Alles anzeigenDer Punkt, den ich nicht verstehe:
Der Ausdruck "Nirvana ohne Daseinsrest" bezieht sich in der von dir zitierten Lehrrede offenbar auf einen Zustand, in dem ein Mensch noch lebt, aber keine normalen körperlichen Empfindungen (Lust/Schmerz) mehr hat.
Das erste Sutra was ich zitierte war dieses:
ZitatS.36.7 Krankheit I - 7. Paṭhama-gelañña Sutta
Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Vesāli im Großen Walde, in der Giebelhaus-Halle. Gegen Abend, nach Aufhebung der Gedenkensruhe, begab sich der Erhabene zum Krankenzimmer, setzte sich auf einen vorbereiteten Sitz und wandte sich also an die Mönche:
Buddha besucht dort Mönche im Krankenhaus, die scheinbar im Sterben liegen.
ZitatSteigt einem Mönch, ihr Mönche, der also achtsam, klar bewußt, ernsten Sinnes, unermüdlich, entschlossen verweilt, ein Wehgefühl auf, so weiß er 'Aufgestiegen ist mir dieses Wehgefühl, und es ist bedingt, nicht ohne Bedingung. Bedingt wodurch? Durch eben diesen Körper ist es bedingt. Dieser Körper aber ist unbeständig, gestaltet, bedingt entstanden. Das Wehgefühl aber, das, bedingt durch diesen unbeständigen, gestalteten, bedingt entstandenen Körper aufgestiegen ist - wie könnte es beständig sein?' Sowohl beim Körper als auch beim Wehgefühl verweilt er in Betrachtung der Unbeständigkeit, weilt in Betrachtung des Schwindens, weilt in Betrachtung der Entreizung, weilt in Betrachtung der Auflösung, weilt in Betrachtung des Loslassens. Wer so verweilt, der überwindet sowohl beim Körper als auch beim Wehgefühl den Hang zum Widerstand.
ZitatEmpfindet er ein körpergefährdendes Gefühl, so weiß er: 'Ein körpergefährdendes Gefühl fühle ich'. Empfindet er ein lebensgefährdendes Gefühl, so weiß er: 'Ein lebensgefährdendes Gefühl fühle ich'. Er weiß: 'Wenn der Körper zerfällt, bis das Leben verbraucht ist, wird noch hienieden alles, was Fühlbarkeit heißt, ohne Genügen, kühl geworden sein'.
Gleichwie etwa, ihr Mönche, das Öl und der Docht eine Öllampe leuchten lassen; wenn aber Öl und Docht verbraucht sind und neue Nahrung nicht zugeführt wird, sie ohne Nahrung erlischt: ebenso nun auch, ihr Mönche, erkennt der Mönch, ein körpergefährdendes Gefühl empfindend: 'Ein körpergefährdendes Gefühl empfind ich', erkennt er, ein lebensgefährdendes Gefühl empfindend: 'Ein lebensgefährdendes Gefühl empfind ich'. Er weiß: 'Wenn der Körper zerfällt, bis das Leben verbraucht ist, wird noch hienieden alles, was Fühlbarkeit heißt, ohne Genügen kühl geworden sein"'.
Ich lese das so, dass sie schon noch empfinden, aber merken, dass der Körper nachlässt und scheinbar wollte er sie bei ihrem Sterbeprozess heilsam unterstützen. Sterben ist schon auch eine besondere Situation.
ZitatZweitens möchte ich darauf hinweisen, dass (soweit ich das beurteilen kann) manche Sterbeprozesse offenbar bis zum Tode mit körperlichem Leid verbunden sind.
Das heißt, auch ein Arahant oder ein Buddha wird unter Umständen erst durch den physischen Tod von körperlichem Schmerz befreit sein.
Das steht auch im Eingangspost, dass auch Erleuchtete noch Schmerzen haben, usw. (die Skandhas).
Okay, jetzt verstehe ich den Kontext besser!
In diesem Fall stimme ich dir zu, dass die Absicht hinter dem Begriff darin bestand, die Mönche in ihrem Sterbeprozess heilsam zu unterstützen.
Das ist auch psychologisch nachvollziehbar, was der Buddha da macht: Er lenkt die Aufmerksamkeit der Sterbenden auf die Möglichkeit, dass das körperliche Leiden bereits beim Sterben und vor dem Tod verschwindet.
Mögest du frei sein von Schmerzen!
Das ist Karuna-Praxis, also Aufmerksamkeits-Fokussierung auf den Punkt der Befreiung von Leiden.
In diesem Kontext erscheint mir dann die Verwendung des Ausdrucks "Nirvana ohne Daseinsrest" helfend-psychologisch motiviert, also rein ad hoc aus der Situation heraus, ohne inhaltlich-systematische Bedeutung.