Beiträge von Leonie im Thema „Zweifel?“

    es ist der Schritt vom bloßen Vertrauen zum Wissen.

    Nicht-Wissen trifft es besser. In diesem Fall ist dann auch Großes Vertrauen oder Großer Glaube angebracht, also eine Fraglosigkeit mit der der Zweifel erlischt.

    Ich finde das interessant dass du das sagst. Auf mich wirkte die Lehrrede überhaupt nicht so. Eher wirklich bestärkend mit freiem und aufrechtem Herzen ("Wir wollen das nicht!"

    Danke für deinen Hinweis.

    Ich habe da eben Schwierigkeiten, mit dem was ich will und dem was ich wirklich will, also kann. Wenn ich das lese, dann ist das alles plausibel und wenn ich es zu realisieren suche, also wenn die Wirklichkeit mich mit so einem Fall anspringt, dann reagiere ich spontan und nicht unbedingt nach diesen Vorgaben.

    Aber ich sehe das dann als Übungen an - und werde mich damit intensiver befassen.

    Du sprichst und erklärst Dich im ZEN-ZWEIFEL der sich auf ein/das spirituelle SELBST = EGO bezieht, wenn ich Dich richtig verstehe.

    Ich verstehe nicht, was du mit spirituellem Selbst = Ego meinst. Für mich gibt es da keinen Unterschied. Und ob das Ego/Selbst spirituell oder was andres ist, das ist für den Glauben an ein Selbst egal.


    Ich betrachte mich immer als Weltling und wer sich selbst als Stromeingetretener ansieht, der hat da - vor allem hier in einem Forum, mit dem diskursiven Gerede - mehr als ein Problem. Da glaubt man ja auch, den Zweifel ignorieren zu können.

    Der Zweifel des Zen macht da auch keine Unterschiede von dies und das, von Weltling und nicht-Weltling - es ist der Zweifel, der sich auf die Unwissenheit bezieht, und als 10. Fessel immer auf dem Grund liegt und gelegentlich sichtbar wird.

    In diesem Zweifel entscheidet sich dann einer für Vertrauen, aber nicht unbedingt als Hingabe gemeint.

    Hingabe hat ja noch einen Gegenstand.

    Die Jhanas können bei Erreichung nie in Frage gestellt werden, weil diese Bewusstseinsebenen die Realität bilden wie eben Verzückt zu sein, Freudvoll zu sein, Zufrieden zu sein usw.Wann immer man möchte.

    Auch das ist eine falsche Ansicht.

    Es geht natürlich in dem Sutta um (falsche) Ansichten und um die Entsagung - hier Selbstentsagung - genannt, da ja die Ansicht von einem Selbst die grundlegende falsche Ansicht ist.

    Zitat

    'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst', dann kommt das Überwinden und Aufgeben jener Ansichten zustande.

    Die acht Erreichungszustände jhanas werden hier als nicht genügend dargestellt, um die Ansicht über ein Selbst zu überwinden. In der Anmerkung 2 von Zumwinkel werden die Jhanas auch nicht als Ziel der Praxis bezeichnet.

    Der Zweifel, um den es im Zen geht, ist die Umkehrung der o.a. Aussage - 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst' - und das wird dann formuliert als "Was ist DIES"? oder "Wer bin ich?"

    Fridolin


    Der Vortrag von Jeff Shore enthält ja die Übersetzungen von Boshans Ermunterungen, was ich für eine bessere Übersetzung von exhortation halte, als Ermahnung.

    Das ist sehr lesenswert, weil Boshan 10 Fallbeispiele aufführt, die wir alle kennen und die ganz unbewusst als Flucht vor der eigentlichen Frage, die den Zweifel entfaltet, praktiziert wird. Wir weichen dem Zweifel aus und begnügen uns mit angenehmeren Zuständen.

    Dazu gibt es tatsächlich eine passende Lehrrede Buddhas - MN 8 . Sallekha Sutta -

    Majjhima Nikāya 8

    da werden die angenehmen und friedvollen Verweilungen der jhanas dem eigentlichen Ziel der Selbstentsagung gegenüber gestellt und die jhanas damit auch infrage gestellt.

    Die 44 Punkte dann, die als Selbstentsagung aufgezählt werden, lassen dann jede Menge Selbstzweifel aufkommen.

