Beiträge von Doris im Thema „Bin ich reifs fürs Kloster“

    Aber genau das habe ich doch gemacht.

    Es war dann klar, dass Fred bereits in therapeutischer Behandlung ist. Auch über die Möglichkeit einer Medikation habe ich geschrieben. Gerade weil Erkrankte oftmals Angst vor Medikamenten haben oder sich deswegen schämen.

    Hallo void,


    ich habe nicht als Therapeutin geschrieben, sondern als Betroffene.

    Was ich beschrieben habe, sind alles Selbsthilfemaßnahmen, die die Resillienz und Heilung fördern und diese Dinge gehören zu den Standardempfehlungen, auch wenn ich selbst das instinktiv so gemacht habe, und daher aus eigener Erfahrung berichte. Das ist nichts, was nicht jeder hier innerhalb von einer halben Minute nachgoogeln könnte, z.B. ::: Selbsthilfe bei Depressionen durch gute Ernährung, Schlaf, Bewegung und gezielte Veränderungen.


    Wenn man diese Maßnahmen betrachtet, so stehen sie wohl nicht für ein Leben in einem buddhistischen Kloster. Dort wird in der Regel dem Körper möglichst wenig Aufmerksamkeit geschenkt, wenig für das Wohlbefinden gemacht, das Umstyling macht nicht gerade attraktiver und getanzt wird auch nicht, und wenn man bedenkt, was bel über das Essen in Antaji schrieb … Im Grunde soll dort dem Körper und den Emotionen und dem Ego nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das ist bei Depressionen aber kontraproduktiv. Das einzige, das von Nutzen sein könnte, ist der feste Rahmen im Tagesablauf.

    Diesen Kontrast habe ich herausgearbeitet. Ich bin kein Mensch, der ein solches Anliegen mal so nebenbei abwiegelt. Und ich möchte immer ein Stück Hoffnung und Perspektive mit geben: Ein Nein ist nicht vernichtend, sondern stets auch ein Ja für eine andere Richtung.


    Mir war es wichtig, es auf diese Weise zu machen, weil ich das Anliegen und auch die Bedenken von Fred nicht als unreif erachte, sondern als die Suche nach einem geschützten Raum für die Heilung. Für jemanden in einer kleinen Lebenskrise mag ein Kloster ein guter Ort sein, um zu sich zu kommen und sich neu zu orientieren, aber ich bezweifle, dass es sich für jemanden mit Depressionen und suizidalen Gedanken eignet. Das ist eben keine therapeutische Einrichtung und die Bewohner und Chefs sind keine Therapeuten, sondern nur Leute, die in einer gemeinsamen Umgebung meditieren und zusammenleben.


    Im übrigen finde ich es Scheiße, dass ich mich hier zu einer Rechtfertigung gezwungen sehe, auch wenn ich Deine Bedenken verstehen kann.


    Liebe Grüße

    Doris

    Hallo Fred,


    der Tod ist nichts Schlimmes. Natürlich ist auch diesen Weg wählbar. Nur … man wird dann nie erfahren, ob man nicht doch eine andere Möglichkeit gefunden hätte. Ich schreibe das, weil dieser Gedanke mir in meinen schweren Zeiten geholfen hat. Wenn alles ohnehin egal ist, warum nicht dann kämpfen bis zum letzten Atemzug? Warum sich diese Chance entgehen lassen?


    Weiß Dein Therapeut um Deine Gedanken? Falls nicht, dann wäre es wichtig, es ihm mitzuteilen. Eventuell können Medikamente die Qual ein wenig lindern.


    Es gibt noch Methoden, die Du selbst machen kannst, um einer Depression entgegenzuwirken. Mir hat es geholfen.

    Das eine ist eine gesunde, vitaminreiche Kost mit viel Obst und Gemüse. Viele Nüsse essen, z.B. Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln. Das Gehirn benötigt das. Wenig Fleisch. Nahrung ist wirklich wichtig für die Stimmung. Kein Alk, keine Gifte!

    Dann mache regelmäßig Ausdauersport. Walken, Joggen, Schwimmen, Langlauf … Und bewege Dich viel und oft in der Natur, vor allem im Wald. Geh in die Sonne.

    Pflege Deinen Körper regelmäßig und creme Dich mit etwas ein, dessen Duft Du sehr magst. Geh zum Friseur, kauf eine neue Brille, kaufe Dir was Schönes zum Anziehen, mache ein Umstyling. Lass Dich massieren. Das wirkt von außen nach innen.

    Tanze. Wenn nicht mit anderen, dann für Dich alleine zu einer Musik, die Du magst. Schwinge mit ihr mit und lass Dich tragen.

    Gönne Dir jeden Tag mindestes eine Sache, die Du magst, Dir gut tut, Dir Freude macht. Egal wie mies Du Dich gerade fühlst.

    Beschäftige Dich mit Tieren. Vielleicht kannst Du einen Hund (falls Du selbst keinen hast) eines Nachbarn oder Bekannten regelmäßig ausführen oder sonst irgendwie regelmäßig mit Tieren zusammensein. Im Umgang mit Tieren werden Hormone produziert, die uns glücklich machen. Und die Tiere ebenso. Du bekommst sofort unmittelbares Feedback von Tieren.


