Beiträge von Helmut im Thema „Bodhicitta“

    Das im Deutschen und Englischen von absoluten Bodhicitta gesprochen wird, ist bekannt. Die Frage ist doch, ob dies eine angemessene Übersetzung ist. Ich sage, es ist keine angemessene Übersetzung, weil der Begriff absolut in seiner Bedeutung, die man in etymologischen Wörterbüchern nachlesen kann, im logischen Widerspruch zur Bedeutung von pratityasamutpada, wie es der Buddha gelehrt hat, steht. Da helfen Uminterpretationen des Begriffes absolut nicht wirklich weiter.


    Wir sollten uns die Bedeutung der Begriffe erarbeiten anstatt einfach nur gängigen Übersetzungen, die ja auch nur abhängige Interpretationen sind, zu folgen. Dazu hat uns ja bereits der Buddha selbst aufgefordert: Folgt nicht den Begriffen, sondern der Bedeutung der Begriffe. Folgt nicht der oberflächlichen, sondern der tiefgründigen Bedeutung der Begriffe.


    Gruß Helmut

    Da absolut unabhängig, uneingeschränkt, unbedingt bedeutet, stehen absolut und abhängig in einem direkten logischen Widerspruch zueinander. Was abhängig ist, ist nicht absolut; was absolut ist, ist nicht abhängig. Und deshalb gibt es auch nichts was beides wäre.


    Der Dharma / Dhamma sind die Vier Edlen Wahrheiten. Sie stellen keine absolute Gesetzmäßigheit dar, weil die Vier Edlen Wahrheiten zwei Ketten kausaler Abhängigkeiten, also von Ursache und Wirkung, sind. Gesetzmäßigkeiten - wie auch die Naturgesetze - sind definitiv, aber nicht absolut, weil sie nur aufgrund von verschiedenen Abhängigkeiten funktionieren.


    Es kann innerhalb der Absolutheit kein Wirken / Bewirken geben, weil etwas Unbedingtes selber nichts bewirken kann. Das ist so weil etwas Unbedingtes keine kausale Ursache besitzt, die es hervorgebracht hat.


    Deshalb bin ich der Meinung, dass der Begriff absolut im Kontext des Dharma / Dhamma unangemessen ist, auch wenn es westliche Wissenschaftler gibt, die meinen, dass er angemessen sei.


    Gruß Helmut

    Schließt ihr wirklich ALLE, restlos ALLE Lebewesen bei eurer Praxis mit ein? Also ich nicht, und das ist auch ok so wie es ist. Ich habe akzeptiert das ich eben so bin und seitdem gehts mir erheblich besser :)

    Mein Lehrer sagt, wenn diesbezüglich Bedenken unter den Schülern aufkommen, immer: Alle Lebewesen in die eigene Praxis einschließen, bedeutet zunächst einmal, alle Lebewesen mit denen man zusammen trifft, in die Praxis einzuschließen, egal ob in der Familie, die Nachbarn, die Arbeitskollegen usw. Aber das hat noch einen anderen Aspekt: Kein Lebewesen, egal ob man es persönlich kennt oder nicht, grundsätzlich, willentlich von seiner Praxis, seinem Mitgefühl, seiner liebevollen Zuneigung auszuschließen.


    Gruß Helmut

    Natürlich besteht Leerheit oder das absolute Bodhicitta oder Soheit u.s.w. immer.

    Natürlich besteht die Leerheit immer. Das bestreite ich auch gar nicht. Ich wende gegen den Begriff absolut, weil dieser die Bedeutung von unabhängig, losgelöst, aus sich bestehend hat. Das bedeutet dann auch, das etwas Absolutes unbeeinflussbar ist und deshalb auch nichts bewirken kann. Deshalb ist die Auffassung des absoluten Bodhicitta nicht mit dem anhängigen Entstehen in Einklang zu bringen.


    Gruß Helmut

    Wenn ein Phänomen vollkommen, in höchster Weise ideal, ungetrübt, ungestört ist, durch was ist ein solches Phänomen denn noch beeinflussbar?


    Gruß Helmut

    :? Du hattest zu Beginn nach dem Unterschied zwischen relativem und absolutem Bodhicitta gefragt und nun gibst du dich als Experte für Bodhicitta?

    Die Frage, was absolutes Bodhicitta ist, haben ja diejenigen, die dieses postulieren, bisher noch nicht wirklich überzeugend beantwortet. Ob ich ein Experte für Bodhicitta bin, ist völlig nebensächlich. Aber ich weiß was Bodhicitta ist. Es ist ein zweifacher Wunsch: der Wunsch zum Wohle alle Lebewesen die Buddhaschaft zu erlangen.


