Beiträge von Isis im Thema „Zitate aus dem Theravada“

    Frage: Habe ich dich sagen hören, daß du Angst vor sehr fleißigen Schülern hast?


    Antwort: Ja, das ist richtig. Ich habe Angst vor ihnen. Ich habe Angst, daß sie zu ernsthaft sind. Sie strengen sich zu sehr an, aber ohne Weisheit. Sie treiben sich selbst in unnötiges Leiden hinein. Einige von euch sind fest entschlossen, erleuchtet zu werden. Ihr beißt die Zähne zusammen und kämpft ohne Unterlaß. Das ist eine übermäßige Anstrengung. Die Menschen sind alle gleich, sie kennen nicht die Natur der Dinge. Alle Gestaltungen, Geist und Körper, sind unbeständig. Beobachtet einfach und klammert euch an nichts fest.


    Manche halten sich für sehr weise. Sie kritisieren, beobachten, verurteilen. Das ist in Ordnung. Laßt ihnen ihre Meinungen. Doch solche Werturteile sind gefährlich. Es geht uns wie auf einer Straße mit einer sehr scharfen Kurve. Wenn wir denken, die anderen sind schlechter, besser oder uns ebenbürtig, fliegen wir aus der Kurve. Wenn wir unterscheiden, werden wir nur leiden.


    Ein Gespräch mit Ajahn Chah

    "Was auch immer der von falschen Ansichten erfüllte Mensch, seinen Ansichten folgend, in Werken, Worten und Taten verübt oder beginnt, und was auch immer er an Willen, an Sehnsucht, an Verlangen und Strebungen besitzt, so führt dies alles zu Unerwünschtem, Unliebsamem, Unerfreulichem, zu Unheil und zu Leiden."
    (A I 28 /A i 32)


    "Ansichten kommen in vielerlei Formen: Meinungen, Ideen, Vorstellungen, Überzeugungen, Theorien, Ideologien, Glaubensinhalte. Einige solcher Ansichten mögen Produkte bewußter und reiflicher Überlegung sein, andere beziehen ihre Kraft aus unbewußten und unreflektierten Anteilen unserer Psyche. Woher sie auch kommen mögen: es handelt sich bei ihren Inhalten immer um etwas, von dessen Richtigkeit wir - dumpf oder klar - überzeugt sind und dessen Kenntnis und Bekräftigung uns Identifikation bietet. Den weitaus größten Teil unserer Ansichten eignen wir uns unbewußt und durch simple Übernahme an. Ihr größter Verbündeter ist nicht der Eigensinn, sondern die bejahte Unwissenheit, nicht Querulantentum, sondern der Unwille zur Selbstprüfung, nicht Verschwörungstheorien, sondern die Weigerung, überlieferte Glaubensinhalte ergründend in Frage zu stellen.


    Und so bleibt mir, um von vermeintlich 'richtiger Ansicht' zur Tugend Rechter Anschauung zu kommen, nur der umsichtige und prüfende Gang durch das Gelände meiner Ansichten und meines Vorverständnisses, der sich orientierende Blick und meine Fähigkeit, abwechselnd den Weg und das Ziel ins Auge zu fassen. Wenn all dies mehr als bloße Selbstreflexion sein will, muß es sich auf Sammlung und meditative Innenschau stützen. Doch auch eine solche meditative Herzensergründung bedarf der nachträglichen Reflexion, um die aus der Tiefe geschöpften Erkenntnisse in die Ebene der Anschauung zurückzuführen. - Wie anderswo auch, empfiehlt es sich, daß selbst vertrauenerweckende Tritte erst vorsichtig belastet werden sollten. Halten sie dabei nicht stand, gehen wir zurück auf die letzte sichere Stelle und scheuen uns nicht zu üben, was uns die Schriften mit "Berichtigung der eigenen Anschauung" (ditthujukamma) ans Herz legen. Trägt jedoch der Grund unter unseren Füßen nach eingehender Prüfung, gilt es keinen Augenblick länger zu zögern, sondern beherzt voranzusteigen."


