Beiträge von void im Thema „Geschichte: Vajrayana / Tantra im Theravada“

    So einfach ist es nicht. Dhammapala, ein Kommentator-Kollege von Buddhaghosa, beginnt seinen klassischen Kommentar zum kanonischen Cariyapitaka wie folgt:


    Zitat

    We now undertake a detailed explanation of the paramis for clansmen following the suttas who are zealously engaged in the practice for the vehicle to great enlightenment (mahabodhiyana), in order to improve their skillfulness in accumulating the requisites for enlightenment.

    Vielen Dank. Ich verstehe das so, dass das wirklich nur als ein besondere - mit den Sutras kompatible - Praxis gesehen wurde - also kein anderes "vada".


    Aber kann man sich in einem Thervada Kontext Vajrayana Elemente vorstellen? Wie könnte man sich das vorstellen.


    Im Palikanon tritt ja der vajraschwingende Vajrapani als ein Yaksa ( Dämon ) auf der aber als "Schützer" Buddhas fungiert.


    It is said that whoever, even up to the third time of being asked, refuses to answer a reasonable question put by a Buddha, his head will split into pieces on the spot. It was Vajirapāni's duty to frighten such people by appearing before them in the sky, armed with a thunderbolt, which he was ready to hurl if necessary. He was visible only to the Buddha and the person in question.

    Two instances of this are given in the books - once in the case of Ambattha, (D.i.95; cf. the story in the Ayakūta Jātaka) and again in that of Saccaka Niganthaputta (M.i.231).

    Buddhaghosa says (DA.i.264; MA.i.457; cp. Dvy.130) that Vajirapāni is identical with Sakka, and proceeds to describe the fierce appearance assumed by him on these occasions. This arrangement was made in fulfillment of a promise made by Sakka, in the presence of Mahā Brahmā, when the Buddha was reluctant to preach the Dhamma (See Vin.i.5f), that if the Buddha would establish his rule of the Dhamma (Dhammacakka), Sakka would afford it the necessary protection.

    Mir kommen darin sehr viel tantrischen Elemente vorweggenommen vor. Für den Fragenden steht neben Buddha und ihn unterstützend mit Yajrapani etwas im Raum, was gleichzeit das Mitgefühl Buddhas ist für den Fragenden aber aggressiv und einschüchtern ist. Also dass was die Tibeter "zornig" nennen um es von wütend ( was mit Hass verbunden ist) abzugrenzen.


    Hier kommt im Palikanon ein Vajra-Aspekt vor. Und Vajrayana hat dann damit zu tun, dass sich eine yogische Praxis damit verbindet.


    Gab es denn innerhalb des Thervadas etwas, was man als Yogi bezeichnen könnte? Oder hat man sich scharf davon distanziert?

    Bist Du der Meinung, dass der Artikel das tut? Meine Ansicht wäre das jedenfalls nicht, und auch nicht meine Absicht. "Vereinbar" geht für mich von einer inhaltlichen Ebene aus, nicht davon, das Eine würde das Andere assimilieren.

    Vajrayana sieht sich selbst als eine yogische Tradition und die Betonung auf das Yogische Element als das was sie ausmacht. Aber wenn man vom Thervada aus denkt, ist das eigentlich nicht das große Problem. Auch unter den Schülern Buddhas gab es ja welche die im Ruf standen beindruckende Fähigkeiten (Siddhis) verwirklicht zu haben, was sie aber nicht daran hinderte inhaltlich orthodox zu sein. Thevada muss kein nicht-übernatürlicher Buddhismus sein, dem man einen Buddhismus der geheimen Fähigkeiten gegenüberstellt. Die Probleme ergeben sich nicht auf der Ebene "natürlich vs. übernatürlich/tantrisch" sondern auf einer inhaltlichen Ebenen - also darin, dass man als Thevadin im Mahanaya sehr oft auf Aussagen trifft die denen im Palikanon diametral entgegen stehen. Und die man deswegen für sich nicht annehemen kann.


    Obiger Artikel ist vom Grundton natürlich freundlich aber auf indirekte Weise vereinnahmend:

    Zitat

    Theravada is a sect of Buddhism, not a yana. A sect is a brand; a yana is a type of vehicle. Most Buddhist sects, including Theravada, offer multiple yanas.


