer Schau (nach aussen & innen) zu noch sehr viel "schöneren" (aber immernoch im Sinne einer SinnesErfahrung) Zuständen.


    Es hat ja auch immer etwas mit erkennen wollen zu tun. Und an so einem ErfahrungsPunkt höchsten Glücks im Moment, stelle ich es mir schwer vor, weiter den Blick auf die letzte Möglichkeit gerichtet zu halten: dass auch das überwindbar ist, und damit ein und für alle Mal DaseinsBefreiung.




    :earth:

    Wenn Befreiung nicht mehr mit dem Verlöschen von Gier und Hass zu tun hat, sondern nur mehr mit einer Erkenntnis ( alles ist eins) dann ist das viel leichter mit allen möglichen weltlichen Einheitserfahrungen kompatibel zu machen.


    Zustände höchster Sammlung sind ja auch für den Spitzensportler, den Manager und den Künstler erstrebenswert, weil sie ihnen bei der Erreichung ihrer Ziele helfen.


    Klares Erkennen eines spezifischen Begehrens heisst doch: Erkennen, wohin das Anhaften führt. Und aus diesem Erkennen speist sich der Wunsch nach Entsagung zB.


    Zustände höherer Sammlung/Konzentration sind sehr verschieden ...


    Die Sammlung, die im Buddhismus angestrebt wird, führt zu einem allgemeinen Erkennen der Dinge als leer. So ein Blick kann im Künstler schon grössere Zweifel an seinen künstlerischen Vorhaben bewirken, nehme ich an.




    :earth:

    Ich denke, dass eure Definitionen metaphysische sind, und einfach mit dieser Frage nicht in Verbindung stehen.


    Was ist daran metaphysisch: "der Glaube an ein Selbst ist nur ein Glaube". Oder: "ein persönlicher Wert der Dinge ist nur "persönlich", also: eingebildet. Oder: "Alles Dasein ist untrennbar mit dem Merkmal: Leidhaftigkeit verbunden."


    Das sind klare/reine, in meinen Augen unverfälschte Aussagen des Buddha, die sich direkt auf das beziehen, was man so wahrnimmt: eben zB die Wahrnehmung einer Persönlichkeit, die zB eigentümliche Interessen (begründet durch diese Persönlichkeit) haben soll.




    :earth:

    Es wurde ja eine Unterscheidung aufgemacht zwischen reiner, perfekter Lehre und verwässter Lehre. Deshalb hätte ich gerne gewusst, welche denn diese reine, perfekte Lehre ist.


    Der mukti hat gerade ein paar Inhalte dieser reinen Lehre vorgebracht.


    Ich möchte hier ebenso an anatta erinnern und damit die DaseinsMerkmale.


    Ziemlich "reine"/klare Aussagen, würde ich sagen.




    :earth:

    Fakt ist, dass die buddhistische Philosophie, so wie sie IST, im Westen nicht gut ankommen würde - darum muss man sie verwässern und verfälschen

    Mir klingt es so, als gingest du von einer reinen, unangreifbaren Lehre aus, die irgendwo in Asien existiert. Du sagst "perfekt". Und die dann denaturiert, "verwässert" wird. In meiner Sicht eine nicht unproblematische Idealisierung. Gelebter Buddhismus ist doch immer ein Kontinuum aus Theorie, Anpassungen an die regionale Kultur und Schwerpunktsetzungen durch einzelne Schulen, Zentren, Lehrer. Mal mit mehr Erfol, mal mit weniger.


    Wie "IST" denn die buddh. "Philosophie"? Worauf beziehst du dich?


    Gelebte DharmaPraxis ist gelebte, auf einem richtigem Verständnis der Wirklichkeit ruhende Praxis. Und diese Wirklichkeit hat sich noch nie geändert und wird sich auch nie ändern. Auch wenn man das von Kultur zu Kultur oder Region zu Region zu Region und Zeit und anderer Zeit immer wieder geglaubt wird.




    :earth:

    Das ist kein Fakt. Maximal ist Fakt, dass man so denken könnte, dass sowas "Fakt" wäre.


    Dann stellt sich jedoch die Frage, warum man so viel abwegiges in buddh. Büchern liest, was mit der ursprünglichen Lehre nichts zu tun hat?


    Da finde ich mittlerweile bestimmtes, direkt erlebbares Verhalten einiger Lehrer, was von den Massen mitbekommen wird schlimmer. Um auf deine Frage einzugehen: Ja warum liest man in bestimmten (nicht nur "buddhistischen") Lehr- oder "Wissens"- Büchern richtiggehenden Unfug?