    Was mir sehr geholfen hat, war das regelmäßige Aufsagen meiner Positivliste. Manchmal habe ich das stundenlang machen müssen, vor allem am Anfang. Aber allmählich genügte der Vorsatz es zu tun, um meinen Blick von der negativen Seite auf die positive zu lenken.

    Einen Positivliste kann man auch machen, indem man jeden Tag aufschreibt, was man alles gemacht hat. Ich weiß, dass es für Menschen, die nie in so einem Loch saßen komisch klingt, aber mit einer Depri ist es ein Erfolg, wenn man morgens aufsteht, sich wäscht und seiner Pflicht nachgeht, das Klo putzt, einen wichtigen Anruf erledigt, einkauft usw. Statt sich ständig vorzuwerfen, was man alles nicht schafft, kann man sich aufzeigen, was man alles schafft, trotz der emotionalen Lag: Blickrichtung ändern.

    Auch das ist eine Form der Meditation.


    Den Job kannst Du natürlich nicht einfach so schmeißen. Es ist gut, dass Du Arbeit hast. Aber da sie Dich nicht beansprucht, musst Du dieses Bedürfnis irgendwie anders befriedigen. Vielleicht lernst Du eine neue Fremdsprache? Oder machst einen Fernkurs, der nicht lange dauert, damit Du schnell ein Ergebnis erzielen kannst? Oder ein Wochenendseminar? Also keine großen jahrelangen Projekte in Angriff nehmen, sondern kleine, überschaubare.

    Insgesamt gesprochen, jeden Tag in Angriff nehmen, von Tag zu Tag.


    Jedenfalls geht es darum, das was an Kraft bei Dir da ist zu aktivieren und zu fördern. Und Kraft ist da, denn sonst würdest Du Deine Situation nicht aushalten können. Du hast bereits einiges ertragen, und das ist eine große Leistung. Depression ist Aggression, die gegen sich selbst gerichtet ist. Also ein sehr kraftvoller Prozess. Ich habe mir gesagt: Wenn da in mir Kraft ist mich zu zerstören, dann könnte ich diese Kraft dazu umlenken, mir zu nutzen. Allein schon in diesem vermeintlich kraftlosen Zustand zu wissen, dass Kraft da ist, hat mir ein wenig geholfen.

    Den Gedanken mit der Regelmäßigkeit, die in einem Kloster normal ist, finde ich gut. Geregelte Abläufe tun gut, sie holen einen aus dem Bett, zwingen einen dazu das Nötige zu tun …. Diesen Rahmen kannst Du Dir auch so schaffen.


    Damit wirst Du keinen neuen Job bekommen und keine neuen Freunde, aber es ändert die Sichtweise, beeinflusst die Stimmung positiv und gibt Dir vielleicht die Kraft durch Deinen Tunnel durchzugehen. Wenn der Blick nicht mehr so sehr ins Schwarze geht, dann geraten auch die Dinge ins Blickfeld, die neue Chancen eröffnen.

    Das Zauberwort heißt "Geduld". Davon wünsche ich Dir ganz viel.


    Liebe Grüße

    Doris

    Hallo Fred,


    an Deiner Stelle würde ich erst mal versuchen, wieder im Alltag klarzukommen und herausfinden, in welche Richtung Dein Leben gehen soll, bzw. warum Du Entscheidungen triffst, die Dich derart runterziehen. Da Du über Selbstmord nachdenkst, halte ich es für dringend angebracht, Dich an eine Beratungsstelle zu wenden, die Dir dabei weiterhilft eine geeignete Therapie für Dich zu finden. Meiner Meinung nach, solltest Du erst mal stabilisiert werden. Eventuell kommt auch eine stationäre Behandlung in Frage. Das, so denke ich, hat oberste Priorität. Ich glaube nämlich nicht, dass es Dir in einem Kloster besser gehen wird. Eher schlechter.


    ich kann mir vorstellen, dass Du Dir auf Dauer einen anderen Job suchen wirst, einer der Deinen Fähigkeiten besser entspricht, und der Dich mehr herausfordert. Unterfordert sein ist ebenso schädlich auf Dauer wie überfordert. Manche meinen, Unterforderung sei das Schlimmere. So was drückt einen nieder und das wirkt sich dann auf den Rest des Leben aus. Das Selbstwertgefühl kann erheblich darunter leiden.

    Die Widerstände seitens Deiner Familie müssen gar nicht als Unterdrückung gemeint sein, vielleicht ist ihnen nur klarer als Dir, dass ein Klosteraufenthalt nicht die Lösung sein wird. Es wäre also interessant zu erfahren, warum sie Dir in diesem Wunsch Widerstand entgegenbringen.

    Da ist auch ein Punkt, den Du in einer Therapie klären solltest.

    Auch, warum Du Dich isoliert hast. Es ist normal, dass sich Freundschaften verlaufen. Aber ich finde es bedenklich, wenn man dann keine neuen Freundschaften schließt und meine, das ist eine wichtige Frage.


    Alles Gute

    Doris