Ich verstehe noch nicht, wie Du darauf kommst, dass der Weg zur perfektem Situation einen perfekten Weg voraussetzt.
Von einem "perfektem Weg" hab ich nicht gesprochen. Ich schrieb:
Zitat Was ist denn das "Streben nach Erleuchtung"? Doch wohl ein Weg, zur perfekten Situation, nämlich zur Vollkommenen Auslöschung des Leidens. Das ist die klassische Sicht.
Also ein, natürlich fehlbarer Weg, der aber irgendwo ankommen möchte.
Mein Lehrer würde sagen: "So what? Relax a little bit"und lächeln. Wo ist das Problem?
Nun, das Problem ist, dass dies nur ein temporärer Vorschlag ist, der situationsbedingt vielleicht nützlich ist...auf lange Sicht gesehen jedoch nicht.
Ist es so, dass Du den Weg als sehr anstrengend empfindest? Deine Wortwahl deutet für mich in diese Richtung ("perfektes Ideal", "hinterherjagen", "Fokus nie verlieren").
Ja das ist in der Tat so - der Weg ist für mich sehr anstrengend, da ich viel Energie hineingebe und auch ehrlich gesagt nicht weiß, wie es anders funktionieren sollte. Vielleicht hast du ja da Vorschläge?
Dann verstehe ich Deinen Konflikt, da hätte ich schon mal gar keine Lust zu.
Nun, es ist weniger ein Konflikt - mehr eine Einsicht.
Falls ich dich richtig verstehe, übst du Vipassana, was ja gar nicht mal weit weg ist vom Zen. Das wäre mehr dann so die Richtung "im Unperfektem heimisch fühlen". Das kann ich auch bewerkstelligen, nur nicht eben als Lebenseinstellung - dafür macht mir auch die Praxis und das Studieren einfach noch zu viel Spass.
Ich denke auch, ist meine persönliche Meinung, dass es alleine mit Gleichmut und Achtsamkeit nicht getan ist. Auch im Daoismus strebt man immer zu einem "perfektem Menschen", auch wenn das offensichtlich nicht der Fall ist, wenn man rein nur Laotse usw. liest. Man merkt halt mit der Zeit, dass sich das Handeln und das Verstehen verbessern, wenn man an der Praxis dran bleibt. Das ist für mich wichtig, damit auch andere profitieren können.
Was nicht heißt, dass irgendwas an meinem Leben "perfekt" ist.
Das hätte im Kontext ja nur auf Nirvana bezogen einen Sinn - Nirvana ist perfekt, die Lebensumstände können es nie sein.
Die Praxis soll angenehm sein, am Anfang, in der Mitte, und am Schluss. Für angenehm gibt es in dem Zusammenhang sicher viele Synonyme.
Nur was machst du, wenn du auf einmal merkst, dass die dir so angenehme Praxis, auf einmal unangenehm wird?
Ich denke nicht, dass der Buddha das gesagt hat, denn eigtl. zeigt die Praxis, dass es sich eher umgekehrt verhält - die Praxis ist sehr unangenehm, ich denke nur mal zurück an meine ersten Meditationssitzungen, wo mir danach alles weh getan hat. Das gehört dazu, oder auch mal ein paar schlaflose Nächte, weil dir ein Koan einfach nicht mehr aus dem Kopft geht und du dich wie ein Pit Bull darin verbeißt. Gibt sicherlich angenehmeres - doch zu welchem Preis?