    Soweit ich weiß, wird Zen-Adepten zuerst das ,Sitzen‘ empfohlen, das eher hinderliche „intellektuelle Spielzeug“ soll erstmal unbeachtet bleiben... was es natürlich äußerst interessant macht.

    Von daher hast du intuitiv richtig gehandelt!

    Intellektuelles Spielzeug hat man ja zur Genüge dabei, auch beim Sitzen. Es geht doch vielmehr darum, dass diese ganze geistige Tätigkeit zur Ruhe kommen soll und dann wird das im Weiteren auseinander sortiert, so wie das bei Aschenputtel auch war - also ES klärt sich mit der Zeit.

    Und es ist auch noch ein ziemlich langer Weg bis man überhaupt sich zum ersten Mal auf ein Zafu setzt.


    Die Sprache des Pali-Kanon ist ja eine ganz andere als die der Mahayana-Sutren und dennoch kommen diese Texte aus derselben Erfahrung - und genau deshalb setzt man sich WIE Buddha, um an dieselbe Erfahrung heran zu kommen. Mit der Erfahrung dann erschließen sich auch die Texte.

    Es gibt im Zen auch das Konzept des "Großen Zweifels", der entwickelt oder entfacht werden soll. Das steht natürlich irgendwie in Gegensatz zum Zweifel in den Palikanon-Reden. Was damit aber gemeint ist, hat Jeff Shore in einem Sesshin näher erläutert. Dazu gibt es auch ein kleines Buch von ihm, mit seinen Übersetzungen von Boshan, einem chinesischen Zen-Meister der Ming Dynastie. "Great Doubt", so der Titel gibt es aber nur in Englisch.


    der-groc39fe-zweifel-040514.pdf

    Zweifel am Zazen hatte ich auch nie. Ich wusste von Anfang an, mit dem ersten Sitzen, das ist es und das ist "alternativlos". An den Lehrtexten des Zen, den Mahayana-Sutras und auch des Pali-Kanon hatte ich lange Zeit mehr ungläubiges Nicht-Verstehen. Ich verstand z.B. nicht, was mit dukkha oder den jhanas gemeint war, d.h. ich konnte das nicht auf meine konkrete Lebenserfahrung übertragen. Deshalb konnte ich mir das auch nicht vorstellen. Ganz lange habe ich auf dem Begriff Unwissenheit rumgekaut oder das Bedingte Entstehen. Und Nagarjuna und seine Logik ist schon hartes Brot - aber da habe dann im Mulamadhayamaka auch schöne Sätze entdeckt, wie auch in anderen Texten.

    Obwohl ich mir schon sehr früh Dôgens Shobogenzo gekauft habe, erschloss sich mir nicht, was da steht. Das war ein undurchdringliches Gewebe.

    Mit der Hilfe von vielen freundlichen Kennern, die u.a. auch hier sind, hat sich mir dann langsam die Lehre erschlossen, so dass ich mich inzwischen auch selbst durch arbeiten kann. Und das mache ich seither und das wird auch nicht aufhören. Im Gegenteil, es macht immer mehr Sinn. Ich fühle mich aber total unzulänglich und bin sehr froh, dass Sudhana hier ab und an was fallen lässt.

    Der Pali-Kanon online mit seinem Wörterbuch hat mir sehr geholfen - wo ich auch die nivaranas (Hemmungen) fand und erkenne, dass ich mich immer mit allen fünf herum schlagen muss, wie eben eine Hand fünf Finger hat und ich alle Finger gebrauchen kann.

    Unter den 1o Fesseln ist Zweifelssucht vicikiccha die zweite Fessel.

    Zitat

    »Zweifelsucht ist soviel wie Nichtverstehenwollen. Sie hat als Merkmal das Unschlüssigsein, als Wesen das Schwanken, als Äußerung die Unentschiedenheit oder das unsichere Zufassen, als Grundlage, daß man dem Zweifel verkehrte Aufmerksamkeit schenkt. Als Hemmung des Fortschrittes hat man die Zweifelsucht zu betrachten.

    Das finde ich sehr hilfreich - unschlüssig sein; schwanken, unentschieden, unsicheres Zufassen und als Grundlage davon, dass man verkehrte Aufmerksamkeit dem Zweifel schenkt - also sich unkritisch in Sicherheit wiegt.