    Die Idee dass verschiedenen yanas gibt die Farhrzeuge zum selben Ziel sind geht ja stark auf das Lotussutra zurück. Und ich denke, man kann im Palikanon kein Konzept von unterschielichen yanas die Rede sind, die zum selben Ziel führen. Es gibt zwar Stellen, wo der Weg des Haushälters von dem des Ordinierten und des einsamen Asketen unterschieden wird. Und Buddhas spricht zu bauern anderes als zu Brahmanen. Aber yanas findet man nicht. Buddha ist es sehr wichtig, dass er eine Lehre gelehrt hat und nicht verschiedene und dass die Sangha nicht zersplittert werden sollte. Auch der Bhikku der die esoterischsten aller esoterischsten Geheimnisse entdeckt hat und fünf Zentimeter schwebt, hat kein eigenes yana. Und seine siddhis sind mehr Hobby oder Nebenwirkung als etwas, was ihn über die anderen stellt.


    Die Idee Thervada bestehe ebenso wie der tibetische Buddhismus aus yanas ist von daher zweifelhaft.

    Dann hat er in dem Punkt unrecht. :)


    Grundsätzlich heisst ja erstmal nur, dass es möglich ist. Wenn es irgendwo vereinbart wurde, egal in welchem Rahmen, dann es ist prinzipiell möglich. Und ich sehe auch, trotz aller Richtungsstreitereien, keinen gravierenden Grund, warum man Methoden des Mahayana und des Theravada nicht vereinbaren könnte, oder Methoden an eine andere Sichtweise anpassen und sie entsprechend erfolgreich praktizieren. Letztere Aussage fusst alleine auf meiner eigenen Erfahrung und Beobachtung.

    Es ist so, dass Mahyana für sich in Anspruch nimmt, über den Palikanon "hinauszugehen", weswegen es problemlos möglich ist, diesen als Hinayana in das eigne Lehrgebäude zu subsummieren. Während der Thervada für sich in Anspruch nimmt, die "Lehren der Alten" getreu zu übermitteln und da keine Abweichungen zuzulassen. Weswegen man da vielleicht oberflächliche Elemente übenehmen kann, aber keine fundamentalen. Wie man ja in vielen Theravada-Ländern sehen kann, kann Thervada mit vielen magischen Glaubensvorstellungen und Aberglauben koesistieren. Ich schätze auch damit, dass Herrscher Rituale für gute Ernte und gegen Erdbeben durchführen. Ein esoterisch angehauchter Thervada ist also nicht undenkbar.


    Was aber nicht geht, ist hinter die buddhitischen Konzielien zurückzugehen, und auf einmal Inhalte der Mahasanghika zu übernehmen. Und das ist nicht aus praktischen Gründen unmöglich, sondern weil man wenn man das täte nicht mehr Thervada wäre. Weil die Alten "nein" gesagt haben, kann man nicht auf einmal "ja" sagen, wenn man sich auf sie beruft.


    Ich finde ein Dialog zwischen den unterschidlichen Schulen muss auf Respekt gründen. Und dieser Respekt ist vor allem ein Repekt davor, dass der andere die Dinge anders sieht. Und ein Verzicht darauf ihn zu vereinhamen und zu assimilieren.

    Auch im Zenklöstern wurden ja lange Zeit tantrische Rituale vollzogen. Dies geschah deswegen, weil die Mächtigen solche Rituale - von denen man fest überzeugt waren, dass sie dem Wohlergehen des Landes - für gute Ernte, gegen Erdbeben und Seuchen und den Erhalt der herrschenden Dynastie einforderten und ihre Förderung davon abhängig machten.


    Weil man sich auf Druck der Mächigen zu so etwas verleiten lies, ist es doch vielleicht angemessener dies als eine Form der Korruption zu sehen, statt darin einen Fall von gelebter Verständigung und "buddhitischer Ökumene" zu sehen.


    Normalerweise definiert man den Begriff " Theravada" von der Lehre her: Man malt einen Baum, wo sich Theravada beim zweiten buddhitischen Konzil von Mahasanghika abgespalten wurde und wo sich dann beim dritten buddhitischen Konzil noch andere Schulen abgespalten haben. Und wenn man sich beim zweiten Konzil von Mahasanghika und ihrem Verständnis getrennt hat,, wie kann man dann Yajrayana-Praktiken als Theravada bezeichnen?


    Obiger Artikel definiert "Thervada" nicht in dieser Weise sondern sieht Thervada als Klammer für das, was in bestimmten Klöster auf Sri Lanka gelehrt wird. Und wenn dort - ebenfalls von den Herrscher ausgehend -Vjarayana gelehrt wird, dann ist - so definiert - eben Yajrayana Teil von Thervada.


    Auch wenn so eine Durchdringung historische gesehen natürlich sehr interessant ist, ist es buddhitisch gesehen problematisch. Überspitz ausgedrückt: Wenn in einem Kloster ein hinduistischer Asket Unterschlupf vor dem Regen findet und anfängt dort von Vishnu zu reden, dann wäre Thevada. Das macht doch gar keinen Sinn.