Beiträge von Monika im Thema „Leiden und Karma (ImNebel durch den Gedankenurwald 1)“

    Aus der Psychologie kennt man Fälle von Kindern, die die Symptome eines ausgewachsenen Kriegstraumas zeigen, ohne das sie je einen Krieg erlebt hätten... Das konnte man in einigen Fällen schließlich, auf die unverarbeitet Kriegserlebnisse z. B. eines Großelternteils zurückführen. Ohne das, oder gerade weil da nie drüber gesprochen wurde. Von Schuld kann man also nicht wirklich sprechen. Der ein oder andere schafft es solche Dynamiken ganz zum Stillstand zu bringen... Dann trägt er sie auch nicht mehr weiter.. Das ist wie mit einer ansteckenden Krankheit...

    Als ich geboren wurde, hat der betreuende Arzt im Krankenhaus meine Mutter gefragt, was sie erlebt habe. Sie erzählte ihm vom Selbstmord meines Bruders. Auf die Frage, ob sie viel geweint habe, sagte sie, nein, sie wollte die Schwangerschaft nicht gefährden. Der Arzt daraufhin, dass sie das aber hätte tun sollen, denn jetzt weint ihr Baby. Ich soll ein Jahr lang scheinbar grundlos nur geschrien und geweint haben.

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    Aus eigener Erfahrung wird die unangenehme Erfahrung zusätzlich unangenehmer (dukkha), wenn ich mich frage "Wieso grade ich?". Das ist imho Identifikation. Auch wenn das jetzt vllt hart klingt, aber die meisten Menschen erleben irgendwas unangenehmes, das ist kein Privileg von mir, sondern universell, weil man als Lebewesen eben empfindet (angenehm, unangenehm, neutral). Dass ich mich damit identifiziere, also das mit einer Identität verbinde, die ausgerechnet solch ungerechten Sachen erleben muss, das wäre für mich "Karma". Ohne Identifikation gibt es (soviel ich weiss) kein Karma mehr.

    Genau so sehe ich das auch. Ohne Selbstempfinden "das bin ICH, das ist MEIN" gibt es kein "warum ich?", also auch kein "MEIN Karma". Aber natürlich gibt es immer Ursache und Wirkung, also bedingtes Entstehen.

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    Liebe ImNebel,

    ich schrieb es schon weiter oben. Glaubst Du Jesus hat etwas in seinem Leben verbrochen, das seine Kreuzigung rechtfertigte, oder Gandhi oder all die vielen Frauen, die als Hexen verbrannt wurden, all die Vergewaltigungen und Zerstümmelungen in Kriegen ...?

    Alle Menschen werden alt und sterben, viele werden sogar vorher krank und leiden lange, bevor sie erlöst sind.


    Wozu brauchst Du eine zufriedenstellende Erklärung? Reicht es nicht, dass das Leben hier auf der Erde katastrophal sein kann und für viele die Hölle bedeutet. Aus diesem Grund, weil das schon immer so war, hat der Buddha sich um Klarheit bemüht, wie aus diesem Dilemma rauszukommen ist. Es ging ihm nur, wirklich nur darum, Leiden zu beenden.


    Und wir können viel dazu beitragen, unsere Zukunft durch das, was wir heute tun und lassen, friedvoll und angenehmer zu gestalten. Das nenne ich Karma.

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    Ich hatte "Schuld" als Wort gewählt, weil mir, was den inhaltlichen Wert angeht, einfach kein anderes Vokabular eingefallen ist.

    Im Grunde meine ich schlicht den Vorgang: Ich beabsichtige etwas, tue dies aus meiner bewussten Absicht heraus und löse damit etwas aus - es entspringt also etwas aus meinem Handeln. Das Endergebnis ist also meine "schuld", völlig ohne positive oder negative Wertung.

    Ich bevorzuge den Begriff: Verantwortung übernehmen für mein Handeln.

    Und "schuld" ist kein wertfreier Begriff, er ist immer negativ.


    Schuld ist eine Bürde, die eher neue Schuld auf sich lädt. Aus diesem Schuldgefühl heraus werde ich handlungsunfähig und mache noch mehr Fehler, weil es mich niederdrückt - weil es mich demütigt. Das ist einer der Gründe für Kriege.


    Wenn ich Verantwortung übernehme, dann akzeptiere ich auch die Konsequenzen. Deshalb kann ich mich gerade halten, habe ich Rückgrat. Was bedeutet, dass ich mich eben nicht gedemütigt fühle, sondern stark meinem Fehlverhalten "in die Augen blicke".

    Deshalb ist auch der Weg Buddhas so hilfreich, er macht stark und erdrückt nicht wie z.B. in der monotheistischen Religion, in der mit Schuld gearbeitet wird - "Ihr seid allzumal Sünder" ...


    Und dieser Weg zeigt, wie heilsames Handeln "schlechtes Karma" abbaut. Und das ist zu erleben, so wie Martin schreibt. Deshalb sprach der Buddha vom Nachprüfen. Probieren geht über Studieren. Hier hilft nur Meditation, Reflektieren, Beobachten, heilsam handeln - dann wirst Du, liebe Im Nebel, die Früchte Deiner Handlungen spüren.

    Und Du wirst vielleicht intuitiv erfassen, was wirklich mit Karma u.ä. schwierigen Themen gemeint ist. Denn Vieles ist einfach mit Worten nicht zu erklären bzw. zu verstehen, da nützen auch 84000 Lehrreden des Buddha nichts.

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    Nein, liebe ImNebel, so finde ich die Auslegung nicht in Ordnung. Wer so denkt, ist sehr herzlos und ohne Mit-Gefühl. Dann hat wohl Jesus ganz besonders viel Bockmist verzapft, dass er dafür gekreuzigt wurde - oder Gandhi, der erschossen wurde, selbst der Buddha, der ja an einer vergifteten Speise gestorben sein soll.


    Ursache und Wirkung sind nicht unbedingt persönlich. Zum Beispiel beim sogenannten durch Menschen verursachten Klimawandel, den haben wir alle zu "ertragen". Oder auch der 1. und 2. Weltkrieg und all die folgenden.

    Die Ursachen sind hier klar. Und die Folgen auch. Es ist immer Gier, Hass und Verblendung.

    Selbst bei einem behinderten Kind ist die Ursache sicherlich medizinisch erklärbar - z.B. Contergan - und nicht auf eine Schuld im früheren Leben des Kindes zurückzuführen.


    Eine Wiedergeburt ist unpersönlich. Es gibt kein Selbst, das wiedergeboren wird, also hat auch derjenige, der/die solch Ungemach zu erleiden hat, gar keine Verbindung zum vorherigen Leben. D.h. es ist ziemlich sinnlos, die "Strafe" auf später zu verschieben. Karma ist nicht als Strafe zu verstehen. Karma ist lediglich ein Gesetz von Ursache und Wirkung. Es ist zwar überall um uns herum zu erkennen, und wir können möglicherweise selbst sehen, warum uns dieses oder jenes geschieht, aber wir wissen nicht, warum dieses oder jenes einem anderen geschieht.


    So jedenfalls sehe ich das.

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