Beiträge von void im Thema „Spiegel Online lügt über den Buddhismus: er sei keine sanfte Lehre!“

    Vielen Dank für das PDF! Da der Palikanon von allen Traditionen (afaik) anerkannt ist, gilt es, sich darauf zu begrenzen. Im Übrigen halte ich den Mahayanabuddhismus für eine irrige Degeneration des Dharmas - dass in Mahayanaquellen diverse Sutren Gewalt billigen sollen, bestätigt mir abermals diese Ansicht.


    In den Nutzungsbedingungen dieses Forum heißt es:

    Dieses Forum ist offen für alle buddhistischen Schulen und auch für Menschen, die sich keiner besonderen Schule verbunden fühlen. Wir üben Respekt und Toleranz im Umgang mit Vertretern anderer Schulen im Bewusstsein, dass es unterschiedliche Formen und Lesarten des Buddha-Dharma gibt, vom denen keine einen Anspruch auf absolute Gültigkeit und Deutungshoheit erheben kann

    Moderation

    Während es dir unbenommen ist, die Lehren anderer Schulen als falsch oder irrig zu sehen, ist dort die von den Nutzungsbedingungen gezogene Grenze überschritten, wo du die Anghörigen dieser Schulen nicht mehr als Mitbuddhisten sehen kannst oder wo du diesen gegenüber abwertende, verächtliche Ausdrucksweis benutzt. Den gesamten Mahayana als "irrige Degeneration des Dharmas" zu bzeichnen, fällt unter letztere Kategorie.

    Damit Werbung ausreichend Geld einbringt, muss die Auflage entsprechend sein.

    Das heisst es gibt - auch bei persönlich integeren Journalisten - eine Eigenlogik, nach der das publiziert wird, was Auflage bringt. Und es bringt das Auflage, was die Leute interessiert. Und es interessiert die Leute tedentiell das, was sie "fesselt".


    Wenn ich als Jounalist nur möglichst sachlich versuche zu erzählen, was ist, dann wird das schnell so komplex, dass es sehr wird und die Leute ratlos und unbefriedigt zurücklässt. Damit etwas, die Leute "befriedigt" zurücklässt, muss es eine Story sein- es muss eine Dramturgie haben und Geschichten erzählen. Un dieses Interesse kommt aus der Art von (Neugier)Gier der Menschen.


    Und je ungeduldiger das Publikum ist, desto holzschnittartiger muss meine Geschichte sein. Mir ist das früher mal im Bezug auf Birma aufgefallen, dass es da Artikel gab, in denen es um die blutige Militärdikatatur ging und andere in denen es um ein unentdeckte Paradies geht, in dem die Leute noch traditionell leben. Anscheinend waren das die beiden Geschchten, die am leichtesten zu erzählen waren. Beides Themen für die ein starkes Interesse besteht.


    Wenn ich über Buddhismus schreibe, dann liegen die beiden Schablonen auf der Hand:


    • Auch hier kann ich die Pradies-Exotik-Schablone verwenden, und dann all die romantischen Phantasien der Leute befriedigen. ich kann über mytische Täler und alte Mönche und archische Traditionen schreiben.
    • Oder ich packe die Aufklärer-Schablone auf und blicke mit der Brille des westlichen Aufklärer auf mittelalterliche Verhältnisse, Unmündigkeit und Aberglaube.

    Bei so etwas wie Spiegel-Spezial Geschichte habe ich mehr Freheit, weil ich mit geduldigeren Lesern rechnen kann, die eierseits geschichliches Grundwissen und auch den Willen haben, sich mit Details auseinanderzusetzten.

    "Der Spiegel" ist ein seltsames Medium. Er hatte schon ganz früh eine ganz bestimmte Schreibweise, bei der er Methoden, die man vorher nur Boulevardzeitungen kannte mit Qualitätsjournalismus verknüpft: So wie bei einem Boulevardartikel oder einem Fernsehbericht, werden Emotionen gesetzt. Und dann wird das Boulevard-Rahmen durch Sachliches und Reflektiertes ausgekleidet und zurückgenommen. Lange bevor Clickbait Mode wurde hatte der Spiegel unglaublich reißerische Titelbilder und Überschriften der dann nach den emotionalen Glockenschlägen Informatives und Relativierendes hinterhergeschoben wird.


