Die Absicht bloßer Lebenserhaltung wäre Karma die eine Reaktion nach sich zieht? Ein Mensch kann sich entscheiden, auf welche Weise er sich erhält, etwa indem er Nahrung ohne Gewalt auswählt. Ein Tier hat diese Entscheidungsmöglichkeit wohl nicht,
Aber es mag ja sein dass sich bei einem Raubtier dennoch Reaktionen einstellen, weil es aus negativem Karma als Mensch oder sonst einem Wesen mit Entscheidungsmöglichkeit ein Raubtier geworden und nun in diesen Tätigkeiten gefangen ist. Mag sein, wer weiß das schon.
Ein Tier hat nicht die Wahl, aber dafür wiegt die Tat (nach tibetischer Auffassung jedenfalls) weniger, weil die Bewusstheit über die Handlung und deren Folgen nicht da ist oder erheblich geringer ist.
Interessant ist für mich gerade die Frage, ob es einfacher ist, als Wurm wieder Mensch zu werden, wenn die karmischen Eindrücke verbraucht sind, weil man im Prinzip nicht mehr tun kann als den Garten umgraben und die Erde locker machen, und schwerer, als intelligenter Löwe, der aus Instinkt töten und Fleisch essen wird.
Wobei ich für mich ja die Auffassung vertrete - Disclaimer: das ist meine ganz persönliche Meinung ohne Basis in buddhistischer Lehre - dass Insekten nicht in dem Sinne karmische Wesen sind, sondern eher Teil des Pflanzenreichs. Sozusagen bewegliche Teile der unbelebten Natur mit einem simplen Programm, das ihre Handlungen bestimmt. Das würde sehr vieles vereinfachen, sowohl die Vorstellung von Karma, als auch das Handeln der Menschen. Ausserdem finde ich es wissenschaftlich fundiert, da das Nervensystem zwar Reiz-Reaktions-Schemata zulässt, aber nicht komplex genug ist für Abläufe, die man als Bewusstsein irgend einer Art bezeichnen könnte.
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Also nach tibetischer Auffassung gibt es beim Tier karmische Folgen der Handlung, nur ist es darüber nicht bewusst. Gar nicht bewusst will mir scheinen, es denkt in keiner Weise daran ob und was ihm das für nächste Leben einbringen könnte. Oder auch für dieses Leben - es ist einfach satt und zufrieden und hat kein schlechtes Gewissen. Ob es dafür wird leiden müssen oder nicht, darüber gibt es verschiedene Auffassungen und Lehren, ich kann mich da mangels Erkenntnis keiner anschließen. Wenn es Karma macht, dann hat es weniger davon zu erwarten, je weniger Leid es verursacht. Aber es ist vielleicht auch eine Frage des Bewusstseins, welche Wiedergeburt folgt, vom Wurm zum Menschen ist schon ein ziemlich großer Sprung. Im Hinduismus machen Tiere kein Karma und drei Tiere können der menschlichen Geburt vorangehen, eines davon ist der Löwe, die zwei anderen hab ich vergessen.
Bewusstsein scheinen mir Insekten schon zu haben. Kürzlich ist mir die Frage aufgetaucht ob sie Gefühle haben, etwa Angst wenn sie vor Gefahr fliehen oder Begierde wenn sie auf Paarung aus sind usw. Aber ihre Welt ist uns wohl verschlossen, nur von aussen erkennbar, man müsste ein Insekt sein um zu erfahren wie das ist. Oder auch nichts erfahren, falls doch kein Bewusstsein da wäre. Glaub ich aber weniger. Es gibt ja auch keine Klarheit darüber, ob Pflanzen nicht eine Art rudimentäres Bewussstein haben.
In Indien sagt man Mensch, Tier und Pflanze verhalten sich wie Wachzustand, Traum, Tiefschlaf. Im gewöhnlichen Traum gibt es eine herabgesetzte Selbstreflexion, man ist einfach im Geschehen involviert wie es eben abläuft Im Tiefschlaf weiß man gar nichts. Naja, viel weiß man als Mensch ja auch nicht gerade...