Beiträge von Rudolf im Thema „Dinge, die ich nicht verstehe...“

    So geht dieser Glaube, ja. Und er ist bestimmt heilsam auffassbar. Aber Buddha lehrte nicht, so einem Glauben anzuhängen. Und welche Schwierigkeiten du hast, das genau zu sagen, wer wie wiedergeboren werden soll, siehst du ja an den Anführungszeichen um das Wort Ich herum. Warum setzt du es in Anführungszeichen?


    :earth:


    Damit du das "ich" nicht mit Atta verwechselst.


    Sogar in Wikipedia wird richtig erklärt was Atta bedeutet:

    Zitat

    Atman bzw. Atma (Sanskrit, n., आत्मन्, ātman, Pali: atta, urspr.: Lebenshauch, Atem) ist ein Begriff aus der indischen Philosophie. Er bezeichnet das (absolute) Selbst, die unzerstörbare, ewige Essenz des Geistes und wird häufig als Seele übersetzt.

    Atman – Wikipedia


    Der Buddha hat mit der Anatta-Lehre das Atta oder Atman widerlegt, das konventionell existierende "ich" hat der Buddha nicht widerlegt. (Beim Buddha sind Ich und du und er und sie und Lebewesen korrekte Benennungen auf Grundlage von Körper und Geist (die Aggragate) dieser Lebewesen.)


    Dass es einer Person (ich, du, er, sie, es) lange Zeit zu Leiden gereichen wird, wenn sie unheilvolle Handlungen begeht, sagt der Buddha an vielen, vielen Stellen im Palikanon, z.B.:

    Zitat

    Da ist, Anando, einer, der ist ein Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit: der gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt; ....

    Majjhima Nikaya 136


    Da ist, Anando, einer, der ist ein Mörder und Dieb ...... der gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, ....


    In diesem Sinne habe ich von "ich" werde wiedergeboren geredet, so wie dieser Mörder und Dieb wiedergeboren wird.


    Ich bin doch sehr überrascht, dass es mir in diesem Forum schon ein zweites Mal passiert ist, wenn ich von mir und Personen rede, dass mir da gleich unterstellt wird, ich würde von Atta reden. ???


    Was denkt ihr euch eigentlich, wenn der Buddha von sich selbst redet und das Wort Ich benutzt?

    Zitat

    Da hob nun der Erhabene einen mäßigen, handgroßen Stein auf und wandte sich an die Mönche:

    "Was meint ihr wohl, Mönche: was ist größer, dieser mäßige, handgroße Stein, den ich da habe, oder der Himalayo, der König der Berge?"

    Majjhima Nikaya 129


    (:

    ".... komplett der europäischen Kultur zuwiderlaufen ... " ist nicht wenig übertrieben:


    die Wiedergeburtslehre zumindest findet man bei Pythagoras, Empedokles, Platon, Plutarch, die Druiden, in der jüdischen Mystik, und Giordano Bruno.

    Lessing, Herder, Voltaire ("es ist keine größeres Wunder das zweite Mal geboren zu werden, wenn es schon einmal vorgekommen ist") und mehrere andere berühmte Persönlichkeiten haben sich mit der Idee der Wiedergeburt beschäftigt.

    Und heute kennt jeder in Europa die Idee der Wiedergeburt, ob sie/er religiös, humanistisch oder materiell oder was auch immer ist.

    Vor einigen Jahren hat mal ein lutherisch-evangelischer Pfarrer (!) in einer Predigt, wo ich zufällig anwesend war, eine Umfrage in Deutschland erwähnt, wonach 33 % der befragten Wiedergeburt für möglich hielten.

    Und die Idee von "Karma" (ganz einfach verstanden) hängt mit der idee von Wiedergeburt sehr eng zusammen, nicht nur im Buddhismus. Denn "ich" (mit meinem Charakter) werde ja wiedergeboren, kein anderer. Da ist also ein Zusammenhang, ein Erfolgen, zwischen diesem und dem nächsten Leben.

    Oswald von Wolkenstein (1376-1445) sagt sogar in seinem Gedicht Es fügt sich : "und ich bekenne aufrichtig, daß ich nicht weiß, wann ich sterben werde, und daß mir dann nichts sicherer folgt als das Ergebnis meiner Taten."


    Hinsichtlich der Wiedergeburtsidee seit der Antike hat die "europäischen Kultur" ab dem 4.Jahrhundert hauptsächlich (oder nur?) stark gelitten unter dem Ketzerwahn, unter den Glaubenswächtern, den inquisitoren der katholischen Kirche. Noch 1600 wurde Giordano Bruno u.a. deswegen auf den Scheiterhaufen geschickt.

    Du solltest die Zeit und Ideengeschichte in Europa untersuchen, die außerhalb der unglückseligen Macht der katholischen Kirche liegt. Das dunkle Mittelalter und die Gegenreformation hat Europa spirituell sehr zurückgeworfen. Der Buddhismus wäre sonst schon viel früher nach Europa gelangt.

    Spock,


    ich denke, das sind keine geschickten Mittel, diese Diskussion nun nach diesen "Anfänger"-Fragen hier weiterzuführen.


    Was in der Welt den Nichtspezialisten unter Karma bekannt ist, das ist nun mal:

    Zitat

    Karma ist einfach die Wirkung deiner Taten.

    2. Wer entscheidet sozusagen was eine gute Tat ist und was nicht? Manchmal gibt es ja auch unterschiedliche Ansichten, was eine Tat betrifft. Wie wirkt sich dass auf das Karma aus?


    Niemand entscheidet das. Karma ist einfach die Wirkung deiner Taten. Die Wirkung entsteht entsprechend der Motivation und der Ausführung der Tat, so wie in der Physik oder Chemie die Wirkungen entsprechend den Ursachen ausfallen. Ob jemand die Taten mit "gut" oder "nicht gut" bewertet spielt dabei keine Rolle.

    Der Buddha hat mit seinen Zehn Unheilsamen Handlungen eine grobe Einteilung der Taten gegeben, die wohl fast überall in dieser Welt nach menschlichen Ermessen als nicht "gut gelten". Allerdings macht das dem Karmagesetz überhaupt nichts aus. Das wirkt so oder so.


    Zitat

    6. Was passiert, wenn unser Sonnensystem eines Tages nicht mehr existiert (Wiedergeburt)?


    In manchen Mahayana-Sutren werden 3000 hoch 3000 Welten erwähnt. (d.h. 3000 x 3000 x 3000 x 3000 ....... dreitausandmal), wo auch lebewesen existieren.

    Das ist inzwischen kein Spinnerei mehr, wenn man eine Welt mit einer Galaxie gleichsetzt. Da das Bewusstsein formlos (immateriell) ist, braucht es auch keine Entfernungen zu überwinden, um "wo anders aufzutauchen", wie auch immer das funktioniert.



    Die anderen Fragen sind m.E. nicht so kurz zu beantworten, da braucht es einige Zeit bis man sich durch fortgesetztes Hören, Nachdenken und Meditieren selbst eine Antwort geben kann.

    Bis dahin ist es tatsächlich eine gute Idee, hin und wieder eine "gute" Tasse Tee zu trinken. :)