    Sie könnten z.B ein Titelbild zu Merkel mit dem Titel "Kanzlerdämmerung" machen, wo Merkel von fiesen potentiellen Nachfolgern von einem Thron geworfen wird und dann einen Artikel schreiben, wo dann alles wirr wird. Und den Kandidaten gleichzeitig vorgeworfen wird zaghaft nichts verändern zu wollen und gleichzeitig undankbar Palastrevolution zu betreiben. Nichts ist ausgesagt, für jeden ist was dabei, man hat sich als kritisch erwiesen, ist angeckt aber die Emotionen und Bilder stehen im Raum. Dieser Stil wurde dann von ganz vielen anderen Medien übernommen.


    Es liegt so eine umherschwirrende Ironie in ihm, die alles ein wenig kritisiert aber keinen Standpunkt einnimmt.

    Ohne alles gelesen zu haben, mich wundert so ein Aufhänger überhaupt nicht. Im Gegenteil. Er passt perfekt in unsere Zeit und unser gegenwärtiges Gesellschaftsklima. Der tägliche Informationsoverkill lässt keine Zeit, Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Objektive Berichterstattung ist out, Meinungsmache und betreutes Denken sind in.

    Es geht ja um den neuen neuen Spiegel Geschichte -"Buddhismus". Der Wasserschmiede Blog schreibt:


    Zitat

    Zugegeben, es ist mir nicht vergönnt, den kompletten Artikel von Spiegel-Online aufgrund der Bezahlsperre einzusehen. Und angesichts des stets neutral-kritischen Qualitätsjournalismus [Sarkasmus off] wäre ich auch nicht bereit, nur einen Cent dafür zu bezahlen. Doch es genügt bereits, die wenigen einsehbaren Zeilen zu lesen, um anzumerken: Eine clickbaitgetriebene Lüge will hier das Dharma als Ganzes diffamieren!


    Mal zusammengefasst:

    • Der Wasserschmiede Blog verweist also auf eine Zeitschrift, die er nicht gelesen hat, fällt auf Grund der Überschriften ein Urteil darüber.
    • Der Threadersteller (drahtseilakt) verweist - vielleicht auch ohne die Zeitschrift gelesen zu haben darauf und schliesst daraus "Spiegel Online lügt über den Buddhismus: Er sei keine sanfte Lehre!"
    • Und du sagst du hast nicht alles gelesen, wobei unklar ist ob du den neuen Spiegelonline nicht gelesen hast, den Wasserschmiede Blog oder die Kommentare dazu. Auf jeden Fall schliesst du aus all dem nicht gelesenen, dass es da keine objektive Berichterstattung gibt und dass das man da die Dinge nicht genügend aus unterschiedlicher Perspektive betrachtet.

    Ich glaub ich kauf mir den Spiegel. Vor was ich ein wenig Angst habe, ist dass einer der Autoren zum Recherchieren über die Lage des Buddhismus in der Gegenwart dieses Forum gefunden hat und uns zitiert. Das wäre herb.


    Der Punkt ist ja, dass das eine "Spiegel Geschichte" ist.d.h. er verweist nicht darauf, was die Ideale einer Religion sind, sondern wie sie die (verblendeten) Menschen - sich über die Jahrhunderte verhalten haben. Das Christentum würde also nicht an dem "Selig sind die Sanftmütigen" gemessen werden - also das was Christentum nach Meinung vieler Theologen ausmacht - sondern nach den Taten, die im Namen des Christentums begangen wurden. Und da haben ja auch Leute - die sich dem Buddhismus zurechteten - ihren Anteil an Gräueln und Misständen gehabt. Das wird ja auch im Dharma nicht geleugnet.


    Mir komtm der Thread selber so leicht Skandal-Schrägstrich-Clickbait vor.