Beiträge von void im Thema „Buddhismus unter dem Regenbogen“

    Richtig.


    Ich gehe davon aus, dass Deine Frage rhetorisch war? Umgekehrt klingt das Wort "heterosexuell" ja auch recht sexuell.

    Man sieht sich nicht als heterosexuell sondern als "normal". Und von daher auch nicht als besonders sexualisiert. Die Differenz trägt der der sich unterscheidet. Wenn es eine schwarze Sangha gäbe dann müssten die sich vielleicht positiv/negativ rechtfertigen warum sie beim Meditieren keine Gospels singen. Wer nicht normal ist, von dem wird nicht erwartet dass er ganz normal meditiert.


    Das ist eine ziemlich seltsame Logik.

    Das Wort 'homosexuell" klingt so, als wäre man wenn man schwul ist dauernd sexualisiert und als wären Schwule untereinander dauernd auf Sex versessen.


    Kann man sich nicht einen schwulen Kartenspielertreff vorstellen, wo man sich einfach nur unter such sein will und es die ganze Zeit nicht um Sex geht? Sondern wirklich nur um Kartenspielen?


    Von daher muss ja selbst eine queere Sangha kein Sexualisierung bedeuten.

    Aber diese Gruppen werden ihre Erfahrungen machen.

    Bei Noah Levine hat die Kombination hat nicht so gut funktioniert. Man kann es nicht als sexuellen Missbrauch ansehen, aber Noah Levine hat seine Position als spiritueller Lehrer dazu genutzt, mit vielen Frauen, die in seine Zentren kamen zu schlafen. Dies war ein Verstoss gegen die Ethikrichtlinien, die sich seine Zentren "Against the Stream" (ATS) gegeben hatten. Weswegen er zurücktreten musste und auch zwei Gruppen schließen mussten. Auch Jack Kornfield Zentrum - auf den er sich als Lehrer berief distanzierte sich stark:

    It is the unanimous view of the EAR Council, Senior Teachers, and the GTC that Mr. Levine is no longer part of the Spirit Rock teaching lineage, no longer enjoys the support of its teachers, and may no longer claim any association or connection with Spirit Rock or Dr. Kornfield. We further recommend that Mr. Levine cease all Buddhist or meditation teaching and dedicate his energy to the rehabilitation of his own heart. Mr. Levine’s repetitive and continued behavior, outlined by multiple sources, would be completely inappropriate for anyone, let alone an individual privileged to be an authorized Spirit Rock teacher. The EAR Council was established precisely to interrupt and prevent Spirit Rock teachers from causing such harm.

    Ich weiss nicht, ob er das beherzigt hat und noch lehrt. Also wenn ich ein Zentrum hätte, und da kämen dauernd junge labile Punker, die von mir Rettung erwarten und mich anhimmeln - das ist schon eine Situation wo man selber gefestigt sein muss.


    Von daher ist es irgendwie gut, wenn eine Sangha so ein asexueller Raum ist und man möglichst davon absteht besonders verführerisch, cool oder sexy zu sein. So dass da nichts erotisch prickelt und am Ende alles zusammenbricht.


    Brad Warner spielte auch in einer Punk Band - die Kombination Punk und Dharma ist also möglich - aber der Unterschied ist - dass er zusammen mit seinen Wurzeln erwachsen geworden ist.

    Mir hat mal jemand gesagt, dass er die schwule Subkultur in München und in Köln so eine andere Struktur haben.


    Während es in München durchaus alles gibt, ist es mehr "Subkultur" insofern man sich mehr von der Mehrheitskultur abschottet. Man hat sein schwules Glockenbachviertel wo es viel gibt, aber außerhalb dieses Viertel gibt es nahezu nichts. Es hat also was von einem Ghetto.


    Diese Ghettoisierung in München war das Ergebnis und die Antwort auf extreme Repression.