    Gruß Helmut

    Absolut steht in meiner verbundenen Linie für die Überweltliche Kette des abhängigen Entstehens, Helmut.


    :arrow:Bin schon weg...._()_

    Wenn es eine überweltliche Kette des abhängigen Entstehens gibt, dann muss es auch eine nicht-überweltliche Kette des abhängigen Entstehens geben, denn sonst würde der Begriff der überweltlichen Kette keinen Sinn machen. Mit dem Begriff absolut unterscheidest du also zwischen diesen beiden Ebenen. Was wird also mit dem Begriff absolut ausgedrückt, um die überweltliche von der nicht-überweltlichen Kette des abhängigen Entstehens zu unterscheiden?


    Gruß Helmut

    Patrul Pinpoche hat nicht auf Deutsch gesprochen. Was er auf Englisch gesagt hat weiß ich nicht. Selbst wenn er auf Englisch von absolutem Bodhicitta gesprochen hat und deshalb in der Übersetzung seiner Worte ins Deutsche von absolutem Bodhicitta gesprochen wird, halte ich es aufgrund der Bedeutung des Wortes absolut im Deutschen für falsch, von absolutem Bodhicitta zu sprechen. Die Bedeutung des Wortes absolut im Deutschen steht im Widerspruch zur Lehre des abhängigen Entstehens. Wir sollten auch die Übersetzungen genauso prüfen wie wie Worte des Buddhas. Hierzu hat er uns ja explizit aufgefordert.


    Gruß Helmut

    Wenn ein Phänomen vollkommen, in höchster Weise ideal, ungetrübt, ungestört ist, durch was ist ein solches Phänomen denn noch beeinflussbar?


    Gruß Helmut

    Da absolute Bodhicitta bedeutet, dass das Bodhicitta unabhängig, unbedingt, losgelöst existiert, kann es auch nicht realisiert werden, egal auf welcher Bhumi. Deshalb ist es unangemessen zu sagen, dass das absolute Bodhicitta erst auf der 6.Bhumi entsteht.


    Ein absolutes Bodhicitta ist unabhängig. Deshalb entsteht es auch nicht. Wenn man ein absolutes Bodhiscitta annimmt, also ein unabhängiges Bodhicitta, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Es besteht immer oder nie.


    Gruß Helmut

    die Stelle die ich aus dem Büchlein "Geistestraining" zitiert habe ist ebenfalls eine Übung. Übung zum absoluten Bodhichitta. Man muss es nicht realisiert haben bevor man mit der Übung anfängt.

    Ich benutze jetzt trotz meiner Kritik in Beitrag 66 deine Begrifflichkeit. Absolutes Bodhicitta muss man nur üben so lange es man noch nicht realisiert hat. Wenn man es realisiert hat, braucht man mit der Übung nicht mehr anfangen. Sie wäre dann ja unnötig.


    Gruß Helmut

    Nicht unbedingt. Das ist eine Frage der "Stabilität". Ab einer bestimmten Buhmi Stufe kann man nicht mehr zurück fallen. Aber diese muss man erst mal erreichen. Dazu sind ab der ersten Buhmi Stufe weitere Übungen nötig um zur 10. Buhmi Stufe zu gelangen.

    Das ist unstimmig. Wir sind wohl wieder mal am Punkt der Klärung der Begriffe. Was meint ihr denn, wenn ihr von absoluten Bodhicitta sprecht? Was hat absolutes Bodhicitta damit zu tun, dass man ab einer bestimmten Bhumi nicht wieder zurück fallen kann; wohin denn zurück fallen?


    Gruß Helmut

    die Stelle die ich aus dem Büchlein "Geistestraining" zitiert habe ist ebenfalls eine Übung. Übung zum absoluten Bodhichitta. Man muss es nicht realisiert haben bevor man mit der Übung anfängt.

    Ich benutze jetzt trotz meiner Kritik in Beitrag 66 deine Begrifflichkeit. Absolutes Bodhicitta muss man nur üben so lange es man noch nicht realisiert hat. Wenn man es realisiert hat, braucht man mit der Übung nicht mehr anfangen. Sie wäre dann ja unnötig.


    Gruß Helmut

    Auf die Übersetzung absolutes Bodhicitta trifft man immer wieder. Ich halte dies für eine schlechte Übersetzung, den absolut bedeutet im Deutschen ja unabhängig, unbedingt, losgelöst. Damit steht diese Übersetzung , egal wie oft sie und von wem sie benutzt wird, im Widerspruch zum abhängigen Entstehen wie es der Buddha gelehrt hat.


