Beiträge von Fǎ Fá im Thema „Buddhismus unter dem Regenbogen“

    Also darum die Unterscheidung Minderheit vs Mehrheit zu überwinden hin zu einem Wir und das geht nur, wenn wirgemeinsam in einen Dialog treten.

    Ja und Nein.

    Wenn die Gruppe sichtbar werden will, ist es schwierig, als Nichtangehöriger dieser Gruppe gegenteiliges anzustreben.

    Es gibt diese Diskussionen ja im Bereich der Frauenbewegung und modernen Emanzipation. Während moderne Strömungen des LGBT den Geschlechterdualismus und damit die bipolare kategoriale Zuordnung überwinden wollen, hat die Frauenbewegung viele Jahrzehnte dafür gekämpft, dass Frauen als Frauen sichtbar werden.

    Momentan geht die Tendenz dahin, Frauen wieder unsichtbar werden zu lassen, weil die Sichtbarmachung aus Perspektive mancher Leute nichts weiter als der Rückfall in stereotype Muster ist.

    Die Schwierigkeit ist nun zu bestimmen, wer das Recht hat zu entscheiden, was sichtbar gemacht werden soll und was nicht :)

    Ein Mitspracherecht existiert auf ganz natürlichem Wege, da ich Teil der Gesellschaft bin, in derer diese Minderheiten sich bewegen.

    Na hoffentlich dürfen die Minderheiten auch noch Teil dieser Gesellschaft bleiben. Nicht dass noch die Proteinkomplexe dazu befragt werden, wie denn der natürliche Weg des Umgangs auszusehen hätte.

    In diesem Sinne empfehle ich mich, denn mit manchen Minderheiten möchte ich dann nicht mehr sprechen ;)

    Also soll ich nicht über Minderheiten sprechen in einem Thread, wo es um Minderheiten geht? Willst du mir dies nahe legen?

    Wenn ich das richtig sehe, hat erst die "Mehrheit" aus diesem Thread einen gemacht, wo über eine Minderheit und die Legitimität ihrer Selbstorganisation gesprochen wird.

    Die "Minderheit" hat nur darauf aufmerksam gemacht, dass es sie gibt. Mehr nicht.

    Wovon redest du überhaupt? Welches "Fehlverhalten"?

    Das Fehlverhalten, dass Menschen, die einer Mehrheit angehören, unentwegt meinen, ein Mitspracherecht bei den Angelegenheiten von Minderheiten hätten - insbesondere was ihre Selbstorganisation angeht.

    Ich kann ja nicht drauf eingehen, da du ja sagst, dass die Mehrheit sich da raus halten soll oder dass ich nichts dazu sagen kann, weil ich Erfahrung XY nicht selbst erlebt/durchlebt habe.

    Du kannst doch mit mir darüber sprechen, wie Deine Erfahrungen sind, dass wir als Mitglieder einer "Mehrheit" durchaus an Diskriminierungsstrukturen teilhaben, die wir ungewollt bedienen.

    Es ist ja nicht nötig, über Minderheiten zu sprechen.

    Nein, ich höre dort zu, wo ich auf Argumente und Erfahrungen eingehen kann.

    Um das zu entscheiden, müsstest Du erstmal zuhören. Wenn Du nicht zuhörst, weißt Du gar nicht, ob es ein Thema ist, auf das Du eingehen kannst. Wenn Du aber zuhörst, ergibt sich daraus nicht, es bewerten oder beantworten zu müssen.


    Das machen wir ständig, auch wenn du vielleicht denkst, du würdest es nicht tun.

    Es ist wahrscheinlich wenig hilfreich, Fehlverhalten dadurch legitimieren zu wollen, dass man sich darauf beruft, dass es alle tun würden.

    Es ist auch ein Unterschied, ob man Fehlverhalten als solches identifiziert, und dann eben die Möglichkeit hat, sich von diesem Fehlverhalten zu trennen... oder ob man versucht, an ihm festzuhalten, indem man es zur Normalität erhebt.

    Und selbst Normalität wäre kein guter Grund, an Fehlverhalten festzuhalten.

    Und Mehrheiten auch nicht.

    Nun, warum sollte ich mir Standpunkte anhören, bei denen mir im Vorhinein schon gesagt wird, dass meine Meinung dazu irrelevant sei?

    Interessant.

    Du hörst also nur zu, wenn Deine Meinung als wichtig eingestuft wird?

    Warum nicht zuhören und Erfahrungen anderer Menschen annehmen, um durch sie zu lernen, ohne zu bewerten?

    Das sind genau solche Sätze auf die ich hinweisen wollte.


    Danke für das Paradebeispiel, da es zeigt, wie sich in solchen Untergruppierungen die "Toleranz" in Wirklichkeit verhält.

    Leider gehöre ich nicht zu der Minderheit, um die es hier geht. Meine Aussage kann daher nicht dazu dienen, Dein Urteil zu bestätigen.


    Das grundlegende Problem ist, dass die Mehrheit, die über Minderheiten diskutieren will, nicht die Diskriminierungserfahrung teilt, die dieser Gruppe zueigen ist - im Gegenteil, Angehörige der Mehrheit gehören üblicherweise zu denjenigen, die, wenn auch unbewusst, diskriminieren. Daher ist es meistens schwierig, wenn so salopp losgeplaudert wird, weil sich in der Sprache die Diskriminierung meistens reproduziert. Allein die Idee, dass die Mehrheit darüber befinden könnte, ob es legitim ist, dass sich eine Minderheit organisiert oder ob dies Sinn mache, ist hierarchisch ziemlich vertikal und schwierig. Z.b. gilt Minderheitenschutz ganz grundlegend unabhängig von der Frage, was die Mehrheit darüber denkt,

    Natürlich sind wir nicht der Körper und wir sind auch nicht unsere sexuelle Identität, von einem philosophischen Standpunkt aus gesehen. Trotzdem gehört sexuelle Identität zu einer der Identitäten, die unser Leben bestimmen. Deshalb muss man sie auch beachten. Du kannst auch sagen "ich bin nicht meine Sprache" und den ganzen Tag durch eine deutsche Großstadt laufen und vietnamesisch sprechen. Dann wirst Du aber irgendwann an den Punkt kommen, dass Du im Alltag nicht voran kommst, wenn Du Dich nicht mit Menschen triffst, die ebenfalls vietnamesisch sprechen. Grundsätzlich hat jede Minderheit an Anrecht darauf, sich als Minderheit zu organisieren. Die Angehörigen der Mehrheit haben das m.E. nicht zu diskutieren oder zu bewerten.

    Nun, ich habe auch erst darüber nachgedacht zu schreiben, ob es sowas braucht. Ich war mir dann aber sicher, dass es vor allem eines nicht braucht: einen weißen hetero Mann, der der buddhistischen Queer Community erklärt, dass es das nicht braucht.


    Wir finden es doch auch wichtig, dass sich Buddhistinnen zusammenschließen, ich denke an die Töchter Buddhas. Das ist für uns selbstverständlich, da auch der Buddhismus eben sehr patriarchal geprägt ist. Aber genau wegen dieser patriarchalen Prägung sollte es auch für uns selbstverständlich sein, dass sich Queere Buddhistinnen und Buddhisten zusammenfinden.


    Für uns Heteros ist das Neuland, ich bin aber davon überzeugt, dass wir es in dem Rahmen, der uns möglich ist, Supporten sollten.