Beiträge von Bhavanga im Thema „Gefühle“

    Mir ist zum Thema Gefühle und ihrer Bewusstwerdung durch Meditation und Achtsamkeit noch was wichtiges eingefallen.


    Es wird ja immer so gesagt, durch die Achtsamkeit ist man nicht mehr das Gefühl, das Gefühl nur noch Gefühl und man identifiziert sich nicht mehr damit.


    Das klingt vielleicht für unerfahrene so, als sollten sie ihre Gefühle komplett entreizt sehen, als nichtig ansehen oder gar schwinden lassen. Sozusagen das Schwinden der Gefühle durch Unterdrückung oder völlige Loslösung von ihnen, ihnen keinen Raum mehr zu geben. Das wäre ja schlecht, denn die Gefühle sind ganz wichtige Signale über den Geisteszustand, die man besser nicht zu sehr ignorieren sollte, da es sonst den Geist in seiner Lebendigkeit stark schwächen kann.


    Was meine Erfahrung mit Meditation und Gefühlen und ihrer Beobachtung ist, ist aber eine subtil andere. Ja, man ist nicht mehr völlig in dem Gefühl aufgelöst und identifiziert sich mit dem Erregungszustand nicht mehr so stark. Aber das Gefühl ist auch nicht weg, und wird auch nicht wirkungslos. Vielmehr "trägt" man es vorrübergehend mit sich, gleich einer Kleidung oder einem Schmuckstück. Man nimmt noch seine Qualität wahr (sogar viel tiefer und genauer, kann es besser benennen), seine Aussage, wird noch bewegt davon. Nur nicht mehr so stark, man steht gewissermassen mit diesem Gefühl in der Hand, und kann es besser halten und auch bei starken Gefühlen kontrolliert bleiben, und es auch daran hindern sich zu stark auszudehnen. Negative oder zerstörerische Gefühle verlieren so auch ihren Schrecken - man merkt den Schmerz oder die Wut, aber nicht mehr so allmächtig, kann sich gleichzeitig besser trösten und beruhigen, das Gefühl im Zaum halten. Gefühllos wird man dadurch auch nicht - im Gegenteil finde ich beeinflussen positive Gefühle den Geist viel tiefer und klarer, hin zu heilsameren Einstellungen, es wird alles bewusster und schult so das Denken mit Gefühlen besser umzugehen und sich von ihnen aufrichtiger leiten und inspirieren zu lassen.

    Ich glaube Achtsamkeit über die Gefühle ist eine Fähigkeit, die man erlernt, wenn man...nun ja bewusst mit diesen Gefühlen umgeht, wenn sie auftreten. Das schwierige ist, dass man viele nicht einfach so bewusst hervorrufen kann, sondern sie entstehen eher aus sie auslösenden Situationen heraus. Man lernt sie also eher im Fluss des Lebens kennen, wo sie spontan auftreten, finde ich. Ich finde es auch normal, dass Emotionen in der Kindheit und Jugend viel stärker präsent sein können als später, wo sie immer seltener auftreten. Das kann vielleicht daran liegen, dass man durch die Lebenserfahrung abgeklärter geworden ist, und dadurch emotional stabiler aber auch ruhiger geworden ist. Es kann auch passieren, und das muss nicht permanent sein, dass man Emotionen in bestimmten Zuständen, auch längerfristig, nicht mehr spüren kann, was durchaus belastend sein kann, aber auch therapeutisch behandelt werden kann.


    Ich glaube ich kann meine ganz gut beschreiben. Also es geht ja um Emotionen, ich nenne die körperlich empfundenen mal "primäre Emotionen". Ich fühle die oft wie körperliche Gefühle, ähnlich Wärme- bzw milden Schmerzgefühlen, nur innerlich und meist intensiver bzw. etwas anders bzw geistiger als sensorisches Fühlen. Sie können subtil sein oder kräftig. Und sie können auch Ausläufer in die Körperlichkeit haben, wenn sie stark sind, etwa Zittern, sich zusammenziehende Kehle oder Brust, Tränen in den Augen, Zucken im Bauch usw. Sie sind auch lokalisiert und immer an ähnlichen bzw. derselben Stelle, wobei die eher elementaren Gefühle wie Angst oder Lust mehr im Bauch oder der Brust stattfinden, und "edlere" Gefühle wie Güte oder Mitgefühl in der Kehle bzw. im Gesicht auch. Sie können sich auch verbunden an mehreren Stellen gleichzeitig melden, wie Rührung (deutscher Name von Metta...) sich in Brust und Kehle und hinter den Augen zugleich zeigen kann. Sie sind anders als Wärmewahrnehmungen aber auch mit dem Verstehen ihrer Sinnhaftigkeit verbunden, etwa Güte in der Kehle bzw. hinter den Augen bewegt sich mit grosser Zuwendung der Sache gegenüber, die sie ausgelöst hat, Angst ist direkte Reaktion auf bedrohliche Sachverhalte und entwickelt sich auch mit dem Bewusstsein über diese Auslöser und deren Ausmass und Veränderungen daran. Manchmal erlebt man aber auch solche Emotionen, und weiss nicht genau warum man sie fühlt, merkt nur einen vagen geistigen Bezug wie Kummer oder Freude, aber worauf genau sie zielt kann manchmal auch im Dunkel bleiben.


    Es gibt aber scheinbar auch eine Reihe eher geistiger Gefühle bzw emotionaler Äusserungen des Ego, oder eben auch dann mitunter als Teil der Kette des bedingten Entstehens. Diese entsprechen eher geistigen Neigungen Gedanken bzw. Vorstellungen gegenüber, etwa direkte Ablehnung oder Zuneigung zu einem Gedanken hin, oder eine geistige Ausrichtung der empfundenen Persönlichkeit oder der Willenstätigkeit auf eine Sache hin.