Hallo Fred,
der Tod ist nichts Schlimmes. Natürlich ist auch diesen Weg wählbar. Nur … man wird dann nie erfahren, ob man nicht doch eine andere Möglichkeit gefunden hätte. Ich schreibe das, weil dieser Gedanke mir in meinen schweren Zeiten geholfen hat. Wenn alles ohnehin egal ist, warum nicht dann kämpfen bis zum letzten Atemzug? Warum sich diese Chance entgehen lassen?
Weiß Dein Therapeut um Deine Gedanken? Falls nicht, dann wäre es wichtig, es ihm mitzuteilen. Eventuell können Medikamente die Qual ein wenig lindern.
Es gibt noch Methoden, die Du selbst machen kannst, um einer Depression entgegenzuwirken. Mir hat es geholfen.
Das eine ist eine gesunde, vitaminreiche Kost mit viel Obst und Gemüse. Viele Nüsse essen, z.B. Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln. Das Gehirn benötigt das. Wenig Fleisch. Nahrung ist wirklich wichtig für die Stimmung. Kein Alk, keine Gifte!
Dann mache regelmäßig Ausdauersport. Walken, Joggen, Schwimmen, Langlauf … Und bewege Dich viel und oft in der Natur, vor allem im Wald. Geh in die Sonne.
Pflege Deinen Körper regelmäßig und creme Dich mit etwas ein, dessen Duft Du sehr magst. Geh zum Friseur, kauf eine neue Brille, kaufe Dir was Schönes zum Anziehen, mache ein Umstyling. Lass Dich massieren. Das wirkt von außen nach innen.
Tanze. Wenn nicht mit anderen, dann für Dich alleine zu einer Musik, die Du magst. Schwinge mit ihr mit und lass Dich tragen.
Gönne Dir jeden Tag mindestes eine Sache, die Du magst, Dir gut tut, Dir Freude macht. Egal wie mies Du Dich gerade fühlst.
Beschäftige Dich mit Tieren. Vielleicht kannst Du einen Hund (falls Du selbst keinen hast) eines Nachbarn oder Bekannten regelmäßig ausführen oder sonst irgendwie regelmäßig mit Tieren zusammensein. Im Umgang mit Tieren werden Hormone produziert, die uns glücklich machen. Und die Tiere ebenso. Du bekommst sofort unmittelbares Feedback von Tieren.
Was mir sehr geholfen hat, war das regelmäßige Aufsagen meiner Positivliste. Manchmal habe ich das stundenlang machen müssen, vor allem am Anfang. Aber allmählich genügte der Vorsatz es zu tun, um meinen Blick von der negativen Seite auf die positive zu lenken.
Einen Positivliste kann man auch machen, indem man jeden Tag aufschreibt, was man alles gemacht hat. Ich weiß, dass es für Menschen, die nie in so einem Loch saßen komisch klingt, aber mit einer Depri ist es ein Erfolg, wenn man morgens aufsteht, sich wäscht und seiner Pflicht nachgeht, das Klo putzt, einen wichtigen Anruf erledigt, einkauft usw. Statt sich ständig vorzuwerfen, was man alles nicht schafft, kann man sich aufzeigen, was man alles schafft, trotz der emotionalen Lag: Blickrichtung ändern.
Auch das ist eine Form der Meditation.
Den Job kannst Du natürlich nicht einfach so schmeißen. Es ist gut, dass Du Arbeit hast. Aber da sie Dich nicht beansprucht, musst Du dieses Bedürfnis irgendwie anders befriedigen. Vielleicht lernst Du eine neue Fremdsprache? Oder machst einen Fernkurs, der nicht lange dauert, damit Du schnell ein Ergebnis erzielen kannst? Oder ein Wochenendseminar? Also keine großen jahrelangen Projekte in Angriff nehmen, sondern kleine, überschaubare.
Insgesamt gesprochen, jeden Tag in Angriff nehmen, von Tag zu Tag.
Jedenfalls geht es darum, das was an Kraft bei Dir da ist zu aktivieren und zu fördern. Und Kraft ist da, denn sonst würdest Du Deine Situation nicht aushalten können. Du hast bereits einiges ertragen, und das ist eine große Leistung. Depression ist Aggression, die gegen sich selbst gerichtet ist. Also ein sehr kraftvoller Prozess. Ich habe mir gesagt: Wenn da in mir Kraft ist mich zu zerstören, dann könnte ich diese Kraft dazu umlenken, mir zu nutzen. Allein schon in diesem vermeintlich kraftlosen Zustand zu wissen, dass Kraft da ist, hat mir ein wenig geholfen.
Den Gedanken mit der Regelmäßigkeit, die in einem Kloster normal ist, finde ich gut. Geregelte Abläufe tun gut, sie holen einen aus dem Bett, zwingen einen dazu das Nötige zu tun …. Diesen Rahmen kannst Du Dir auch so schaffen.
Damit wirst Du keinen neuen Job bekommen und keine neuen Freunde, aber es ändert die Sichtweise, beeinflusst die Stimmung positiv und gibt Dir vielleicht die Kraft durch Deinen Tunnel durchzugehen. Wenn der Blick nicht mehr so sehr ins Schwarze geht, dann geraten auch die Dinge ins Blickfeld, die neue Chancen eröffnen.
Das Zauberwort heißt "Geduld". Davon wünsche ich Dir ganz viel.
Liebe Grüße
Doris