    Es ist da auch die Möglichkeit, Geld zu verdienen und nicht zuletzt spielen gerade im Fall "Tibet" politische Interessen eine grössere Rolle. Wie sonst kann man es erklären, dass gerade lehrende Menschen aus Tibet, von denen einige ja ganz offensichtlich Nibbana nicht erreicht haben, so überrepräsentiert im Westen sind?


    Als Lehrer allgemein sollte man sich nicht so sehr "dem Publikum" anpassen - ist meine Meinung.


    Ja eben. Es geht um das, was gelehrt werden soll. Und wenn die Anpassung so stark ist, dass anatta zB (dein Beispiel) ausgeklammert wird, dann ist das in meinen Augen keine Anpassung mehr. Es ist dann eine andere Lehre.


    Ich kann also theoretisch hingehen, und alles so vereinfachen oder verwässern, dass es "mein Publikum" versteht, aber das bringt ja überhaupt nichts, wenn da keine weitere Motivation vorliegt.


    Buddhistische Lehren zu verstehen, hat automatisch zur Folge, dass sich da Motivationen ändern. Ich glaube, dass da viele Lehrer und auch Bücherschreiber sind, die Nibbana nicht erreicht, NichtWissen nicht überwunden haben. Es aber selber glauben. Es gibt nämlich kein "EgoDilemma", wenn Ich-Illusion überwunden wurde.




    :earth:

    Fakt ist, dass die buddhistische Philosophie, so wie sie IST, im Westen nicht gut ankommen würde - darum muss man sie verwässern und verfälschen, das hat jeder "gute" Guru bis jetzt so gemacht, von Osho, Praphupad, Papaji, Dalai Lama und wie sie alle heißen.


    Das ist kein Fakt. Maximal ist Fakt, dass man so denken könnte, dass sowas "Fakt" wäre.


    Es ist vielleicht auch Fakt, dass da eine Entscheidung ist, Lehren wie man sie selber gelernt und/oder gelesen hat, oder wie sie der Buddha vorgetragen hat, so nicht vorzutragen. Eine Entscheidung ist das, dass bestimmte Aussagen besser so nicht gesagt werden.


    Fakt ist, dass dort wo moralisches Fehlverhalten ist, NichtWissen nicht überwunden wurde. Und es ist bestimmt auch Fakt, dass viele Menschen durch bestimmtes Verhalten abgeschreckt werden. Auch durch sogenannte "schwarze Schafe" unter den Menschen, die anderen etwas beibringen wollen.


    @IkkyuSan : wieviel Entstellung/Verwässerung einer Lehre muss man denn in Kauf nehmen, um den ganzen Planeten zu bekehren?


    Andere Fragen: wieviel "Verwässerung" muss man betreiben, damit alle Menschen etwas verstehen? Ist Verstehen durch verwässerten Wahrheitsgehalt möglich?


    Worum geht es im Buddhismus? Geht es darum, NichtWissen zu überwinden, oder darum: verwässerte Lehren zu verbreiten?




    :earth:

    Ist das möglicherweise diesem nicht aufzulösenden Ego-Dilemma geschuldet?


    Da wo gelehrt wird, sind Handlungen. Handlungen können achtsam oder weniger achtsam ausgeführt werden. Da wo man von vielen Menschen verehrt/gemocht wird, besteht die grössere Möglichkeit der Anhaftung an diese angenehmen Wahrnehmungen (Beachtung/Wertschätzung/...). Und damit die Gefahr der Korrumpierung durch die damit einhergehende Entstehung bestimmter Begehrungen.


    Ich nehme an, man kann es auch so einfach sagen: je weniger Verblendung/Begehrung/Hass, desto moralischer/moralisch weniger bedenkliches Lehren.


    Die Frage nach den richtigen Lehren und den richtigen Lehrern wird im PK immer wieder thematisiert. Es ist eine sehr wichtige Frage, welchen Lehren und damit auch welchen Sprechern dieser Lehren man folgen mag.




    :earth:

    Hierzu ein Gedanke: Wohl alle buddhistischen Schulen würden zustimmen, dass der Kern des Buddhismus die Lehre vom "Nicht-Selbst" ist, also die Abwesenheit von einem unveränderlichen oder gar ewigen Wesenskern.

    Daraus leitet sich die Maxime der Abkehr von Gier, Egoismus und Selbstsucht ab.


    Hierzu eine vielleicht nicht unwichtige Randbemerkung. Unveränderlichkeit ist gleichbedeutend mit Ewigkeit. Ich würde als "echte" zweite Abwesenheit die Abwesenheit eines veränderlichen Ichs nennen, was so gedacht verhindern könnte, dass man die Menschen um sich herum absolut selbstlos wahrnehmen könnte.



    Ein schöner Gruss



    :moon: