Beiträge von Monika im Thema „Hin und her“

    Hallo Netsrot,

    ich habe mich bei jeder Gelegenheit "zentriert", d.h. im Wartezimmer einer Praxis sitze ich mit halbgeschlossenen Augen und halte mich still, in der U-Bahn ebenso, selbst beim Warten an der Kasse im Supermarkt halte ich innerlich inne und bleibe gegenwärtig. All das sind Momente, die so selbstverständlich werden, dass sie sich augenblicklich einstellen, sobald sich die Gelegenheit bietet. All das führt raus aus der Selbst-Bezogenheit.


    Anatta denken ist darüber reflektieren - also ein Denkvorgang.

    Anatta-Sein ist gegenwärtig-sein, ohne über irgendein Ding inklusive sich selbst nachzudenken.

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    Das Hin und Her . Ich bin doch bestrebt die Ruhe und klare Wahrnehmung auch außerhalb der Meditation aufrechtzuerhalten. Nach der Meditation bin ich sozusagen wieder im dualistischen Modus. Wie du richtig bemerkt hast ist es warscheinlich ein langer Prozess der Anpassung des Geistes. Ich bin einfach nur zu forsch in meinen Bemühungen.

    Aber davon schrieb ich ja weiter oben. Das wird möglich, wenn Du Dich in der Achtsamkeit übst, dann kommst Du irgendwann - vielleicht sogar ziemlich schnell, wenn Du schon 4 Jahre meditierst - in einen Modus, in dem Du Abstand zur Dualität erhältst und Dich entscheiden kannst, also surfen, welche Perspektive Du einnehmen willst. Jetzt wirst Du hin- und hergeworfen, bist nicht frei.


    wie du richtig bemerkt hast ist es warscheinlich ein langer Prozess der Anpassung des Geistes.

    An welcher Stelle schrieb ich das? Es ist vor allem eine Anpassung des Herzens.


    Ich bin übrigens auch forsch, viel zu schnell, das hat mir viele Umwege eingebracht - aber auch viel gezeigt, wie es "falsch" ist.


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    Hallo Netsrot,

    ich habe mir nochmal Deine Beiträge angeschaut und möchte entgegen meiner obigen Auffassung etwas anderes schreiben:


    "Nichts, was auch immer es sei, sollte als "Ich" oder "Mein" aufgefasst werden".

    Zitat aus "Kernholz des Bodhibaums" Buddhadasa Bhikkhu


    Dieses Buch lese ich gerade (mal wieder). Und ich finde, dass es eine wunderbare Hilfe ist, um Leerheit zu verstehen. Da ich es schon Jahre "besitze", kann ich sagen, dass ich es vor Jahren noch nicht wirklich verstanden habe.


    Es geht darum, tagtäglich das Nicht-Ergreifen zu üben. Das ist das Hirntraining, was Du vielleicht meinst.


    Etwas steigt im Bewusstsein auf und Du schiebst es weg, immer wieder. Dabei geht es um diskursives Denken. Allein so wird sich ein Zustand festigen, der freibleibt von Ich und Mein. Und so kann auch ein ewiges Hin und Her "verschwinden". Es ist sozusagen eine mit wachen Augen inmitten des weltlichen Lebens stattfindende Achtsamkeitsmeditation.

    (Natürlich meine ich damit nicht für das Leben oder beruflich wichtige Gedankengänge usw.)


    Ich hoffe, ich habe Dich richtig verstanden, sonst kläre mich doch noch mal auf. :) Es ist mir irgendwie ein Bedürfnis, Dir weiterzuhelfen. Aber ich habe das Gefühl, ich "liege" nicht ganz richtig.

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    Alle von mir erkennbaren Erscheinungen erscheinen mir so wie ich es gewohnt bin sie zu sehen.

    Genau, Helmut, denn ich sehe das, was meinem Kulturkreis entspricht oder womit ich mit am meisten beschäftige, z.B. ein Christ sieht eventuell Jesus, und eine gläubige Katholikin sieht vielleicht Maria.

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    Wir sind, so konditioniert , sich das zu fragen immer und immer wieder . Ja und ich suche. Die Suche ist ein Teil der Phänomene die uns umgeben.

    Wer wir? Ich kenne genug Menschen, und das sind die meisten in meinem Umfeld, die sich das nicht fragen.

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    Was ich eigentlich bei Vielen vermisse, ist das Interesse daran, worum es Buddha eigentlich ging. Er sagte z.B. zu seinen Mönchen, alles, was man wissen muss, passe in seine Hand (Blätter aus dem Wald), obwohl alles, was er lehrte, so groß wie der Wald war, in dem er sich mit seinen Mönchen befand.


    Wenn ich mich immer darum sorge, ob ich nun endlich nicht mehr bin oder immer noch oder was wirklich ist, dann geht das über das Wissen hinaus bzw. ich egozentrisch. Ich bin also ständig nur um mich besorgt, anstatt einfach die Regeln zu befolgen, ohne Erwartungen. So wie J. Krishnamurti auch sagte: "Haltet nur Eure Hütte sauber und öffnet das Fenster. Vielleicht tritt ES ein. Aber sorgt Euch nicht darum."

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    Habt ihr ähnliche Erfahrungen des Sehens der eigentlichen Realität in der Meditation und danach auch außerhalb dieser für eine ganze Weile und dann wieder Zeiten ohne diese Sicht.

    Ja, die hatte ich Ende der 80er bis Ende der 90er. Aber die haben für mich keine Bedeutung mehr. Ich praktiziere und gut ist. Alles andere ist lungern nach besonderen Erfahrungen. Es reicht, es zu wissen, so jedenfalls sehe ich das.

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    Es gibt Abstufungen . Sicher ist das Wahrnehmen immer noch mit Allgemeinbildern besetzt manchmal mehr manchmal mal weniger. Die meiste Zeit bin ich ich . Aber der Geschmack bleibt . Ich mag es so nicht gerne aussprechen , da es so nicht " funktioniert ", aber ich warte auf den Punkt an dem das ich aufhört zu sein. Der Punkt wo die Welt so ist wie sie ist.

    Moin Netsrot,

    genau, Du magst es nicht gerne aussprechen, aber allein das Warten auf den Punkt, an dem das ICH aufhört zu sein, ist ein großes Hindernis und ein Widerspruch, denn ein ICH - also die Persönlichkeit - die darauf wartet, ist dann ja nicht mehr vorhanden und kann sein Verschwinden nicht mehr wahrnehmen.


    Ich jedoch halte das für unsinnig, denn ich bin überzeugt, dass der Buddha dieses ICH auch noch gelebt hat, um 40 Jahre lehren zu können. Ohne die Zusammensetzung von Körper und Geist ist das gar nicht möglich. Das einzige, was sich ändert, ist die Einstellung, die Perspektive zur Welt, dem Leben gegenüber. Es ist sozusagen ein Surfen zwischen den beiden Möglichkeiten.

    Und das ist schon so erheblich, dass der Unterschied zu früher oder zu anderen Personen, die sich nicht mit dieser Lehre beschäftigen bzw. noch nicht so weit in der Praxis sind, wahrnehmbar ist.


    Und um diese Unterschiede feststellen zu können, um dem achtfachen Pfad folgen zu können, ist es unabdingbar, dass Du wahrnimmst, wie die Welt ist oder nicht ist. Zu wissen, dass ich nicht wirklich bin, das wirklich zu begreifen, heißt nicht, es nicht zu sein, wo es nötig ist.

    Wie weit muß ich mein" Hirn trainieren ", das diese Konditionierung , die Illusion endgültig fällt.

    Hier wird deutlich, wie sehr Du das wünscht. Aber gerade das steht Dir, Deinem ICH-Adieu, ja im Wege. Meine Empfehlung: Höre auf zu wünschen, lass einfach alles so sein - SO-SEIN. Und befolge den achtfachen Pfad, sei so oft wie möglich achtsam, d.h. ich empfehle die Achtsamkeitsmeditation, und zwar, speziell darauf zu achten, nicht zu wünschen, nicht zu wollen, nicht abzulehnen. Sobald diese Gedanken und Gefühle im Geist auftauchen, sie nicht zu ergreifen.


    Natürlich kann es sein, dass z.B. im Berufsleben das Wollen nötig erscheint. Meine Erfahrung ist jedoch, wenn ich mich wirklich an den Pfad halte, geschieht alles so, wie es notwendig ist - und das geschieht sogar relativ entspannt.

    Während meiner letzten Berufsjahre gelang es mir mit dieser Methode sogar in sehr stressigen Momenten völlig entspannt zu bleiben. Ich hatte das Gefühl, überhaupt keinen Urlaub mehr zu brauchen.


    Aber ich kam nie auf die Idee, ich müsste mein Hirn trainieren, um kein ICH mehr zu sein.

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