Beiträge von xiaojinlong im Thema „Nicht-Ich und Wiedergeburt“

    Für den Determinismus hier ist die Ebene und Komplexität sehr wichtig. Determinismus heißt ja erstmal, dass wenn ich denselben Weg unter den selben Umständen gehe zum selben Ziel komme.

    Um Determinismus beweisen/widerlegen zu können, müssten wir erst einmal alle Umstände erfassen können. Die Zufälligkeit ist ähnlich. Zufall ist solange vorhanden, wie ich nicht eindeutig verstehen und nachvollziehen kann was, wie, wann geschieht (vereinfacht).


    Jetzt ist es so, dass wir als Menschen (aktuell?) einfach nicht in der Lage ist alles in seiner Gesamtkomplexität zu erfassen - vielleicht bin aber auch nur ich der, der da ein Problem mit hat. Da ich dazu eben nicht in der Lage bin, muss ich einen Alternativweg suchen um mit dem Ganzen zurecht zu kommen. Genau an diesem Punkt - spätestens - setzt für mich das Dharma ein: es bietet eine Lösung - zumindest eine mit der ich (bisher?) gut zurecht komme.

    @Korx Äußere Einflüsse wird es immer geben. Die Frage ist wie wir damit umgehen und das ist, meiner Meinung nach, bei der Sache auch der Knackpunkt: Wenn ich weiß, dass da ein Einfluss stattfindet. Wenn ich weiß, dass ich stetigem Wandel unterliege. Wenn ich weiß, dass festhalten an etwas, das stetigem Wandel unterliegt mir leid bereitet. Dann kann ich lernen damit umzugehen und zu akzeptieren, dass sich Dinge auch mal ändern. Und auch kann man dann angemessen(er) reagieren, ohne (so stark) diesen Einflüssen selbst zu unterliegen.


    Natürlich gilt das nicht für alle Bereiche, dem Einfluss des Sauerstoffs in meinem Körper werde ich nicht loslassen können solange ich nicht sterbe. Aber Einflüsse auf anderer Ebene (Konsum, Zwischenmenschliches, etc.) fallen hier mit darunter.


    Auf höhere, vielleicht auch etwas "verschwurbeltere" Art könnte das hier vielleicht hilfreich/passend sein:

    Zen-Buddhismus Schritt für Schritt |Harry Misho Teske | S. 127:

    Diese Weisheit [, die der alles vollendenden Tat] ist erkannt, wenn die davor liegenden Aspekte der spiegelgleichen Weisheit, der Weisheit des Gleichmutes bzw. der Wesensgleichheit und die unterscheidende Weisheit verwirklicht worden sind.

    Das heißt, dass die Wirklichkeit ohne Bewertung einfach wahrgenommen wird, dass sie als im Grunde gleichwertig akzeptiert wird und dass verschiedene Verhaltensweisen durch den Aspekt unterschieden werden, ob sie der Befreiung förderlich sind oder eben nicht; abhängiges Verhalten ist es im weitaus größten Teil der Fälle nicht.

    Wenn man das nun so betrachtet, das ich aktuell eben nicht so handel wie in dem Textausschnitt beschrieben, also noch immer Werte und und andere Dinge hinzufüge, da ich Anhafte und den Einflüssen (blind) folge, dann heißt das natürlich auch, dass ich selbst den Leiden, die dadurch entstehen unterliege. Ziel ist es, nicht mehr diesem Leid zu unterliegen. Hierfür ist es notwendig, dass ich aus diesem Kreislauf, dass man Anhaftet, nicht akzeptiert, Dinge über das notwendige und sinnvolle hinaus bewerte, usw. heraustrete. Das ist jetzt nichts übernatürliches, sondern einfach etwas das jeden einzelnen Tag passiert.


    Dieses Verhalten / dieses Können ist dabei aber nichts, was von aussen geschaffen werden muss. Das ist eigentlich etwas, das tief in uns drin bereits vorhanden ist (das wird häufig als Buddhanatur bezeichnet). Die große Aufgabe ist, dass man sich auf die Suche macht, nach diesem etwas, dass uns hilft und dabei merkt, dass es schon längst in uns vorhanden ist.



    So, ich hoffe das was ich hier geschrieben habe gibt, zumindest halbwegs, auch für andere als mich Sinn und ist dabei vielleicht sogar noch hilfreich.

    @Korx, es geht bei der Begrifflichkeit Wiedergeburt nicht um die wörtliche Bedeutung, sondern um die Folgen des Wirkens. Vielleicht verdeutlicht es das hier etwas mehr:


    Wenn man davon spricht, dass das Ich nicht existiert, dann ist damit gemeint, dass es nicht aus sich heraus vorhanden ist. Das Ich ist also eine Zusammensetzung verschiedener Dinge wie z.B. der Umstände, Erfahrungen, Erziehung, etc etc. Dementsprechend unterliegt es auch einem stetigen Wandel. Um das auf die Schnupfen-Sache zu übertragen:

    Die Bakterien sind auch durch verschiedene Umstände entstanden und durch weitere Umstände hat man überhaupt dann erst den Schnupfen bekommen (z.B. kalte, feuchte Umgebung und man hat im Bus am Morgen etwas zu viel mit den anderen Pendlern gekuschelt). Die Medikamente helfen, da sie die Umstände verändern.

    @Sungi, ich kann dir gerne mal versuchen darzulegen wie ich das verstehe.

    Die zwischenzeitlich eingetroffenen weiteren Beiträge habe ich nur grob verfolgt.


    Ich, als Mensch, existiere nicht von mir heraus. Ich kann Leben, weil mein Lebensumstände als solche alle rein zufällig dazu führen, dass mein Leben überhaupt möglich ist. Ich bin also ein Produkt aus vielen verschiedenen Faktoren.

    Würden wir jetzt in dieser Sekunde die Zeit anhalten, so könnte man sagen das ist xiaojinlong. Dann lass uns mal eine Sekunde warten und noch einmal die Zeitanhalten: das ist noch immer xiaojinglong. Aber ein anderer. Von Augenblick zu Augenblick verändere ich mich. Zum einen, weil meine Umwelt im stetigen Wandel ist, zum anderen, weil ich anfange zu überlegen. Meine Gedanken setzen sich fort, und meine Meinungen können sich ändern. Was ich jetzt tue, hat Auswirkungen auf mein gefühltes ich im nächsten Augenblick. Ich bin damit also eigentlich noch immer nur ein zusammenspiel aus vielen Faktoren. Ändert man die Faktoren, so kommt man wahrscheinlich - vielleicht aber auch nicht, wer weiß das schon - auf ein anderes ich.