    Ajahn Akincano / Frühjahr 2004

    Geben (dana) ist einer der wesentlichen grundlegenden Schritte der buddhistischen Praxis. Für sich praktiziert ist er die Basis von Verdienst oder heilsamer Handlung (kamma). In Verbindung mit ethischem Verhalten, Konzentration und Einsicht, führt er letztendlich zur Befreiung von samsara, der Kreislauf des sich immer erneuernden Daseins. Sogar jene, die auf dem Pfad zur Freiheit bereits wohl verankert sind, praktizieren das Geben weiterhin, weil es zu guter Gesundheit, Schönheit und Glück in ihren noch verbleibenden Leben beiträgt. Bodhisattas (Wesen, auf dem Weg zur Buddhaschaft) vervollständigen dana parami oder die Vervollkommnung des Gebens bis zum höchsten Grad, indem sie frohen Herzens ihre Glieder und sogar ihr Leben geben, um anderen Wesen zu helfen.


    Susan Elbaum Jootla

    "In der Flüchtigkeit der Atemzüge erfassen wir die Vergänglichkeit des Körpers; in der Abhängigkeit des Atems von bestimmten Körperorganen und andererseits der Abhängigkeit des lebenden Körpers von der Atmung erfassen wir die mannigfache Bedingtheit des Körpers; im schweren Atem oder der Atmungs-Störung erfassen wir die Leidhaftigkeit des Körpers; im Atem als einer Manifestation des Wind- oder Bewegungselementes erfassen wir die unpersönliche Natur des Körpers."
    Nyanaponika

    "Geistesforschung ist unmittelbarste Praxis; ihr Ziel ist kein anderes, als das Wirken in den Griff zu bekommen. Versuchen wir zunächst einmal selbst, das Aktionsfeld des Wirkens, unsere Wirklichkeit also, etwas genauer zu bestimmen.


    Wie erleben wir Wirken? Auf zweierlei Weise: als Erfahrung und als Verhalten. Erfahrung und Verhalten sind grundlegende Funktionen unseres Daseins. Erfahrung entsteht ohne unser Zutun, sie strömt aus der Umwelt gleichsam in uns hinein, wir erleben sie passiv.


    Verhalten dagegen kehrt die Wirkensrichtung um; hier sind wir selbst Aktionsquelle und wirken auf die Umwelt ein.


    Die Frage ist nur: Welcher Zusammenhang besteht zwischen unserer Erfahrung und unserem Verhalten? Erschöpft sich in diesen beiden Funktionen unsere Wirklichkeit? Kritische Beobachtung lehrt: Zwischen Erfahrung und Verhalten vermittelt ein prüfendes und wertendes Element, welches wir mit Erkennen bezeichnen wollen. Je nach Erkenntnisvermögen werden gleiche Eindrücke unterschiedlich gedeutet und geben zu abweichendem Verhalten Anlaß Erkenntnis prägt die Erfahrung und läßt eine bestimmte Situation in diesem oder jenem Licht erscheinen.


    Und wie wir die Welt sehen, so reagieren wir auf sie. Dieses "Wie" ist von ausschlaggebender Bedeutung. Es entscheidet darüber, ob wir die Welt als harmonisch geordnetes Ganzes schauen und im Einklang mit ihr leben können, oder ob wir in ein wirres Chaos blicken und entsprechend schwachsinnig reagieren.


    Wir können dies leicht durch Beobachtung an uns selbst feststellen, weil unser Erkenntnisvermögen Schwankungen unterworfen ist. Es gibt Momente geistiger Klarheit, in welcher wir viele Faktoren unserer Wirklichkeit zu einer geordneten Übersicht verbinden können; dann sind wir von Freude durchdrungen und unser Handeln ist von spontaner Sicherheit und Gutheil.


