Hallo Netsrot,
ich durfte Ramesh persönlich kennenlernen. So wie ich ihn verstanden habe, geht es nicht darum, zu meinen, man hätte überhaupt keine Kontrolle. Jeder Mensch hat einen gewissen Rahmen, in dem sich sein "freier Wille" entfalten kann. Die Grenzen dieses Rahmen hängen ab von seinem Bewusstsein und dem Grad seines Erkennens. Sie können sich also im Laufe des Lebens durchaus erweitern. Dennoch bleiben da Grenzen. Und die sind ja auch nicht unbekannt, s. Hirnforschung.
Letztlich ist jeder Mensch der Erbe seiner Gene, seiner Umgebung, seiner daraus folgenden Taten und wenn man das denn glaubt, auch der Erbe seines aus dem vorherigen Leben übertragenen Karmas.
Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass ich vor 50 Jahren nicht hätte anders handeln können, als ich damals gehandelt habe. Heute würde ich jedoch anders handeln. Konnte ich etwas dafür? Ich bezweifel, dass wir da eine Wahl haben. Wir sind zu jedem Zeitpunkt so, wie es uns gerade möglich ist. Trotzdem fühle ich immer dieselbe Verantwortung für meine Entscheidungen, heute mehr denn je. Denn manches Mal habe ich GESEHEN, aber dennoch zuwider gehandelt, weil die Triebe mich quasi im Griff hatten. Deshalb ist es so wichtig, seine Triebe (Tendenzen), das, was einen treibt, zu erkennen, zu durchschauen und - wenn nötig - mit aller Kraft zu unterbinden. Dazu gehört auch das Mit-Gefühl für die eigene Unzulänglichkeit.
Das hat auch Ramesh getan.
Seine Worte haben mir vor 26 Jahren sehr gut getan, denn ich erkannte aufgrund einer anderen Erfahrung Jahre zuvor, dass ich mich nicht mehr grämen muss, weil ich nicht perfekt bin oder Fehler in meinem Leben gemacht habe. Diese Erkenntnis (Jahre zuvor) beruhte auf einer einfachen Erfahrung während des Staubwischens. Ich sah, ich wäre immer dieselbe und wäre immer an derselben Stelle meines Lebens angekommen, auch ohne meine ständige Sorge "wer bin ich, was mach ich, bin ich eine gute Mutter, bin ich hübsch genug, mögen mich die "anderen" ...?" Ich war auf einmal so entspannt wie noch nie in meinem Leben (außer in der Kindheit) und tat mit Freude das, was vor meinen Füßen lag. Ich darf sein wie ich bin. Denn über alles Andere habe ich keine Kontrolle.
Dieses Wissen hat mich bis heute - mit Unterbrechungen - begleitet. Die Lehre Buddhas hat dieses Wissen nur noch verstärkt.