Beiträge von Katrin. im Thema „Erfahrungen beim ersten Zen-Sesshin“

    Zitat

    Der Schmerz begann anfangs wie heiße Blitze meine Handrücken und Füße zu durchdringen. Aber das war wirklich noch milde. Als er danach in voller Stärke aufstieg, brannte förmlich mein gesamter Körper vor Schmerzen. Es fühlte sich an, als ob alle Knochen und Gelenke ein Feuer anschürten, das meinen ganzen Körper zu verschlingen schien. Es war, als ob jeder einzelne Knochen in meinem Körper auseinanderbrechen und mein Kopf vom Hals zu Boden fallen würde. Wenn alle Körperteile gleichzeitig so intensiv schmerzen, weiß man nicht einmal mehr, wie man überhaupt noch atmen soll.


    Diese Krisensituation ließ Achtsamkeit und Weisheit keine andere Wahl, als tief in das Zentrum des Schmerzes einzudringen. Sie erkundeten und untersuchten den Schmerz genau an der Stelle, wo er am stärksten zu sein schien, und versuchten ihn dort zu isolieren, um ihn klar verstehen zu können. „Wo entsteht denn dieser Schmerz? Wer erleidet eigentlich gerade diesen Schmerz?“ Als sie genau auf diese Weise jeden einzelnen Körperteil befragten, stellten sie fest, dass sich jeder gemäß seiner eigenen innewohnenden Natur einfach so verhält. Haut war einfach Haut, Fleisch war einfach Fleisch, Sehnen waren einfach Sehnen usw. Sie waren schon von dem Tag der Geburt an so. Schmerz taucht dagegen nur in gewissen Zeitintervallen auf.


    Schmerz ist nicht auf die gleiche Weise ständig präsent, wie etwa Fleisch und Haut es sind. Normalerweise erscheinen Schmerz und Körper gemeinsam, eng verbunden. Aber sind sie es wirklich? Als ich nach innen schaute, konnte ich erkennen, dass jeder Teil des Körpers eine physische Realität ist. Als ich nun diese Vielzahl an körperlichen Schmerzen untersuchte, erkannte ich eine Stelle, wo der Schmerz stärker hervorstach. Wenn aber doch Schmerz und Körper ein und dasselbe sind, und alle Teile des

    Körpers gleichermaßen real sind, warum war dann der Schmerz in einem Teil stärker als in einem anderen? Deshalb versuchte ich, jede Amplitude des Schmerzes auszusondern und zu isolieren.


    An diesem Punkt der Untersuchung waren Achtsamkeit und Weisheit unerlässlich. Sie mussten die schmerzenden Bereiche durchsuchen und sich dann um die stärksten Schmerzgefühle sammeln. Beide waren ständig darum bemüht, diese Gefühle vom Körper zu trennen. Nachdem sie den Körper betrachtet hatten, richteten sie ihr Hauptaugenmerk auf den Schmerz und dann auf das Citta. Diese drei: Körper, Schmerz und Citta waren die Hauptobjekte dieser Untersuchung. Obwohl der körperliche Schmerz offensichtlich sehr stark war, sah ich, dass das Citta ruhig und unbeschwert blieb. Egal, wie viel Unbehagen der Körper auch erfuhr, das Citta war nicht belastet oder aufgewühlt. Dies weckte meine Neugier.


    Normalerweise verbünden sich die Kilesas mit dem Schmerz, und dies bringt das Citta dazu, vom körperlichen Schmerz beunruhigt zu werden. Das veranlasste die Weisheit, die Natur des Körpers, die Natur des Schmerzes und die Natur des Citta genau zu erforschen, bis alle drei deutlich als getrennte Realitäten wahrgenommen wurden. Alle sind in ihrer eigenen natürlichen Sphäre real. Ich erkannte deutlich, dass es das Citta war, welches Gefühle als schmerzhaft und unangenehm definierte. Andererseits war Schmerz bloß ein natürliches Phänomen. Er war weder ein integraler Bestandteil des Körpers noch dem Citta innewohnend.


