Der Schmerz begann anfangs wie heiße Blitze meine Handrücken und Füße zu durchdringen. Aber das war wirklich noch milde. Als er danach in voller Stärke aufstieg, brannte förmlich mein gesamter Körper vor Schmerzen. Es fühlte sich an, als ob alle Knochen und Gelenke ein Feuer anschürten, das meinen ganzen Körper zu verschlingen schien. Es war, als ob jeder einzelne Knochen in meinem Körper auseinanderbrechen und mein Kopf vom Hals zu Boden fallen würde. Wenn alle Körperteile gleichzeitig so intensiv schmerzen, weiß man nicht einmal mehr, wie man überhaupt noch atmen soll.
Diese Krisensituation ließ Achtsamkeit und Weisheit keine andere Wahl, als tief in das Zentrum des Schmerzes einzudringen. Sie erkundeten und untersuchten den Schmerz genau an der Stelle, wo er am stärksten zu sein schien, und versuchten ihn dort zu isolieren, um ihn klar verstehen zu können. „Wo entsteht denn dieser Schmerz? Wer erleidet eigentlich gerade diesen Schmerz?“ Als sie genau auf diese Weise jeden einzelnen Körperteil befragten, stellten sie fest, dass sich jeder gemäß seiner eigenen innewohnenden Natur einfach so verhält. Haut war einfach Haut, Fleisch war einfach Fleisch, Sehnen waren einfach Sehnen usw. Sie waren schon von dem Tag der Geburt an so. Schmerz taucht dagegen nur in gewissen Zeitintervallen auf.
Schmerz ist nicht auf die gleiche Weise ständig präsent, wie etwa Fleisch und Haut es sind. Normalerweise erscheinen Schmerz und Körper gemeinsam, eng verbunden. Aber sind sie es wirklich? Als ich nach innen schaute, konnte ich erkennen, dass jeder Teil des Körpers eine physische Realität ist. Als ich nun diese Vielzahl an körperlichen Schmerzen untersuchte, erkannte ich eine Stelle, wo der Schmerz stärker hervorstach. Wenn aber doch Schmerz und Körper ein und dasselbe sind, und alle Teile des
Körpers gleichermaßen real sind, warum war dann der Schmerz in einem Teil stärker als in einem anderen? Deshalb versuchte ich, jede Amplitude des Schmerzes auszusondern und zu isolieren.
An diesem Punkt der Untersuchung waren Achtsamkeit und Weisheit unerlässlich. Sie mussten die schmerzenden Bereiche durchsuchen und sich dann um die stärksten Schmerzgefühle sammeln. Beide waren ständig darum bemüht, diese Gefühle vom Körper zu trennen. Nachdem sie den Körper betrachtet hatten, richteten sie ihr Hauptaugenmerk auf den Schmerz und dann auf das Citta. Diese drei: Körper, Schmerz und Citta waren die Hauptobjekte dieser Untersuchung. Obwohl der körperliche Schmerz offensichtlich sehr stark war, sah ich, dass das Citta ruhig und unbeschwert blieb. Egal, wie viel Unbehagen der Körper auch erfuhr, das Citta war nicht belastet oder aufgewühlt. Dies weckte meine Neugier.
Normalerweise verbünden sich die Kilesas mit dem Schmerz, und dies bringt das Citta dazu, vom körperlichen Schmerz beunruhigt zu werden. Das veranlasste die Weisheit, die Natur des Körpers, die Natur des Schmerzes und die Natur des Citta genau zu erforschen, bis alle drei deutlich als getrennte Realitäten wahrgenommen wurden. Alle sind in ihrer eigenen natürlichen Sphäre real. Ich erkannte deutlich, dass es das Citta war, welches Gefühle als schmerzhaft und unangenehm definierte. Andererseits war Schmerz bloß ein natürliches Phänomen. Er war weder ein integraler Bestandteil des Körpers noch dem Citta innewohnend.
In dem Augenblick, als dieses Prinzip vollkommen klar erkannt wurde, verschwand der Schmerz. In diesem Moment war der Körper einfach Körper – eine gesonderte Realität. Schmerz war einfach nur Gefühl und dieses Gefühl verschwand blitzartig im Citta. Sobald der Schmerz im Citta verschwand, war es sich dessen bewusst. Der Schmerz hatte sich einfach spurlos aufgelöst. Zudem verschwand auch der gesamte physische Körper aus dem Gewahrsein. In diesem Moment war ich mir meines Körpers nicht im Geringsten bewusst. Lediglich ein einfaches und harmonisches Gewahrsein blieb zurück, welches allein für sich stand.
Arahattamagga_-_Arahattaphala-german.pdf
(auch für mich nur inspirierend, dermaßen durchgezogen hab ich das bei weitem nicht...)