    Gruß Helmut

    Natürlich gibt es diese Unterschiede. Deshalb ist es hilfreich zu sagen, aus welcher Schul-Perspektive man argumentiert bzw. diese Perspektive benennt und beschreibt anstatt nur ein Wort zu benutzen oder zu sagen, Soheit der Dinge gibt es nicht ohne zu sagen was man damit meint.


    Gruß Helmut

    Es geht doch nicht um die Worte, sondern um die Bedeutung der Worte. Der Buddha selbst hat doch gesagt, ich kann jetzt keine Textquelle liefern, wir sollen nicht auf die Worte achten, sondern auf die Bedeutung der Worte; nicht auf die oberflächliche Bedeutung, sondern auf die tiefgründige Bedeutung der Worte.


    Wenn wir von der Soheit der Dinge sprechen, müssen wir uns nicht fragen, hat der Buddha dieses Wort benutzt. Er hat es nicht benutzt, weil er nicht auf Deutsch gesprochen hat. Soheit ist nur eine Übersetzung eines Pali- bzw. eines Sankritwortes. Ob es eine gute Übersetzung ist, ist eine andere Frage.


    Es geht um die Bedeutung. Was wollen wir mit der Soheit der Dinge zum Ausdruck bringen? Wenn wir mit Soheit zum Ausdruck bringen wollen wie die Dinge sind, dann müssen wir auch sagen wie sie denn tatsächlich sind. Der Begriff Soheit allein gibt dies nicht her, weil sich die Bedeutung des Begriffes Soheit nicht aus dem Begriff Soheit selbst ergibt.


    Meine Interpretation der Bedeutung des Begriffes Soheit habe ich versucht in Beitrag 35 zu formulieren. Das schließt ja nicht aus, dass es andere Interpretationen dieses Begriffes gibt. Man kann auch die Soheit eines Dings und die Leerheit eines Dings als synonym auffassen. Meines Wissen wird dies aber nicht von allen buddhistischen Lehrmeinungssystemen so gesehen.


    Gruß Helmut

    Aber die Soheit eines einzelnen Objektes gibt es nicht ...

    Gibt es die Soheit eines einzelnen Objektes nicht, weil es die Soheit nicht gibt oder weil es keine einzelnen Objekte gibt, die die Eigenschaft der Soheit wie in Beitrag 35 dargelegt besitzen, nicht gibt?


    Gruß Helmut

    Wenn es die Soheit eines einzelnen Objektes, eines einzelnen Dings, eines einzelnen Phänomens nicht gibt, dann gibt es auch die Soheit der Objekte, der Dinge und der Phänomene nicht.


    Die Soheit ist ja keine abstrakte über den Wassern schwebende Eigenschaft von irgendetwas, sondern immer die Eigenschaft eines konkret benennbaren Objektes oder Dings oder Phänomens. Ich benutze hier diese drei Begriffe als Synonyme.


    Gruß Helmut

    Ich kenne diese Formulierung aus dem Systematischen Studium des Buddhismus am Tibetischen Zentrum Hamburg. Sie drückt die wirkliche Bestehensweise der Dinge oder Objekte aus. Dies steht im Zusammenhang damit, dass uns die Phänomene anders erscheinen als existieren bzw. die Phänomene existieren nicht so wie sie uns in der Wahrnehmung erscheinen. Die Soheit der Phänomene ist ihre eigentliche Bestehensweise und diese besteht ja darin, dass sie in Abhängigkeit entstehen, verweilen und vergehen und deshalb kein irgendwie geartetes Eigenwesen besitzen.


    Gruß Helmut

    Ich denke, es wird Zeit mal die Begriffe zu klären. Schließlich werden Bodhicitta, Leerheit usw. in den verschiedenen Mahayanatraditionen unterschiedlich definiert / aufgefasst. Es sollte schon klar ob man der Cittamatra-, der Svatrantika- oder der Prasangika-Perspektive her argumentiert.


    Gruß Helmut

    Entscheidend ist doch nicht in welcher Schrift diese beiden Begriffe verwendet werden und in welcher nicht. Entscheidend ist doch:


    1. Was ist relatives Bodhicitta? Was ist die Bedeutung dieses Begriffes?

    2. Was ist absolutes Bodhicitta? Was ist die Bedeutung dieses Begriffes?


    Aus der Begrifflichkeit des Bodhicaryavatara erschließt sich für mir nicht die Bedeutung dieser beiden Begriffe. Deshalb meine Nachfrage.


    Gruß Helmut