Beiträge von Anandasa im Thema „Was ist säkularer Buddhismus?“

    Der Aufsatz hat viele gute Ansätze. Ich habe aber den Eindruck, dass er vorwiegend den Ansatz von Batchelor im Blick hat, während ich den Eindruck hab, es gibt viele verschiedene säkulare Ansätze, die mit Batchelor nicht unbedingt in Eins zu setzen sind

    Ja, das ist ein guter Punkt. So wie ich Batchelor verstehe bedeutet für ihn säkulärer Buddhismus kein Karma und keine Wiedergeburt. Damit wären für ihn die religiösen Elemente entfernt. Ich bin auch säkular orientiert und kann das Streichen von Karma gar nicht nachvollziehen und Wiedergeburt hat für mich immer noch sehr heilsame Aspekte, die nicht religiös sind.


    Karma ist für mich die Rückwirkungen meiner eigenen Gedanken und Taten auf mich selbst. Diese Rückwirkungen kann ich täglich mehrfach an mir beobachten. Es ist für mich nichts religiöses, sondern einfach eine Ursache-Folge-Beziehung. Ich habe nie verstanden was Batchelor daran als religiös ansieht.


    Wiedergeburt wird zweilsohne von vielen Buddhisten sehr religiös gesehen. Es gibt scheinbar ein starkes Bedürfnis nach Religiösität. Das sieht man auch immer wieder in diesem Forum. Wie oft wird so formuliert als ob die gleiche Person wiedergeboren werden würde, obwohl das nur im Hinduismus so ist und im Buddhismus genau nicht? Noch öfter sehe ich Formulierungen, die ausdrücken, das man selbst als Person wiedergeboren wird.


    Trotzdem hat für mich Wiedergeburt eine sehr wichtige Funktion: Es beendet die Konzentration auf das eigene Ego, was enorm wichtig ist um aus geistigen Leiden auszusteigen. Ich versuche ein heilsames Leben zu führen, damit nachfolgende Existenzen ein möglichst heilsames Leben führen können oder gar ein heilsameres als ich.


    Ich bin wegen meiner zurückhaltenden Art im Leben oft zu spät gekommen. Aus diesem Problem habe ich mich sogar ziemlich gut rausgearbeitet und bin nun doch zum Glück nicht im Leben alleine geblieben. Aber ich habe trotzdem verschiedene Dinge im Leben nicht gehabt, die sich fast jeder wünscht. Es kommt immer wieder vor, dass ich eingefangen werde vom Sinieren über die vertanen Chancen, die nicht mehr zurückkommen, da alles vergangen, und die günstigen Voraussetzungen von damals nicht mehr existieren. Hier hilft mir das Denken, das ich im Zusammenhang mit Wiedergeburt (bzw. besser gesagt neues Werden) entdeckt habe: Ich versuche in meinem Leben heilsame Voraussetzungen für nachkommende Leben zu schaffen. Dann ist mein Ego nicht mehr damit beschäftigt, was mir alles im Leben entgangen ist, sondern die Menschen um mich herum werden in mein Leben miteingezogen und ich trete ihnen wohlwollend gegenüber statt egozentrisch. Das ist ein ganz wichtiges Prinzip. Deswegen würde ich Wiedergeburt nicht aus dem säkulärem Buddhismus streichen. Man muss sich nur überlegen welchen nicht-religiösen sinnvollen Anteil es hat, den man für sich verwenden möchte.