Mhm. Ja, das Gefühl des Mitgefühls ist durchaus gegeben. Es fällt sicher leichter, jemanden gegenüber Mitgefühl zu entwickeln, der in einer schwierigen Lage ist und oder ohnmächtig etwas oder jemanden ausgeliefert. Ich kenne es auch so, dass genau diese Menschen, sich meistens aber auch eher helfen lassen.
Und ich konnte dies auch eine gute Zeit lang für mich so empfinden. Wenn ich jetzt so überlege, klar ist "der habgierige" Mensch auch seinen Leidenschaften, wie Du schriebst, ausgeliefert.
Was hat sich verändert? Nun, es ist ungreifbarer und diffuser geworden, das Handeln. Und es verstärkt sich, je weniger Reaktion kommt. Sollte das nicht eigentlich anders sein?
Sicherlich ist es oft so, dass der Wunsch nach Leidfreiheit gegenüber Mitmenschen, die sich in einer schwierigen Lage befinden oder eine schwere Krankheit erleiden, eher entsteht als gegenüber Mitmenschen, denen es offensichtlich sehr gut geht. Dies ist aber noch ein recht
oberflächliches Mitgefühl. Es ist deshalb aber nicht wertlos. Wir sollten es ausbauen indem wir uns verdeutlichen, dass auch diejenigen, die angeblich auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ebenfalls Leiden verschiedenster Art ausgesetzt sind. Sie können ihre Stellung, ihren Besitz verlieren, sie werden letztlich genauso sterben wie wir anderen auch. Zum Zeitpunkt des Todes nutzt ihnen ihre gesellschaftliche Stellung, ihr Besitz dann nichts mehr und auch ihre Angehörigen können ihnen nicht mehr helfen.
Wir können unsere Mitmenschen nicht verändern so lange sie selbst nicht den Wunsch, den Willen haben, sich verändern zu wollen, sich von ihren Leidensursachen befreien zu wollen. So hat der Buddha ja auch gelehrt, dass er uns die Leidensursachen nicht mit Wasser weg waschen kann und uns seine spirituellen Verwirklichungen nicht so überreichen kann wie man einem Kind ein Geschenk überreichen kann. Er kann uns nur den Pfad lehren, den wir selber üben müssen, wenn wir uns von unseren Leiden und deren Ursachen befreien wollen.
Wir können im Prinzip nichts anderes tun. Auf der Grundlage unseres Wunsches nach der Leidfreiheit unserer Mitmenschen müssen wir uns fragen, ob wir die Fähigkeiten besitzen, ihnen den Weg aufzuzeigen, durch den sie ihre Leidfreiheit erlangen können. Wahrscheinlich werden wir feststellen, dass es uns noch an notwendigen Fähigkeiten mangelt und wir uns selbst erst einmal schulen müssen. Aber selbst wenn wir die erforderlichen Fähigkeiten besitzen anderen zu helfen, nützen sie uns nicht sehr viel, wenn sich unsere Mitmenschen nicht dabei helfen lassen wollen, sich von ihren Leiden samt deren Ursachen zu befreien. Sicherlich wird es andere Mitmenschen geben, die sich helfen lassen wollen und denen können wir dann mit unseren Fähigkeiten nutzen.
Das ist für mich Altruismus im Kontext der Buddha-Lehre; auch wenn dieser Begriff in den Übersetzungen der Suttas / Sutras kaum auftaucht.
Gruß Helmut