    Zum Vokabular des Herrenmenschen griff Kultusminister Hans Zehetmair. Aids sei das Symptom einer maroden Gesellschaft, die gesellschaftlichen Randgruppen müßten jetzt "ausgedünnt werden". Homosexualität gehöre in den "Randbereich der Entartung". Zehetmair: "Das Umfeld der ethischen Werte muß wiederentdeckt werden, um diese Entartung auszudünnen."

    In Köln - so wurde mir gesagt - ist das viel weniger so und schwule und nicht-schwule Orte greifen mehr ineinander und es erheben sich "schwulenfreundliche Orte".


    Ich fand diese Darstellung interessant und habe mir das gleich so grafisch vorgestellt. In München ein tiefroter Fleck umgeben von Weiß während es in Köln viel Töne dazwischen gibt.


    Das sind so die Extreme. Auf der einen Seite steht das Ghetto - mit seinen klaren Grenzen zwischen Mehrheit und Minderheit. In der Mitte stehen offene Orte wo sich die Farben durchdringen. Und das andere Extreme sind eben Regenbogenflaggen in Geschäften, die zeigen dass es sich um einen Ort handelt, wo Homosexualität akzeptiert wird, selbst wenn nicht unbedingt mehr Homosexuellen als Heterosexuelle da sind.


    Im Bezug auf den Buddhismus finde ich den Ansatz, dass sich erstmal alle die es betrifft zusammenfindet und man erstmal einen Überblick über die Bedürfnisse bekommt. Und sich dann daraus eine Struktur ergibt.


    Und die Struktur kann ja ganz vielfältig sein. Es kann sich ja eine sehr gemischte buddhistische Gruppe eine Regenbogenfahne auf ihrer Website haben und so LGBT Leuten zeigen, dass sie willkommen sind. Ohne Abgrenzung. Dem widerspricht es ja nicht, dass es Leute gibt, für die der Safe Space eines LGBT Retreats oder eine Gruppe ganz wichtig ist.

    ich denke nicht, dass es einen "queeren Buddhismus" braucht.


    Ich stelle mir das Ziel dieser Initiative ganz bescheiden vor. Wenn man einer Minderheit angehört hat man konkret mit Anfeindung zu tun. Händchenhalten in einer Strasse reicht aus, dass einem mit Gewalt gedroht wird.


    Von daher geht es einfach nur darum, wie man den Leuten das ersparen kann. Es gibt ja Gegenden, wo man sich als Schwuler genau überlegen muss, in welches Fitnessstudio man sich anmelden kann, ohne dort Diskriminierung befürchten zu müssen. Wo man sich fragt: In welches Restaurant kann man gehen, ohne konkret Angst haben zu müssen.


    Und das betrifft dann auch buddhistische Gruppen. Da wäre es dann schön, wenn man sagen könnte: Der Buddhismus widmet sich der Überwindung von Gier und Hass und der Kultivierung von Geduld. Deswegen kannst du in jede buddhistische Gruppe gehen, ohne dort Anfeindung und Ablehnung erleben zu müssen. Aber ist das so?

    Buddhismus existiert doch seit 2500 Jahren und zwar meistens in Gesellschaften die eher reaktionär war. Von daher stellt sich die Frage inwieweit der Dharma an sich humanistisch ist oder ob das eine moderne Projektion ist.


    Ich denke in vergangenen Zeiten war die meist die, dass man die Gesellschaft verlässt und in einen Bereich der Hauslosigkeit zieht. Buddhismus entfernt sich ein Stück von den Normen der Gesellschaft negiert diese aber nicht wirklich sondern bildet eher so ein Komplement. Ein Feld wohin man aus dem Spiel aussteigen kann - was aber das Spiel nicht verändern will.


    Im Japan der Edo Zeit war ja Homosexualität auch relativ verbreitet:

    Tokugawa Japan ranks with ancient Athens as a society that not only tolerated, but celebrated, male homosexual behavior. Few scholars have seriously studied the subject, and until now none have satisfactorily explained the origins of the tradition or elucidated how its conventions reflected class structure and gender roles. Gary P. Leupp fills the gap with a dynamic examination of the origins and nature of the tradition. Based on a wealth of literary and historical documentation, this study places Tokugawa homosexuality in a global context, exploring its implications for contemporary debates on the historical construction of sexual desire.

