Beiträge von Amdap im Thema „Meditation birgt auch Gefahren“

    Um das Ganze hier zu erfrischen, möchte ich meinen eigenen Erfahrungsbericht beitragen.


    Bis Anfang der Neunziger konnte ich ganz gut im vollen Lotossitz sitzen (bin jetzt 68), allerdings nur ca. 15 Minuten, aber ohne Qual, und konnte dabei auch meditieren.

    Später wurde es anstrengender, und ich gab den vollen Lotossitz auf und saß nur noch im halben Lotossitz, dieses aber klappte durchaus für eine Stunde.

    2017 gab ich das meditative Sitzen vollends auf, aufgrund meines schwierig gewordenen Privatlebens. Zusätzlich kamen mir Zweifel, ob Meditation evtl. nicht Demenz fördern könnte, obwohl ich in den Neunzigern durchaus auch Glücksgefühle dabei verspürt hatte. Desweiteren wurden meine Beine, bzw. die Gelenke irgendwie steifer (übertrieben gesagt), jedenfalls befürchtete ich, die ich bis 2017 seit Jahren immer beim halben Lotossitz das rechte Bein über das linke gelegt hatte, dass ich mal eines Tages beim Einfalten dabei einen irreversiblen Knacks auslösen würde, sei es in Form eines Bruchs oder einer Verzerrung.

    Inzwischen bin ich beim Orthopäden in Behandlung, weil sich nach längerem Missgefühl im rechten Hüftgelenk inzwischen auch eine beginnende Arthrose in diesem zeigt. Mein Verdacht ist, dass ich durch die jahrelange Überspannung (immer rechtes Bein über das linke) diese Abnutzung ausgelöst habe. Zusätzlich verspüre ich zeitweilig bei bestimmten Bewegungen so etwas wie ein Überspringen der Sehne im rechten Hüftgelenk, das fühlt sich an wie ein Stich, und manchmal, beim Treppe herabgehen vor allem, knicke ich unwillkürlich ein.

    Der Orthopäde wollte nicht klar bestätigen, dass mein jahrelanger halber Lotossitz dafür verantwortlich ist (vermutlich hatte er sich mit diesem Thema kaum befasst und kennt auch keine anderen Berichte als von mir), aber ich bin felsenfest davon überzeugt. Jedenfalls hat mir das eine Schwerbehinderung von 30 % eingebracht. Das habe ich nun davon.

    Zur Behandlung habe ich hier zu Hause ein Tens-Gerät (Reizstrombehandlung über vier Elektroden) und ab nächste Woche erhalte ich 10 Sitzungen Magnetfeldtherapie. Mal sehen, ob Letztere etwas nützen wird oder ob man nur dran glauben muss.

    Das zum körperlichen Teil.

    Das Video mit dem Trainer, der sehr nett bei mir rüberkommt, überzeugt mich trotzdem nicht, denn der Mann ist jung. Als ich so jung war, funktionierte das ebenfalls alles noch.


    Nun zum psychischen Teil, der Software sozusagen:

    In späteren Jahren hatte ich keine Glücksgefühle mehr dabei. Trotzdem erklärte mir ein Lama, das sei in Ordnung. Da ich privat nun also nicht mehr meditiere und einfach nur noch Achtsamkeit im Alltag wichtig für mich ist, versuche ich mir die Zeit zu vertreiben, wenn ich mal in einem buddhistischen Themen-Seminar mich in einer Meditationsrunde befinde. Ich sage in Gedanken zum Beispiel Gedichte auf oder singe ein achtstrophiges Lied, versuche eine kreative Idee umzusetzen oder denke mir eine komplizierte Kopfrechenaufgabe aus. So vergeht die Zeit sehr schnell und der Kopf bleibt frisch. Es fühlt sich gut an, wie das Gehirn durchblutet ist. Beim Meditieren hatte ich nicht immer dieses Gefühl. Ich merke, dass ich es genau richtig mache, und dass Besorgnis vor Demenz kein Thema mehr ist, und das Sitzen in so einer Runde mich auch nicht verrückt macht.


    Meiner Erfahrung nach sollte man nicht einfach blind den Anweisungen von Lehrern folgen und auf sie hören, denn was man wirklich braucht, verspürt man in sich selbst und man kann sich selbst am besten heilen.

    Schade nur, dass ich mir das Hüftgelenk versaut habe.

    Insgesamt fühle ich mich wie aufgewacht, und das ist jetzt die beste Zeit meines Lebens.

    Die Erleuchtung ist für mich kein Thema mehr, für mich zählt einfach nur der Augenblick.