Aber was dann, beim "Lesen" geschieht - findet das wirklich "ausschließlich in meinem Gehirn statt"? Was geschieht - geschieht dies wirklich in irgendeiner Weise "ausschließlich"?
Guter Hinweis.
Ich verstehe es so, dass was immer ich in welchem Augenblick auch immer wahrnehme, mir vorstelle oder sonstwie erlebe, nicht von mir getrennt ist. Selbst, wenn ich mir vorstelle, es gäbe etwas von mir völlig Abgetrenntes (ein Anderes), so ist auch das lediglich eine Vorstellung, die ich in genau diesem Augenblick aufkommen lasse und die als solche natürlich ebenfalls Ausdruck dieses einen Geistes ist. Aus meiner Sicht macht es daher nicht wirklich Sinn, zwischen 'das bin Ich' und 'das ist Nicht-Ich' zu unterscheiden (ich hoffe, das beantwortet deine rhetorische Frage).
Dass ich trotzdem munter Begriffe wie 'ich' oder 'andere' verwende, ist den Regeln und Möglichkeiten des begrifflichen Denkens und der sprachlichen Verständigung geschuldet. Schließlich sind auch alle anderen Begriffe, derer wir uns im Rahmen des begrifflichen Denken bedienen, sehr genau betrachtet nicht weniger irreführend als die Vorstellung vom Ich oder vom Anderen; sie alle abstrahieren von etwas, dem sie nur scheinbar entsprechen. Doch dass sich unsere 'Bücher' hierin vom Sutra der Berge und Flüsse unterscheiden, gilt auch nur, solange du den Worten auf den Leim gehst. Mit den richtigen Ohren gehört, plätschert selbst dieses eitle und überflüssige Geplapper von mir und uns allen genauso authentisch daher wie ein Furz oder der Nachtwind in den Bäumen vorm Fenster.
Tai