    Combing through popular fiction, law codes, religious works, medical treatises, biographical material, and artistic treatments, Leupp traces the origins of pre-Tokugawa homosexual traditions among monks and samurai, then describes the emergence of homosexual practices among commoners in Tokugawa cities. He argues that it was "nurture" rather than "nature" that accounted for such conspicuous male/male sexuality and that bisexuality was more prevalent than homosexuality. Detailed, thorough, and very readable, this study is the first in English or Japanese to address so comprehensively one of the most complex and intriguing aspects of Japanese history

    Aber mir kommt vor, dass man es eher als Teil einer Varität gesehen hat, von der es nicht nötig war sie groß zu thematisieren. Während im Christentum die heterosexuelle Ehe die Keimzelle der Gesellschaft angesehen wurden ( und deswegen Homosexualität als "widernatürliche" Antithese dazu galt) waren das in Japan eher nebeneinander liegende Varianten von Sexualität/Beziehung? Die gleich weit von der Entsagung entfernt waren.

    Buddhismus unter dem Regenbogen der Regenbogen unter dem Himmel und hinter dem Himmel??? Nichts ist dahinter alles nur so wie es ist.

    Ich denke, dir gefällt die Idee der Abgrenzung und der Identitäten nicht - warum einen speziellen Buddhismus für LGBT? Will dann nicht jeder seinen Spezial-Buddhismus? Einen für Omas, einen für Punker, einen für Motorradfahrer und einen für Manager. Wo bleibt da der "wahre Mensch ohne Rang und Namen" wenn alles zersplittert und jeder sich sein Süppchen kocht?


    Aber eigentlich war doch die Bildung queerer Subkulturen immet nur eine Reaktion auf Ausgrenzung.

    Eigentlich will man ja als queerer Mensch nicht primär eine Identität sondern einfach nur einen Raum, wo man einfach so sein darf wie man ist ohne sich verstecken zu müssen. Wo es so normal ist einen Freund zu haben wie eine Freundin. Wo man keine Blicke der Verachtung fühlt sondern ein Klima der Akzeptanz und des Wohlwollens vorhanden ist. Abgrenzung ist nur eine Antwort drauf, dass das im Großen so schwer ist.


    Was mir gut gefällt, ist wenn so Geschäfte so eine Regenbogenflagge beim Eingang haben. So dass klar ismitdass da eine Normalität herrscht, die nicht aus grenzt sondern einschließt. RS braucht gar keine Sonderbehandlung sondern nur dass man in der Normalität ganz klar mit gemeint ist.

    Früher gab es ja Versuche der "Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens" (FWBO) zur Anlaufstelle für Regenbogen-Buddhisten zu werden. Allerdings gab es in der Organisation ( die sich dann in "Triratna"

    unbenannte) Mißbrauchsskandale rund um den Gründer Sangharakshita - woraufhin man sich von dem Gründer trennte.

    Ein Punkt war auch, dass der Sangharakshita nicht nur Homosexualität als ebenbürtige Lebensform anerkannt wissen wollte, sondern sogar "in die andere Richtung übertrieb". Während für ihn Familie etwas war, was den Menschen fesselt, schien ihm homosexuellen Partnerschaften für die Spiritualität besonders geeignet. In der Nach- Sangharakshita wurde viel von der Regenbogen-Ausrichtung von Triratna weggenommen.


    Wenn nun der neue Versuch eines Buddhismus unter dem Regenbogens gestartet wird, dann wäre es bestimmt gut, sich diese früheren Versuche anzuschauen und daraus zu lernen. Es gibt ja da sogar noch eine Gruppe ( buddhistisches Tor ) in Berlin. Vielleicht gibt es da ja Menschen die eine interessante Gab Schichten über diese Versuche erzählen können.