    Dann wieder trüben Gier, Haß, Unruhe, Schlaffheit oder Zweifel unseren Blick, wir sehen die Dinge verzerrt, fühlen uns unsicher und elend und machen alles falsch. Verstehen oder Mißverstehen entscheiden mehr über unser Daseinsbefinden als die Dinge und Vorgänge, mit denen wir gerade konfrontiert sind.


    Mangelndes Erkenntnisvermögen nennt der Buddha Unwissenheit (avijja). Unwissenheit stört unsere Erfahrung, und gestörte Erfahrung bewirkt gestörtes Verhalten. Gestörtes Verhalten aber macht die Situation noch komplizierter, schafft neue Verwicklungen, neue Verwirrungen, neue Unsicherheit..."


    Sri Gnanawimala Maha Thero

    "Man muß sich darum bemühen, den Daseinserscheinungen mit wacher Besonnenheit zu begegnen und muß sie als das erkennen, was sie in Wirklichkeit sind - bloße Karma- Folgen, vergängliche Gebilde, Vorgänge oder Zustände des Bewußtseins, Produkte des eigenen früheren Willens. So entlarvt, vermögen sie Gier und Haß nicht zu erwecken. Man verfolgt das Entstehen und Vergehen diese Erscheinungen, ohne sich zu unbedachter Aktivität hinreißen zu lassen, ohne anzuhaften, unverwirrt und geistesklar."


    "Der einzige Weg" - Sri Gnanawimala Maha Thero

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    Die äußeren Möglichkeiten und auch die innere Kraft zum Wiederanfangen oder für eine Umkehr und Selbsterneuerung sind nicht unerschöpflich. Nie wissen wir, ob nicht gerade dieser Augenblick oder diese gegenwärtige Situation zum letzten Mal das Tor der Möglichkeit für uns geöffnet hält. Wir wissen nicht, ob die Kraft, die wir jetzt, wenn auch noch so schwach, in unseren Adern spüren, vielleicht die letzte ist, die uns noch über unsere Not hinwegzutragen vermag. Daher ist eben dieser Augenblick so kostbar. Lasset ihn nicht vorübergehen! mahnt der Buddha.

    Nyanaponika

    " DIE WILLENSWENDUNG


    Das Bewußtsein des Menschen kann die Tendenz zu einer immer umfassenderen Differenzierung haben, was gleichbedeutend ist mit einer Steigerung sowohl der Erlebnis-Intensität, wie des Horizontes, oder besser gesagt: der Einsicht in die Wirklichkeit.


    Wohlgemerkt, es kann sie haben, aber es muß sie nicht haben, ansonst diese Tendenz bei jedem Menschen zu finden wäre, was ja nicht der Fall ist. Sie kann schwach sein, temporär, wenig ausgeprägt, oder sie kann sehr stark sein, so stark, daß sie im einzelnen Falle alles durchdringt, alles Tun, Reden und Denken.


    In einem solchen Falle kann diese Differenzierung einmal ein Stadium von geradezu revolutionärer Wirkung in Hinsicht auf die bisher gepflogenen Denk- und Lebensgewohnheiten erreichen. Wenn die Einsicht in die Wirklichkeit zu einer anschaulichen im Sinne SCHOPENHAUER’s wird, d. h. zu einer absoluten, zu einer völlig durchdringenden, so muß und wird als unmittelbare Folge daraus eine Willenswendung resultieren, die dem bisherigen Wollen und Denken des betreffenden Menschen geradezu entgegengesetzt ist. Bisher war es ein Begehren nach immer neuen Erkenntnissen, nach immer neuen Erlebnissen und immer wieder neuen Empfindungen, Wahrnehmungen und Gestaltungen, mit den sich daraus gezwungenermaßen ergebenden Anhaftungen, und nun auf einmal steht der Begriff der Loslösung von all dem in dem Vordergrund, das Nicht-mehr-begehren, das Nicht-mehr-anhaften.