    In dem Augenblick, als dieses Prinzip vollkommen klar erkannt wurde, verschwand der Schmerz. In diesem Moment war der Körper einfach Körper – eine gesonderte Realität. Schmerz war einfach nur Gefühl und dieses Gefühl verschwand blitzartig im Citta. Sobald der Schmerz im Citta verschwand, war es sich dessen bewusst. Der Schmerz hatte sich einfach spurlos aufgelöst. Zudem verschwand auch der gesamte physische Körper aus dem Gewahrsein. In diesem Moment war ich mir meines Körpers nicht im Geringsten bewusst. Lediglich ein einfaches und harmonisches Gewahrsein blieb zurück, welches allein für sich stand.

    Arahattamagga_-_Arahattaphala-german.pdf


    (auch für mich nur inspirierend, dermaßen durchgezogen hab ich das bei weitem nicht...)

    Warum ist dieser "Schmerzfaktor" bei euch so präsent?


    Wird das erwünscht? Darf man sich nicht entlasten, um den Schmerz zu vermindern? Wenn nein - warum?

    Weil es "praktischer" Buddhismus ist. Das Leiden am körperlichen Verfall/Schmerzen gehört eben zum Sitzen dazu, ebenso wie angenehme Erfahrungen. Man wird mit der gesamten Bandbreite an "angenehm und ungangenehm" konfrontiert, und die einzige Regel lautet: Nicht Anhaften, was heißt, dass man da durch muss und klar geht das mit Druck und Zwang, aber dann wird es die Hölle. Entscheidend ist dann der Moment des Loslassens.


    Es ist deine Sache ob du dich entlastet, jeder macht das freiwillig.

    Aber du wirst irgendwann sterben und du wirst Schmerzen haben. Das passiert nicht freiwillig.

    Die Erfahrungen in Sesshins haben mich da (ein wenig) gelassener gemacht.


    Danke für die Antworten bisher! Das mit den Schmerzen ist mit einer der größten Sorgen - aber schon mal etwas beruhigend dass ich da nicht der einzige bin mit den Problemen.

    Für mich gibts da so eine Regel: Wenn Schmerzen in den Knien oder so nach ein zwei Tagen nach dem Sitzen noch zu spüren sind, dann wars zuviel und man sollte einen leichteren Sitz einnehmen. Aber während eines Sitzens beweg ich mich einfach nicht und das kann man aushalten, sind ja immer nur so 30/40 Minuten.


    Wenn du halt einmal anfängst, den Schmerzen bei einem Sesshin nachzugeben, dann werden sie schlimmer. Das überhaupt nicht bewegen ist der einfachste Weg sie loszulassen. Das kleinste Nachgeben beim Sitzen führt zu einer Kettenreaktion des Begehrens, die Schmerzen loszuwerden und dann gehts dir nur noch darum keine Schmerzen mehr zu haben und nicht ums Sitzen und das tut dann nicht nur körperlich, sondern auch geistig weh.

    An mein erstes Sesshin 2013 kann ich mich kaum noch erinnern. Ich hatte damals so etwa 3 Jahre mehr oder weniger regelmäßig gesessen (Zazen geübt). Eindrücklich waren dann die Schmerzen, aber die kannte ich auch schon vom privaten Üben und eben die Zeitwahrnehmung, welche sehr gedehnt wurde.


    Beim zweiten und dritten Sesshin dann, ein Jahr später, oder so, ging es mir psychisch sehr schlecht. Das Sesshins waren dann die Hölle im Kopf und im Körper, die Haltung war die selbe. Danach hatte ich dann erstmal kein Bock mehr auf Zen und hatte persönlich einiges aufzuarbeiten.


    Nach einer Weile fing ich wieder mit dem Sitzen an und bin auch mal wieder ins Dojo. Das führte dann dazu, dass ich von einem Zen-Tempel in Frankreich Wind bekam und dort dann einige Wochen verbrachte. Während dieser Zeit waren auch wieder einige Sesshins. Dort machte ich die Erfahrung, dass körperlicher/geistiger Schmerz losgelassen werden kann, was aber nicht bedeutet, dass es nicht mehr wehtut - die Haltung blieb natürlich die selbe.

    es irgendwelche Dinge die man unbedingt vermeiden sollte, oder unbedingt tun sollte?

    Nimms nicht so ernst, aber beweg dich nicht :)