    Diese Transformation des bisherigen Willens zum Leben in einen solchen zur Abwendung vom Leben, diese Richtungsänderung und völlige Umkehrung der Tendenzen im Tun, Reden und Denken, ist das Resultat der völligen Einsicht in die Leidhaftigkeit des Daseins. Nur für den, der diese Einsicht gewonnen hat, hat der Begriff Erlösung im religiösen Sinne überhaupt Inhalt und Bedeutung, denn eine Erlösung vom Glück, von der Leidfreiheit, vom gewollten Dasein und Werden, kann von niemandem gewünscht und ersehnt werden. Wir suchen ja das Glück, die Leidensaufhebung, wir suchen sie immer und zu jeder Zeit, und in uns lebt die Hoffnung, sie trotz allen gegenteiligen Erfahrungen irgendeinmal doch noch zu finden."


    Max Ladner - "Wirklichkeit und Erlösung"


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    "Ihr müßt euch selbst erforschen. Erkennt, wer ihr seid. Lernt euren Körper und Geist kennen, indem ihr einfach beobachtet. Kennt euere Grenzen beim Sitzen, Schlafen und Essen. Wendet Weisheit an. Die Übung besteht darin, nicht zu versuchen, irgend etwas erreichen zu wollen. Seid euch nur dessen bewußt, was ist. Unsere ganze Meditation ist nur ein unmittelbares Anschauen des Geistes. Ihr werdet das Leiden erkennen, seine Ursache und das Ende. Aber ihr müßt Geduld haben – viel Geduld und Ausdauer. Nach und nach werdet ihr lernen. Buddha lehrte seine Schüler, mindestens fünf Jahre bei einem Lehrer zu bleiben. Ihr müßt den Wert des Gebens, der Geduld und Hingabe lernen.


    Übe nicht zu streng. Verliert euch nicht in Äußerlichkeiten. Andere zu beobachten ist schlechte Übung. Seid ganz einfach natürlich und seht euch dabei zu. Unsere Mönchdisziplin und die klösterlichen Regeln sind sehr wichtig. Sie schaffen eine einfache und harmonische Umgebung. Nutzt sie gut. Aber denkt daran, der Kern der Mönchdisziplin ist die Betrachtung der eigenen Absicht, das Untersuchen des eigenen Geistes. Seid weise. Unterscheidet nicht. Regt ihr euch etwa über einen kleinen Baum im Wald auf, weil er nicht so groß und gerade gewachsen ist wie einige der anderen Bäume? Das wäre ja albern. Beurteilt deshalb andere Menschen nicht. Es herrscht eben eine große Vielfalt. Kein Grund, sich die Last aufzubinden, alle ändern zu wollen.


    Also, seid geduldig. Übt euch in Sittlichkeit. Lebt einfach und natürlich. Beobachtet euren Geist. Das ist unsere Übungsweise. Sie wird euch zu Selbstlosigkeit führen, zu Frieden."


    Ajahn Chah

    ... eine gute Idee!
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    "Das ist sehr wichtig: Versuche in deiner Praxis nicht, irgendwo hinzukommen. Gerade das Verlangen, frei oder erleuchtet zu werden, verhindert deine Freiheit. Du kannst dich so viel bemühen, wie du willst, und Tag und Nacht leidenschaftlich üben – doch solange es im Geist noch Verlangen ist, etwas erreichen zu wollen, wirst du keinen Frieden finden. Die Energie des Verlangens wird die Ursache des Zweifels und der Unruhe sein. Es ist dann wohl gleichgültig, wie lange und intensiv du auch deine Übung praktizierst – denn die Weisheit wird niemals aus einem Verlangen entstehen. Laß also einfach los! Beobachte achtsam deinen Geist und Körper; aber versuche nicht, etwas erreichen zu wollen – nicht einmal die Erleuchtung!"


    Ajahn Chah - ein Lehrgespräch